(i) Gute Lebensführung

Es ist für die Meditation absolut notwendig, dass man seinen eigenen Lebensunterhalt ehrlich oder durch eigene Arbeit verdient. Nur solche Menschen können anbeten, deren Verdienst ehrlich ist.

Bu' Ali sagt, dass man für die Meditation ehrlich verdiente Nahrung zu sich nehmen sollte, damit man keinerlei Kummer oder Sorgen hat.

Nimm für die Meditation Nahrung zu dir, die ehrlich verdient ist, auf dass dein Kummer und dein Leid nicht zunehmen mögen.

Ehrlich erworbene Nahrung erzeugt ein besonderes Licht in uns, durch das Wissen und Verstand geschärft und Liebe sowie Demut erweckt werden. Wenn einer beim Essen ein Gefühl von Neid oder Feindseligkeit verspürt, sich nicht an Gott erinnert oder sein Intellekt abgestumpft ist, dann ist das ein klares Zeichen dafür, dass das Essen auf unehrliche Weise erworben wurde. Nahrung ist wie eine Saat. Je nachdem, ob die Samen unrein oder rein sind, werden ihre Früchte schlechte oder gute Gedanken in unserem Gemüt erzeugen. Durch die Aufnahme von Nahrung, welche sowohl durch harte Arbeit als auch durch ehrliche Mittel verdient wurde, werden wir geneigt sein, über den Herrn zu kontemplieren und uns an Ihn zu erinnern. Indem wir hart verdientes Brot essen, beginnen wir, gute Tugenden zu verinnerlichen. Gott hat uns Hände und Füße gegeben. Wir sollten uns unser Essen durch ihren richtigen Gebrauch verdienen.

Wir dürfen den Reichtum anderer nicht begehren oder ersehnen. Wer bettelt, steht in der Pflicht und ist von anderen abhängig. Sei mit dem zufrieden, was du bekommst. Sei von niemandem abhängig. Lass dich nicht von dem luxuriösen Leben anderer verführen.

Nimm das trockene und ungebutterte Brot und kaltes Wasser. O Farid, lass dich nicht vom Butterbrot der anderen verführen.

Farid, 1379-8

Wenn unsere Nahrung einfach ist, werden wir weniger Bedürfnisse haben. Wenn ein Mensch seinen Lebensunterhalt durch andere bestreitet, bleibt er nicht unabhängig, sondern wird zum Sklaven anderer und schwelgt in ungebührlichen Schmeicheleien. Wenn er seine Hände, Füße, sein Gehirn und seine Ohren nicht benutzt, wird er handlungsunfähig. Er wird auch von der Nahrung beeinflusst, die von anderen verdient wird – wenn sie nicht auf redliche Art und Weise erworben wird – werden seine Gedanken und sein Gemüt in ähnlicher Weise beeinflusst.

Maulana Rumi sagt:

Nimm kein Essen am Tisch anderer oder ohne Bezahlung an, auf dass ihr Blut dich nicht zu beeinflussen vermag. Die Nahrung anderer, wenn sie durch Gewalt oder Ungerechtigkeit erlangt wird, ist wie Blut.

Wende dich davon ab, von der Allgemeinheit zu leben, sodass du nicht von ihrem Blut betroffen sein mögest. Betrachte diese Nahrung als ihr Blut, denn sie wird mittels Gewalt erlangt.

Guru Nanak sagt, dass ein Stück Stoff, das mit Blut beschmiert ist, als unrein gilt. Es gibt Blutsauger, die mit unlauteren Mitteln fett werden und Reichtum anhäufen, indem sie sich die Rechte anderer aneignen. Die Einkünfte solcher Menschen sind voll mit dem Blut und den Seufzern der anderen. Wie kann das Gemüt eines Menschen rein bleiben, wenn er ihre Nahrung zu sich nimmt? Gottes Name sollte aus reinen Gemütern und guten Zungen kommen. Aber niemand kann auf dem Pfad Gottes erfolgreich sein, wenn er solche Speisen isst.

Wenn ein Tuch mit Blut befleckt ist, wird es unrein. Wie kann das Gemüt derer, die Blut saugen, rein sein. O Nanak, nimm den Namen Gottes mit einer reinen Zunge an. Der Rest sind leere Schauspiele und deine Taten sind falsch.

Majh War M1, 140-10

Guru Nanak, so wird gesagt, lehnte die Einladung eines wohlhabenden und einflussreichen Gouverneurs namens Malik Bhago zum Essen ab. Er akzeptierte und aß jedoch das grobe Essen, welches ein armer Zimmermann namens Lalo anbot. Malik war sehr wütend. Er rief Guru Nanak und fragte nach dem Grund für eine solche Beleidigung. Guru Nanak erklärte ihm, dass sein Reichtum durch das Aussaugen des Blutes der Armen angehäuft worden war, während Lalos Einkommen auf verdienstvollen Taten beruhte. Aus solchem Besitz zubereitetes Essen, welches mit redlichen Mitteln verdient wurde, ist voller Milch, auch wenn es grob und schal ist. Aber Essen, das mit unlauteren Mitteln zubereitet wurde, ist voller Blut. Er drückte die beiden Brotstücke mit seinen beiden Händen zusammen. Aus dem einen sickerte Blut, aus dem anderen Milch.

Geld ist für ein ehrliches Leben unerlässlich.

Guru Har Gobind ging einst mit seiner Frau nach Gujrat. Die Leute machten sich über Ihn lustig und sagten, dass Askese nicht mit Reichtum vereinbar sei. Guru Sahib sagte, dass Geld zum Leben notwendig ist, egal ob man ein Bettler oder ein reicher Mann ist. Seinen Reichtum zu verbergen und sich selbst als einen losgelösten Menschen darzustellen, bedeutet, die Welt zu täuschen. Wenn jemand durch seine faulen Gewohnheiten von anderen abhängig ist, verdient er ebenfalls Ablehnung.

Sants haben immer gelehrt, dass man seinen eigenen Lebensunterhalt verdienen sollte. Ein solcher Verdienst hilft anderen. Die Meditation über Gottes Namen für einige Zeit ist der eigene Verdienst. Wenn ein Sadhu von anderen lebt, sollte er nicht mehr als seinen Bedarf nehmen und fünf oder sechs Stunden lang meditieren, da dies notwendig ist, um die (beim) Unterstützer (bestehende) Schuld zurückzuzahlen.

Es ist notwendig, Geld für den eigenen Lebensunterhalt auf redliche Art und Weise zu verdienen. Geld, das mit unlauteren Mitteln verdient wird, ist in Wirklichkeit kein Reichtum, sondern Blut von anderen. Das Erwirtschaften mit redlichen Mitteln ist wie Milch. Ein Bettler, der seine Kinder durch Betteln ernährt, kann auf dem Spirituellen Pfad keinen Erfolg erzielen. Dieser Grundsatz gilt für alle gleichermaßen, egal ob man ein Hausherr oder ein Sadhu ist. Die Hinterlassenschaften eines anderen zu essen, ist wie Gift. Dies sollte vermieden werden.

Der zehnte Guru hatte große Opfergaben in Höhe von zwei Lakhs (zweihunderttausend) Rupien erhalten, aber Er nahm davon, obwohl aufgrund vieler widriger Umstände erheblicher Bedarf bestand, nichts für Seinen eigenen Gebrauch, sondern warf es in den Fluss und sammelte neue Mittel für die Kriegsnotwendigkeiten. Auf die Frage, warum er das getan habe, sagte Er, dass es aus Opfergaben bestehe und wie Gift sei. Keine Mutter gibt ihren Kindern Gift, sagte Er.

Alle Sants waren gegen das Betteln.

Guru Nanak sagt, dass man sich schämen sollte, an der Tür anderer zu betteln. Wenn der Transzendentale Eine alles durchdringt, warum sollte man betteln.

Schämst du dich nicht, an der Tür anderer zu betteln?

Ramkali M1, 903-8

Der Transzendentale Eine durchdringt alles, warum sollte man dann betteln?

Ramkali War M1, 953-5

Guru Amar Das sagt, wenn ein Yogi als Bettler von Haus zu Haus zieht, wie wird er dann vor dem Gericht des Herrn Rechenschaft über seine Handlungen ablegen?

Nachdem er ein Yogi geworden war, wanderte er überall umher und bettelte von Tür zu Tür. Wenn Rechenschaft verlangt würde, wie würde er antworten?

Maru-War M1, 1089-7

Guru Nanak gibt den Gurus und Pirs eine klare Warnung: Wenn sich ein Mann Guru nennt, aber zu seinen Schülern geht, um für den Unterhalt seiner Kinder zu betteln, dann sollten wir uns nicht zu seinen Füßen verbeugen. Er ist weit entfernt von Spiritueller Gesinnung. Derjenige, der seinen eigenen Lebensunterhalt verdient und anderen einen Teil desselben abgibt, ist geeignet, Spiritualität zu verstehen.

Wenn ein Guru oder Pir betteln geht, verbeuge dich nicht vor seinen Füßen. O Nanak, derjenige, der seinen Lebensunterhalt verdient und einen Teil davon als Spenden gibt, kennt den Weg wirklich.

Sarang War M1, 1245-17

Ein Sadhu, der bei einem Hausherrn bettelt, verliert die Vornehmheit seiner Stellung als Sadhu. Ein Hausvater, welcher das Geld eines anderen nimmt, fällt von seinen Prinzipien ab. Wenn ein Hausvater Geld von einem Sadhu nimmt, wird er erniedrigt und es ist sehr schwierig, ihn zu erlösen. Kabir Sahib war entschieden gegen das Betteln. Er sagt, dass manche Menschen keinem Vollendeten Meister begegnen und, wenn sie unvollständige Lehren hören, das Gewand eines Yogis annehmen, aber von Tür zu Tür betteln. Betteln ist wie Sterben. Man sollte nicht betteln. Dies ist die Lehre aller Großen Meister. Es ist besser zu sterben, als zu betteln, denn wenn man sagt: ,Bitte gibʽ gehen die Herrlichkeit des Lebens und der Respekt vor dem Leben verloren. Mitgefühl und brüderliche Behandlung hören auf. Die Glorie dieses Körpers liegt darin zu geben, während man lebt.

Der Vollendete Meister wird nicht getroffen und die Lehren werden nur unvollkommen verstanden. Er zieht sich das Gewand eines Yogi an und bettelt von Tür zu Tür. Betteln ist wie Sterben und niemand sollte betteln.

Es ist besser zu sterben als zu betteln. Das ist die Lehre des Großen Meisters. (Die) Glorie ist verloren, (der) Respekt ist verloren und (die) Liebe ist verloren. Diese drei sind in dem Moment verloren, in dem eine Bitte geäußert wird.

Sheikh Farid betet: ,O Herr! Zwinge mich nicht, an der Tür von anderen zu sitzen. Wenn das Dein Wille ist, nimm mir das Leben.ʽ

O Herr, zwinge Farid nicht, an der Tür anderer zu sitzen. Wenn Du ihn auf diese Weise belassen willst, nimm ihm das Leben.

Farid, Salok, 1380-2

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Fußnote: