Gott wie von den Sants veranschaulicht

Glauben die Sants an Monotheismus, Dualismus oder Trinität? Die Sants glauben weder an die Dualität noch an die Trinität. Sie betrachten den Monotheismus von einem realistischen Standpunkt aus. Ist der bloße Glaube an ,Einenʽ gleichbedeutend mit Monotheismus? Wenn man die Sache genau betrachtet, führt der Glaube an ,Einenʽ zu einem Konzept von Trinität.

  1. Die Sache, von der eine geistige Vorstellung entworfen wird,
  2. der Mensch, welcher die geistige Vorstellung entwirft und
  3. der Glaube.

Wo es eine Vorstellung von Drei gibt, kann es keinen Monotheismus geben. Derjenige, der versucht, den Monotheismus durch logisches Denken zu begründen, zerstört ihn in Wirklichkeit.

Den Monotheismus durch logisches Denken erfassen zu wollen, heißt, ihn zu zerstören.

Shamas-i-Tabrez

Wenn es einen und nur einen gibt, kann es keinen Dialog durch den Einen geben. Ein Dialog kann nur stattfinden, wenn es zwei gibt. Jemand würde dann mit dem anderen reden, ihn schmecken oder riechen. Wenn es nur einen gibt, wer wird dann hören oder riechen oder schmecken oder sagen? Deshalb haben die Sants die Aufmerksamkeit auf die Eine Wirklichkeit gelenkt.

Kabir sagt:

Wenn ich Einer sage, dann ist Er nicht so. Wenn ich zwei sage, wäre es Blasphemie. Er ist, was Er ist, sagt Kabir nach tiefem Nachdenken.

Wenn von ihm gesagt wird, dass er einer ist, dann ist Er nicht der Einzige; denn das Wort ‚einer‛ kann nicht verwendet werden, es sei denn, es gibt zwei Wesen. Wenn man sagt, dass es zwei sind, werden beide begrenzt und lokalisiert. Ob wir die Worte Rehman (der Barmherzige) und Shaitan (der Teufel) oder Dayal (der Barmherzige) und Kal (die Negative Kraft) verwenden, beide sind begrenzt. Das führt im Prinzip zu einer Abweichung.

Gemüt, Sprache und Intellekt haben hier keinen Platz. Als Er in sich Selbst verborgen war, war Er weder eins noch zwei. Er hatte keine Form oder Eigenschaften. Was genau Er war, kann nicht beschrieben werden. Der verborgene Eine kann nur beschrieben werden, wenn Er offenbar wird. Im ungeoffenbarten Zustand war Er unfassbar, unerkennbar und namenlos. Er war weder der Handelnde, noch das Wesen, noch der Schöpfer. Es gab weder den Schöpfer, noch das Geschöpf, noch die Schöpfung. Dieser Zustand kann bis zu einem gewissen Grad im Tiefschlaf verwirklicht werden. Die Sants haben diesen  Zustand – namenlos – zu ihrem Ideal gemacht.

Die Gurus haben den Höchsten Herrn oder das namenlose Wesen als Wad Purush (Großer Herr), Soami (Herr), Khasam (Besitzer), Adi Niranjan (Makelloser) und Nirankar (Formloser) beschrieben.

Du bist all-durchdringend. Was soll ich sagen; höre, Du mein Meister. Du bist der Große Allwissende.

Sri Rag M5, 51-13

Du bist der große Herr; Du bist unerkennbar und unsichtbar; auf unserer Suche finden wir Dich unergründlich. Du bist jenseits des Jenseits; und Du allein kennst Dich selbst.

Kanara M4, 1296-7

Singe das Lob des Herrn; Du wirst all Deine Wünsche erfüllt bekommen. Nanak gedachte des Herrn; Er wurde erlöst.

Bilawal M5, 848-15

Er ist der Herr von Myriaden von Universen, der Erhalter von allem Leben. Er kümmert sich um alles und unterstützt alles; aber das Universum erkennt Seine Wohltätigkeit nicht an.

Sorath M5, 612-6

Du bist mein Schild, o Herr, deshalb denke ich an keinen anderen; und ich bleibe sorglos, mich auf Deinen Namen stützend.

Ramkali M5, 884-4

Erhaben und überaus hoch ist der Hof des Herrn, unergründlich und jenseits aller Gedanken. Sagt Nanak, es ist durch den Namen des Herrn, dass man mit Herrlichkeit gesegnet wird.

Maru M5, 1003-14

O, unser unendlicher Herr, Du, der Du vom Anfang des Anfangs bist, o, unser ursprünglicher Herr, unser Makelloser Einer, ich denke darüber nach, wie ich auf Dich eingestimmt werden kann, o, Verkörperung der Wahrheit.

Maru M1, 1023-11

Er ist anfangslos und ein Makelloser: Er ist ohne jegliche Attribute. Er durchdringt alles und doch ist Er von allem getrennt.

Maru M5, 1075-13

Tulsi Sahib beschrieb ebenfalls als den Herrn und Ursprung von allem.

O Herr! Du bist der Ursprung von allem.

Die Sants sagen, dass die Wohnstatt des Herrn sehr schön und ein Ruheplatz für die Ergebenen ist. Die Sants verlassen sich ganz und gar auf Ihn.

Die Wohnstätte des Herrn ist herrlich; in ihr verweilen die Ergebenen. Sie leben in dieser Hoffnung.

Sri Rag M5, 80-19

Der  Rang des Herrn wird im Gurbani auch Hari Rai (Herr der Herren) und Maha Dayal (Barmherzigster) genannt.

Er ist der Erhalter der Welt, höchst wohltätig, höchst weise und höchst barmherzig ist Er.

Gauri M5, Chand 249-7

Dieser Große Herr ist unsichtbar, unendlich, nicht wahrnehmbar und höchst wunderbar. Er ist selbst-existent und selbst-leuchtend.

Du bist der Barmherzige Herr. Du bist dem Tod nicht unterworfen. Du bist unbeschreiblich. Du bist unerkennbar und wundervoll.

Mam M1, 1038-15

Er ist unsichtbar, unendlich und unergründlich. Er ist jenseits des Todes und der Taten. Er ist selbst-existent, ungeboren und ohne Kaste. Er ist jenseits von Verhaftung und Täuschung.

Sorath M1, 597-5

Der Herr ist jenseits von Zeit und Zeitlosigkeit, hoch und getrennt. Die ganze Schöpfung steht unter Seinen Verfügungen, doch Er ist nicht der Handelnde. Er ist jenseits von Form und Formlosigkeit. Er ist allgegenwärtig und der Erhalter von allem; Schöpfer, unbeweglich, allmächtig, unvergänglich, Erlöser der Sünder, unerkennbar, unzugänglich, ohne Anfang, ewig und reines Bewusstsein. Er ist ewig, unverwundbar, ein Speicher von Wissen und Nektar, ohne Attribute, freundlich zu den Ergebenen, selbstexistent, getrennt von allem, ein Ozean der Süße und ist allgegenwärtig. Er ist die Verkörperung von Shabd (dem Heiligen Geist oder dem Tonstrom) und Sein Name erhält alles. Der Name hat die Eigenschaften des Benannten Einen.

Sein Aufenthaltsort wird von den Gurus als Nij-ghar (Eigenes Heim), Nishchal Dham (Unveränderlicher Aufenthaltsort) und Param Pad (Höchster Aufenthaltsort) beschrieben. Er hat sowohl Anteil an Zeit und Zeitlosigkeit als auch an Form und Formlosigkeit. Was auch immer gesehen wird, ist Seine Manifestation.

Guru Nanak hat Ihn im Jap Ji wie folgt beschrieben:

Der Eine, von der Form her der Urklang (Om), vom Namen her das Ewig Wahre, vom Sein her der Schöpfer, ohne Furcht, ohne Feindschaft, zeitlose Existenz, ungeboren, selbst-existent mit der Gnade des Meisters.

Es ist unmöglich, diesen Großen Herrn zu beschreiben, Der namenlos, ewig existent, der  Makellose und ohne Attribute ist. Er ist jenseits von Gemüt und Sprache. Er kann nicht durch Intellekt und Vorstellungskraft verstanden oder erkannt werden. Er wird von der Seele nur erfahren, wenn das Gemüt und der Intellekt zur Ruhe gekommen sind.

Er wurde als 'Eins' beschrieben. Dies ist ein Hinweis auf Seine Form. Die alten Weisen haben Ihn als OM beschrieben. Durch die Kontemplation über die einzelnen Buchstaben von OM, die Götter Brahma, Vishnu und Mahesh (Shiva)1, wurden die Kräfte der Schöpfung, der Erhaltung und der Zerstörung erfasst und das Fundament der hinduistischen Dreifaltigkeit gelegt.

Die Gurus jedoch nehmen die Zahl 1 oder das Wort Eins, um jene Existenz zu repräsentieren, die jenseits von Beschreibung und Äußerung ist. Er, der Eins ist und der keinen Partner hat. Die Platzierung der Zahl 1 (Eins) vor OM zeigt, dass sich Eins nicht auf die Dreifaltigkeit bezieht. Der Eine wird als allen überlegen angesehen, denn als der zeitlose Eine die Idee der Schöpfung erdachte, ging von Ihm ein Klang aus, der dem Klang des Om ähnelte.

Muslimische Heilige beschreiben diesen Klang als ,Huʽ und sagen, dass daraus das Universum erschaffen wurde. Es ist Sein Dhun Atmak Naam (Unaussprechbares oder Unaussprechliches Wort). Sich damit zu vereinen ist das Mittel, mit dem wir dem Herrn begegnen können.

Onkar ist die Form, in der sich der unendliche Schöpfer selbst offenbart hat.

Bhai Gurdas, Var 37, Pauri-2

Bhai Gurdas sagt wiederum:

Der Absolute manifestiert Sich, die Zahl ,1‛ (Eins) ist Seine Manifestation. Es bringt mich dazu, in Seiner Nähe zu sitzen.

Bhai Gurdas, Var 3, Pauri-15

Der Eine weitete Sich aus und Onkar nahm Gestalt an.

Bhai Gurdas, Var 6, Pauri-4

Der Eine weitete Sich aus und Onkar nahm verschiedene Formen an.

Bhai Gurdas, Var 18, Pauri-1

Der Selbstgeborene ist Eins; es gab Bewegung in Ihm, und sie brachte Onkar hervor.

Bhai Gurdas, Var 22, Pauri-1

Dieser Eine ist unvorstellbar. Erkenne, dass Er die Wirklichkeit ist.

Bhai Gurdas, Var 22, Pauri-14

All diese Schöpfung ist aus Ekankar (dem Einen) hervorgegangen. Derjenige, der das Geheimnis der ‚1‛ versteht, wird dadurch zum Schöpfer und zum Herrn.

Erkenne das Geheimnis des Einen. Werde der Schöpfer und der Herr.

Ramkali M1, 930-18

Das Geheimnis der ,1ʽ (Eins) wird in jenen reinen Herzen offenbart, deren Körper bewegungslos wird, deren Gemüt und Sinne zur Ruhe kommen und deren Aufmerksamkeit (Surat) und Sicht (Nirat) auf einen Punkt gerichtet werden. Mit anderen Worten, wenn das Gemüt und der Intellekt ruhig werden, ist die Erlösung das Ergebnis.

Derjenige, der dem Einen dient, wird befreit. Sein Kommen und Gehen hört auf.

Ramkali M1, 930-12

Der Gurumukh erlangt den Einen. Aber ein solcher wird selten gefunden.

Ramkali M1, 930-15

Wer erkennt, dass der Eine Einer ist, der kennt alles, sowohl hier als auch im Jenseits.

Gauri M4, 281-11

Sat Naam:

Sat Naam (Wahrer Name Gottes) ist die Wahrheit, die in den drei Zeitperioden – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – nicht vergeht. Es ist immer Wahr und ändert sich nicht. Es ist der persönliche Name des Herrn.

Der fünfte Guru in der Linie von Guru Nanak hat gesagt:

Die Zunge spricht Deinen endgültigen Namen aus. Sat Naam ist Dein uralter, ursprünglicher Name.

Maru M5, 1083-12

Alle anderen Namen sind bezeichnende Namen, welche eine Eigenschaft oder Tugend beschreiben, wie zum Beispiel "Schöpfer", weil Er erschafft, oder "Barmherziger Herr", weil Er Barmherzigkeit schenkt.

Sat – gemeinhin mit Wahrheit übersetzt – zu verstehen, ist sehr schwierig. Es ist etwas anderes als Wahrheit und Unwahrheit. Wahrheit und Unwahrheit sind ein Paar von Gegensätzen und erhalten Licht voneinander.

Die Gurus sprechen jedoch von jenem Sat, das selbstleuchtend und selbstgenügsam ist. Sowohl Wahrheit als auch Unwahrheit existieren dort nicht. Es ist jenes Sat, das sowohl die Wahrheit als auch die Unwahrheit erhält.

Der Guru Granth Sahib hat klar konstatiert:

Wahr, Wahr, Wahr ist Er, nein, nicht einer ist getrennt vom Wahren Purush.

Gauri M5, 250-17

Dieses Sat wird erfahren, wenn das Gemüt und die Sinne zur Ruhe kommen, und derjenige, der diese Erfahrung macht, kennt den Schöpfer.

Für den, der Ihn kennt, ist alles Wahrheit. O Nanak, Er allein ist Wahr.

Gauri M5, 285-8

Wer in seinem Herzen an Gott als Wahrheit glaubt, kennt die Essenz des Schöpfers, die Ursache der Ursachen.

Gauri M5, 285-9

Laut Wörterbuch kommt das Wort Naam (Name) von einer Sanskrit-Wurzel, die ,bekannt, bestimmend und endgültigʽ bedeutet. Das Wort, mit dem wir einen Menschen oder eine Sache bezeichnen, um ihn oder sie von anderen zu unterscheiden, heißt Name. Aber im Guru Granth Sahib ist mit Naam (Name) jene alles durchdringende Kraft gemeint, Welche alle Universen und Regionen regiert, Welche die Quelle allen Wissens und aller Kontemplation ist und Welche alles aufrechterhält.

Guru Arjan singt das Loblied auf dieses Naam wie folgt:

Naam erhält alles Wissen und alle Kontemplation. Naam erhält alle Himmel und Unterwelten. Naam durchdringt alle Welten.

Gauri M5, 284-12

Der Herr manifestiert Sich Selbst als Naam. Sat ist eine Welle dieser Ewigen Existenz. Die Seele wird mit Ihm verbunden und erfreut sich Seiner Glückseligkeit. Der Herr ist Eins; aber wenn Er Sich offenbart, wird Er als Sat Naam (Wahrer Name) erkannt. Die Seele erfährt Ihn, indem sie sich mit Seiner definitiven und unteilbaren Existenz verbindet. Dies ist weder eine Sache des Geredes noch der bloßen Einbildung. Sants und Seher erfahren Es und sie geben zu, dass sie dies tun. Es gibt keinen Raum für Zweifel in dieser Angelegenheit.

Der Höchste Herr Karta Purush ist der Schöpfer der Universen. In der äußeren Welt stellt man einen Gegenstand her, aus irgendeinem Material, aber Er benötigt keine Hilfe oder Unterstützung von irgendeiner Seite, um das Universum zu erschaffen. Er ist das Höchste Wesen von allem und ist in der Lage, alles zu tun. Er erschafft alles aus Seinem eigenen Wesen heraus. Daher ist Er der Wahre Schöpfer.

Einige glauben, dass dieses Universum aus sich selbst heraus entstanden ist. Andere wiederum glauben an Gott, Seele und Materie als drei primäre Entitäten, die voneinander abhängig sind. Sie mögen innerhalb ihrer jeweiligen Sphären ewig sein. Die Sants jedoch sagen, dass alles von dem Einen erschaffen wurde und dass Er die Ursache und der Schöpfer von allem ist. In der äußeren Welt ist ein Töpfer auf Ton angewiesen, um seine Töpferwaren herzustellen. Aber der Eine muss von nichts abhängig sein, um ein Schöpfer zu sein. Alles wird von Ihm erschaffen. Er selbst ist der Schöpfer. Er erschafft das Universum durch Seinen Willen. Er ist allmächtig und kann alles tun. In der mundanen Welt verlassen sich die drei Mächte, Brahma (der Schöpfer), Vishnu (der Erhalter), und Mahesh (Shiva – der Zerstörer), auf Seinen Willen für ihr Wirken. Deshalb ist es notwendig, das Geschaffene aufzugeben und dem Schöpfer zu dienen. Er ist der Schöpfer, Erhalter und Zerstörer von allem.

Du kennst diesen Einen nicht. Du verwechselst das Geschaffene mit dem Schöpfer.

Bhai Gurdas, Var 15, Pauri-7

Furchtlos (Nirbhai) – Dieser Eine ist ohne Furcht, weil Er das mächtigste Wesen und der Schöpfer von allem ist. Alles andere ist von Ihm erschaffen worden. Sie sind Ihm nicht ebenbürtig und deshalb hat Er keine Furcht. Kein Gott, keine Göttin oder Inkarnation kann Ihm ebenbürtig sein.

O Nanak, Er ist furchtlos und absolut. Er hat alle anderen Wesen erschaffen.

Asa Var M1, 464-16

Indem die Ergebenen über Ihn kontemplieren, werden sie auch furchtlos. Gib die Angst auf und lebe furchtlos, gehe in Ihm auf, Der dich erschaffen hat.

Gauri M5, 285-10

Ohne Feindseligkeit (Nirvair): Er könnte nur dann Gefühle von Feinseligkeit haben, wenn es andere wie Ihn gäbe. Aber wenn Er selbst das A und O des Universums ist, gegen wen kann Er dann Feindseligkeit empfinden? Diejenigen, die diesen Einen preisen, werden frei von Feindseligkeit und Hass. Ihre Herzen werden ruhig. Wenn irgendeiner Feindseligkeit gegen sie hegt, kehren die Wellen seines Hasses, die gegen ihre reinen Herzen schlagen, zum Absender zurück und machen ihn noch unglücklicher.

Er ist immer ohne Feindseligkeit. Wie sündig du auch sein magst, gib deinen Stolz auf und fürchte dich nicht, bei Ihm Schutz zu suchen. Betrachte Ihn nicht als ein furchtbares Wesen. Er ist die Verkörperung der Liebe. Er ist frei von allen Fehlern.

Zeitloses Wesen:

Er ist unsterblich. Er ist jenseits der Reichweite von Zeit und Tod. Die Zeit hat drei Komponenten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Das gesamte Universum ist innerhalb dieser Beschränkungen eingegrenzt. Alles wird innerhalb dieser Grenzen geboren, wächst und stirbt. Der Eine ist jedoch jenseits der Sphäre der Zeit. Er ist unsterblich, ungeboren und ewig, denn Er ist ohne Anfang und Ende. Wenn die ,Vergangenheitʽ und ,Zukunftʽ in Ihm nicht existieren, wie kann Er dann eine ,Gegenwartʽ haben? Er ist immer derselbe. Er ist jenseits von Zeit, Raum und Materie. Alle sind Kal (Negative Kraft) unterworfen, aber Er ist Akal (zeitlos).

Du bist der Zerstörer von Kal. Du bist der Zerstörer von Maha Kal. Du bist der Unsterbliche.

Patshahi 10

Eine solche Beschreibung könnte dazu führen, dass man an der Existenz eines solchen Wesens zweifelt. Die Gurus sagen, Er ist ein Muni oder ein Wesen oder eine Existenz. Er gibt allen Licht und kann auf Persisch ,Wajudʽ oder auf Englisch ,Beingʽ genannt werden.

Ungeboren – Ajuni:

Wenn wir Ihm eine Form geben, bekommen wir eine Vorstellung davon, dass Er Geburt und Tod unterworfen sei. Um diesen Zweifel zu beseitigen, wird Er von den Gurus als Ungeborener (Ajuni) beschrieben. Er wird niemals in einer Gebärmutter gezeugt. Er, der frei von Zeugung und Geburt ist, ist auch frei vom Tod. Indem man den Geburtenlosen verehrt, kann man auch den Zustand der Geburtenlosigkeit erlangen.

Selbstexistent – Sebham:

Er ist selbst-existent. Er ist selbst-manifestiert und muss für Seine Existenz von niemandem abhängig sein. Er ist ohne eine Ursache. Alle empfangen Licht von Ihm, aber Er ist selbstbewusst und selbstwirksam.

Die Gnade des Meisters – Guru Parsadi:

Das Wort Guru kommt von der Wurzel Gri, was Shabd (Klang) bedeutet. Derjenige, Welcher den Shabd gibt, ist der Meister. Parsadi bedeutet das, was durch Gnade erlangt wird. Guru Parsadi bedeutet, dass der oben genannte Aspekt des Herrn nur durch die Gnade des Meisters erfahren werden kann. Die Gnade des Meisters ist das Mittel, um ihn zu erlangen. (Siehe Kapitel über Guru.)

Man kann die Vereinigung mit dem Allmächtigen Herrn durch die Wiederholung der Heiligen Namen, durch Vertrauen, durch Dienst und durch Satsang erlangen und sie kann durch die Praxis des Shabd (der Heilige Geist, das Wort oder der Tonstrom), wie vom Meister angewiesen, erlangt werden.

Diese Vereinigung wird nur von einem sehr glücklichen Ergebenen erlangt, und auch das nur, wenn es so vorgesehen ist. Der Herr kann nur durch die Kontrolle des Gemüts verwirklicht werden. Die bloße Ausführung von guten Taten, Entbehrungen, Pilgerfahrten und heiligen Bädern führt nirgendwo hin.

Höchste Glückseligkeit kann durch Kontemplation über den Herrn oder durch Erinnerung an Ihn erlangt werden. Der Egoismus wird ausgemerzt und die angesammelten Sünden vergangener Geburten werden ausgelöscht. Man erwirbt wundersame Kräfte und erhält Ehre am Hof des Herrn. Alle Wünsche werden einem erfüllt. Die Angst vor dem Tod ist verbannt und man erlangt Erlösung. Inneres Licht, Ruhe und das Erblühen des Lotos des Herzens werden erfahren. Indem der Funke in der Flamme aufgeht, übersteigt der Mensch den Kreislauf von Geburt und Tod und kehrt nicht mehr in die Welt der Phänomene zurück. (Siehe Kapitel über Soami – Herr, Hari Rai und Niranjan.)

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Fußnote:

1) Brahma – Vishnu – Shiva (Mahesh): Nach ihrer Mutter Adhya – die auch Durga oder Maya genannt wird […] sind diese drei die Haupt-Hindu-Götter. Von vielen Menschen in Indien verehrt – und heutzutage, aufgrund der Popularität von Yoga, auch in den westlichen Ländern –, sind diese Götter nichts anderes als Söhne von Kal und Adhya, und folglich sind sie nicht unsterblich. Somit sind sie nicht in der Lage, Seelen die Unsterblichkeit, oder Befreiung, zu gewähren; ganz im Gegenteil helfen sie vielmehr Kal, sie zu binden.

Anurag Sagar in der Edition von Bhai Jamal,
II. Die Geschichte der Schöpfung /
3. Die Erschaffung der unteren Welten,
Veranschaulichung zu 'Die Erschaffung der unteren Welten'