Gott und Mensch

I

Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Ich bin zu euch gekommen als ein Mensch zum Menschen. Ich bin genauso, wie jeder von euch ist. Natürlich hat jeder Mensch die gleichen Vorrechte von Gott erhalten. Ich entwickelte mich auf eine Weise, die mich selbst betrifft. Was ich zu den Füßen meines Meisters über mein eigenes Selbst, das Wahre Selbst lernte, werde ich euch darlegen, sodass jene, die nach der Wahrheit suchen, Führung finden mögen.

Als Kind hatte ich dieses Bewusstsein in mir:

Was ist das Mysterium des Lebens?

Ich suchte, um die Lösung in Büchern zu finden. Ich kann sagen, dass ich Gelegenheit hatte, nahezu zwei Bibliotheken durchzugehen, und auch die Heiligen Schriften fast aller Religionen durchzugehen, oder die meisten von ihnen, möchte ich sagen. Es waren sehr gute Beschreibungen gegeben, aber die praktische Lösung meines Problems konnte ich nicht finden.

Was ich zu den Füßen meines Meisters lernte, werde ich euch im Verlauf von vier Ansprachen darlegen. Das Thema einer jeden Rede wird etwas anders sein.

Heute werden wir uns mit ‚Gott und der Mensch‘ befassen. Die nächsten drei Ansprachen werden sich mit ‚Die höheren Werte des Lebens‘, ‚Das Reich Gottes‘ und zuletzt ‚Der natürlichste Weg, das Reich Gottes zu betreten‘ befassen.

Nach einem sorgfältigen und vorurteilsfreien Studium der Heiligen Bücher der Welt finden wir, dass es eine Wirklichkeit gibt, die unser Ziel ist. Diese Wirklichkeit wird mit Gott und verschiedenen anderen Namen bezeichnet.

Gott schuf den Menschen und der Mensch schuf weltliche Religionen. Solche Religionen wurden zur Erhebung des Menschen geschaffen. Wir müssen den besten Gebrauch aus ihnen machen, sodass wir letztlich uns selbst erkennen und dann Gott erkennen können.

Religion hat zwei Aspekte: Einer ist die soziale Seite, oder die äußerliche Seite. Der andere Aspekt ist die Innere Religion, die Spirituelle Seite. Wir müssen mit den äußeren Formen der Religionen beginnen. Der Mensch ist sozial. Er muss in irgendeiner Gemeinschaft bleiben.

Jede Gemeinschaft hat ihre eigenen, verschiedenen Zeremonien und Rituale, ihre eigenen Schriften, ihre eigene Art, Gebete zu sprechen. Das ist die unwesentliche Seite. Wir müssen in irgendeiner Religionsgemeinschaft bleiben, weil der Mensch ein soziales Wesen ist – und in irgendeiner Religionsgemeinschaft zu verbleiben, ist ein Segen. Aber dies ist ein elementarer Schritt – unser Gang zu Kirchen oder zu anderen heiligen Orten der Verehrung, das Sprechen von Gebeten, das Lesen der Schriften, das Einhalten bestimmter Zeremonien und Rituale. All dieses bringt Liebe für Gott in uns hervor.

Wenn jedoch unser Ausführen von Ritualen, das Lesen von Schriften oder das Besuchen der Kirchen oder der anderen heiligen Orte der Verehrung nicht einmal Liebe für Gott in uns erzeugt und nur geistige Gymnastik darstellt, führt es uns nirgendwo hin. Das bedeutet nicht, dass ihr nicht in irgendeiner Religionsgemeinschaft leben sollt. Ihr solltet das tun. Wenn ihr gegen sie revoltiert, werdet ihr eine andere Gemeinschaft bilden müssen.

Nehmt an, es gibt zehntausend Leute mit euren Ansichten. Dann werdet ihr eine gesonderte Gemeinschaft zu bilden und euch bestimmte Regeln zu geben haben, um euch nach ihnen zu richten. Nach einiger Zeit findet ihr, dass sich eine bestimmte Regel als nachteilig erwiesen hat und berichtigt werden muss. So fahrt ihr fort, die Regeln zu verbessern.

Das alles hat mit eurem äußeren Selbst zu tun.

Der Sabbath wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbath.

Gleichermaßen wurden die Religionsgemeinschaften für den Menschen geschaffen, aber nicht der Mensch für die Religionsgemeinschaften. Der Zweck, in irgendeiner Religionsgemeinschaft zu bleiben, ist lediglich, sich selbst zu erkennen und dann Gott zu erkennen. Das ist ein Aspekt der Religion. Der andere Aspekt ist das Ausführen von bestimmten Ritualen und Zeremonien. Diese variieren bei verschiedenen Religionen, aber ihr werdet finden, dass ihr Zweck fast der gleiche ist.

Zum Beispiel ist es in einigen Kirchen ein Zeichen der Achtung, barhäuptig zu sitzen. In Indien ist es ein Zeichen der Achtung, seinen Kopf zu bedecken. Dies ist ein Brauch dort. Anscheinend ist da ein Unterschied zwischen den beiden Bräuchen, aber der Zweck ist derselbe. Beide bedeuten, dass man, wenn immer man in der Gegenwart Gottes sitzt, um sich einfach Ihm zu erinnern, in einer respektvollen Haltung sitzen sollte.

Dies sind jedoch unwesentliche Dinge. Der Zweck ist ohne Zweifel derselbe. Anscheinend bestehen einige Unterschiede, aber jene Unterschiede berühren den Zweck der Kirche in keiner Weise.

Jene, die die Regel buchstabengetreu befolgen, vergessen einfach den Geist und kämpfen nur um die anscheinenden Unterschiede. In Arabien, wo Wassermangel herrscht, gibt es einen Brauch, dass man, bevor man Gebete spricht, zuerst Hände, Füße und Gesicht waschen und sich dann zum Gebet setzen sollte. In anderen Ländern, wo es Wasser in unbegrenzter Menge gibt, heißt es, dass es nicht recht sei, sich zum Gebet zu setzen, ohne vorher ein Bad genommen zu haben. Das ist nur ein scheinbarer Unterschied aufgrund der klimatischen und geografischen Bedingungen des Ortes.

Wir müssen in irgendeiner Religionsgemeinschaft leben. So ist es besser, dort zu bleiben, wo ihr seid. Wechselt nicht, wenn es unterlassen werden kann. Während ihr dabei seid, was solltet ihr dann tun? Lest einfach die Heiligen Schriften – die Reden der Meister –, die ihr habt und versucht zu verstehen, was sie sagen und lebt nach ihnen.

Ihr werdet finden, dass alle Meister, Die in der Vergangenheit kamen, Kinder des Lichtes waren und kamen, um der Welt Licht zu geben. Sie kamen nicht für eine besondere Religion oder für ein besonderes Land. Sie kamen für die ganze Menschheit.