Gott und Mensch

VI

Als Gott-Liebende sollten wir die ganze Menschheit lieben. Wenn man in irgendeine Religion hineingeboren wurde, ist es ein Segen, in ihr zu bleiben. Nichtsdestoweniger sollten wir uns darüber erheben, sodass wir Gott-Liebende werden und dann wird die ganze Menschheit eine Religion haben.

Guru Nanak wurde einmal gefragt:

Was ist Deiner Meinung nach die höchste Form der Religion?

Er antwortete:

Nun, seht her. Ich nehme die ganze Menschheit, alle Menschen so, als ob sie in derselben Klasse lesen würden und Gott suchen. Wir sind alle Klassenkameraden und ich betrachte die Menschen überall in der Welt als Klassenkameraden mit demselben endgültigen Ziel.

Wir sollten einander lieben.

Der zehnte Guru der Sikhs, Guru Gobind Singh, wurde gefragt:

Was denkt Ihr über den Menschen?

Er antwortete:

Die ganze Menschheit ist Eins – ich sage euch die ganze Wahrheit –, ob jemand einen Hut trägt oder einen Turban oder ein Einsiedler in einem gelben oder schwarzen Gewand ist.

Das macht keinen Unterschied. Dies sind die äußeren Formen.

Entschuldigt, wenn ich euch frage: Was ist die Religion Gottes? Er ist alles Bewusstsein. Er schuf alle Menschen gleich. Hat Er irgendeinen Körper abgestempelt, das und das zu sein? Nein.

Wenn ihr euch selbst erkennt, werdet ihr euch als vom Körper verschieden analysieren und entdecken, wer ihr seid. Wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt, dann werdet ihr es herausfinden. Die Religionen gehören nur zu den äußeren Formen unseres Lebens. Wir müssen den besten Gebrauch von ihnen machen.

Ich habe Liebe für alle Religionsgemeinschaften. Das ist gut. Aber die Sache ist, dass diese Religionsgemeinschaften uns auf dem Weg helfen sollten, Gott und die ganze Menschheit zu lieben. Dies ist unser letztliches Ziel. Und weiter, uns selbst zu erkennen und Gott zu erkennen und eine Ersthand-Erfahrung jener Wirklichkeit zu erhalten. Obwohl diese Wirklichkeit nicht in Worten ausgedrückt werden kann, kann sie doch erfahren werden.

Wahre Religion ist die Ersthand-Erfahrung von sich selbst, mit seinem eigenen Selbst und mit Gott. Das ist die einzig Wahre Religion, die ihr vor euch habt. Es gibt die äußere Religion und hier ist die Innere Religion. Wenn ihr denkt, dass alle gleich sind, dann werdet ihr Liebe für alle haben.

Unser Höchstes Ziel ist es, Liebe für Gott zu haben. Solche Personen oder Menschen, deren Seelen mit Gott in Verbindung kamen, wurden das Sprachrohr Gottes. Sie sprachen von Gott inspiriert. Sie werden Meister oder Gottmenschen genannt. Wir lieben Sie auch um unserer Liebe für Gott willen.

Was sagt Christus? Er sagte:

Niemand kennet den Sohn denn nur der Vater; niemand kennet den Vater denn der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

Das ist der Grund, weshalb eure Liebe besonders zu Ihnen hingeht. Sie hatten eine Ersthand-Erfahrung und Sie sind kompetent, uns eine Ersthand-Erfahrung jener Wirklichkeit im Innern zu geben. Sie sagen uns, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, um sich selbst und Gott zu erkennen.

Dann sehen wir mit unseren Augen; keine Bestätigung ist erforderlich. Das ist der Grund, warum wir alle Meister lieben, Die in der Vergangenheit kamen – ob Sie hierher gekommen sind oder anderswohin. Ihr müsst Gott lieben mit eurem ganzen Herzen, mit eurer ganzen Seele, mit eurem ganzen Gemüt. Jene, die Gott auf diese Weise liebten, ließen Ihren Willen im Göttlichen Willen aufgehen. Sie werden das Sprachrohr oder der Bewusste Mitarbeiter des Göttlichen Plans. Deshalb lieben wir alle Meister, Die in der Vergangenheit kamen.

Ferner achten wir alle Schriften. Was sind diese Schriften nach allem und was ist ihr Wert für uns? Sie sind die niedergelegten Erfahrungen der früheren Meister, die Erfahrungen, die Sie von Ihrem Selbst und die Sie von Gott in Sich hatten. Sie offenbarten uns auch die Dinge, die Ihnen auf dem Weg halfen und die Dinge, die Ihren Fortschritt verzögerten. Kurz, Sie geben uns eine Darstellung Ihrer Reise zu Gott. Eine Beschreibung all dessen bildete das Thema aller Heiligen Schriften. Alle Heiligen befassen Sich mit Ihrer Pilgerreise zu Gott. Sie erzählen uns vom Gottesweg, den Aufenthaltsorten, den verschiedenen Regionen, die Sie durchquert haben und was Sie dort vorfanden; Ihre Pilgerreise auf dem Weg und Ihre Ersthand-Erfahrungen an jedem Ort. Sie haben somit für uns einen schönen Bericht zu unserer Führung hinterlassen.

Alle Heiligen Bücher der vergangenen Zeiten sind nichts als Fußspuren im Sand der Zeit für die von Liebe getragenen Sucher nach Gott. Jene, die Gott-Liebende sind, haben natürlicherweise Liebe für alle Schriften.

Kabir, der Große Heilige des Ostens, sagt uns:

Sage nicht, dass die Schriften falsch sind, denn wer die Wahrheit in ihnen nicht sieht, ist im Irrtum.

Es ist schade, dass, obwohl wir die Schriften lesen können, wir ihre wahre Bedeutung solange nicht erfassen können, bis wir selbst sehen, was jene Meister in Sich selbst erfuhren oder bis sie uns durch Einen erklärt werden, Der mit Sich Selbst und mit Gott jene Ersthand-Erfahrung hatte, wie sie jene Meister hatten. Nur dann werden wir die wahre Bedeutung der Heiligen Schriften verstehen. Ansonsten wird uns das Lesen der Schriften von morgens bis in die Nacht, ohne dem zu folgen, was die Schriften sagen, nirgendwo hinbringen.

Damit ist nicht gemeint, dass ihr die Heiligen Schriften nicht lesen sollt. Lest sie unter allen Umständen, aber versucht, sie recht zu verstehen. Wenn ihr sie verstanden habt, versucht, jene Erfahrungen in eurem eigenen Selbst zu haben. Nur dann werdet ihr ganz überzeugt sein von dem, was sie sagen. Sie können mit Berichten von verschiedenen Personen verglichen werden, die dieselben Orte besuchten – sagen wir Washington oder Philadelphia – und die sie in ihrer eigenen Sprache und auf ihre eigene, besondere Weise beschreiben.

Wir können alle diese Heiligen Schriften lesen, aber wir können ihrer wahren Bedeutung nicht folgen, solange wir nicht die Hilfe von Jemandem suchen, Der die beschriebenen Erfahrungen gesehen und gemacht hat.