Vom Schreibtisch des Herausgebers

von Bhadra Sena

Sein oder Nichtsein ist das größte Problem des Lebens. Aber wer von uns zollt diesem Problem Aufmerksamkeit? Wenige in der Tat, und noch Wenigere wenden einen ernsthaften Gedanken daran. Es mag mit unserem natürlichen Mangel an Interesse für das Problem zusammenhängen, das nicht von dieser Welt ist – dieser Welt, die uns zu sehr in Anspruch nimmt, und für die wir den größten Teil unseres Lebens verbringen.

Indessen mag man versuchen, seine blinden Augen von der Notwendigkeit abzuwenden, Gott als die größte Tatsache in Gottes Schöpfung anzuerkennen, und der Notwendigkeit für den Menschen, Gott zu erkennen, zu verstehen und im Alltagsleben zu leben, auszuweichen – man kann eine solche Haltung nicht bis ins Unendliche fortsetzen. Es kommt dann ein Stadium zu irgendeiner Zeit, wo man, angetrieben durch seine Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit, gezwungen ist, innezuhalten und über Situationen nachzudenken, die uns im Strudel des Lebens zu verschlingen und über Bord zu werfen drohen. In solchen Augenblicken ist man verpflichtet, selbständig zu denken und sich über seine Gedanken und Vorstellungen über die Werte des Lebens klar zu werden.

Das Panorama des Lebens ist in einem Zustand ständig fließender Bewegung, gleichlaufend mit dem Strom der Zeit. Es hat keine Stabilität und keine Beständigkeit; denn die Materie ist in ständigem Wechsel, von Augenblick zu Augenblick. Unser äußeres Selbst, das Tabernakel des Fleisches, ist auch ein Teil der materiellen Welt und dementsprechend Geburt, Wachstum, Jugend, Krankheit, Verfall und schließlich der Auflösung, Tod genannt, unterworfen – dem Tode des Fleisches. Und doch ist in uns das uralte Innere Selbst, der Wagenlenker, den den Wagen überlebt und Zeit, Raum und Ursache trotzt. Dieses Innere Selbst strahlt immer in seinem eigenen Glanz und wird der Strahlende Eine genannt, Der durch die Zeitalter und durch alle Wechselfälle des Lebens leuchtet. Der äußere und der Innere Mensch sind zwei entgegengesetzte Wesenheiten, der eine materiell und der andere nicht materiell. Wie können die beiden miteinander verbunden werden? Es gibt eine Kraft, größer als irgendeine auf der Erde, die solche voneinander abweichenden und unterschiedlichen Wesenheiten zusammenhält, um sie zu einem harmonischen Ganzen zu machen, in welchem alle Dinge sich unterscheiden und dennoch übereinstimmen. Es ist die Kraft und der Geist Gottes, welche dieses Wunder vollbringen. Einzig Harmonie kann harmonische Zusammenklänge aus nicht zusammenhängenden Tönen schaffen, materiell und spirituell. Hierin liegt die Wahl des Menschen, zu sein oder nicht zu sein. Man hat zu wählen und entweder die Welt oder das Wort anzunehmen, das Fleisch oder den Geist. Die Wahl ist sein. Ein Mensch des Fleisches kann nicht den Pfad des Geistes betreten, denn der eine ist aus verweslichem Samen und der andere aus unverweslichem. Und doch ist es dem Menschen, während er im Fleisch lebt, gegeben, die in ihm ruhenden Anlagen zu entwickeln und vor dem Hintergrund des Lichtes und Lebens in ihm den Begrenzungen des Fleisches zu entwachsen.

Wenn man sich entscheidet und für den Geist entschließt, ist man sicher, sich über die Schatten der Nacht zu erheben und in Göttlichem Glanz zu wandeln, in Gottes Licht gekleidet. All dies ist möglich und in Reichweite des Menschen, wenn er fähig ist, sich festzuhalten an einem Gottmenschen, einem Menschlichen Pol, durch Welchen die Gotteskraft in Fülle wirkt, um Gottes Absicht und Plan zu erfüllen und auszuarbeiten und sich jenen zu offenbaren, die Ihn suchen. Ohne eine aktive Hilfe und Führung von Gott, Der das gemeine Kleid des Menschen annimmt, um Leid erdulden zu können, kann man, solange man allezeit auf der Ebene der Sinne lebt, aus sich selbst nichts tun. Darum wird richtig gesagt: Gott selbst hat verfügt, dass Er ohne die Hilfe eines Gottmenschen als Offenbarung nicht enthüllt werden kann.