Rückkehr in das Geburtsland

von Bhadra Sena

Lebt denn ein Mensch mit einer so toten Seele, der niemals zu sich selbst gesagt hat:

Dieses mein eigenes, mein Geburtsland.

Wir sind eine lange Zeit auf dem Erdenplan gewesen, und doch wissen wir nicht, wieso und warum es so ist. Mag sein, dass wir aus der Heimat unseres Vaters verbannt sind. Kann sein, wir sind von selbst in die Irre gegangen, wie es alle verlorenen Kinder tun, um den Anteil des reichen Erbes der Gottheit zu verschwenden, der uns gehört. Aber die Tatsache, dass wir hier sind und lange genug gesäumt haben, lässt sich nicht leugnen.

Gott hat Himmel und Erde nicht umsonst geschaffen. Er hat es in Wahrheit und mit einer Absicht getan. Wunderbar ist Er und noch wunderbarer sind Seine Werke. Und wahrhaft wundervoll ist das Haus, in dem wir wohnen – gleichgültig, wie lange oder kurz, denn das weiß nur Er allein. Uns ist hier für eine Weile eine Frist gewährt, gleich einer Blume, die blüht und dann verwelkt.

Aber sind wir von dieser Erde und irdisch? Nein, gewiss nicht. Unsere Seele, der Stern unseres Lebens, erhielt seine Umrahmung anderswo, weit weg, und mit nachziehenden Wolken des Glanzes kommen wir von Gott, unserer Heimat. Aber leider sind wir in den wundervollen Wundern des Wunderbaren fortwährend im Wunder verloren. Diese Welt ist zu viel mit uns, früh und spät vergeuden wir unsere Kräfte, indem wir sie gewinnen und verbrauchen. Haben wir jemals darüber nachgedacht, dass wir am Ende von dieser Welt weggehen müssen? Wohin? Dahin, woher wir kamen. In seltenen Augenblicken des Lebens, auf fremden verschiedenartigen Wegen und in unvorhergesehenen Umständen stößt man einen Seufzer aus, wenn man eine leise, kleine Stimme im Innern hört, die einen an sein Geburtsland erinnert. Wie schwach, gering und vereinzelt solche vorübergehenden Regungen der Seele auch sein mögen, so sind sie doch sehr wichtig und dürfen nicht im Wirbelwind des Lebens entweichen und verlorengehen, sondern man sollte mit großem Interesse darauf horchen, so dass diese Eingebungen sich immer wieder und häufiger von selbst mit größerer Intensität wiederholen.

Die Heimreise ist lang und mühsam. Aber glücklich ist,wer sie, rechtzeitig und auf die Regungen seiner Seele achtend, plant, sich dafür rechtzeitig vorbereitet und im voraus bereit ist, ehe er von dem unvermeidlichen und unerbittlichen Tod, dem letzten Feind von uns allen, überrascht und überwältigt wird. Der Prozess des Heimgehens ist mit dem tatsächlichen Tod verwandt. Und doch ist es eine verschiedene Welt zwischen den beiden:

  1. Der eine ist ein unfreiwilliger Griff an die Kehle und erfolgt plötzlich mit eiliger und betäubender Schnelligkeit, wenn man es am wenigsten erwartet.

  2. Der andere wird freiwillig unternommen und von Tag zu Tag mit der tätigen Hilfe und Führung einer Kompetenten Meister-Seele, die willentlich ins Jenseits hinübergehen kann, entwickelt.

In der Gemeinschaft eines solchen Heiligen kann man leichten Zugang ins Unbekannte gewinnen und sicher heimwärts reisen und alle Untiefen und Sandbänke auf dem Weg umgehen. Es ist der älteste und natürlichste Pfad, da von Gott geschaffen. Gott, der Unbekannte und Unerkennbare, kommt selbst in Seinem unendlichen Mitleid im Gewand eines Menschen als Gott-im-Menschen, um die schwer Beladenen, Weltmüden mit wunden Füßen, die sich mit aller Aufrichtigkeit und allem Ernst nach Ihm sehnen, mit Ihm zu vereinen.

Wir sind so geschaffen, sagt der Heilige Paulus, dass wir ruhelos sind, bis wir ruhen in Ihm. Wir sind seit vielen Äonen von Ihm getrennt gewesen und ruhelos in der Wildnis gewandert, die anscheinend für uns annehmbar gemacht wurde, sodass wir keinen Mangel leiden, solange wir hier sind. Das menschliche Leben bildet eine goldene Brücke zwischen Erde und Himmel, und wir müssen daher das Beste daraus machen, solange noch Zeit ist. Er, der euch in die Welt gesandt hat, ruft euch nun zurück zu Sich, sagt der Gottmensch und Er nimmt unsere Bürde auf Sich und bietet Sich uns als niemals irrender Führer und unfehlbarer Freund auf dem Gottesweg an. Dies ist ein universaler Aufruf an die ganze Menschheit.

Jedermann, ich will mit dir gehen und dein Führer sein, in der größten Not will ich dir zur Seite stehen.

Wer diese Wissenschaft, die Wissenschaft vom Tod im Leben, meistert, erleidet vom zweiten Tod keinen Schaden. Lerne zu sterben, damit du zu leben beginnen kannst, ist ein uraltes Sprichwort und erweist sich auch jetzt noch als wahr, so wie es von jeher wahr gewesen ist.