Leben und Lachen

von Darshan

Ein Param Sant auf Erden ist eine Verkörperung der Gottheit. Er ist ein Vollkommener Mensch, Der frei mit den Menschen verkehrt, ungeachtet ihrer Stellung, Religion, Meinung und ihres Glaubens. Sogar ihre weltlichen Freuden und Sorgen teilt Er, indem Er manche in ihrem Kümmernissen ermutigt und andere beruhigt. Eingebettet in Seine Gottheit, erfreut Er Sich des Aufenthaltes auf Erden mit großem Behagen. Alles kommt Ihm auf natürliche Art zu: Sein sprühender Geist, Sein glänzender Humor und Sein fröhliches Lachen. Dergestalt war das Leben von Hazur Maharaj Baba Sawan Singh Ji, als das eines Heiligen und Hausvaters, stets von Lächeln begleitet. Seine einfache, schlichte Sprache ging unmittelbar zu den Herzen Seiner Zuhörer.

Hazurs Humor erinnert an schallendes Gelächter in kindlicher Einfachheit und Fröhlichkeit. Mit tiefem Vergnügen pflegte Er in Seine Vorträge passende Anekdoten einzustreuen, die wie kleine Wellen eine nach der anderen kamen, und die Seine Lehren erläuterten. Sein ganzes Wesen war von Schwingungen heller Freude erfüllt. Die Zuhörerschaft konnte nicht umhin zu lachen und Seine Freude zu teilen, und dabei empfand sie, als ob sie von der Erde weit weg gehoben würde an einen anderen Ort, wo nichts anderes als Glück und Freude herrschten. Und was noch mehr ist: Wellen über Wellen Spiritueller Ausstrahlung strömten von Ihm aus, die die ganze Atmosphäre mit einer Freude erfüllten, die sonst unbekannt und fremd ist.

Hier folgen einige der drolligen Geschichten, die Hazur im Verlauf Seiner wunderbaren Satsangs zu erzählen pflegte:

In einem bestimmten Dorf, in längst vergangenen Zeiten, waren die Bewohner gänzlich unwissend und hatten keine Zeitrechnung. Unter ihnen lebte ein weiser alter Mann, der einen besonderen Kalender für die Dorfangehörigen führte, und zwar in einem kleinen irdenen Krug, in den er jeden Tag ein Getreidekorn hineintat. Wenn immer jemand zu ihm kam, um ihn zu befragen, schüttete er die Körner aus, zählte sie zusammen, machte seine Berechnungen und sagte dann dem Betreffenden die Mondzeit. Eines Tages bemerkte seine Schwiegertochter den Krug mit einigen wenigen Körnern an seinem Grund. Da sie des Topfes Bedeutung und Verwendung nicht kannte, füllte sie ihn mit einer Handvoll Körner auf. Bald darauf kam eine ältere Frau, um die Mondzeit zu erfragen, und der alte Mann holte den Topf-Kalender unter seinem Bett hervor, aber fand ihn zu seinem großen Erstaunen voll von Körnern. Er machte daraus viele kleine Häufchen von je 14 Körnern, aber, unfähig etwas aus ihnen heraus zu lesen, sagte er in einer Bestürzung, es sei Ghasman Chauda oder ein bös-vermischter vierzehnter Tag des Monats. Genau das ist es, was wir machen, da wir nichts wissen vom Wahren Wesen Gottes.

Einmal sprach Hazur in gewisser Ausführlichkeit über die törichte Art, in der wir oft blindlings Riten und Rituale befolgen, ohne nur einen Moment daran zu denken, was wir tun. Einmal gingen die Frauen eines Dorfes in einer Prozession, um die Dorfgottheit zu verehren. Eine alte Frau, die die Prozession anführte, sah einen unschuldigen, harmlosen Esel an der Straßenseite grasen. Nur zum Spaß zupfte sie ein Haar vom Rücken des Esels und alle Frauen, die ihr folgten, begannen ein Haar auszuzupfen da sie es für einen Teil des Rituals hielten, um die Gottheit gnädig zu stimmen. Der arme Esel begann vor lauter Schmerzen zu schreien und auszuschlagen.

Dies ist also das Ergebnis von blindem Enthusiasmus für eine Sache ohne Bedeutung,

sagte Hazur.

Bei einer anderen Gelegenheit erzählte Hazur die Geschichte von einem Kadi (ein Richter) und einem Mirasi (ein Volksstamm, bekannt für seine schnelle Auffassungsgabe). Einst forderte der Kadi den Mirasi auf, stets wahrhaftig zu sein. Der Mirasi entgegnete: Die Wahrheit ist bitter. Wer will so etwas Bitteres schlucken, wie es die Wahrheit ist? Und vor allem, wer wird mich retten, wenn man mir schaden will, weil ich die Wahrheit sage? Der Kadi versicherte ihm, dass ihm kein Schaden zustoßen werde, wenn er etwas Rechtes tue.

In der Nachbarschaft des Mirasi lebte ein Bauer, der eine Liebschaft mit einer Frau von schlechtem Ruf unterhielt und eine Tochter von ihr hatte. Eines Tages rief der Mirasi das Mädchen und nannte es die Tochter einer Hure. Sie berichtete darauf hin ihrem Vater die schändliche Bemerkung. Der Farmer war wütend und rannte zum Mirasi, um sich zu rächen. Der Mirasi aber suchte Zuflucht beim Kadi, der ihm riet, die Angelegenheit mit dem Bauer wieder zu bereinigen. In seiner Angst entschuldigte sich der Mirasi bei dem Farmer für seine unpassende Bemerkung, indem er erklärte, dass er unter dem Einfluss von Haschisch zu diesem Zeitpunkt gestanden hätte und nicht recht bei Sinnen war, als er die beschämenden Worte äußerte. So versuchte der Meister zu erklären, dass die Wahrheit bitter ist und mit Takt behandelt werden sollte, ohne jemanden zu beleidigen.

Der Meister erzählte uns einmal von einer Begebenheit aus dem Leben von Suthra Shah, einem frommen Manne, der zu Guru Arjan´s Zeiten lebte. Als ihm berichtet wurde, dass ein Heiliger in seine Nachbarschaft gezogen sei, stattete Suthra Shah ihm einen Höflichkeitsbesuch ab. Nach den gehörigen Begrüßungsworten bat Suthra ihn um die Gabe von Feuer, um eine Chilam (indische Tonpfeife) anzuzünden. Der Heilige konnte kein Feuer anbieten und bat um Entschuldigung. Nach einer kleinen Weile bat Suthra wiederum um Feuer und bekam die gleiche Antwort. Als Suthra zum dritten Male fragte, verlor der Heilige die Kontrolle über sich, nahm einen Knüppel und fiel über Suthra her, indem er schrie: Ich habe dir schon zweimal gesagt, dass ich kein Feuer habe und du hörst nicht zu. Suthra nahm schweigend die Schläge hin und murmelte dann: O Saint Ji (Heiliger), du hast so viel Feuer in dir und hast unnötigerweise gegrollt, ein klein wenig davon abzugeben. Ich danke dir herzlich für das, was du hast, und schließlich hast du doch etwas erübrigt.

Das ist die Art und Weise, in der Heilige zuweilen die erkünstelte Frömmigkeit von sogenannten “Heiligen” entlarven, die jene sich anmaßen und die sie zur Schau stellen.

Dies sind nur einige wenige der zahllosen Anekdoten von der heiteren Wesensart des Großen Meisters. Diese Geschichten mit ihrer ethischen oder Spirituellen Lehre werden stets eine Quelle der Heiterkeit und des Lachens bleiben.