Rechtes Verstehen

Indien bereitet sich vor, den Geburtstag von Mahatma Gandhi am  2. Oktober 1969 zu feiern.

Hervorragende Gandhi-Anhänger, intellektuelle und Spirituelle Führer versammelten sich Anfang Oktober dieses Jahres (1968) in Acharya Vinoba Bhave's Ashram in Bodh Gaya – einem Ort, wo Buddha vor mehr als 2500 Jahren Erleuchtung erlangte – um zu diskutieren und Wege zu finden, eine Atmosphäre des Friedens und Verstehens in der Welt zu schaffen.

Der Meister, Sant Kirpal Singh Ji Maharaj und einige andere Spirituelle Führer wie Swami Sardanand und Shri Ravi Shankar Maharaj waren unter jenen, die eingeladen waren, an den Beratungen teilzunehmen. Außer Acharya Vinoba Bhave, waren unter den hervorragenden Gandhi-Anhängern Kaka Kalalkar, Mr. Jayaprakash Narayan, Mr. R.R. Diwaker, Vorstand, Gandhi Smarak Nidhi (Gandhi-Gedenk-Stiftung) und einige Gefährten von Gandhi Ji, wie Dr. Sushila Nayar und Mr. Shriman Narain, Gouverneur in Gunjmarat.

Nachstehend veröffentlichen wir eine Zusammenfassung von Meisters klarer und erleuchtender Rede anlässlich der Konferenz.

Kaka Kalelkar hat wunderbar über vier Punkte gesprochen – über Spiritualität, Wissenschaft, Technik und Rechtgläubigkeit. 

Was ist Spiritualität?

Es ist kein Spiritismus, kein Spiritualismus, kein Hypnotismus und kein Mesmerismus. Es ist eine Sache der Selbstanalyse – sich Selbst und das Überselbst zu erkennen. Die Schriften der ganzen Welt schärfen ein, sich selbst zu erkennen. Diese Schriften sind schöne Berichte von wertvollen Erfahrungen der Weisen und Seher, die sie mit sich selbst und mit der Wahrheit (Gott) hatten. Die früheren Meister sprechen durch diese Heiligen Bücher, deren rechte Auslegung nur durch jene gegeben werden kann, die die gleiche Erfahrung gemacht haben. Im Allgemeinen ziehen die Leute Schlüsse und geben das von sich, was sie fühlen. Wenn wir nun unser Selbst kennen werden, stellen wir fest, dass wir alle vom gleichen Wesen wie Gott sind. Jene, die in ihrem Leben den früheren Meistern begegneten, waren imstande eine Erfahrung zu bekommen, aber als sie uns verließen, wurden verschiedene Gemeinschaften gegründet, soziale Religionen genannt, um Ihre Lehren aufrecht zu erhalten.

Wir sind zuerst menschliche Wesen und tragen Etiketten, die zeigen, welcher besonderen Schule wir angehören, um das Selbst und Gott zu erkennen.

Spiritualität ist vom äußeren religiösen Brauchtum verschieden. Solange die erfahrenen Meister gegenwärtig waren, ging alles gut. Später, aus Mangel an Meistern mit praktischer Erfahrung, ging der gleiche gute alte Brauch verloren. Gemeinschaften endeten in der Stagnation und Stagnation in Entartung. Wenn wieder Meister auf die Bildfläche kamen, vermittelten Sie uns den rechten Sinn.

Wissenschaftlicher betreiben Forschungen auf allen Lebensgebieten und sie haben einige kleinere Teile der Wahrheit herausgefunden. In den USA kamen einige Wissenschaftler zu mir. Ich sagte ihnen, dass sie wundervolle Erfindungen auf dem Gebiet der Energie gemacht hätten und fragte sie, ob sie fähig wären, ein Gramm Bewusstheit zu erzeugen. Sie verneinten es. Sie sagten, dass sie beim Analysieren des Atoms gefunden hätten, dass es einen Rhythmus und eine kontrollierende Bewegung in ihm gäbe. Was ist das für eine Kraft, welche die kleinsten Atome unter Kontrolle hält? Nun hat die Wissenschaft ein Tonprinzip und flackerndes Licht in den Atomen entdeckt. Wir respektieren die Wissenschaft. Sie finden etwas aus den Naturgesetzen heraus. Wir sollten uns physisch, intellektuell und auch spirituell entwickeln.

Es gibt zwei Aspekte der Religion. Einer wird Apara Vidya und der andere Para Vidya genannt. Apara Vidya besteht aus Formen, Ritualen und anderen Verrichtungen, die zum Gemüt und den nach außen gehenden Kräften gehören, und zur Bereitung des Bodens gedacht sind. Dies sind gute Handlungen und sie werden gute Rückwirkungen ergeben, aber wir können dem Kreislauf der Geburten und Tode nicht entrinnen. Solange man nicht ein bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Planes wird, durch Erheben über das Körperbewusstsein, kann man das Ego nicht ablegen. Während der Anbetung entzünden wir im Allgemeinen eine Kerze und läuten eine Glocke, was ein Symbol des Lichtes Gottes ist, das im Körper scheint.

Hindu-Tempel sind meist kuppelförmig. Christliche Kirchen nasenförmig, nach der Form des menschlichen Körpers gebaut. Wir messen unserem Körper zuviel Bedeutung bei und halten an äußeren Symbolen fest, aber vergessen das Wahre Licht Gottes und die Musik der Sphären, die in uns und in der ganzen Schöpfung widerklingt. Äußere Formen und Rituale haben den Platz für das Sammeln der Wahrheit innen eingenommen.
 
Der Mensch hat drei Aspekte. Außer, dass er Körper und Gemüt hat, ist er eine Bewusste Wesenheit. Er hat wunderbaren Fortschritt in der medizinischen Wissenschaft zur Erhaltung des Körpers gemacht. Unser Intellekt hat Radio und Fernsehen erfunden. Wir können Menschen über Hunderte von Meilen sehen und hören. Jetzt werden Anstrengungen gemacht, den Mond zu erreichen. Aber bei all diesen wissenschaftlichen Fortschritten sind wir nicht glücklich. Der Grund ist, dass wir wenig oder praktisch nichts über unsere eigene Seele wissen. Wir scheinen nur das zu wissen, was wir in den Schriften gelesen haben. Haben wir uns je selbst studiert? Gott schuf den Menschen und gab allen Menschen gleiche Vorrechte. Auf die gleiche Weise geboren, haben alle normalen Menschen zwei Augen, zwei Hände, zwei Ohren und andere nach außen gehende Kräfte.

Die innere Zusammensetzung des Menschen ist ebenfalls die gleiche. Er hat Herz, Lunge und Gehirn, usw. Der Körper des Menschen ist ein Wahrer Tempel, in welchem wir, so wie auch unsere Kontrollierende Kraft, wohnen. Die Upanishaden sagen: Wer ist der Schöpfer, der dieses wunderbare Haus des Körpers, in welchem wir leben, geschaffen hat. Es hat neun Öffnungen - zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, Mund und zwei untere Öffnungen. Wer im Körper lebt, kann nicht von ihm weglaufen. Der Atem geht hinaus, er kann nicht außen bleiben. Irgendeine Kraft stößt ihn in den Körper zurück. Wir müssen diese Kraft erkennen, welche uns im Körper kontrolliert und die Gott oder Wahrheit genannt wird. Es gibt nicht hoch noch niedrig, Gott hat jeden gleich geschaffen. Wir sind es, die hoch oder niedrig geschaffen haben. Wen wir rechtes Verstehen haben, dass Gott den Menschen mit gleichen Vorrechten geschaffen hat und die Seele, die darin wohnt, vom gleichen Wesen wie Gott ist, wird das rechte Gedenken, rechte Sprache und rechte Handlungen zur Folge haben. Wir werden für die ganze Menschheit Achtung haben. Wir sind alle Eins, als Mensch und als Seele. Wir sind Bewusste Wesenheiten vom gleichen Wesen wie Gott.

Alle Differenzen können bei rechtem Verstehen gelöst werden. Dunkelheit kann nicht durch Kämpfen beseitigt werden, sondern indem man wenigstens einen Lichtstrahl rechten Verstehens hat. Wir sollten in der Gemeinschaft Spiritueller Menschen zusammensitzen, mit jenen, die Erfahrung mit ihrem Selbst und dem Überselbst haben und ein Gespräch von Herz zu Herz mit ihnen führen. Dann werden wir der Wahrheit näher kommen. Dies können wir nur auf der Ebene des Menschen oder der Ebene der Seele tun. Wenn wir eine Erfahrung der Wahrheit haben, werden wir verstehen, dass wir alle Kinder des gleichen Lichtes sind. Wir sind Brüder und Schwestern in Gott und Kinder des gleichen Vaters.