Der Meister und ‚Manav Kendra‘

von Robert Redeen

Zweihundertvierzig Kilometer nördlich von Neu Delhi, entlang der indischen Bundesstraße 45, beginnt eine ungewöhnliche Gemeinde Gestalt anzunehmen. Unmittelbar außerhalb der Himalaya-Tal-Stadt Dehra Dun befindet sich ein Menschenzentrum oder ‚Manav Kendra‘, wie es in Hindi genannt wird, im Stadium des Entstehens.

Die Arbeit auf den fünfunddreißig Morgen des ‚Manav Kendra‘ wird ausgeführt durch Initiierte des Meisters Kirpal Singh Ji Maharaj, hauptsächtlich durch deren bloße Hände, doch hilft gelegentlich ein Traktor aus. Nach Fertigstellung in drei bis vier Jahren von jetzt ab, sagt der Meister, soll das Menschenzentrum 500 bis 1000 Personen beherbergen – hauptsächlich indische Pensionäre auf einer regulären Grundlage. Zusätzlich wird noch Platz sein für viele Tausende Menschen, um während des Satsangs im Freien zu sitzen.

Der Meister wirbt die Arbeiter für dieses Projekt, das Er im Februar 1970 bekannt machte, indem Er die notwendige Anzahl beim monatlichen Satsang in Delhi angibt. Wenn fünfundsiebzig Arbeiter angefordert werden, erscheint stets die doppelte Anzahl, bereit, zwölf bis achtzehn Stunden am Tag zu arbeiten für eine Spanne von zehn Tagen, im Freien oder in provisorischen Unterkünften zu schlafen und ihre Ausgaben selbst zu bezahlen; sie sind überglücklich, für ihren Meister einen selbstlosen Dienst leisten zu dürfen.

Des Meisters engste Mitarbeiter sind S.P. Chopra, ein pensionierter Bahnbeamter aus Bombay, der als Arbeitsleiter tätig ist, und drei Architekten. Bhagwan Singh, fest bei der indischen Regierung angestellt, ist einer von ihnen; er ist der Enkel von des Meisters älterem Bruder. J.S. Dethe, einer der Städteplaner, welche die moderne Landeshauptstadt in Chandigarh entwarfen, ist ein weiterer. Und der Mann, der vier Tage in der Woche dort verbringt, ist R. L. Kalyan, ein freier Architekt, der etwa einen Häuserblock vom Sawan Ashram entfernt in Delhi wohnt. Tai Ji (Madame Hardevi), sagte der Meister, ist auch einer der Architekten.

Herr Kalyan erinnerte sich, dass 1958, als an das ‚Manav Kendra‘ noch gar nicht gedacht wurde, er den Meister fragte, welchen Dienst er leisten könnte. Kirpal Singh erwiderte, dass die Zeit noch nicht reif sei, Er aber vielleicht einmal eine Menge Arbeit für den Architekten aus Delhi haben werde.

Adjit Singh, ein Elektriker aus Amritsar, sagte, er sei 300 Meilen mit dem Zug hergefahren, um dem Meister zu dienen, solange Er es wünscht, und dass er sich nicht darum kümmere, ob er seine feste Anstellung bei der Regierung verlöre oder nicht.

Frau Krishnadevi reiste von einer Stadt in der Nähe von Ludhiana mit dem Zug nach Dehra Dun und fuhr dann mit einem Motorroller hinaus zum ‚Manav Kendra‘. Sie sagte, dass sie krank gewesen sei, aber durch des Meisters Gnade zur rechten Zeit wieder genesen sei, um diese Reise zu unternehmen. Sie und ihr Ehemann tragen sich mit dem Gedanken, ein zweites Haus in dieser Gegend zu kaufen, um dem Meister nahe zu sein.

Im Monat September, als meine Frau Kira und ich dort waren, arbeiteten vielleicht dreihundert Initiierte gleichzeitig am ‚Manav Kendra‘. Bei unserer Abreise erfuhren wir, dass der Meister dabei war, die weiblichen Arbeitskräfte zurück nach Hause zu schicken. Einige der Leute bauten Abflusskanäle, andere pflasterten die Straßen, während wieder andere einen Wasserturm errichteten und eine Reihe von Notunterkünften. Bis zu achtzehn Stunden täglich arbeitend, berichteten sie in vielen Fällen darüber, dass sie nicht müde wurden. Ein Professor der Mathematik mischte Zement. Ein Geschäftsmann und ein Landwirt fuhren zwanzig Stunden am Tag einen Traktor. Viele der Arbeiter sangen unablässig Verse wie:

Der Meister ist unsere einzige Hoffnung. und Wir haben unseren Wahren Meister gefunden.

Die Jungen drängten nach zusätzlicher Arbeit: Leg acht Holzstöcke mehr auf meinen Kopf. Wie ein indischer Besucher aus Panama beobachtete: Alle, die hier arbeiten, sind voll Liebe.

Herr Kalyan erzählte, der Meister habe ihm vorgeschlagen, dass es doch eine gute Idee wäre, jeden Tag eine Aufgabe zu vollenden. Und genau das tun wir, sagte er. Gleichgültig wie lange es nachts bei Beleuchtung dauert.

An einem Tag wurde die Wand eines Abflusskanals von zwei Männern, welche zweitausend Ziegelsteine in sechs und einer halben Stunde legten, fertiggestellt. Der ganze Abflusskanal wurde in zwei und einem halben Tag fertiggestellt. Gewöhnlich braucht man fünfzehn Tage dazu. Ein Wassertank wurde in vier Tagen errichtet von Initiierten, die sich jeweils an jede dritte Sprosse der Leiter festbanden und die Ziegelsteine über ihre Köpfe hinweg an diejenigen über sich weiterreichten. Vierzehn Satsangis pflasterten eine der Straßen mit Steinen in vier bis fünf Stunden. Es regnete und der Meister stand dort bei ihnen, bis die Arbeit getan war.

Das ‚Manav Kendra‘, bemerkte der Meister, war der Hauptgrund für die Verschiebung Seiner Reise in den Westen. Wenn ich hier bin, erklärte Er, wird die Arbeit von zwölf Monaten in einem Monat vollbracht.

Dreizehn verschiedene Baumsorten wurden im Obstgarten des ‚Manav Kendra‘ angepflanzt, damit sie in einer ansteigenden Reihe, wie auch in kontrastierenden Farben heranwachsen, sodass das ganze Jahr über Blüten kommen.

Es ist eine Milchfarm vorgesehen, ebenso ein Krankenhaus und Wohnviertel sowie im Mittelpunkt ein großes Menschenzentrum, das im Grünen liegen wird und Springbrunnen und Bademöglichkeiten bekommen soll. Die Architekten haben jedoch noch nicht die Pläne für die Gebäude entworfen, wurden jedoch alle angewiesen, dies zu tun, sobald die andere Arbeit beendet ist.

Das Krankenhaus soll in Einzelgebäuden errichtet werden, sodass es bei Bedarf erweitert werden kann. Allopathische, homöopathische, ayurvedische und andere Heilmethoden werden hier angewandt werden, um den armen Leuten dieser Gegend eine Auswahl zu bieten, nicht nur den Arzt betreffend, sondern auch bezüglich der Behandlungsweise, die sie wünschen.

Es geht ein Gerücht, dass Gobind Singh, der zehnte Guru der Sikhs, Sich vor dreihundert Jahren auf diesem Bauplatz für dreizehn und eine halbe Stunde aufgehalten habe. Es wird berichtet, dass Er gesagt habe, Eines Tages wird ein Großer Heiliger hier bauen. Als der Meister von diesem Gerücht unterrichtet wurde, sagte Er bloß, ohne zu verneinen oder es zu bestätigen, dass das Klima des Ortes, dreitausend Fuß über dem Meeresspiegel, der Hauptgrund für die Auswahl des Bauplatzes gewesen sei.

Im ‚Manav Kendra‘ zu leben wird eines Tages idyllisch sein. Der Meister sprach darüber als von einem Zentrum, einem Ort, um damit anzufangen. Er dachte dabei zweifellos an die anderen Menschenzentren, die in vielen Teilen Indiens folgen werden.

Dieses erste Zentrum wird einen atemberaubenden Blick auf die Ausläufer des Himalayagebirges bieten, die Freiheit von Wasser- und Luftverschmutzung, Arbeit auf der Milchfarm, die Gelegenheit, Sprachen zu lernen und zu lehren, Orte zum Meditieren, Bücher zu lesen und das Beste von allem: Die gelegentliche physische Gegenwart des Meisters, Dessen Zufluchtsort nur sechzehn Meilen nördlich an der Bundesstraße 45, liegt.

Wird es Bürgern der Vereinigten Staaten von der indischen Regierung erlaubt werden, im ‚Manav Kendra‘ zu leben, wurde der Meister gefragt. Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, erwiderte Er, besteht darin, dass einige Amerikaner es durchführen und daraus einen Testfall machen.