Mein Besuch in Indien

von Dona G. Kelley

Mein lang ersehnter Wunsch, den ich während der Lebenszeit meines geliebten Sawan Singh Ji hegte, ist nun durch die liebende Gnade unseres lieben Meisters Kirpal Singh Ji erfüllt worden.

Es ist wirklich ein seltener Vorzug, zu einem solchen Besuch eingeladen zu sein – einem Besuch, der nie vergessen werden kann. Ich wünsche, dass alle Initiierten den Meister in Seiner eigenen Umgebung sehen könnten, wo Er so gelöst ist. Er bedeutet Seinen eigenen Leuten in Indien so viel, deren Ergebenheit Ihm gegenüber etwas ist, dem wir nacheifern sollten. Der Meister ist wahrlich ihr Vater in jeder Hinsicht, physisch und spirituell.

Von dem Moment unserer Ankunft in Indien war des Meisters Hand in jeder Situation spürbar. Als wir dort durch den Zoll gingen, ärgerte die ungeduldige Haltung eines anderen Passagiers den Beamten vom Dienst, bis es schien, als würde er uns überhaupt nicht abfertigen. Da ich bemerkte, dass dieser Mann ein Sikh war, zeigte ich ihm das Medaillon, das ich trug, welches das Bild des geliebten Sawan Singh zeigte. Ich fragte ihn, ob er den Meister Sawan Singh kennen würde, was er bejahte. Dann fragte ich: Kennen Sie Meister Kirpal Singh? Er sagte: Ja – ein guter Mann – ein guter Mann. Dann erzählte ich ihm, dass wir im Begriff wären, zu des Meisters Ashram zu gehen, worauf er sagte: Wartet, ich werde den Ausweis unterschreiben lassen, damit ihr gehen könnt. So war es uns erlaubt, zu gehen.

Außerhalb des Flughafens von Delhi wartete Giani Ji mit einem Taxi und brachte uns zum Ashram, wo wir zwei Tage blieben. Der liebe Ram Ju und seine Frau und Bimla, die ‚Haus-Mutter‘, sorgten für unsere Bequemlichkeit bis zum Morgen des dritten Tages, wo wir nach Dehra Dun abfuhren. Unser ‚Führer‘ war eine liebe Seele, Har Charan, der perfekt Englisch sprach. Auf dieser Fahrt Richtung Manav Kendra sind nahezu 150 Meilen zurückzulegen, aber wir wurden durch den Fahrer Ram Sarup fröhlich gestimmt, der, während er auf der belebten Hauptstraße fuhr, Loblieder auf den Meister sang.

Als wir im Manav Kendra ankamen, sah ich den Meister unter den geschäftigen Arbeitern unten am langen Becken stehen, welches, wenn es fertig ist, der See von Amritsar werden wird.

Wie warm und liebevoll wurden wir willkommen geheißen! Solche Erlebnisse von Herz zu Herz können niemals mitgeteilt werden – sie sind etwas, das man im Herzen für alle Zeit verschließt und bewahrt! In dem kleinen Raum, der für des Meisters Bequemlichkeit gebaut worden ist, wurde uns Tee gereicht, wonach uns der Meister nach Rajpur schickte, etwa sieben Meilen entfernt von dem Zentrum, wo Er lebt. Uns wurde dort in der Rajpur-Straße ein gemütliches Zimmer gegeben, wo wir unsere meiste Zeit verbrachten. Wie friedlich und still war es dort – ein wahrhaft gesegneter Ort! Der Meister gewährte uns Seinen Darshan jeden Morgen draußen auf einem grünen Platz, umgeben von Papayas und anderen tropischen Obstbäumen. Dann begab Er Sich zum Manav Kendra, wo Er den ganzen Tag verbrachte, umgeben von etwa 200 freiwilligen Arbeitern, die mit dem Bau des vorher erwähnten ovalen Beckens beschäftigt waren. Später am Tag schickte Er für uns ein Auto nach Rajpur und wir trafen Ihn im Zentrum, wo Er die verschiedenen Abschnitte der Arbeit dort besprach. Als wir eines Morgens eintrafen, fanden wir Ihn unten im Becken, wo die allererste Betonmenge ausgegossen wurde – eine Art ‚Grundsteinlegung‘. Er bat mich nach unten; nachdem Er den Zement aufgetragen hatte, bekam ich die Maurerkelle ausgehändigt; dann gab Er sie Charles, sodass wir diesen Teil der Zeremonie mit Ihm teilen konnten.

Ich kann nur die Höhepunkte unseres Aufenthaltes dort übermitteln, da wir viel unterwegs waren. Am ersten Sonntag im Dezember hielt der Meister in Delhi Satsang, wo ungefähr 5000 Menschen anwesend waren. Der Meister bat diese Geringe zu sprechen, und so sprach sie ein paar Worte über die Liebe durch einen sehr fähigen Übersetzer ... und so ging es Tag für Tag, dass der Meister Seine Gnade und Liebe verströmte, was alles dazu führte, dass ich mich sehr gering empfand. Wie konnte irgend jemand die zarte, liebevolle Fürsorge verdienen, wie sie mir während meines ganzen Aufenthaltes dort erwiesen wurde? Es war wahrlich ein Fall, wo ‚Herz zum Herzen sprach‘.

An jedem Abend wurde im vorderen Raum von des Meisters Heim Darshan gegeben – die Schüler warteten geduldig, bis Er vom Manav Kendra zurückkehrte. Zu solchen Zeiten fühlten alle von uns, dass wir von der Wahren Gegenwart der Liebe umgeben waren; einmal sagte Er:

Ihr werdet niemals wissen, wie sehr ich euch liebe.

Ein Ereignis verdient der besonderen Erwähnung: Unsere Reise nach Rishikesh, um der Feuerbestattung eines berühmten Yogis, Raghuvacharya mit Namen, beizuwohnen, der im Alter von 115 Jahren verschied.

Aus dem, was wir über diesen Mann hörten, war zu entnehmen, dass er ein sehr bemerkenswertes Leben hinter sich hatte, nachdem er zwei Mal durch das Tor, genannt Tod, geschritten war. Zu jener Zeit, als Meister Sawan Singh noch lebte, ‚starb‘ dieser Yogi, war jedoch unfähig, die astrale Ebene zu durchqueren. – Meister Sawan brachte ihn zurück, nachdem Er den Weg durch die astrale Region geöffnet hatte. Während Meister Kirpal Singh zurückgezogen in den Himalayas lebte, nach dem Hinscheiden von Meister Sawan, begegnete Yogi Raghuvacharya unserem gegenwärtigen Meister, und indem er Ihn umarmte, rief er aus: Ihr seid ein Großer Heiliger. Somit war Raghuvacharya der erste Mensch, der Ihn als einen Lebenden Meister erkannte. So entwickelte sich zwischen den beiden ein starkes Band Spiritueller Verwandtschaft. Eines Abends, während unseres Aufenthaltes in Rajpur, wurde der Meister durch Freunde Raghuvacharyas nach Rishikesh gerufen, die sagten, dass der Yogi schwer krank sei; als der Meister dort ankam, war der Yogi gestorben. Zwei Tage später ging der Meister nach Rishikesh, begleitet von allen amerikanischen Satsangis, die in Rajpur waren, um der Trauerfeier und Feuerbestattung beizuwohnen. Auf dem Weg dorthin fuhren wir durch viele alte Dörfer. Nach einer kurzen Unterbrechung in dem Haus, wo der Körper lag und nachdem viele der Freunde des Yogis gekommen waren, um ihm die letzte Ehre zu erweisen, wurde der Körper auf einen Katafalk gelegt und durch Rishikesh getragen. Auf dem Weg zum Verbrennungsplatz wurde fröhliche Musik gespielt. Der mit Blumengirlanden geschmückte Yogi wurde durch Vorübergehende gegrüßt; ein junger Mann ging neben dem Katafalk und bespritzte den Körper mit Rosenwasser – und auf diese Weise wurde der Körper eines berühmten Yogis auf den Scheiterhaufen gelegt, an den Ufern des Ganges – wirklich eine sehr inspirierende Zeremonie.

Wir hatten den Vorzug, viele wundervolle, anregende Tage mit dem Meister zu verbringen, Der immer auf das Erforderliche bedacht war, um es uns angenehm zu machen, und Der uns immer nach unserer Gesundheit fragte, wenn Er uns jeden Morgen grüßte. Es gab Tage, wo wir nicht vor elf Uhr nachts zu Hause waren, doch Er kam immer zu uns zum Darshan.

An einem Tag, als ein Arbeiter im Brunnen unten im Becken grub, tauchte eine sehr große Schlange auf. Der Mann streckte seinen Arm aus und sagte: Geh hier hinaus. Anstatt zu verschwinden, biss sie den Mann an mehreren Stellen an seinem Bein. Sofort danach gab ihm der Meister zwei Gläser ‚ghee‘ (geklärte Butter) und schickte ihn zur Arbeit zurück. Am nächsten Tag zeigte uns der Mann die Narben an seinem Bein und sagte etwas zum Lob des Meisters. Anscheinend hatte er überhaupt keine Schmerzen gehabt.

Noch ein Vorfall verdient, erwähnt zu werden. Es betrifft einen sehr geschickten Mechaniker, der, während er sich um einen Wagen mit laufendem Motor kümmerte, ausglitt und fiel. Er streckte seinen Arm aus, um den Sturz abzufangen und der Arm wurde durch die Flügel des Ventilators im Kühlungssystem schwer verletzt. Im örtlichen Krankenhaus (in Dehra Dun) musste der Chirurg den Unterarm, etwas höher über dem zerfetzten Fleisch, amputieren. Der Meister sagte dem Mechaniker: Nach deinem Karma wäre dies der Tag gewesen, an dem du hättest sterben sollen; statt dessen ist dir mehr Zeit hier gegeben worden, indem nur eine Hand abgetrennt wurde. (Der Meister spricht niemals über solche Vofälle – wir hörten von den beiden obigen Begebenheiten durch jene, die nahe bei Ihm sind.)

Es gibt so viel mehr, das über die wundervollen Tage gesagt werden könnte, die wir bei dem geliebten Meister verbrachten, aber man wird solche Zeiten persönlich erfahren müssen, um zu wissen, was es bedeutet ‚in der Gegenwart‘ zu sein. Es mag genügen, wenn man sagt, dass solche kostbaren Stunden mit dem stillen Frieden erfüllt waren, ‚der alles Verstehen übersteigt‘ ... Vollkommen seiner selbst entleert, heißt, von Liebe erfüllt zu sein. Die Schüler des Meisters sind wirklich gesegnet. Mögen sie beständig an Spiritueller Größe wachsen, indem sie immer ganz an ihrer Quelle, dem unschätzbaren Juwel der Initiation, festhalten.