Sechs Jahre bei dem Meister in Indien

von Stanley Shinerock

Meine Frau und ich hatten das Vorrecht, die sechs vergangenen Jahre zu den Füßen des Menschlichen Pols, bekannt als Sant Kirpal Singh, zu verbringen, Den Gott erwählt hat, um Sich zum Heile jener Seelen zu offenbaren, die den Wunsch haben – mag er klein oder groß sein – Ihn zu erkennen und zu ihrer rechtmäßigen Heimat in Ihm zurückzukehren. Diese Jahre waren äußerst aufschlussreich und kostbar durch das, was wir zu den Füßen des Meisters lernten und hier entstand der Wunsch, unseren Brüdern und Schwestern im Westen einen kleinen Teil der Segnungen zu vermitteln, die wir aus Seiner gnadenvollen Gesellschaft empfingen.

Zu allererst sahen wir im Meister das große Beispiel all der Eigenschaften, die wir in uns selbst entwickeln müssen. Wir waren täglich Zeuge, wie unermüdlich Er zum Wohl Seiner Kinder arbeitet. Wenn Er nicht auf Reise im Norden, Osten oder Westen von Indien ist, was zwei bis drei Wochen jeden Monat in Anspruch nimmt, ist Er vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein tätig, um die Bedürfnisse aller zu erfüllen, die zu Ihm in den Ashram strömen. Ein großer Teil Seiner Zeit im Ashram wird mit der Beantwortung des ungeheuren Umfangs der Korrespondenz Seiner Schüler im Westen wie auch in Indien zugebracht. Es kann einen schwindeln, wenn man die Arbeitslast sieht, die nur ein Gottmensch zu bewältigen vermag. Diese Arbeitslast wird zu gewissen Zeiten gesteigert, so durch die Bandharas und monatlichen Initiationen, die im Ashram abgehalten werden; und es ist nicht ungewöhnlich, dass zwei- oder dreihundert Menschen zur selben Zeit initiiert werden. Unverändert erhalten die meisten dieser Zahl ausgezeichnete Erfahrungen, selbst die Strahlende Form des Meisters innen zu sehen, während andere starkes Inneres Licht usw. sehen.

Der Meister ist so voller Mitleid für Seine Kinder, dass Er Seinem Körper gelegentlich erlaubt, zu unserem Heil eine Krankheit auf Sich zu nehmen, obgleich Er, wie wir wissen, ohne Gemüt, ohne Karma und in keiner Weise vom physischen Körper berührt ist. Wir waren Zeugen solcher Gelegenheiten, wo der Meister nicht nur leidet für unsere Missetaten, sondern auch aus einigen von uns eine Liebe und ein Mitleid für Seine Leiden herauszieht, das wir nicht hätten ausdrücken können, außer bei dieser Gelegenheit, die uns zu solchen Zeiten gewährt wurde. Indessen, als ob uns gezeigt werden sollte, dass der Meister in keiner Weise vom Körper berührt wird, haben wir Ihn an einem Tag ganz schwach gesehen und am nächsten völlig frisch, als wenn Sein Körper niemals durch die Krankheit, unter der Er tags zuvor gelitten hatte, berührt worden wäre. All dies zeigt uns, wie wenig wir von den Schwierigkeiten wissen, die der Meister Sich unseretwegen auflädt, die ein für uns äußerlich bezeugbarer Aspekt dessen sind, was er für uns tut.

Gerade vor unserer Abreise von Indien ging der Meister auf Reise nach Kashmir und wir waren glücklich, Ihm einige Tage später folgen zu können. Der Meister schont nie Seinen physischen Körper und Er beendete die beschwerliche Reise per Auto (ungefähr 1000 km, von denen mindestens 450 über Gebirgsstraßen gingen) in 36 Stunden, während man gewöhnlich drei Tage braucht, da es normalerweise nötig ist, über Nacht auf dem Abschnitt im Gebirge anzuhalten, wegen der gefährlichen Fahrtverhältnisse und unvorhergesehenen Gefahren, die auf dem Weg reichlich vorhanden sind. Wie gewöhnlich hatte der Meister ein umfangreiches Programm von Satsangs und anderen Begegnungen, die für Ihn in Kashmir gebucht waren, obgleich noch Zeit gefunden wurde, ein oder zwei Zufluchtsorte im Himalaya zu besuchen. Bei einem solchen Besuch in Pahalgam schlug uns der Meister vor, einige Tage dort zu bleiben, um uns der großartigen Landschaft zu erfreuen, obgleich Er Selbst nicht bleiben konnte, wegen Seines Programms in Srinagar, der Hauptstadt von Kashmir. Indessen lehnten wir unsererseits respektvoll ab, da die Landschaft nicht dieselbe Schönheit ohne die Gegenwart des Meisters haben würde. Am 2. Juni 1970 verließ der Meister Srinagar auf Seiner Rückreise nach Delhi. Wieder wurde der erste und höchst anstrengende Teil der Reise über die Gebirgsstraße nach Pathankot im Staate von Himachal Pradesh in einem Tag zurückgelegt. Am Abend Seiner Ankunft in Pathankot gab der Meister – kaum dass Er etwas geruht hatte – einen langen Satsang in der Stadt. Am nächsten Morgen gab Er die Initiation an etwa 150 Menschen und fuhr nach dem Mittagessen nach Amritsar im Punjab. Nachdem Er einige Stunden dort verbracht hatte, ging es weiter nach Delhi, ungefähr 500 km entfernt, und um zwei Uhr am Morgen des 4. Juni kam Er in Delhi an. Um acht Uhr desselben Morgens begann der Meister Seinen langen Tag, indem Er Suchern nach der Wahrheit, ebenso wie auch Schülern, Unterredungen gewährte, Routineangelegenheiten des Ashrams erledigte und schließlich und nicht zuletzt den Riesenstoß Auslandspost, der sich während Seiner Abwesenheit angehäuft hatte, beantwortete. Daran arbeitete der Meister am Nachmittag, Abend und bis tief in die Nacht hinein, damit Seine westlichen Kinder ohne weitere Verzögerung Antwort auf ihre Briefe und Tagebuchblätter erhielten.

Darüber hinaus hält der Meister auch Satsang in anderen Teilen von Delhi und Neu Delhi und gewährt prominenten Mitgliedern der Regierung und der Gesellschaft, die Seinen Rat in Angelegenheiten erbitten, die ihre verschiedenen Verantwortlichkeiten betreffen, Unterredungen. Wenn der Meister Seine Verpflichtungen in Delhi erfüllt hat, bringt Ihn eine andere lokale Reise oder Arbeit, die mit dem Manav Kendra zusammenhängt, wieder nach außerhalb.

Die vorangegangene Beschreibung ist typisch für drei Wochen aus des Meisters Leben. Nach unserer Überzeugung könnte niemand außer einem Gottmenschen Jahr für Jahr solch ein anstrengendes Leben führen. Doch es ist auf unserer Stufe nicht möglich, des Meisters Eigenschaften voll zu würdigen und wir neigen dazu, Ihm die Qualitäten zuzuschreiben, von denen wir glauben, dass Er sie besitze, anstatt uns zu bemühen, nach Seinen Geboten zu leben und Seinen Eigenschaften nachzueifern, was wahrlich der einzige Weg ist, zu beginnen, Seine Größe zu erkennen und zu würdigen. Wir waren begünstigt, viele Beweise Seines Mitleids zu haben. Wenn immer unser Vorwärtskommen besonders schwierig war, besonders während unserer ersten zwei Jahre im Ashram, enthüllte der Meister oft, dass Ihm alles völlig bewusst war, was vor sich ging. Nie können wir die Zeiten vergessen, wenn wir Seine barmherzigen Blicke empfingen, ein leise gemurmeltes Was gibt es?, wenn Er an uns vorbeiging oder den stärkenden Schlag Seiner Hand auf unserer Schulter. Es war eine tägliche Erfahrung, dass ich mit des Meisters Gnade und Schutz gesegnet wurde, während meiner fünfundzwanzig Kilometer langen Reise auf dem Fahrrad hin und zurück von meinem Dienst an der Kanadischen Hohen Mission in Neu-Delhi. Dies war besonders im ersten Jahr oder wenn ich zu schnell fuhr ohne volle Aufmerksamkeit auf die Verkehrsumstände. Wir sind völlig überzeugt, dass diese wenigen Beispiele nur ein Bruchteil dessen sind, was der Meister für uns beide tat und noch tut.

Wir haben auch beobachtet, wie sehr praktisch der Meister ist in den gewöhnlichsten Dingen. In diesem Zeitalter scheint der Nachdruck darauf gelegt zu werden, im Wasser schwimmen zu lernen, nicht auf trockenem Land, wie der Meister sagt. Wir haben gesehen, wie Er Schulkinder ermutigt hat, gut zu lernen und Initiierte, Fortschritte in ihrem Beruf zu machen. Unser materielles Leben kann nicht von unserem Spirituellen Leben getrennt werden. In der Tat haben wir unser Leben in jeder Weise zu vergeistigen. Das ist es, was wir zu den Füßen des Meisters lernten und – was mehr ist – wir hatten den Vorteil der praktischen Spirituellen Führung, die Er uns von Zeit zu Zeit gab. Indessen, selbst wenn der Meister nie mit uns gesprochen hätte, war Seine Gesellschaft der sich enthüllenden Prüfungen und Drangsale wert, durch die wir hindurch mussten, denn solches kommt unvermeidlich vor auf dem Pfad, und vielleicht um so mehr, je näher wir dem Physischen Meister sind.

Während unserer letzten zwei Jahre zeigten sich Hinweise, dass wir im Interesse meiner weiteren Karriere zum Westen zurückkehren sollten. Glücklicherweise reiften diese Anzeichen nicht vor dem ersten Teil dieses Jahres, obgleich unsere Rückkehr nach Kanada nicht später als auf den Juli verschoben werden konnte. Als der Tag unserer Abreise näher kam, fiel es uns immer schwerer, uns vorzustellen, dass wir körperlich vom Meister getrennt sein könnten. Es schien uns alles wie ein unwirklicher Traum, aus dem wir jeden Augenblick erwachen würden. Wie konnten wir es ertragen, von dem Einen getrennt zu werden, Der das Leben unseres Lebens geworden war! Als der letzte Tag kam, überkam uns eine Innere Heiterkeit und an diesem Abend wurden wir mit Seiner liebevollen und herzlichen Aufmerksamkeit überschüttet.

Wir waren uns völlig bewusst, dass unser Weggehen unbedingt im Interesse unseres Spirituellen Fortschritts wie auch unseres materiellen Wohlergehens war. Diese beiden können nicht gänzlich voneinander getrennt werden, wie wir wissen; denn wir haben gefunden, dass viele unserer wertvollsten Lektionen in der Welt gelernt werden müssen, wo unsere Fehler und unser Versagen in unserer Handlungsweise anderen gegenüber auf uns zurückwirkt. Nur wenn wir sie ausmerzen, kann unser weiterer Fortschritt gesichert sein; und wir glauben, dass wir nur in der Welt unsere niedere Natur vergeistigen können. Indem wir den Anstrengungen und dem Druck der heutigen Gesellschaft auf die Weise, wie sie der Meister lehrt, begegnen, sind wir zuversichtlich, dass eines Tages unsere Verantwortlichkeit als Initiierte erfolgreich erfüllt wird und unser Ziel im Leben verwirklicht wird.

Nun sind wir bereits einen Monat in England, besuchten unsere Familien und trafen uns mit den Initiierten hier. Wir haben selber das erfahren, was der Meister meinte, als Er sagte, dass es kein Fortgehen gibt; denn Er ist immer bei uns und offenbart Sich in dem Grade, wie wir Empfänglichkeit für Ihn entwickeln. Indessen vermissen wir sehr Seine physische Gegenwart und die liebevollen Blicke, die wir von Ihm empfingen und wir hoffen, dass die Zeit nicht zu fern ist, wo wir sie wieder empfangen können.