Schülerschaft

Eine Perle ist die Geschichte der Schülerschaft von Amar Das zu den Füßen von Guru Angad. Es ist die erhabene Geschichte Seiner Umwandlung in den Gurumukh-Sohn Seines Meisters.

Guru Amar Das erhielt das gleiche Kennzeichen, den gleichen Thron und den gleichen Hof. Der Enkel war annehmbar wie der Vater (Guru Angad) und der Großvater (Guru Nanak). Guru Amar Das warf durch die Kraft der Liebe die langgeschwänzte Schlange (das Gemüt) in das Fass und wühlte das Meer des Wortes mit dem Stab von Meru auf.

Balwand und Satta

Guru Amar Das diente seinem Meister Tag und Nacht. Zu Seinen Füßen lernte er das Geheimnis von Naam, eine Geschichte, die kein Buch jemals erzählte. Er brachte seine Verehrung am lebenden Alter von Guru Angad dar.

Nachdem er einem solchen Meister begegnet war, verloren alle äußeren Übungen ihren Reiz, denn er hatte das gefunden, wofür alle äußerlichen Übungen geschaffen waren. Dennoch pflegten seine alten Freunde vorbeizukommen und ihn zu bedrängen, mit ihnen auf Pilgerschaft zu gehen. Amar Das lehnte ab, gab ihnen aber stattdessen eine Tumbi-Frucht mit, eine Frucht, die außen süß und innen bitter ist. Er forderte sie auf, diese Frucht in den heiligen Flüssen zu waschen und sie zurückzubringen. Als sie die Frucht nach ihrer langen Pilgerfahrt zurück brachten, schnitt Amar Das sie auf, füllte sie mit Wasser und gab jedem etwas davon zu trinken. Als sie den bitteren Geschmack bemerkten, fragte Amar Das sie, wieso die Frucht noch so bitter sein könne, nachdem sie in so vielen heiligen Wassern gewaschen worden war.

Er sprach dann zu ihnen:

Das Gemüt, das so voller Schmutz ist, wie kann es rein gewaschen werden, indem man nur die physische Form wäscht?

Als er eine Weile bei seinem Guru gewesen war, kam eine große Trockenheit über das Land. Es lebte dort auch ein Asket, der sehr eifersüchtig auf Guru Angad war und den Leuten erzählte, sie hätten wegen Guru Angad diese Trockenheit. Er sagte, wenn sie Guru Angad vertreiben würden und ihn selbst verehrten, würde er durch seine übernatürlichen Kräfte Regen bringen. Bald begannen die Leute, ihm zu glauben und gingen zu Guru Angad. Demütig sprach Er zu ihnen:

Bleibt zufrieden und ergeben in Seinem Willen. Gott hat keinen Partner in Seinen Plänen und niemand kann Ihn beeinflussen.

Aber die Leute wollten darauf nicht hören und er sprach daraufhin, Er würde gerne gehen, wenn sie damit ihr Ziel erreichten. So geschah es, dass sieben Dörfer nacheinander sich weigerten, Guru Angad anzunehmen und Er zog Sich in einen Wald zurück.

Als nun Amar Das seinen Meister am nächsten Tag besuchen wollte, fand er den Platz verlassen vor. Er war entsetzt. Er fragte die Leute, ob sie von Sinnen seien, ob sie die größten Toren wären, denn wie könne eine Lampe die Sonne ersetzen? Aber die Leute gingen zu dem Sadhu und baten ihn nun, etwas Regen herbeizuschaffen. Trotz all seiner Beschwörungen und seiner übernatürlichen Kräfte kam nichts. Amar Das sagte ihnen, dass niemand außer Gott die Kraft habe, Regen zu senden. Wie töricht seien sie gewesen, jemand fortzuschicken, der die Macht hätte, Naam in ihren Herzen zu offenbaren! Die Leute bereuten rasch ihre Tat, bestraften den Mönch und gingen zum Guru, um Ihn um Vergebung zu bitten.

Guru Angad war jedoch ganz und gar nicht erfreut, als Er von der Bestrafung des Mönchs erfuhr. Er wandte Sich zu Amar Das und sprach:

Du hast noch nicht die Früchte der Gemeinschaft mit mir erhalten, denn sie sind Friedfertigkeit, Ausdauer und Vergeben können – du tatest dies nur, um das Volk zu erfreuen.

Amar Das war völlig beschämt, als er dies hörte, fiel zu seines Meisters Füßen und bat um Vergebung.

Guru Angad gab Amar Das dann folgenden Rat:

Du solltest Ausdauer wie die Erde haben und Beständigkeit in Wohl und Weh wie ein Berg; du solltest in deinem Herzen Nachsicht tragen und jedermann Gutes tun, ohne Rücksicht auf ihre Handlungen. Du solltest Gold und Staub als Gleiches erachten und Demut üben, denn die Demütigen werden erhört.

Amar Das nahm sich diese Worte zu Herzen und wurde eine lebendige Verkörperung dieser Tugenden.

Wahre Heilige sind vollkommen in jeder Beziehung, jedoch nehmen Sie manchmal aus Mitleid für Ihre Schüler, um ihnen eine Lektion zu erteilen oder aus anderen uns unbekannten Gründen, physische Leiden oder Krankheiten auf Sich. Guru Angad hatte einen wunden Fuß, und gelegentlich schien er Ihm große Schmerzen zu bereiten. Eines Nachts kam Eiter aus der Wunde und der Guru sagte zu Amar Das, Er könne vor Schmerzen nicht schlafen. Sofort beugte sich Amar Das hinunter und sog mit seinem Mund an der Wunde. Durch die liebevolle Ergebenheit von Amar Das verspürte der Guru Erleichterung. Er forderte Amar Das auf, um eine Gunst zu fragen. Alles was er erbat war, sein Meister möge Sich Selbst heilen, aber Guru Angad zitierte Guru Nanaks Gedicht, das so beginnt:

Schmerzen sind Medizin, weltliches Vergnügen ist Krankheit; wo solches Vergnügen ist, da gibt es kein Verlangen nach Gott.

Guru Angad erkannte, dass Seine beiden Söhne nicht geeignet waren, Seine Nachfolge anzutreten, und Er sah ebenfalls, dass Amar Das Sich nach Seinem eigenen Vorbild geformt hatte. Als die Zeit näher rückte für Sein endgültiges Verlassen des Körpers, ereignete sich ein Vorfall, der Ihm den Wahren Wert von allen dreien zeigte. In einer mondlosen Nacht kam ein großer Sturm auf. Die kalten Winde stürmten fürchterlich, Blitze zuckten hernieder und die Welt schien in Regen unterzugehen. Mitten in der Nacht weckte Guru Angad erst den einen und dann den anderen Sohn auf und bat sie, Wasser vom Fluss Beas zu holen, der weit entfernt war. Als keiner von beiden dem Vater gehorchen wollte, da kam Amar Das, der auch dort weilte, und sagte:

Großer König, dein Sklave wird das Wasser bringen!

Guru Angad erhob Einspruch, indem er sagte, das Amar Das zu alt für solch einen Dienst sei, aber Amar Das erwiderte, er sei jung geworden, als er den Auftrag des Gurus hörte. So nahm er einen Krug auf seinen Kopf und machte sich auf den Weg zum Fluss. Die Nacht war so finster, dass er sich seinen Weg ertasten musste, aber schließlich gelangte er zum Fluss und füllte das Gefäß. Ganz erfüllt von seiner Ergebenheit eilte er durch die Finsternis. Auf dem Weg war eine Gruppe von Webern, die Löcher in den Boden gegraben hatten, um ihre Füße hineinzustecken, während sie an den Webstühlen arbeiteten. Amar Das fiel in eines dieser Löcher und verletzte seinen Fuß an einem Holzpflock. Dennoch konnte er seinen Wasserkrug retten. Als die Weber den Sturz hörten, dachten sie vielleicht, ein Dieb sei da, aber als sie herausguckten, hörten Sie Amar Das das Jap Ji singen.

Aufgrund seiner kompromisslosen und anscheinend übermenschlichen Ergebenheit zu seinem Meister hatte Amar Das unter den weltlichen Menschen das Ansehen eines Verrückten. Als die Weber nun sahen, dass es nur Amar Das war, begannen sie, ihn zu verspotten. Amar Das kümmerte sich kein bisschen darum, aber als eine Frau auch seinen Meister zu beleidigen begann, konnte er es nicht ertragen und sagte ihnen, dass sie selbst verrückt sein müssten, oder wie könnten sie sonst solche Dinge über den Guru sagen? Dann setzte er seinen Weg zu Guru Angad fort.

Es wird bestätigt, dass die Frau, die Guru Angad beleidigte, tatsächlich verrückt wurde, und sie wurde erst dann geheilt, als man sie zu Seinen Füßen brachte. Dann sprach Guru Angad zu den Leuten über Amar Das und sagte:

Ihr bezeichnet ihn als heimatlos und gering, aber er wird die Heimat der Heimatlosen sein, die Ehre der Ungeehrten, die Stärke der Schwachen, die Unterstützung der Hilflosen, der Schutz der Ungeschützten, der Beschützer der Armen, derjenige, der das Verlorene wiederfindet und die Gefangenen befreit.

Nachdem Er dies gesagt hatte, ließ der Guru Amar Das sich auf Seinen eigenen Sitz setzen und sagte, dass er Sein Nachfolger würde. Bedeutsam sind die Worte, die Guru Angad vor Seinem Tode an Seine Schüler richtete:

Die Heiligen des Satgurus haben das Wesen von Wolken. Sie nehmen einen Körper zum Nutzen der Welt an und bringen den Menschen Wohltaten. Der Körper, der nur ein Vorratshaus für Nahrung ist, wird vergehen. Gleich wie ein reicher Mann seine alten Kleider ablegt und neue anzieht, so legen die Heiligen des Satgurus ihre hinfälligen Körper ab und nehmen ein neues Gewand für ihre Seelen. Ein Mensch kann in seinem eigenen Haus nackt oder bekleidet sein, er mag neue oder alte Kleider tragen – das ist die Lage der Heiligen, sie sind durch keine Regeln gebunden.

Es muss gesagt werden, dass Millionen von Geschichten schwerlich den Großen Seelen gerecht werden können, denn Ihre Geschichte spielt sich auf Ebenen ab, die unerkennbar sind. Jedoch erhalten wir durch Ihre eigenen Worte vielleicht kleine Hinweise dieser großen, unoffenbarten Geschichte. Guru Amar Das, dessen eigenes Leben so viele harte und bittere Jahre des Suchens umfasste, berichtet uns selbst autobiografisch von Seiner Enttäuschung durch äußere Riten und von Seiner Inneren Entwicklung zu den Füßen Seines Gurus:

Ich ward erschöpft auf meiner Suche und beim Ausüben äußerer Rituale. Wir, die wir ohne Verständnis sind, töricht, dumm und blind, sind durch den Satguru auf den Weg gestellt worden. Ich wanderte durch die ganze Welt und rief nach meinem Geliebten, jedoch mein Durst verließ mich nicht; aber als ich den Satguru getroffen hatte, o Nanak, verschwand mein Durst und ich fand meinen Geliebten in meinem eigenen Heim. Ich bin so viele Geburten hindurch in die Irre gegangen,aber nun, da ich Dich gefunden habe, ist mir so, als würde ich nie mehr irre gehen.

An anderer Stelle hat Guru Amar Das die Beschreibung Seiner Erfahrung zu Füßen des Gurus fortgesetzt:

Seitdem ich den Guru getroffen habe, habe ich mich gänzlich geändert; ich habe die neun Vorzüge zu geben und zu essen erhalten. Die achtzehn Vollkommenheiten folgen mir nach; mein Gemüt hört auf, nach außen zu wandern. Der unvergleichliche Ton spielt immer für mich und ich lenke meine Aufmerksamkeit zur Versenkung in Gott. O Nanak, Ergebenheit für Gott bleibt bei dem, in dessen Stirn solch ein Geschick von Anfang an eingeschrieben war.