Ein feierlicher Jahrestag

In starkem Gegensatz zu vorhergegangenen Jahren, wo man den Jahrestag der Geburt des sehr geliebten großen Gurus Baba Sawan Singh Ji freudig zu feiern pflegte, wurde dieser 27. Juli zu einem ungewöhnlich ernsten Tag.

Es gab dieselben fröhlich-bunten Zeltdächer, die vielen Tausende von Menschen, die sich auf jedem nur vorhandenen Platz und Zwischenraum drängten, die gewaltige Empore, geschmückt mit grünen  Blättern und Blumen, die Schreie und Balgereien von nicht zu bändigenden Kindern – aber das empfindsame Herz vermisste etwas: da war nichts überschäumendes, Erregendes, keine Freude in der Atmosphäre – nichts von dem üblichen Ausdruck einer Festlichkeit. Die Menschen waren gekommen, vielfach waren sie viele Meilen gereist, aber bei der Ankunft hatten sie ihren geliebten Meister auf Seinem Bett liegend vorgefunden, wo Er sich von der kürzlichen Operation erholte, und darüber hinaus hat Er noch einen Rückfall erlitten, aufgrund dessen der Arzt angeordnet hatte, keine Spaziergänge zu machen, keine Gespräche zu führen, keine Interviews zu geben, keine Besucher  zu empfangen – der Meister muss vollständige Ruhe haben, wenn in der Genesung ein Fortschritt erreicht werden sollte. Irgendein Zweifel, der sich im Herzen eines Schülers regen mochte bezüglich der Notwendigkeit solch strikter Anordnung, wurde schnell beseitigt, wenn er sah, wie auch nur die geringste Anstrengung eine Erschöpfung bei dem Meister verursachte.

Als der Morgensatsang am 27. Juli begann, war der Sangat voller Erwartung. Religiöse Sprecher entsprechend dem Programm waren erschienen, aber die Empore schien leer ohne die strahlende Gegenwart des Meisters. Es ist nicht übertrieben, zu sagen, dass die Menschen enttäuscht waren; und Seine Stimme von Band zu hören, war nur teilweise ein Trost. Voller Mitleid mit den schmerzenden Herzen ordnete der Meister an, dass das Mikrophon an Sein Bett in die verglaste Veranda Seines Hauses gebracht werde, wo Er seit Seiner Rückkehr aus der Klinik, am 14. Juli, lag. Mit liebevollen Worten sprach der Meister von Seiner Liebe für sie und von Seinem Kummer, nicht unter ihnen weilen zu können, und sagte, dass das Programm, wie geplant, seinen  Fortgang nehmen sollte. Nach dem Morgenprogramm wurde den Menschen erlaubt, an der Vorderseite vom Haus des Meisters vorbeizugehen, wodurch sie einen kurzen Darshan des Meisters haben konnten, der in der offenen Tür der Veranda lag. Ein amerikanischer Bruder bemerkte:

Ich stellte mich zweimal an – ich wurde ein wenig von der Menge gestoßen, aber ich bekam zwei Blicke des Meisters.

Am darauffolgenden Sonntag, dem 1.August, versammelte sich der Sangat wieder im Sawan Ashram, und nachdem des Meisters Rede zu Gehör gekommen war, wurde der Meister selbst auf Seinem Bett herausgebracht und sprach, etwas zurückgelehnt in die Kissen, für ein paar Minuten:

Wenn ihr denkt, ich bin krank, dann solltet ihr diesen Gedanken sofort korrigieren. Ich bin nicht krank, nur der Körper musste es ertragen, aber das ist nun nahezu beendet. Heute bitte ich euch alle um zwei Dinge:

1. Sprecht nur die Wahrheit, lügt nicht. Wenn ihr euer Denken und eure Rede auf diese Weise läutert, werdet ihr reiner werden und eine Wandlung in eurem Leben feststellen. Die Atmosphäre, die euch umgibt, wird ebenfalls reiner werden, und wenn ihr Kinder habt, werden sie davon beeinflusst und ehrlich leben, sie werden nicht wissen, was Lüge ist. Aber wenn die Eltern lügen, werden die Kinder automatisch Lügner: ‚Mutti und Vati lügen, warum sollen wir es dann nicht auch?‘

2. Worum ich die unter euch, die auf diesen Pfad initiiert sind, bitte – kommt ergeben euren Meditationen nach. Lasst nicht zu, dass ein Tag ohne sie vorübergeht. Wir kann ein Mensch wirklich rein sein, wenn er fortfährt, seine Kleider zu wechseln, ohne sie zu waschen? Das Tragen sauberer, frischer Kleidung erzeugt einen erfrischenden Wohlgeruch um einen – andere werden sich in seiner Gesellschaft wohlfühlen -, aber derjenige, der schmutzige Kleidung trägt, riecht nicht nur unangenehm, sondern verunreinigt auch die Atmosphäre, die ihn umgibt. Wenn man täglich mit der reinigenden Kraft von Naam in Verbindung kommt, wäscht sie die unerwünschten, schlechten Gerüche weltlicher Gedanken und Taten hinweg, die unser Wesen befleckt haben. So bitte ich heute alle Satsangis, sich an diese beiden Dinge zu halten.