Mein Tabernakel

Mein Gemüt ist ein Tempel des Göttlichen; sicher mehr als irgendein von Menschenhand errichtetes Gebäude. Alleine erwarte ich hier,das Kommen des Herrn, hier erwarte ich die unübertreffliche Seligkeit.

Zuerst muss ich mein Gemüt von weltlichem Unrat leeren und es von den schmutzigen Flecken der Leidenschaft säubern und ernstlich den Unwert der Einbildung verbannen, die Stätte vorbereiten, die das Reich des Herrn ist.

Dann muss ich die Stimmen der Welt stillen und meine geschwätzigen inneren Reden beruhigen – damit ich des Meisters besänftigende Stimme hören kann und in der Stille lerne, was Er mich lehrt.

Mein Tabernakel erwartet heiter und ruhig das Einfließen und die Fülle der Gnade; hier muss ich mich Ihm weihen, Der der Befreier unserer Rasse ist.

Der mentale Bildschirm ist stillgelegt und frei von Gesichtern, Farben, Bildern und Stätten, unbeeindruckt durch ein Ritual – in der formlosen, lautlosen Dunkelheit erwarte ich das Licht, welches das Kommen des Wortes ankündigt.

Aus dem trüben Dunkel starkes Licht; aus der Stille ein geheimnisvoller Ruf; aus der Einsamkeit ein unbeschreibliches Wunder; aus dem öden Nichts – das All.

Carmen Blumenkron