Kirpal Singh

Zur Stunde des Elixiers

Diese wunderbare, gewaltige Ansprache hielt der Meister zur ambrosischen Stunde der frühen Morgendämmerung ungefähr um 5.00 Uhr an Seinem Geburtstag.

Schweigen ist beredter als Worte. Was im Schweigen gesagt werden kann, vermag die Sprache nicht zu vermitteln. Ein Mensch erlangt jeden Tag eine Geburt; er stirbt jeden Abend und wird jeden Morgen geboren. Ich habe kein Horoskop bei mir, aber man sagt mir, heute sei das Datum meiner Geburt. Doch die wirkliche Geburt ist die, welche dem Zyklus der Geburten und Tode ein Ende macht. Guru Nanak wurde von den Siddhas gefragt, wie es Ihm gelungen sei, diesen Zyklus zu beenden;

Er sagte:

Als ich meine Geburt im Hause des Satgurus erlangte, wurde ich von der Kette der Geburten und Tode befreit.

Was bedeutet das, im Hause des Satgurus geboren zu werden? Wenn wir uns über das Körperbewusstsein erheben und in Seinem Schoß sitzen, heißt das, im Hause des Satgurus geboren zu werden. Damit wird der endlose Zyklus beendet. Und das geschah an Basant Panchmi (dem 5. Tag im Frühling) im Jahre 1917, weil Hazur Maharaj Ji schon lange vor der tatsächlichen physischen Begegnung zu mir zu kommen pflegte, in der Tat sieben Jahre davor. Und das Datum des physischen Zusammentreffens war auch das gleiche – Basant Panchmi.

So sage ich euch:

Gesegnet ist der Tag, an dem wir in das Haus des Wahren Meisters geboren werden. Und welches ist der eigentliche Geburtstag eines Menschen? – Es ist der Tag, an dem er lernt, sich über das Körperbewusstsein zu erheben. Danach kann er es täglich tun. Ihr alle habt eine praktische Erfahrung davon erhalten. Wir erlangen die Geburt im Hause des Meisters, aber wir leben nicht dort. Verlässt man das Haus, in dem man geboren ist? Wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt, seid ihr in eurem Wahren Geburtshaus. Ihr mögt es gelegentlich verlassen, aber ihr solltet darin wohnen. Das ist die Wahre Geburt.

So ist die eigentliche Geburt die, die den Zyklus der Geburten und Tode beendet. Dies ist das erste in Bezug auf den Geburtstag. Wen muss man zu dieser Geburt beglückwünschen, den Meister oder den Schüler? Die Größe eines Lehrers liegt darin, dass alle seine Schüler das Examen bestehen. Wenn alle seine Schüler die erste Stufe erfolgreich abschließen, ist es sein Verdienst. Ist es nicht so? Wenn sie sie nicht abschließen, mögen sie seinen Geburtstag feiern, aber sie erfreuen ihn nicht. So verdient ihr alle, meine Brüder, die ihr durch die Gnade von Hazur Maharaj Ji auf den Weg ins Jenseits gestellt wurdet, nur dann, beglückwünscht zu werden, wenn ihr aufsteigt, das heißt, wenn ihr lernt, euch über das Körperbewusstsein zu erheben.

Der Gurumukh erhebt sich hundert Mal am Tag willentlich in Seine Wahre Heimat.

Wenn ihr das nicht getan habt, sind alle solche Geburtstagsfeierlichkeiten nutzlos.

Daher sage ich euch immer: Beherzigt die Lektion, die ich euch gegeben habe. Nachdem ihr die Geburt im Hause des Meisters erlangt habt, solltet ihr darin leben. So sage ich euch, liebe Brüder, sitzt jeden Tag im Bhajan. Lernt, euch über das Körperbewusstsein zu erheben. Solange ihr das nicht tut, gibt es keine Erlösung, kein Ende der Geburten und Tode. Die erste Geburt ist die physische, die zweite ist die ins Jenseits, in die Göttliche Ebene des Meisters.

So sagt Kabir:

Geht zu der Ebene des Satgurus.

Die Ebene des Satgurus ist nicht hier; sie liegt jenseits der physischen, astralen und kausalen Ebenen. Aber der Weg dahin beginnt, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt. Wenn ihr wirklich glücklich seid – ich sage nicht, dass ihr es nicht seid –, dann mögt ihr das erkennen lassen, indem ihr tut, was ich euch sage: Sitzt täglich im Bhajan und führt das Tagebuch zur Selbstanalyse. Nehmt keine Nahrung für den Körper zu euch, bevor ihr der Seele Nahrung gegeben habt, indem ihr euch mit der zum Ausdruck gelangenden Gotteskraft im Innern verbindet. Und dafür ist Sadachar oder ein wahrhaftes Leben von größter Wichtigkeit. Ohne ein reines Leben kann man sich nicht über das Körperbewusstsein erheben.

Die Wahrheit steht über allem, aber die wahrhafte Lebensweise steht noch über der Wahrheit.

Ihr habt alles geschmückt und Lichter angezündet, und nun sitzt ihr draußen in der bitteren Kälte. Die äußeren Feierlichkeiten sind alle in Ordnung, wenn ihr die Geburt im Hause des Meisters erlangt und den Zyklus der Geburten und Tode beendet. Es ist nur die Gnade von Hazur Maharaj Ji, dass ihr alle eine direkte Ersthand-Erfahrung bekommt. Im Osten oder Westen, wohin Er mich auch immer gesandt hat, bekamen die Menschen durch Seine Gnade eine Ersthand-Erfahrung. Wenn die Leute außerhalb Indiens so viel bekommen, dann sollten unsere eigenen Landsleute noch mehr erhalten. Es ist nicht Liebe, hinter mir herzujagen und mir nachzulaufen. Liebe lehrt, Anweisungen zu befolgen, zu gehorchen.

Wenn ihr mich liebt, haltet meine Gebote.

Zuerst müsst ihr ein Gurusikh werden, ein Wahrer Nachfolger des Meisters, und nicht ein Mansikh, ein Anhänger des Gemüts.

Im Gurbani heißt es:

Die ganze Welt folgt dem Diktat des Gemüts; ein seltener Sadh folgt dem Guru. Aber die, welche dem Guru nachfolgen, übersteigen alle Schranken und Begrenzungen.

Den Tag mit Lichtern und Zierrat zu feiern, mag von eurer Ebene aus in Ordnung sein; von meiner Ebene aus ist es das nicht. In meinen Augen wird es erst dann in Ordnung sein, wenn ihr die Geburt im Hause des Satgurus erlangt habt.

Wir sind erst dann zu beglückwünschen, wenn wir die Geburt in Seinem Hause erlangen und unser Kommen und Gehen beendet ist. Und die Meister, die kommen, um die Menschheit zu führen, sind erst dann zu beglückwünschen, wenn alle, die zu Ihnen kommen, ihre Pflicht tun und ehrenvoll durchkommen. Mein Meister pflegte zu sagen:

Bitte, strengt euch selbst etwas an, damit ich nicht jeden von euch auf meinen Schultern tragen muss. Wenn ihr eure Pflicht tut, wird das die Aufgabe des Gurus erleichtern.

Wir müssen unsere Arbeit am Tage verrichten. Wer kann arbeiten, wenn die Nacht hereinbricht?

Das ist es, was Christus sagte:

Ich muss wirken die Werke Des, Der mich gesandt hat, solange es Tag ist; –

das bedeutet, als er lebte – es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.

Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt. –

Helft dem Meister in Seiner Mission. Es ist die Zeit für eine Spirituelle Revolution gekommen. Sie wird nur dann kommen, wenn wir ein reines, keusches Leben führen. Das verlangt einige Mühe von uns. Habt keine Angst! Seid Wahre Schüler des Meisters, nicht Schüler des Gemüts; und dann werdet ein Gurumukh, ein Sprachrohr des Meisters. All das habe ich schon oft gesagt; diese eine Lektion genügt, wenn ihr sie befolgt. Tut jetzt etwas, während die Sonne scheint. Wenn sie untergegangen ist, könnt ihr nichts mehr tun. Ihr lebt gegenwärtig und auch der Meister ist im physischen Körper. Vergeudet diese günstige Gelegenheit nicht. Wasser und Brot sind Nahrung für den Körper; Bücher zu lesen und die Denkweise zu schulen ist Nahrung für den Verstand; und sich mit der Kraft, durch die Gott wirkt, zu verbinden, ist Nahrung für die Seele. Die Seele ist ein bewusstes Wesen; sie findet ihre Nahrung nur in der Verbindung mit dem Meer der Allbewusstheit – Gott –, Der das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens ist.