Ich bin Dein, Du bist nicht mein

II

Nun lauscht aufmerksam der Hymne von Guru Amar Das Ji Sahib:

Alles liegt in diesem Haus – nichts findet sich außerhalb; die Innere Tür öffnet sich durch des Meisters Segnung.

Wir leben in diesem Körper; er ist das Haus der Seele. Darüber hinaus haben wir Häuser für dieses Haus gebaut.

Er sagt:

Alles ist in diesem Haus – nichts befindet sich außerhalb. Die ganze Schöpfung hat darin ihren Platz. Wie Brahmand ist, so ist auch dieser Körper; wer sucht, wird es finden.

Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos, und wer außerhalb des Körpers sucht, wird ihn niemals finden.

Es ist an dem einen Ort und ihr sucht an einem anderen; wie soll es für euch greifbar werden?

Kabir Sahib sagt:

Ihr werdet es nur erkennen, wenn ihr den einen annehmt, Der weiß.

Pflege die Gemeinschaft mit einem, der den Unterrichtsgegenstand, den du erlernen willst, beherrscht, welches er auch immer sei. Wenn ihr also jemandem begegnet, Der wirklich die Spiritualität kennt, dann:

Nimmt man den Wissenden mit sich, zeigt Er einem täglich den Schatz; es war das Werk von Millionen Geburten, doch er vollbrachte es in einem Augenblick.

Mit ein wenig Aufmerksamkeit seitens eines Kompetenten Meisters werdet ihr euch von den äußeren Begebenheiten zurückziehen, und das Licht wird im Innern erscheinen, wie gering die Erfahrung auch immer sein mag. Ich erinnere mich, dass Jawaharlal Nehru diese Wissenschaft einmal mit mir erörterte und er die Frage stellte: Wie können Sie diese Sache durchführen? Ich erwiderte: Indem ich eine Meditationssitzung gebe. Er sagte: Wie viel Zeit nimmt das in Anspruch? Ich entgegnete darauf: Eine halbe Stunde. Die Sache selbst liegt innen, aber der, welcher sie sehen sollte, wandert außen umher, indem er zu der Weise des Gemüts und der Sinne tanzt. Die Seele erhält die letzteren, aber sie wird hierhin und dorthin gezogen. Weil wir uns geirrt haben, ist dies unsere Lage – wo wir stattdessen die Sinne nach unserem eigenen Willen wirken lassen könnten, denn ohne unsere Aufmerksamkeit können sie nicht tätig sein.

Durch die Segnung des Meisters wird die Tür, die zwischen uns und Gott liegt, geöffnet. Guru Nanak Sahib sagt uns in Seinem Jap Ji:

Es gibt eine Wirklichkeit, den Unoffenbarten-Offenbart; Immer seiend ist Er Naam (der bewusste Geist). Der Schöpfer, Der alles durchdringt, ohne Furcht, ohne Feindschaft; Der Zeitlose, der Ungeborene und aus Sich Selbst Bestehende, vollkommen in Sich selbst. Durch die Gnade Seines Wahren Dieners, des Meisters, kann Er erkannt werden.

Das, was wir den Einen nennen, ist etwas. Er ist nicht eins, und Er ist nicht zwei – dies ist nur eine Weise, sich an Ihn zu erinnern, denn wir sind endlich und bedürfen endlicher Begriffe. Es gibt keine Möglichkeit, Ihn zu rühmen, aber es gibt Worte, die den Versuch unternehmen, darzulegen, dass Er die Wahrheit ist, dass Er Naam ist, dass Er der Handelnde ist und das Höchste Wesen, jenseits von Geburt und Tod. Er wurde nicht erschaffen, sondern ist aus Sich Selbst geboren. Und dieser Gott ist die Segnung des Gurus – der Guru offenbart den Einen. Eine Erfahrung von dem Einen, Den wir auch die Wahrheit nennen, wird durch den Satguru gewährt, denn jener Eine geht auf die Wünsche des Gurus ein. Guru Amar Das erlangte dies nach 70 Jahren der Suche, und nach dem, was Er niedergeschrieben hat, scheint es, dass Er keine Praxis unerforscht ließ. Als Er schließlich Sein Ziel erreicht hatte, sagte Er, dass Er es müde geworden sei, all diese karmischen Handlungen auszuführen – und danach stellte sich die Gabe des Satgurus so leicht ein. Ohne ein gutes Karma könnt ihr keinen Guru finden; und dann geschieht es nur durch Gottes Gnade. Er wartet an der Tür, die Er Selbst öffnen wird.

Ich traf einmal einen Mann von Spirituellem Ruf, der nicht glaubte, dass im Innern des menschlichen Körpers Licht sei; er erachtete es als gut genug, die Sonne außen zu sehen und im Körper nur Fleisch, Knochen, Blut und Unrat zu wissen. Und doch haben alle Großen Meister nachdrücklich erklärt, dass man durch die Wiederholung des Heiligen Naam ein Licht mit der Kraft von Millionen Sonnen in der menschlichen Form sehen kann. Es wird auch gesagt, dass der Guru uns zum Eigentümer des Hauses, wie eine Königin, macht und uns zehn Diener (die fünf groben und die fünf feinen Sinne) zur Verfügung stellt. Die Diener gehorchen bedingungslos, wenn sie der Besitzer unter voller Kontrolle hat. Das Ergebnis davon enthüllt sich im Innern, wenn die Sonne in all ihrer Herrlichkeit erscheint.

Guru Nanak sagt:

Die Mitternachtssonne ist aufgegangen.

Maulana Rumi sagt:

Nur jene, die die Mitternachtssonne sehen, sollten kommen und mit mir sprechen; andernfalls vergeudet nicht meine Zeit.

Wann sehen wir Sie? Wenn wir uns von der Außenwelt zurückziehen, erkennen wir sie in diesem Wahren Tempel Gottes, dem menschlichen Körper.

Durch die Wiederholung von Naam wird das Licht von Millionen Sonnen sichtbar.

Ein Guru ist nicht einfach ein gelehrter Mann, sondern eine verwirklichte Seele, Einer, Der nicht in der Dunkelheit lebt und Der auch den dichten Schleier von den Augen anderer entfernen kann. Dies ist das Hauptmerkmal für die Beurteilung eines Gurus. Jemand kann gelehrt sein – ein großer Intellektueller oder Propagandist – und doch in der Finsternis leben. Wie kann jemand, der das Licht nicht sieht, es anderen zeigen? Obgleich das Licht in jedem Wesen scheint, ist Es doch eher einer Lampe zu vergleichen, über die viele Bedeckungen gebreitet wurden und durch die kein einziger Lichtstrahl scheint. Die Seele hat viele Umhüllungen, und wenn ihr die erste entfernt, werdet ihr einen Lichtschimmer sehen. Wenn die zweite Hülle fortgenommen wurde, wird noch mehr Licht scheinen und so weiter. Wer alle Umkleidungen entfernt hat, wird das Licht Gottes in vollem Glanz ausstrahlen, und er ist ein Wahrer Schüler. Er ist dann ein Wahrer Hindu, ein Wahrer Sikh, ein Wahrer Christ, ein Wahrer Moslem usw.

Guru Teg Bahadur Sahib führte als Beispiel an, dass ein in eine Wand gehauenes Blütenmuster dort bleiben würde, mögen Regen oder Sonne kommen. Wir, die Seele, haben uns so sehr an die Welt gebunden und sind zu einem Teil von ihr geworden, dass wir uns nicht von ihr zurückziehen können. Jedoch kann uns jemand, Der die Beherrschung über Seine Aufmerksamkeit besitzt, durch einen einzigen Blick helfen, uns zurückzuziehen. Der Heilige hat mir den Reichtum geschenkt. Dieses Vermögen muss vergrößert werden. Ein guter Redner kann die Grundsätze dafür lehren, wie man ein Geschäft betreibt und reich wird, aber solange er nicht auch etwas Anfangskapital gibt, ist seine Information für einen Armen ohne Nutzen. Ein Wahrer Heiliger sagt niemals einfach: Fahrt damit fort, dies zu tun, und ihr werdet schließlich etwas erhalten. Ein Wahrer Heiliger ist Einer, Der ein Kapital für den Beginn gewährt. Und wer ist jener Heilige? Es ist Er, in Dem Gott Selbst Sich offenbart hat. Gott ist der Spender – nicht die menschliche Form. Durch den Satguru wirst du Gott erkennen, Bruder. Es heißt auch: Ohne einen Satguru hat Ihn keiner erkannt. Hunderte von Monden und Tausende von Sonnen befinden sich im Innern, aber ihr habt nicht die Kraft, sie zu sehen.

Trotz so viel Strahlenden Lichts herrscht dort tiefste Dunkelheit, ohne den Guru ist nur Finsternis – es ist unbegreiflich, ohne den Guru ist die Aufmerksamkeit ohne Kontrolle; Erlösung kann nicht erlangt werden.

Der Guru ist eine Große Kraft; Er ist Gott im Menschen oder der Mensch in Gott. Er ist das Fleischgewordene Wort. Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Ebenso: Im Guru hat Er Sich Selbst offenbart und teilt Shabd aus. Wenn ihr Shabd erhaltet, werdet ihr Gott erlangen. Die sich zum Ausdruck bringende Kraft Gottes wird Shabd genannt, und Shabd, offenbart im Menschlichen Pol, heißt Guru. Eis, Dampf und Wasser sind alle von der gleichen Grundsubstanz. Der Satguru ist vollkommen in Sich Selbst. Der Satguru ist jene Kraft, die in ihrer eigenen Stärke vollendet ist. Wenn dieselbe Kraft auf höheren Ebenen wirkt, wird Sie Gurudev genannt. Auf der physischen Ebene heißt Sie auch Guru, Sant, Mahatma, Sadh usw. Wer ist kompetent, von Gott zu sprechen? Die Berichte und Geschichten von Gott können nur von einem Guru erzählt werden. Mitteilungen über den Herrn müssen den Tatsachen entsprechen, und nur der Guru kann sie geben, denn Er ist Selbst die Wahrheit; Er spricht von dem, was Er sieht. Niemand kennt den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren. Er fügt nichts von außen hinzu, sondern zeigt, was bereits im Innern liegt; es ist eine Sache der Selbstanalyse. Wenn man einem Satguru begegnet, beginnt die Wendung nach innen. Gegenwärtig strebt man nach außen, aber durch die Kraft des Gurus beginnen sich die Sinne nach Innen zu wenden. Als Guru Amar Das gefragt wurde, wie sich die Sinne umkehren können, sagte Er:

Wenn ihr einem Satguru begegnet, beginnt die Umkehr, aber es kann nicht erklärt werden.

Dies kann nicht in Worten ausgedrückt werden; man muss sich hinsetzen und es erfahren. Er wurde auch gefragt, was man durch die Umkehr erreichen könne, und Er erwiderte:

Stirb, während du lebst, und du wirst es erkennen.

Zur Zeit des Todes zieht sich die Aufmerksamkeit zurück, indem sie die Sinne verlässt und sich an einem Punkt hinter und zwischen den Augenbrauen sammelt. Während ihr hier in der Welt lebt, könnt ihr lernen, nach Belieben zu sterben und Der zu werden, Der die Geheimnisse des Jenseits sieht. Lernt zu sterben, sodass ihr zu leben beginnen könnt. Wie Christus sagte: Ihr müsst wiedergeboren werden. Ebenso: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Das Reich Gottes ist inwendig in euch.

Der Mensch ist ein umgedrehter Baum, dessen Wurzeln nach oben gerichtet sind. Die Wurzeln des Baumes sind in der Erde, und die Zweige recken sich nach oben; aber die Wurzeln des Menschen weisen aufwärts, und die Zweige gehen nach unten. Christus sagte den Menschen, dass sie täglich ihr Kreuz auf sich nehmen sollten, was bedeutet, dass man jeden Tag im Körper sterben sollte. Paulus sagte: Ich sterbe täglich. Die ganze Welt geht zur Zeit des Todes, aber willentlich Abschied zu nehmen ist eine natürliche Wissenschaft, eine Kunst, die wir vergessen haben. Der Gurumukh kommt und geht nach Belieben. Der Gurumukh, nicht der Manmukh.

Naam ist bereits in euch, der Vollendete Satguru zeigt Es.

Jeder trägt den Reichtum von Naam in sich; und was ist dieses Naam? Gott ist namenlos – ‚Namustung Anamung‘ – was ‚ich beuge mich vor Ihm, Der keinen Namen hat‘ bedeutet. Als der Absolute Gott, Der Sich nicht zum Ausdruck brachte, zum Ausdruck kam, wurde es Naam genannt. Naam enthält das ganze Khand und Brahmand (das gesamte Universum). Ebenso kam durch Naam die ganze Schöpfung ins Sein. So sagt Er, dass in uns die Kraft von Naam liegt, welches die Kontrollierende Kraft ist.

O Nanak, alles steht unter der Kontrolle von Naam; durch ein großes Schicksal kann Es erlangt werden.

Wie kann man Naam erkennen? Als sich die Absolute Gotteskraft zum Ausdruck brachte, gab es eine Vibration, und diese Vibration hat zwei Erscheinungsformen – das Licht- und Tonprinzip. Durch die Wiederholung von Naam kann man das Licht von Millionen von Sonnen sehen. Ebenso bewahrt Gott das juwelengeschmückte Lied Seines Namens bei dem Sadh. In diesem Gesang liegt das Licht und der Ton; ihr müsst euch nur von außen zurückziehen, und ihr werdet sehen und hören mit der Hilfe eines Vollendeten Meisters. Und bevor ihr nicht selbst seht und hört, könnt ihr nicht wirklich glauben. Wie viele Mahatmas könnt ihr finden, die euch diese Erfahrung gewähren, indem Sie euch eine Meditationssitzung geben? Ein gelehrter Mensch wird euch gelehrtes Wissen vermitteln, ein Arzt lehrt euch Anatomie und Sezieren; ein Gottverwirklichter Mensch gibt euch durch Selbstanalyse einen Beweis vom Erwachen der Seele. Nach mehr als 70 Jahren mühevoller Suche erlangte Guru Amar Das zu Füßen von Guru Angad Sahib diese Verwirklichung.

Das Elixier der Unsterblichkeit ist der Name des Herrn; Es ist in diesem Körper. Naam ist der Spender aller Arten des Glücks, aber man muss die Aufmerksamkeit zurückziehen und sich über das Körperbewusstsein erheben. Naam, mit dem man sich dann im Innern verbindet, ist von einer köstlichen Süße, eine große Berauschung liegt darin.

Die Berauschung von Naam, o Nanak, erheitert Tag und Nacht. Es mag eine Vielfalt von Worten geben, um dies zu bezeichnen, aber die Kraft ist dieselbe. Wiederhole dieses eine Naam, o Seele, das der Satguru gegeben hat.

Die verschiedenen Namen, die dem Herrn gegeben wurden, sind nur ein Mittel, um sich Seiner zu erinnern. Ich huldige allen Deinen Namen. Aber Er ist die Gestalt allen Lichts, und Er wird Guru, Sant, Sadh, Mahatma usw. genannt.

Die Gedanken Dessen, Der den Herrn empfangen hat, sind wie kostbare Juwelen.

Weil Er von dem spricht, was Er gesehen hat, sind die Gedanken des Gurus unschätzbar. Der Suchende, der wirklich nach dem Herrn verlangt, wird Ihn empfangen, denn Er Selbst trifft die Vorkehrungen, damit er mit jener Persönlichkeit zusammentrifft, in der Er Sich offenbart hat.

Er öffnet das Auge und zeigt der Seele all das Wunderbare, das jenseits der Gebundenheit liegt.

Im Innern ist das Fest aller Feste: eine Pracht von Juwelen. Jene, die mit dem Jap Ji vertraut sind, werden sich an die Worte erinnern: Du kannst in dir ungeahnten Spirituellen Reichtum entdecken, wenn du nur den Lehren deines Meisters folgst. Die Art und Weise, in der der Meister die Wahrheit beschrieb, ist sehr klar und offen. Es gibt Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen. Wer auch immer ein aufrichtiges Verlangen nach dem Herrn hat, wird Ihn ganz gewiss erreichen. Viele werden sagen: Ich will Gott, aber sie sollten ihre Sehnsucht analysieren und sehen, warum sie Gott wollen. Sie werden entdecken, dass sie in Wirklichkeit die Gesundheit ihrer Kinder, Reichtum, Name und Ruhm, die Beseitigung ihres Unglücks oder Frieden im Jenseits und viele andere Dinge wünschen. Jeder sucht eifrig nach Vergünstigungen; niemand will wirklich Gott und Gott allein. Alle verlangen nach weltlicher Befriedigung, und Gott fährt damit fort, ihren Wünschen zu entsprechen. Der Vater Kirpal (der Barmherzige) hat dies angeordnet: Wonach immer ein Kind verlangt, es soll ihm gegeben werden. Und das Verlangen des Herzens dessen, der sich wirklich nach dem Herrn und dem Herrn allein sehnt, wird mit Sicherheit erfüllt werden. Eine solche zielgerichtete Ergebenheit ist die ideale Voraussetzung, um den Herrn zu erreichen. Ich sehne mich nicht nach Swarg (dem Himmel) oder Vakunt (dem höheren Himmel), ich will nur zu den Lotosfüßen meines Gurus Ruhe finden. Wie kann einer Gott erreichen, wenn er nach den Früchten dieser oder der nächsten Welt verlangt? Erforscht euer Herz und findet heraus, ob ihr wirklich den Herrn wollt. Es gibt Wahres Verlangen, aber es ist sehr selten.

In keiner anderen Form als im menschlichen Körper kann eine Seele Gott erkennen. Wer wird darin erfolgreich sein? Der Gurumukh. Und wer ist der Gurumukh? Er, der dem Guru nahe ist – dessen Augen denen des Gurus begegnen und der mit ihnen Eins wird – er, dessen Seele mit dem Guru vereint ist. Wie kann einer, der nicht einmal weiß, wie in der Gegenwart des Meisters zu sitzen, ein Gurumukh genannt werden? Die Augen sind die Fenster der Seele, und der Innere Reichtum ist das Eigentum des Gurumukh, nicht des Manmukh (Sprachrohr des Gemüts). Wer jedem Wort des Gurus gehorcht, wird den Herrn erkennen. Aber wir ziehen es vor, Seine Anordnungen nach unserer eigenen Denkweise umzuformen. Wir vergessen, dass die Gurukraft vom Augenblick der Initiation an beim Schüler bleibt und jede seiner Bewegungen beobachtet – und ihn nicht verlässt, bis er den Schoß des Herrn erreicht hat. Christus sagte: Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.

Wie würde man einen Gurumukh erkennen? Sie achten ihren Guru hoch und leben nach Seinen Wünschen. Der Guru ist für den Gurumukh beständig sichtbar, und er weiß, dass alle seine Handlungen von seinem Guru beobachtet werden. Wer sich stets dieser immerwährenden Gegenwart bewusst ist, wird niemals ungehorsam sein. Kabir Sahib sagt: Diese Art von Schüler kennt in allen drei Regionen keine Furcht. Es heißt auch: Der Diener im Hause des Gurus kennt nur den unbedingten Gehorsam; er nimmt sich selbst nicht wichtig, und in seinem Herzen wiederholt er immerzu den Namen Gottes. Ihr seid begünstigt, zur Tür des Gurus zu kommen. Aber die meisten wähnen sich über andere erhaben und drängen sich in den Vordergrund; sogar untereinander beginnen sie zu kämpfen. Wir sollten dankbar sein, wenn unser geringster Dienst in seinem Weinberg angenommen wurde. Jede Arbeit des Dieners, der sein Gemüt dem Satguru übergibt, wird erfolgreich sein.

Ein Manmukh wird nie wissen, was ein Guru ist – er denkt, er sei Ihm ähnlich – wie ein Sesamfeld, dessen Saat bereits geerntet ist.

Die Pflanze aus einem Sesamsamen wächst und stirbt dann ab. Wer versucht, Gott durch Gemüt und Sinne zu erkennen, strauchelt in seinem Bemühen und erreicht niemals sein Ziel. Wer jedoch dem Wort des Gurus gehorcht, wird erfolgreich sein. Christus hieß Seine Jünger, ‚Seine Gebote zu halten‘. Selbst wenn ihr den Worten des Meisters blind gehorcht, werdet ihr davon Vorteil haben. Kabir Sahib sagt: Im Reich des Herrn mangelt es an nichts. Wenn irgendein Mangel gefunden wurde, liegt es an der Art und Weise unseres Dienstes. Denkt tief über diese Punkte nach – wo steht ihr? Wenn ihr lebt, indem ihr euch gänzlich Seinem Willen übergebt, werdet ihr das Höchste Ziel erreichen. Solange ihr euch nicht überantwortet, werdet ihr Mängel finden.

Es gibt viele Paläste im Innern, in denen der Herr wohnt.

Der Makrokosmos ist im Mikrokosmos – es gibt Welten über Welten im Innern der menschlichen Form. Wie Brahmand ist, so ist auch Pind (Körper), und wer sucht, der wird erhalten. Über dem Körper liegt And (das Astrale), dann Brahmand (das Kausale), Par Brahm (das Überkausale) und Sat Lok oder Sach Khand (die Wahre Stätte oder die Wahre Region). Alle diese Ebenen sind in euch. Die Erfahrung davon beginnt, wenn ihr Pind verlasst – wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt. Was bedeutet immerwährend? Das, was niemals stirbt. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Von welchem Wert sind alle weltlichen Dinge, wenn ihr nicht erkennt, wer ihr seid und wer euch erhält? Was wird man euch zur Ehre anrechnen? Im Jap Ji Sahib hat Guru Nanak das schön erklärt:

Wenn einer sein Leben über vier Zeitalter ausdehnen, nein, zehnmal so lange verlängern könnte; wenn einer durch alle neun Schöpfungsebenen hindurch bekannt wäre und jedermann dort ihm mit Achtung begegnete; wenn jede Kreatur ihn bis in den Himmel rühmte – das alles und noch mehr ist ohne Wert, wenn Gottes Auge nicht wohlgefällig auf ihm ruht.

Wir können den größten Segen in dieser menschlichen Form gewinnen, aber wir wählen die Welt, die wir so lieben. Wir neigen dazu, unser höheres Streben beiseite zu schieben und bemerken dazu unbestimmt: Diese Welt ist süß – wer hat darüber hinaus gesehen? Der berühmte indische Dichter Rabindranath Tagore zeigte großen Einblick beim Einschätzen dieser Lage, als er betete:

O Herr, ich weiß, dass in Dir grenzenloser Reichtum liegt, aber ich kann dieses mein Haus nicht von seinem Unrat befreien.

Alle Glorie und alle Schönheit liegt in dieser Gestalt, aber man kann sie nur erfahren, wenn man sich über den Körper erhebt. Ihr könnt sagen, man stirbt, während man noch lebt, oder ihr könnt sagen, man ist zweimal geboren. Wenn man einen solchen Nektar gekostet hat, warum sollte man dann zu der Welt mit ihrem Angebot an schalen Weinen zurückkehren? Wir sind stets mit dem Versuch beschäftigt, unsere weltlichen Bedingungen und unsere Umgebung zu verbessern und haben nicht einen einzigen Gedanken für die Spiritualität, aber ‚am Ende wird alles vergehen‘.

Wie wurde Valmiki, der anfangs ein berüchtigter Räuber war, ein Heiliger? Er pflegte Leute auszuplündern und von der Beute zu leben. Aber eines Tages versuchte er in Unkenntnis der Lage, einen Heiligen auszurauben, und der Heilige sagte zu ihm: Sieh her, was du tust, ist nicht gut. Dein Gemüt lässt dich so handeln, aber sage mir ehrlich, ist das gut? Valmiki stimmte zu, dass es sehr schlecht sei, aber als der Heilige ihn fragte, warum er damit fortfahre, erwiderte er: Es ist mein Lebensunterhalt – ich habe Frau und Kinder zu ernähren. Der Heilige sagte: Gut, du weißt, dass du Sünden begehst, aber geh und frage deine Frau und deine Familie, ob sie die Verantwortung für jene Sünden mit dir teilen werden. Valmiki lachte und beschuldigte den Heiligen der Absicht, davonlaufen zu wollen, aber der Heilige sagte: Du kannst mich an diesen Baum binden, aber du solltest nach Hause gehen und die Antwort auf diese Frage hören. Valmiki war an dieser Sache ganz interessiert geworden, und er stimmte zu. Als er in seinem Heim anlangte, erklärte er seiner Frau und seinen Kindern in vollem Vertrauen auf ihre Liebe für ihn die Situation in sicherer Erwartung ihrer Unterstützung. Aber sie sagten alle:

Warum sollten wir an deinen Sünden Anteil haben? Wir wollen Nahrung, und wir kümmern uns nicht darum, woher und auf welche Weise du sie erwirbst – das ist deine Sache. Wie können wir die Verantwortung für das, was du tust, mit dir teilen?

Zutiefst erschüttert ging Valmiki zu dem Heiligen und bat Ihn um Vergebung. Jener Bandit wurde Maharishi Valmiki – ein Großer Heiliger, Der in Seinen so tiefen und langen Samadhi versank, dass die Bienen ihre Stöcke in Sein Haar bauten. Er schrieb das Ramayana (die Geschichte Lord Ramas) in Versen, viele tausend Jahre bevor Lord Rama auf die Erde kam.

Ihr seht also, ein Mensch kann sich wandeln – er braucht nur ein würdiges Lebensziel. Für jene, die die Welt lieben, besteht das Jenseits nicht, aber für diejenigen, die nach dem Jenseits verlangen, hat in ihrem Leben nicht diese Welt noch der Himmel, noch das, was über dem Himmel liegt, Bedeutung. Eine ergebene Seele ersehnt nur die Liebe des Geliebten. Sie möchte Ihn schauen. Die allerletzten Worte des Guru Granth Sahib sind:

O Gott, gewähre mir Deinen Darshan (Anblick).

Wer den Herrn in allem sieht, ist der Geliebte des Herrn. Maulana Rumi sagt, dass die Welt, verglichen mit der Weite der Inneren Welten, nicht einmal die Ausdehnung eines Atoms hat. Was für eine großartige Fülle des Lebens ist in uns. Jene, die die Freuden des Jenseits gekostet haben, finden keine Befriedigung in der Welt. Sie leben nach den Geboten des Allerhöchsten.

Durch das Gemüt zu erkennen, wird eine Frucht einbringen, von der du niemals ablassen wirst.

Gegenwärtig begehrt das Gemüt jene Dinge, die es nicht haben kann. Wenn es die Wahrheit erkennt, wird ihm die ganze Natur zu Gebote stehen. Im tiefsten Grunde strebt es nach beständiger Glückseligkeit, und wenn ihm diese gewährt wird, hat all sein Kommen und Gehen in die Welt ein Ende. Solange es im Einflussbereich der drei Regionen bleibt, wird es weiterhin auf die Erde zurückkehren, und bevor die Seele nicht über Brahmand hinausgelangt, wird sie nicht wirklich frei. Himmel, Hölle – immer wieder Geburt. Das ABC der Spiritualität beginnt, wo es weder Gemüt noch Sinne gibt. Maulana Rumi Sahib sagt: Solange wir uns nicht erheben, wissen wir nichts von dem Bild des Unsichtbaren. Alle Übungen, die mit äußeren Wissen verbunden sind, sind mit dem Körper, dem Gemüt, dem Intellekt und den Sinnen verbunden, und wo sie aufhören zu wirken, beginnt die Spiritualität.

Wer dazu befähigt ist, schützt den Reichtum, den ihm der Guru gab; das seltene, unschätzbare Naam erhalten nur wenige Gurumukhs.

Die Mehrheit derer, die zuhören, nehmen nichts auf; sie hören einfach. Gold ist ein seltenes und wertvolles Metall, aber ohne Käufer bleibt es im Geschäft liegen. Die spirituell Befähigten werden von den Unfähigen Atheisten geheißen. Guru Nanak wurde so genannt. Einigen verwirklichten Menschen wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, andere wurden gehängt oder gekreuzigt. Wieder andere wurden lebendig verbrannt, oder man zwang sie, auf einer rotglühenden Platte zu sitzen. Praktisch jede Demütigung, die man sich vorstellen kann, fügte man Ihnen zu. So können nur die, welche wirklich wissen, Ehrfurcht vor dieser kostbaren Gabe haben. Der Körper sollte dem Guru gehören, das Gemüt sollte des Gurus sein. Dann sagt Er: Du erhältst Par Brahm. Man kann verstehen, warum Er sagt:

Einer, der befähigt ist, schützt den Reichtum. Und wer ein Gurumukh wird, bekommt ihn. Was werdet ihr erhalten, wenn ihr außen nach dem sucht, was in euch ist?

Einige verbringen ihr ganzes Leben damit, in den äußeren Dingen zu suchen. Aber jene, die begünstigt sind, wie Guru Amar Das Ji, werden finden, dass der Schatz, nach dem sie forschen, in ihnen selbst liegt.

Die ganze Welt vergisst sich in der Täuschung; als Manmukh ist deine Selbstbeachtung dahin.

Solange wir in der Täuschung verharren, werden wir ziellos und entwurzelt umherwandern. Der Manmukh verbringt sein ganzes Leben in der Vergessenheit, und danach stirbt er darin. Wohin geht er dann? Wo immer deine Gedanken sind, dort wird dein Aufenthalt sein. Aber Wahre Sucher sind die Glücklichen, die die Tatsachen erfassen. Als Guru Amar Das den Schatz erhielt, erklärte Er die Wirklichkeit so genau, dass kein Zweifel mehr darüber bestehen kann.

Nachdem du deine eigene, Wahre Heimat verlassen hattest, machtest du diese Lüge zu deinem Aufenthaltsort; gefangen wie ein Dieb erhieltest du, der du Naam nicht besaßest, die Bestrafung.

Dieser Körper ist wie ein riesiger Granth (Heilige Schrift der Sikhs) – oder wie eine große Bibel, der Koran oder die Veden. Alles, was die Meister in Ihren Büchern entdeckten, das gaben Sie deutlich der Menschheit bekannt. Wer nach Innen geht, wird die Wahrheit erkennen. Sie haben von den Wahren Werten gesprochen, aber ohne nach Innen zu gehen, wird man niemals von Ihren Worten Gewinn haben. Dem Wort nur dem Buchstaben nach zu folgen, bringt euch keine Erfahrung ein. Selbst wenn ihr es lest und völlig versteht, was geschrieben wurde, werdet ihr nicht dasselbe erfahren. Nehmt auf, was ich sage, und dann geht und sucht danach. Ein großer Teil eures Lebens ist bereits verstrichen; zieht den besten Nutzen aus dem, was noch verblieben ist. Wenn wir wirklich Gott wollen, werden wir Ihn bestimmt erreichen. Wendet weise das an, was ihr wisst, denn nur in diesem menschlichen Leben könnt ihr die Fülle des Reichtums erlangen und in keinem anderen. Wir waren vielleicht auf jeder Stufe des Lebens erfolgreich – intellektuell, physisch –, aber was haben wir für unser Wahres Selbst getan? Denkt einmal nach: Wohin geht ihr und was tut ihr?

Wer in seine Wahre Heimat zurückkehrt, wird alles Glück erhalten; denn in sich wird er Brahma (Gott) und die Größe seines Gurus erkennen.

Wer nach Innen geht und seine Heimat betritt, erlangt Nahrung für die Seele und ewige Glückseligkeit. Sein zielloses Wandern endet. Guru Amar Das hat alle Handlungen auf der Sinnesebene mit dem Dreschen leeren Strohs verglichen, wobei man versucht, das nicht vorhandene Getreide zu sammeln. Er sagt auch, das sei einem Mann zu vergleichen, der vom Morgen bis zum Abend ohne Bezahlung arbeitet und der müde und unglücklich heimkehrt. Alle Karmas und Dharmas (Handlungen und rechtschaffene Taten) fallen unter diese Kategorie. Nur durch die Gnade des Gurus könnt ihr Brahma im Innern erkennen. So wird die Größe des Gurus bezeugt. Es ist nicht Sein Ego, das so spricht, sondern es ist einfach eine Feststellung der Tatsache. Sie sprechen nicht aus Stolz, sondern Sie bestätigen nur: Ja, wir haben es gesehen. Wenn Sie gefragt werden, ob Sie etwas erhalten haben, sagen Sie: Ja, wir haben Gottes Gabe erhalten. Wer ein Gurumukh wird, der wird auch empfangen. Wenn es der Herr wünscht, wird Er Selbst den Weg zeigen.

Durch die Wiederholung von Naam wird die Seele im Reich des Herrn gerühmt.

Indem sie Naam wiederholen, kehren sie in ihre Wahre Heimat zurück; o Nanak, ihr Antlitz erstrahlt in Freiheit.

Es hat keine Bedeutung, zu welcher Religion, Kaste oder zu welchem Land man gehört; wer die Verbindung mit dem Herrn erhält, wird die Erlösung erlangen. Er wird zu dem werden, was die Bücher beschreiben durch eben diese Kraft, von der sie sprechen. O mein Herz, wiederhole Naam, diesen Reichtum, den der Satguru gegeben hat.

Wem gilt diese Lehre? Alle Worte des Meisters werden für jedermann ausgesprochen. Warum? Weil alle Lehren der Meister gleich sind. So verbleibt in eurer Religion, haltet eure Bräuche, aber tut die wirkliche Arbeit, die vor euch liegt. Millionäre werden ihre Millionen zurücklassen; wer eine Lehmhütte hat, wird sie verlassen; dieser Körper kam nicht mit euch, und er wird euch nicht begleiten, wenn ihr zurückkehrt. Ja, ihr werdet eure Taten mit euch nehmen.