Kurze Einblicke in die Kraft Hazurs – Ausgewählte Stücke von Vater und Sohn

von H.C. Chadda

Einmal fuhr Hazur nach Rawalpindi (heute in Pakistan). Während der Zug, mit dem Hazur von Rawalpindi zurückkehrte, noch auf dem Bahnhof stand, kaufte ein alter Moslem auf dem Bahnsteig daneben Trauben. Zufällig schaute der Moslem auf, als er die Trauben bezahlte, und sah das leuchtende Gesicht und den schneeweißen Bart des Meisters im Zug. Er war verwundert und rief aus: Himmel, Himmel! Welch ein Göttliches Licht! Er wünschte dem Meister näher zu sein und wurde augenblicklich an die Seite des Waggons gezogen. Er sprach Hazur durch das Fenster an und sagte: Bitte nehmt diese Trauben an, Maharaj Ji. Der Meister lächelte ihn an und berührte nur die dargebotenen Früchte, dann sagte Er: Oh, ich habe sie schon angenommen. In diesem Augenblick pfiff der Schaffner, damit der Zugführer abfahren solle, und der alte Moslem musste von dem anfahrenden Zug weg springen. Es war ihre erste und einzige Begegnung.

Der alte Moslem kehrte in sein Heimatdorf Mataur zurück. Er erweckte großes Interesse bei seiner Familie und seinen Freunden, als er ihnen von dem tiefen Eindruck berichtete, den er empfunden hatte, als er eine solch leuchtende Persönlichkeit in Rawalpindi gesehen und kurz gesprochen hatte. Er war sicher, dass er niemals vorher in der ganzen Welt einen ähnlichen Menschen gesehen oder von ihm gehört hatte. Zufällig lebten in demselben Dorf auch ein Herr Parmanand und ein Sardar Balwant Singh und einige andere Initiierte von Baba Sawan Singh. Als S. Balwant Singh den Bericht des alten Moslems hörte, fragte er ihn, ob er vielleicht 'Guru Maharaj' gesehen haben könnte. Der alte Moslem war verwirrt über diesen Hinweis, bis man ihm ein Bild von Hazur zeigte. Als er das Bild sah, erkannte er sogleich: Das ist Er, Den ich gesehen habe!

Ungefähr ein Jahr später wurde der alte Moslem krank und lag im Sterben. Er schickte nach S. Balwant Singh und sagte ihm: Euer Meister ist gekommen, und Er sagt mir, dass Er mich holen will. Er hatte Hazur nur einmal gesehen und zu Ihm gesprochen; dennoch hat der Meister zur Zeit des Todes Sich seiner Seele angenommen. Welch ein Segen!

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Ein andermal reiste der Meister mit dem ‚Frontier Mail‘ -Express, der auf freier Strecke mindestens 60 km pro Stunde fährt. Auf der rechten Seite des Gleises ritt zufällig ein Mann auf einem Kamel. Dieser Kamelreiter blickte auf den vorbeifahrenden Zug, gerade rechtzeitig, um Hazur zu sehen, als Er aus Seinem Abteilfenster schaute! Wer kann sagen, was in diesem Augenblick zwischen ihnen geschah?

Der Tod kam auch zu diesem Mann, nachdem vier Jahre vergangen waren; und er sagte: Die leuchtende und strahlende Gestalt von Hazur ist gekommen. Ich sah Sein Antlitz früher einmal in einem vorbeifahrenden Zug. So kann sogar ein kurzer Blick von einem Vollendeten Meister einen nicht unberührt lassen.

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Zur Zeit der Gründung des Landes Pakistan kamen viele Menschen zu Hazur, deren Familienmitglieder getötet worden waren oder die ausgeraubt oder finanziell ruiniert worden waren und keinen Trost fanden. Aber Hazur pflegte Seine Hand zu erheben und die wenigen Worte zu äußern: Sorgt euch nicht; der Herr wird euch mehr geben; und diese einfachen Worte waren wie Balsam für ihre gebrochenen Herzen.

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Einmal begab es sich, das Hazur Satsang in Delhi hielt. Nach dem Satsang stand eine Frau aus der Zuhörerschaft mit gefalteten Händen auf und begann bitterlich zu weinen. Hazur fragte freundlich: Was ist, Bibi? Sie antwortete: Wahrer Herrscher, ich bin eine große Sünderin. Mein Leben ist sehr schmutzig gewesen. Was konntet Ihr in meinem Herzen sehen, das Euch veranlasste, Euch in mir zu offenbaren. Während des Satsang gabt Ihr mir in meinem Innern den Darshan Eurer leuchtenden Gestalt. Aber ich bin eine Sünderin und verdiene nicht dieses große Vorrecht. Hazur antwortete: Jetzt, da die leuchtende Gestalt des Meisters in dir erschienen ist, denke bitte, dein Körper sei nur für mich da, und halte ihn rein.

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Die fruchtbeladenen Zweige eines Baumes beugen sich immer zur Erde. So ist Demut die Zierde aller Wahren Heiligen. Obwohl also ein Wahrer Meister der Lebende Menschliche Pol ist ('das Fleischgewordene Wort'), in dem Gott Sich immer wieder durch alle Zeiten hindurch zum Ausdruck bringt, kann man von einem Meister hören, dass Er Selber ein Sünder ist – ein Diener aller.

Manchmal, wenn der Meister nicht durch Fragen gestört ist, sodass Er in Einklang mit Seinem Willen und Wohlgefallen sprechen kann, macht Er Andeutungen über Sich und direkte Anspielungen auf das, was Er ist. Denn wie würden, falls Er das nicht täte, sich jene von uns, die ständig auf der Ebene des Gemüts, des Intellekts und der physischen Sinne leben, der Möglichkeit einer Spirituellen Entwicklung bewusst werden? Maharaj Kirpal Singh Ji hat folgenden Vorfall bei mehreren Satsangs erwähnt:

Eines Nachts saßen Dr. Julian Johnson und ich zu Füßen des Großen Meisters Sawan Singh. Niemand sonst war anwesend. Dr. Johnson fragte Hazur, ob ein Schüler irgendetwas vom Guru erbitten sollte. Hazur antwortete: ‚Der Schüler bittet immer und beständig; er erbittet das eine oder andere der mannigfaltigen Gaben des Gurus.‘ Dann herrschte eine Weile Schweigen. Der Meister erläuterte: ‚Wenn wir (Meister) in die Welt kommen, bringen wir unseren eigenen Mitarbeiterstab mit. Wenn die Arbeit an einem Ort vollbracht ist, werden wir an einen anderen Ort gesandt.‘

Dies ist eine erstaunliche Tatsache: dass der Meister vollkommen vorbereitet in die Welt kommt. Jeder Schritt in Hazurs Leben beweist das. Man muss zugeben, dass etwas an Hazur war, das Baba Jaimal Singh veranlasste, Beas zu verlassen, um in den Murree-Bergen nach Ihm zu suchen. Es trug sich auch eine Begebenheit zu, als Hazur als Beamter einer Unterabteilung arbeitete. Als er später davon sprach, sagte er: Eines Tages wollte ich Bericht erstatten über meine Amtspflichten, als ich einen wundervollen Duft wahrnahm. Ich ging weiter die Straße entlang und sah einen Heiligen, der den Duft Seiner Spirituellen Ausstrahlung aussandte. Als Er mich bemerkte, lächelte der Mystiker und sagte: ‚Du bist gekommen.‘… Hazurs Kraft wirkte so, dass überhebliche Verbrecher sich vor Ihm beugten und gebildete Intellektuelle wie Schulkinder wurden.

Einmal kam ein blinder Philosoph zum Satsang von Hazur. Sein Name war Kartar Singh; er galt als intellektueller Riese und war fähig, jeden in einer Debatte zu schlagen. Der Meister lud ihn ein, vorne zu sitzen, wo er sehr aufmerksam den wunderbaren Worten Baba Sawan Singhs lauschte. Nach dem Satsang sagte er zu Meister: Maharaj, ich habe viele Redner auf großen Konferenzen bei religiösen Disputen geschlagen, und jene, die ich geschlagen habe, sind niemals zurückgekehrt. Aber heute bin ich zum ersten Mal bei Eurem Satsang und ich sitze hier wie ein Kind in der Grundschule.

Dr. Julian Johnson (Arzt) kam aus den USA nach Indien, um Baba Sawan Singh zu begegnen. Er sagte zu Hazur: Einst kam ich als Missionar nach Indien; aber jetzt bin ich gekommen, um zu Euren Füßen zu sitzen. Dr. Johnson blieb viele Jahre bei Hazur und schrieb verschiedene Bücher, während er in Indien war. Meister Sawan Singh wollte, dass Dr. Johnson nach Amerika zurückkehrte, damit auch andere über den Pfad erführen. Aber Dr. Johnson brachte es nicht übers Herz zu gehen...

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Damals lebte ein Mörder mit Namen Udham Singh, der viele der Lieben, die zu Hazurs Satsang kamen, bedrohte. Es geschah, dass Udham Singh selber zufällig zum Satsang des Meisters kam. Er wurde sich seiner üblen Taten bewusst, als er den Meister sprechen hörte. Danach nahm er ein Stück Stoff in den Mund und pries Meister Sawan Singh ununterbrochen drei oder vier Stunden lang. Hazur ersuchte ihn, bitte aufzuhören; aber der ehemalige Verbrecher erhob sich mit gefalteten Händen, wandte sich an Hazur und sprach: Wahrer Herrscher, meine Zunge hat Euch oft kritisiert. Ich habe gerade den Schmutz hinweg gewaschen, indem ich Euren Heiligen Namen ausgesprochen habe.

Viele Menschen, die herabwürdigende Dinge über Hazur gesagt haben, die sie gehört hatten, kamen schließlich zum Satsang, um Ihn reden zu hören. Wenn sie Ihn hörten, erkannten sie ihren Fehler und baten Ihn um Vergebung. Der barmherzige Hazur antwortete dann: Was du gesagt hast, hat mich nicht erreicht, und warf einen Blick voll liebender Vergebung und Sympathie auf sie.

In der Gesellschaft eines Wahren Sadh wird selbst der Mensch, der kritisiert, befreit.

Am Hofe der Wahren Heiligen wird allen vergeben. Der Meister befreit die Menschen dieser Welt von den Fesseln der Sünden. Wenn es um die Befreiung der Seele geht, gibt es nicht die Frage: Wer ist ein Sünder oder wer ist rechtschaffen? Vom Standpunkt der weltlichen Bewertung aus. Es gab durchaus einige ehemalige Verbrecher wie Bidhi Chand unter Guru Arjans Anhängern. Beim König wurde Klage erhoben, dass Guru Arjan Räuber in Seinem Satsang habe. Als der König Ihn deswegen befragte, antwortete der Guru: Sie mögen einst Räuber gewesen sein, aber jetzt sind sie Mahatmas.

Hazur sagte im Allgemeinen in Seiner Heiligen Art zu sprechen, dass der Wäscher verschiedene Arten schmutziger Wäsche zum Waschen bekomme; aber er würde sich niemals weigern, sie zu waschen, weil sie zu schmutzig sei! Das ist seine Arbeit im Leben; es ist sein Beruf. Er weiß, dass der Stoff weiß ist, und er wird ihn wieder weiß machen – in einem oder, falls nötig, in mehreren Waschvorgängen.

Es gibt eine andere Begebenheit von einem Räuber, den der Große Guru Hazur mit Seiner grenzenlosen Gnade überschüttete. Dieser Dieb floh vor der Polizei. Er suchte in der Kolonie in Beas Schutz und stand auf dem Hof von Hazurs Wohnsitz. Er wurde sehr durstig und dachte, seine Kehle würde austrocknen; so bat er Gandhi, des Meisters persönlichen Diener, um Wasser. Als er zum Trinken ansetzte, erschien Hazur am Fenster und gab Seinen Darshan. Ihre Augen begegneten sich. Als der Dieb die Göttliche Schönheit von Hazur sah, beugte er sich nieder und grüßte die Lotosfüße des Meisters. Etwas später, als der Weg wieder frei war, ging der arme Mann schnell weg. Als die Zeit des Todes für den Dieb kam, sagte er zu seiner Familie, dass in seinem Innern eine heftige Auseinandersetzung stattfände. Der Todesengel sage, er würde die Seele des Diebes mitnehmen. Aber der Meister, Dessen Antlitz er nur einmal in Beas gesehen habe, sage, dass die Seele Ihm gehöre: Dieser Mann suchte bei mir Schutz und ich werde ihn nicht verlassen. Der Todesengel war vor dem Großen Meister machtlos und gab auf.

Wer immer bei uns Schutz sucht, den nehmen wir an. Dies ist das Merkmal des Soami.

Die fünf Worte sind nicht Naam, diese können von jedem jungen Mädchen am Spinnrad gegeben werden. Es ist eine Sache des Schutzes und des Spirituellen Kapitals… Einmal sagte jemand Hazur, dass eine bestimmte Person die Initiationsinstruktionen zufällig gehört habe. Er antwortete: Wenn ein Hund durch ein Baumwollfeld läuft, trägt er dann einen Anzug, wenn er wieder herauskommt? Naam ist eine Sache der Aufmerksamkeit; es sind keine Worte. Hazur pflegte zu sagen: Wenn der Guru Naam gibt, wohnt Er im Initiierten. Er wird den Schüler nicht verlassen, bis er den Schoß des Höchsten Vaters erreicht hat.

Der Meister ist im Schüler, auch in einem Fluss, im Dschungel oder in der Wüste. Selbst zur Zeit des Todes verlässt er ihn nicht, sondern führt die Seele auf den Spirituellen Ebenen. Der Schüler mag den Meister verlassen, aber der Meister wird ihn niemals verlassen. Verschiedene Male sagten Leute zum Meister: Bitte, nehmt Euer Naam zurück. Aber Hazur antwortete: Wenn Naam einmal gegeben wurde, wird Es niemals zurückgenommen. Du magst mich verlassen, aber ich werde dich niemals verlassen.

Einst trug sich etwas mit Bibi Hardevi zu. Wenn Hazur diese Geschichte erzählte, schaute Er auf Bibi und lachte, in dem Er sie als 'Ehefrau eines Herren' ansprach (Hazur nannte gebildete und reiche Leute 'Herrschaften').

Einmal kam Bibi mit dem Zug, um den Meister zu besuchen, und sie stiegt am Bahnhof Beas aus. Der Zug hatte Verspätung; es war ungefähr 12 Uhr in der Nacht. Der Weg in der Dunkelheit war gefährlich. Bibi rief den Namen des Satgurus an und ging allein in der dunklen Nacht; sie trug ein Bündel mit ihren Sachen auf dem Kopf. Die Schuhe drückten ihre Füße, so zog sie sie aus und hängte sie sich um.

Es war sehr dunkel, und Bibi sah weit und breit niemanden. Als sie einen Kanal, der im Bau war, erreichte, sah sie einige Leute mit Lasten auf Pferden; aber Bibi war vertieft und ging weiter. Sie ging ein Stück Weges und sah, dass 10 oder 15 Leute auf Pferden über die Straße geritten und abgestiegen waren, um ihr den Weg zu versperren.

Gerade in dem Augenblick sah sie den Großen Meister Baba Sawan Singh erscheinen und mit ihr gehen. Der Meister sagte zu Bibi, sie solle Ihm ihr Bündel geben. Bibi sagte: Nein, Herr, warum solltet Ihr Euch die Mühe machen und meine Last tragen? Als die beiden weitergingen, konnten sie die Reiter hinter sich rufen hören. Bibi fragte, was das alles bedeute. Hazur sagte ihr, sie solle weitergehen. Als sie in der Dera ankamen, war das kleine Tor offen und das Haupttor geschlossen. Hazur rief den Wächter, aber bis er kam, war der Meister gegangen.

Es war ein Uhr nachts. Bibi fragte, wo Hazur sei; der Wächter sagte, er ruhe in seinem Apartment. Sie wollte den großen Meister nicht stören und verneigte sich vor dem Tor Seines Hauses. Sie hatte sich gerade umgedreht, um zu gehen, als Shadi (des Meisters persönlicher Diener) sie rief und ihr sagte, dass Hazur sie erwarte. Bibi verneigte sich vor dem Meister. Er sagte, sie sollte ihre Ohren berühren (ein Zeichen der Reue über ihren Leichtsinn), weil du alleine in der Nacht gekommen bist. Weißt du, dass jene Leute Räuber waren und dich angegriffen und ausgeplündert hätten? So musste ich den ganzen Weg mit dir gehen. Bei diesen Worten erschrak Bibi sehr und griff nach den gesegneten Knien des Meisters.

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Die Frau eines ergebenen Satsangi von Hazur – Hem Chander Bhargwa – bat den Meister um eine Gunst. Hazur sagte ihr, sie würde sie bekommen. Aber sie bestand darauf, sie gleich zu bekommen. Der Meister sagte: Gut, und ließ sie den Tonstrom vernehmen. Er war so laut, dass sie Ihn nicht ertragen konnte. Sie bat Hazur, Er möge Ihn anhalten; aber der Meister sagte: Heilige nehmen keine Gunst, die sie gewähren, zurück. Vertiefe deine Seele in den Tonstrom.

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Mein Meister sagt, stürze dich ins Meer des Geistes, tauche völlig darin ein … Höre das Dröhnen von Gottes Wort, und werde Eins mit Ihm ...

Astra