Der Standpunkt eines Israelis

Dr. Asher Eder erläutert die Gründe, wegen derer er an den Feierlichkeiten zum Geburtstag des Meisters teilnahm.

Ihr mögt fragen: Was kann einen Israeli bewegen, nach Indien zu kommen? In meinem Fall gibt es dafür zwei Gründe. Sie haben jedoch den gleichen Ursprung, nämlich die Liebe zur indischen Kultur und zur Spiritualität im Allgemeinen und im Besonderen ein Interesse an Sant Kirpal Singh Jis Dienst an der Menschheit.

Wie habe ich an letzterem Interesse gefunden? Meine Frau besuchte 1970 während eines Indienaufenthaltes die Konferenz der Weltgemeinschaft der Religionen, die Sant Kirpal Singh Ji leitete. Sie war tief beeindruckt von Seiner Persönlichkeit als auch von Seinen Lehren. Sie wurde damals initiiert. Dieses Mal begleitete ich sie, um selbst zu sehen. Wir kamen vor ungefähr zehn Tagen an. Bereits nach diesem Aufenthalt von nur wenigen Tagen im Ashram konnten wir einige hervorstechende Merkmale wahrnehmen. Es sind dies die universale Anwendbarkeit der Lehre, welche die unveränderlichen moralischen, ethischen und Spirituellen Werte jeder Religion hervorhebt, ohne dass die sozialen Eigentümlichkeiten berührt werden. Doch hoch über den besten theoretischen Lehren stehen die praktischen Erfahrungen – die Qualität eines Baumes wird an seinen Früchten erkannt. Auch in dieser Hinsicht, in der Ausübung der Spirituellen Werte des Lebens, tritt der Ashram augenfällig hervor. Vielleicht ist aber die bemerkenswerteste Tatsache die, dass der edle Geist der Liebe und Bruderschaft nicht auf den Ashram beschränkt bleibt. Er umfasst alle.

Was das heißt, erfuhren wir aus erster Hand anlässlich der Feierlichkeiten am 6. Februar 1973 zum Geburtstag des Meisters. Würdenträger und Repräsentanten der meisten Religionen und religiösen Gruppen sowie Vertreter der Regierung huldigten Sant Kirpal Singh Ji und seinem Werk im voll besetzen Vigyan Bhavan in Neu-Delhi. Alle betonen jetzt die Notwendigkeit und die Vorteile der Universalen Liebe und Bruderschaft.

Wir Israelis wurden auch um eine kurze Ansprache gebeten. Als der Sekretär des Ashrams uns der Öffentlichkeit vorstellte, betonte er besonders, dass wir trotz der bedauerlichen Tatsache, dass keine diplomatischen Beziehungen zwischen Indien und Israel bestehen, kommen konnten. Liebe, sagte er zu Recht, ist stärker als politische Formalitäten und Regeln.

Wenn dieses Gefühl der Liebe und Bruderschaft für die ganze Menschheit, das sich auf einen gesunden Spirituellen Boden gründet, ausdehnt und wächst, wird es eines Tages eine neue und menschlichere Note selbst im Bereich des Lebens geben, den wir Politik nennen.

Diese Hoffnung auf eine friedliche, vereinte Menschheit muss kein Traum bleiben. Sie kann wahr werden. Einen gewissen historischen Beweis für eine solche Möglichkeit können wir im alten persischen Kaiserreich sehen, welches nicht nur das erste Kaiserreich der Welt, sondern ein Reich, das nur auf den damals neu angewandten Grundsätzen der Lehre Zarathustras von Wahrheit, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit basierte. Indem man diese Prinzipien verfolgte, wurden Gleichheit und Freiheit all seinen verschiedenen Völkern, Kulturen und Religionen gewährt – wie auch die Freiheit für versklavte oder unterdrückte Völker, darunter die Juden. Der Grüner, König Cyrus, wird daher in der Bibel ein 'Gesalbter (Messias) des Herrn' genannt (Jesaja 45:1).

Kurz danach brachte Indien den berühmten König Ashoka hervor, der gleicherweise durch Buddhas Lehren geführt wurde.

Gewiss waren nicht alle Bewohner dieser beiden Reiche Heilige. Es war vielmehr die ernste Verpflichtung der Gründer gegenüber den Spirituellen Werten, was ihre jeweiligen Reiche so herausragen ließ.

Wenn man diese historischen Tatsachen betrachtet, sollte es nicht überraschen, wenn wir heutzutage in Indien, Persien und Israel Kräfte am Werk sehen, um die reichen Spirituellen Schätze dieser Länder wieder zu beleben, damit sie nochmals für die ganze Menschheit fruchtbar gemacht werden. Aus diesen drei Ländern stammen alle Religionen unserer heutigen Welt. Wenn diese drei Länder durch ihre Anstrengungen und Aufgaben verbunden sind, werden sie wieder eine Spirituelle Quelle für eine zukünftige Welt. Diese Aussichten sind es, die uns zu Indien und dem Vorläufer dieses lobenswerten und sehr notwendigen Werkes, Sant Kirpal Singh Ji Maharaj, hinziehen.

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Wenn wir an Scheidewegen der Zeit stehen, müssen wir den festen Entschluss fassen, es von Tag zu Tag besser zu machen; zumindest jeweils vom Neujahrstag an, der uns mit dem Versprechen einer rosigen Morgendämmerung zuwinkt. So wie es markante Punkte auf der Erde gibt, sind sie auch im Ablauf der Zeiten zu finden. Vergangenheit und Zukunft sind für uns versiegelte Bücher: Die eine liegt nun im Dunkel der Vergessenheit, während die andere noch im Schoß der Unwissenheit ruht. Nur die lebendige Gegenwart ist unser, und wir müssen den besten Gebrauch davon machen, ehe sie uns durch die Finger entgleitet und für immer verloren ist. Die menschliche Geburt ist ein großes Vorrecht und bietet uns eine goldene Gelegenheit. Es liegt an uns, sie zu nutzen oder zu verpassen, denn einem jeden einzelnen ist es gegeben, sein Schicksal bestmöglich zu schmieden.

Mit aller Liebe und herzlich besten Wünschen,
Kirpal Singh