Der Tempel Gottes

II

Ihr könnt in jeder Religion bleiben, aber wenn ihr kein ethisches Leben führt, wird es euch nichts nützen. Man kann einer Religion nur gratulieren, wenn durch sie das Dritte Auge geöffnet wurde, um die Wahrheit zu sehen. Dies kann nur geschehen, wenn man neben einem Gottverwirklichten Menschen sitzt. Es spielt keine Rolle, welchem Stand Er angehört oder aus welchem Teil der Welt Er kommt. Mira Bai war eine Prinzessin und ging zu Ravi Das, einem armen Schuster. Er war ein Schuster, aber eine vollkommen gottverwirklichte Seele. König Bhagail Singh ging zu Kabir Sahib, Der ein einfacher Weber war. Der Moslem-Heilige Mirza Taki und andere Moslems gingen zu Tulsi Sahib, einem Hindu. Wir, nicht Gott, haben die Standesunterschiede geschaffen. Ihr könnt es mit einer Schule vergleichen. Nur diejenige Schule verdient Lob, die eine große Zahl erfolgreicher Studenten hervorbringt. Ein Wahrer Hindu, Moslem, Sikh oder Christ usw. ist einer, der sich über das Körperbewusstsein erhebt und das Licht Gottes sieht. Der Doktorgrad ist an allen Universitäten ein und derselbe.

Dies Brüder, ist also ein gemeinsamer Grund, auf dem ihr heute sitzt (Sawan Ashram). Nachdem ich lange Zeit zu den Füßen meines Meisters gesessen hatte, verstand ich mich schließlich auf das vergleichende Studium der Religionen. Ihr solltet diese Dinge auch studieren und den besten Gebrauch davon machen. Bleibt in eurer Religion und befolgt ihre Rituale. Ihr braucht nichts zu ändern. Mit großer Gnade habt ihr die menschliche Form bekommen, in welcher auch Gott wohnt. Erkennt Ihn. Sitzt bei einem Meister, Der nach Innen geht. Wendet euch nach Innen. Er wird euch den Weg hinaufführen. Andernfalls werdet ihr auf der Ebene der Sinne euer ganzes Leben mit äußeren Praktiken zubringen, und der Zyklus der Geburten und Tode wird niemals enden. Solange ihr nicht wahrhaft wisst, dass Er der Handelnde ist und nicht ihr, werdet ihr nichts erreichen.

Als ich Ihn sah, begann ich zu lobsingen; und durch mein Singen erhielt ich die Frucht.

Wenn man diesen Zustand erlangt, wird mit dem Segen des Gurus die Verwirklichung kommen. Er wird euch von den äußeren Dingen lösen und euch verbinden mit dem Licht und Ton, die schon im Innern der menschlichen Form sind. Er wird Sie sichtbar und hörbar machen. Durch tägliche Praxis werdet ihr imstande sein, eure Erfahrung zu vergrößern. Christus hat den Menschen gesagt, dass der Sohn den Vater kennt und der, dem es der Sohn will offenbaren. Durch Die Gnade des Gurus könnt ihr sehen, dass dieser Körper, den ihr tragt, der Tempel Gottes ist. Viele haben nach diesem Tempel gesucht, doch sie fanden ihn, indem sie sich im Innern mit der Kraft von Naam verbanden. Gott hat keinen Namen und keine Form.

Als Er sprach:

Ich will aus einem vieles werden,

brachte Er Sich zum Ausdruck, und diese Kraft ist als Naam (Name) oder Wort bekannt. Durch Naam traten Khand und Brahmand ins Sein. Ihr mögt Es Naam, Shabd oder Wort nennen, die Kraft ist dieselbe. Dieser Ausdruck von Naam ist Gottes eigene Kraft. Es ist die sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft. Sie überwacht alles, kontrolliert alles. Wenn sie sich vom physischen Körper zurückzieht, müssen auch wir ihn verlassen.

Guru Nanak sagt:

Nanaks Naam beherrscht alles; nur mit der Gnade Gottes kann Es verwirklicht werden.

Diese Kraft hat uns an den Körper gebunden, und nur durch ihre Unterstützung erhalten wir uns am Leben. Was kann eine arme Marionette anders tun, als den Willen des großen Gebers zu erfüllen? Die hölzerne Puppe weiß nicht, was sie aufrecht erhält. Diese Kraft, Shabd oder Naam, erhält Abermilliarden von Khands und Brahmands. Wie wunderbar bewegt Sie all dies in vollkommenem Gleichgewicht! Wenn sich diese Kraft zurückzieht, setzt die Auflösung oder große Auflösung ein.

Wir müssen diese Kraft erkennen. Wir sind nicht getrennt von Ihr und Sie ist nicht getrennt von uns, doch die Frage bleibt: Wo ist Sie? Wenn man sich seiner selbst bewusst wird, kann man ein wenig von dieser Wahrheit erkennen. Heutzutage wird die Aufmerksamkeit ständig von weltlichen Gegenständen angezogen. Ich sehe euch und ihr seht mich, aber wir können nicht hinter uns sehen. Wenn wir jedoch Kopf und Augen umwenden, können wir sehen, was hinter uns geschieht. Wenn wir uns also von außen lösen, werden wir sehen, was Innen geschieht. Deshalb haben alle Meister angeraten: Erkenne dich selbst.

Ein jeder hat nach dem Tempel Gottes gesucht.

Alle äußerlich gesprochenen Worte gründen auf Inneren Tönen. Nehmt zum Beispiel das Wort ‚Guru‘. Dieses Guru-Shabd wird in den Heiligen Schriften des Ostens erwähnt. Jedes Wort, das von einem Gottverwirklichten Menschen gegeben wird, ist hoch geladen. Ihr mögt verschiedene Wörter kennen, wie ‚Ram, Ram‘ oder ‚Allah‘ usw. (Namen für Gott), doch wenn sie von einem gottverwirklichten Menschen gegeben würden, wären sie stark geladen.

O mein Gemüt, wenn ich Eins mit Shabd bin, werde ich in Seine Ewige Farbe getaucht.

‚Farbe‘ heißt hier Göttliche Berauschung. Wenn unsere Seele wieder mit Shabd verbunden ist, werden auch wir berauscht sein.

Nanak sagt:

Die berauschende Wirkung von Naam ist so groß, dass Nanak Tag und Nacht trunken davon ist.

Bei der äußeren Berauschung ist man, wenn man sie am Morgen erfährt, am Abend wieder nüchtern. Ihre Wirkung verfliegt wieder. Wenn man am Abend trinkt, ist die Wirkung am Morgen vorüber. Die Innere Berauschung aber ist die Nahrung der Seele. Obgleich die Seele selbst Berauschung ist, ist sie doch nur ein Tropfen vom Meer der großen Berauschtheit; wenn sie mit den Wogen dieses Meeres Eins wird, ist sie voll der höchsten Wonne.

O Mensch, o Seele, die Freuden, denen du dich hingibst, währen nur so lange, wie deine Aufmerksamkeit auf ihnen ruht; sobald du dich von ihnen zurückziehst, schwinden sie dahin.

Wenn ihr also die Wahre Berauschung wollt, welche niemals vergeht, müsst ihr Eins mit Gott werden.

Die Wahre Hingabe, der Wahre Tempel Gottes sind nur dann wahr, wenn die Musik der Sphären vernommen wird. Es heißt, dass der Körper der Wahre Tempel Gottes ist. Die von Menschenhand errichteten Tempel sind nichts anderes als das. Was ist Wahre Hingabe? Sie ist dort, wo das Tonprinzip, die Musik Gottes, gehört wird. Eins mit diesem Ton zu werden, ist Wahre Hingabe. Hingabe wird auch Liebe genannt, aber wenn die Seele von der Inneren Sonne berauscht wird, nennt man dies Hingabe. Wo könnt ihr sie finden? Nur im Tempel Gottes, nicht außerhalb. Sie ist schon da. Man muss sich nur nach Innen wenden, indem man die Aufmerksamkeit von den äußeren Dingen zurückzieht.

Wie kann man wissen, ob sie es wirklich ist?

Wenn ihr den Ton hört, der nicht zu ergründen und nicht zu beschreiben ist, dann habt ihr die Wahre Hingabe erlangt.

Wo wird sie euch hinführen? Dorthin, wo sie herkam. Der absolute Gott dachte:

Aus einem will ich vieles werden.

Dies ist nun der Weg zurück zum absoluten Gott. Für wen ist diese Lehre? Für die ganze Menschheit. Ein

Moslem-Heiliger sagt:

Schande auf dein Haupt, der du so sehr mit dem Gefängnis der physischen Form verhaftet bist, dass du nicht auf die Heilige Stimme Gottes hörst.

Es ist also beklagenswert, dass ihr physisch so sehr an euren Körper gebunden seid, dass ihr nicht auf die reine Stimme des Herrn hört, die aus eurem Innern kommt.

Ich höre eine Stimme, die in mir ruft: ‚O Shamas-i-Tabrez, kehre zurück in das Reich Gottes.‘ Jeden Augenblick dringt in dieser physischen Form eine Stimme zu meiner Seele und spricht: ‚O Shamas-i-Tabrez, komm zurück zu mir.‘

Diese Stimme ertönt ununterbrochen. Bhai Nand Lal hat hierüber in persischer Sprache gesagt:

Der Ton der Glocke erklingt. Eilet und packt eure Sachen und lasst uns zu dem Ort gehen, von wo der Ton kommt.

Dies ist die Stimme Gottes, die uns ruft. Es heißt auch, dass dieser Körper der Tempel Gottes ist, in dem das Juwel des Wissens aufleuchtet. Das Juwel des Wissens ist dieser widerhallende Ton, und wer immer nach Innen geht, wird ihn finden. Alles ist in diesem Haus. Nichts ist außerhalb. Wer immer außen sucht, wird sich in der Täuschung verlieren.

Kabir sagt:

Der erstrebte Gegenstand ist nicht dort, wo ihr ihn sucht. Wenn ihr ihn finden wollt, nehmt einen mit euch, Der Bescheid weiß.

Wenn ihr jemandem begegnet, Der das Wissen vom Jenseits hat, so wird Dieser zu euch sagen: Kommt, und Er wird euch durch Seine Aufmerksamkeit die Rückverbindung geben. Wenn ihr den Wissenden mit euch nehmt, wird Er euch leicht die Wahrheit geben. Was sonst Millionen von Geburten bedürfte, geschieht dann in einer einzigen Sekunde.

Schon viele Leben lang, und in diesem wieder, ist der Mensch auf der Suche nach Gott, auf ständiger Wanderschaft in der äußeren Welt. Wäre er nach Innen gegangen, hätte er die Verwirklichung erlangt. Nur ein Mahatma (eine große Seele), der selbst nach Innen geht, kann uns auf diesen Weg stellen und uns aufwärts führen. Bei täglicher Praxis sollten wir immer mehr von Zuversicht erfüllt sein. Wenn ein Wahrer Meister kommt, schwinden alle Zweifel. Er kann sowohl im Körper wirken als auch ins Jenseits (Suksham) gehen, wann immer es ihm beliebt. Der Wahre Tempel Gottes ist also die physische Form, in der das Juwel des Wissens leuchtet. Wissen wird nicht durch bloßes Lesen oder Schreiben erlangt. Wissen erwächst aus Erfahrung.

Das Innere Licht zu sehen und den Inneren Ton zu hören ist Wahres Wissen. ‚Manmukhs‘ (weltliche Menschen) fragen: Wie kann der menschliche Körper der Tempel Gottes sein? Jene, die unter dem Einfluss des Gemüts stehen und äußeren Praktiken nachgehen, sagen: Wie kann der menschliche Körper der Tempel Gottes sein? Er ist ein Sack voll Unrat – wie kann man das behaupten, dass er das Haus Gottes ist? Sie sind davon nicht zu überzeugen. Einmal hörte ich von einem großen Mahatma, der viele Schüler hatte, und ich suchte ihn auf. Jemand führte mich ein und er fing an, einen Vortrag zu halten. Wer sagt da, man könne Gott im Körper verwirklichen? Der Körper ist voller Unrat, Urin, Blut usw. Wie kann dergleichen in ihm sein? Wenn ihr die Sonne sehen wollt, müsst ihr draußen schauen. Ihr müsst verstehen, dass es auch Mahatmas dieser Art gibt. Im Gurbani steht, dass ein solcher Mahatma ein ‚Manmukh‘ ist. Was ist ein Manmukh? Wer nicht den Heiligen Shabd versteht, kann als Manmukh gelten. Die Ehrfurcht vor dem Guru ist nicht in seinem Herzen.

Es ist sehr schwer, einem Wahren Meister zu begegnen. Und wenn man keinen findet, kann man ihm natürlich nicht gehorchen. Solche Menschen sagen dann: Wie kann dieser Körper ein Tempel Gottes sein? Iss, trink und sei fröhlich ist ihr Leitspruch. Ihr Lieben, diese menschliche Form ist ein Wahrer Tempel, in dem Gott Seine Wohnung hat. Zieht euch von den äußeren Dingen zurück und erkennt Ihn. Ihr könnt dies nur, solange ihr ein menschliches Leben habt.

Jetzt habt ihr den menschlichen Körper, es ist Zeit, Gott zu begegnen. All die äußeren Handlungen werden euch nichts nützen. Weilt in der Gemeinschaft eines Sadh, und wiederholt das Heilige Naam.

– Weilt in der Gemeinschaft eines Sadh. Was ist ein Sadh? Es ist Einer, in Dem Sich Gott offenbart hat und Der in anderen Gott sichtbar machen kann.

In der Gemeinschaft eines Sadh werdet ihr empfangen, was unvergänglich ist.

Was ist dieses Unvergängliche? Es ist nichts anders als Gott selbst, Der schon in euch ist. Im Jap Ji Sahib, das die Sikhs täglich lesen, heißt es:

Ein kostbares Juwel ist in euch; ihr werdet es entdecken, wenn ihr den Lehren des Gurus gehorcht.

Im Koran unserer Moslem-Brüder ist auf Persisch zu lesen:

Ich bin ein verborgener Schatz, verborgen tief in euch.

Wenn ihr wüsstet, dass irgendwo ein Schatz verborgen liegt, würdet ihr ihn nicht ausgraben wollen? Denkt ihr, ein Dieb, der, von niemandem beobachtet, in ein unbewachtes Haus käme, würde in der Nacht schlafen? Wie viele sagen: Gott ist in uns, und dennoch schlafen sie weiter, ohne sich darum zu kümmern? Warum graben sie die Wahrheit nicht aus? Selbst wenn wir einem begegnen, der uns helfen kann, die Wahrheit hervorzubringen, und der sie uns ein wenig verständlich macht, schicken wir uns nicht an zu graben. Wie unglückselig ist ein solcher Mensch! Wie können wir einen solchen Menschen nennen? Wenn er von der Sache nicht wüsste, wäre es anders, doch wenn ihm einer etwas von dem Inneren Schatz gezeigt hat und er selbst dann ihn nicht beachtet, wie kann ihm da noch geholfen werden? Die übliche Entschuldigung ist: Ich habe keine Zeit. Ist es nicht so? Möchtet ihr, dass jemand anders statt eurer den Schatz ausgräbt?

Dies ist kein Vorrecht einer besonderen Glaubensrichtung. Jeder kann es tun. All die äußeren Rituale sind gut, und wenn man etwas Gutes tut, wird man belohnt. Aber das Kommen und Gehen in dieser Welt wird kein Ende finden. Dies ist eine Innere Wissenschaft, die, wenn ihr sie besitzt, euch erlösen wird. Wenn man dann zurückkehrt, kommt man nicht mehr als ein Gefangener, sondern als ein Arzt – gesandt, um der übrigen Menschheit zu helfen. Der Wahre Tempel des menschlichen Körpers wurde von Gott geschaffen und wird von Seinem Willen erhalten. Die ganze Schöpfung steht unter der Kontrolle Gottes, so wie ein Elektrizitätswerk die verschiedenen Maschinen in Gang hält. Derjenige, der das Elektrizitätswerk überwacht, wird euch sagen, dass nicht eine einzige Maschine ohne seine Anweisung in Betrieb sein kann. Die unter ihm arbeiten, sagen: Gib acht, dass du seine Anweisungen befolgst; es könnte sonst eines deiner Glieder ins Räderwerk geraten. Seine Wünsche sind wie strikte Befehle und können nicht geteilt werden. Gott wird also mit den Namen ‚Shabd‘, ‚Naam‘ oder ‚Wort‘ bezeichnet. Was wir die Kontrollierende Kraft nennen, ist Sein Wunsch oder Befehl; ihr mögt es auch den Willen Gottes nennen. Durch Shabd wird alles Glück erlangt und durch die Liebe zum Wahren Naam. Die Seele ist ein Teil Gottes, so wie sie ein Teil von Shabd ist. Wenn die Seele Eins mit Gott wird, ist sie voller Wonne. Wenn dich nach Ewigem Glück verlangt, dann unterwirf dich Gott. Begib dich in den Schutz der Kraft, die ewig widerhallt. Die Seele ist ein bewusstes Wesen, und Gott ist Allbewusstheit. Wenn du Ewiges Glück willst, verbinde dich mit den ewig durchdringenden Strahlen der Allbewusstheit. Solches Glück wird niemals enden. Diese Lehren sind nicht für wenige Auserwählte, sondern für die ganze Menschheit bestimmt.

Dieser geheime Pfad kann nicht ohne einen Guru gegangen werden. Wenn wir beim Tode den Körper verlassen, bleiben die Bindungen des Körpers, die wir für wichtig hielten, mit dem Körper zurück. Wer seid ihr, wenn ihr den Körper verlasst? Nichts anderes als eine Seele. Ihr werdet an einen Ort kommen, der den Saaten entspricht, die ihr gesät habt, nicht eurer Religionszugehörigkeit, sondern nur dem, was ihr selbst seid. Wenn ihr das Glück habt, einen großen Menschen zu finden, der ein lebendiger Tempel Gottes ist und das Licht im Innern offenbaren kann, was wird dieser große Mensch tun? 

Der Meister wird euch über das Reich der Dualität erheben und euch von dem Richterstuhl des Herrn des Todes erretten.

Eine erleuchtete Seele erhebt euch mit Ihrer Aufmerksamkeit über die Ebene der Sinne und verbindet euch mit der Wahrheit. Sobald ihr euch über das Gift der Sinne erhoben habt und einer geworden seid, der sieht, was kann euch dann noch Dharam Raj, der Herr des Todes, anhaben?

Dieses Zitat ist aus dem Gurbani entnommen – ein Buch, das seinen Platz in jeder Sikh-Familie hat – aber das gleiche ist von allen Meistern der Vergangenheit gesagt worden. In persischer Sprache finden wir das gleiche. Auch die Sanskrit-Bücher enthalten die gleichen Lehren. Doch ein einfacher Mensch versteht das Sanskrit nicht, zu dessen Erlernung man eine besondere Grammatik studieren muss. Wenn Meister kommen, sprechen sie die Sprache des einfachen Menschen, damit sie jeder verstehen kann. Das jüngste Heilige Buch ist der Guru Granth Sahib. Verzeiht, um ihn zu verstehen, werden heute auch Wörterbücher zusammengestellt. Im Wandel der Zeiten verändert sich alles. Dieser Guru Granth Sahib war in der einfachen Sprache des Punjabi geschrieben, sehr klar und in einer Weise, dass man bei seiner Lektüre eine gewisse Berauschung erfährt. Jene, die mit der Wahrheit verbunden sind, werden von allen weltlichen Leiden befreit.Der Wahre Eine ist die Wahrheit, o Nanak. Die Wahrheit ist auch als Shabd oder Naam bekannt. Sie ist sowohl beschreibbar als auch unbeschreibbar. Wessen Seele mit der Wahrheit oder Naam Eins wird, heißt es, überschreitet die Materie, während die anderen darin untergehen – gebunden an das Rad der Geburten und Tode. In einem bestimmten Zweig des Hinduismus ist es Brauch, einem Sterbenden schnell ein Licht oder eine Lampe in die Hand zu geben.

Sie sagen:

Macht schnell, sonst wird er sterben, noch ehe er die Erlösung erhielt.

Wenn ein Guru einen Schüler durch Initiation auf den Pfad stellt, wird Er ihn nicht verlassen, bis Er ihn in den Schoß von Sat Purush, zu Gott in Seiner Wahren Form, geführt hat. Danach wird ihn der Sat Purush nach ‚Alakh‘, ‚Agam‘ und ‚Anami‘ bringen, den Stätten des unsichtbaren, unbegreifbaren und namenlosen Gottes. Die Pflichten eines Gurus sind sehr groß. Wenn die Seele bloß das Wort ‚Guru‘ hört, erzittert sie. Dennoch wollen heute viele sehr schnell und leicht ein Guru werden, zum Vergnügen gleichsam. In Wahrheit ist ein Guru Gott Selbst. In welchem Pol auch immer Gott Sich offenbart hat, ein solcher Pol wird ein Sadh, Sant, Mahatma oder Meister genannt. Er sagt nie: Ich tue es, sondern verweist immer auf den Willen Gottes.

Den Bani des Gurus, einen Ton, der Ewige Wonne gewährt, kann man nur durch die Gnade des Gurus hören.

Der Bani des Gurus und der des ‚Gurbani‘ sind zwei verschiedene Dinge. Gurbani – das Wort des Gurus – ist das, was wir lesen. Bani dagegen ist die Bezeichnung von ‚Naam‘ oder dem ‚Wort‘, von dem es heißt, dass dieser Ton in allen vier Zeitaltern unaufhörlich erklingt. Durch die Gnade des Gurus wird dieser Ton dem Schüler hörbar gemacht. Alle Heiligen Schriften nahmen ihren Ausgang von einer erleuchteten Seele. Bevor der jeweilige Meister kam, gab es keines der entsprechenden Bücher. Daher kann nur ein selbstverwirklichter Mensch sie richtig auslegen. Die Wahre Bedeutung kann nicht auf der Ebene des Verstandes erfasst werden, da jene, die nicht selbst gesehen haben, viele und verschiedene Deutungen geben.

Alle, die mit Naam verbunden wurden, wurden befreit von allem Unrat, um in ursprünglicher Reinheit Eins zu werden mit dem Herrn.

Wessen Seele eine Verbindung mit Naam erhält, wird rein. Nur dann kann er Eins werden mit der Gottheit. Naam befreit die Seele vom niedrigen Selbst. Nur wer rein ist, kann den Schoß Gottes erreichen. Wer sonst könnte dorthin gelangen?

Der Wahre Tempel des Körpers ist Gottes Geschäft, wo der unermessliche Schatz von Naam verkauft wird, den nur ein Gurumukh bekommen kann.

Er sagt, dass ihr in dem Geschäft Gottes das Wahre Naam kaufen könnt, die Naam-Kraft, die darinnen ist. Doch nur, wer ein Gurumukh wird, kann sie kaufen. Dies ist nichts für den Manmukh. Ein Gurumukh ist, wer Eins mit dem Guru wird durch die Augen des Gurus. Wie könnte man sonst ein Gurumukh werden? Wir haben eine Gewohnheit daraus gemacht zu sagen, dass dieser oder jener Mensch ein sehr großer Gurumukh ist. Aber es ist keine Sache der Worte.

Im Tempel Gottes zieht uns das Gemüt abwärts, von der Wahrheit weg.

Es liegt am Gemüt, dass wir nicht teilhaben können an dem, was in uns ist. Es zieht uns wie Bleigewichte nach unten. Das Gemüt wird wiederum von den Sinnen gezogen und die Sinne werden von den Vergnügungen der Welt beherrscht. Wenn sich die Aufmerksamkeit von der Außenwelt zurückzieht, von den Sinnen ablässt und das Gemüt zur Ruhe bringt, erst dann erkennt sie, dass sie Seele ist. Habt ihr dies verstanden? Unser Gemüt ist die Schranke zwischen Seele und Gott. Diese Lektion gilt nicht nur einer bestimmten Person oder einem bestimmten Land.

Eine Verbindung mit dem Stein der Weisen verwandelt Eisen in Gold.

Es ist notwendig für das Eisen, in Verbindung mit dem magischen Stein zu kommen, damit es in Gold verwandelt werden kann. Der große Unterschied zwischen dem Stein der Weisen und einem Guru ist, dass der erstere Eisen in Gold verwandelt, man aber durch die Verbindung mit einem Wahren Guru selbst ein Guru werden kann. In der Gemeinschaft mit dem Meister wird euer Gemüt still, weil Er Selbst Sein Gemüt unter Kontrolle gebracht hat. Woher erlangt dieses Gemüt seine Kraft? Von der Seele. Ihr werdet von großem Wert sein, wenn ihr auch euer Gemüt unter Kontrolle bringen könnt und eins mit eurem Guru werdet.

Der Erniedrigte wurde erhöht durch Gottes Gnade und durch Seine Gnade konnte der sinkende Stein das Wasser überqueren.

Nur durch Gottes Gnade konnte der sinkende Stein hinüber gelangen; es besteht also Hoffnung für jeden. Durch ‚Gurbhakti‘ oder Hingabe an den Guru kann ein großer Reichtum gewonnen werden. Ihr habt euren Lohn zu erwerben, indem ihr nutzt, was immer Er euch für den Anfang gibt. Gurbhakti sollte also der erste Schritt sein. Ein ganzes Leben des Gurbhakti ist erforderlich und im nächsten Leben werdet ihr Naam erhalten. Die dritte Geburt bringt euch die Rettung und in der vierten werdet ihr eure Wahre Heimat erreichen. Alle diese Stufen können mit der Gnade des Gurus sogar in einem einzigen Menschenleben verwirklicht werden. Alle Meister haben das Loblied des Gurbhakti gesungen.

Maulana Rumi sagt:

Maulana Rumi wäre nicht Maulana Rumi geworden, wenn er sich nicht Shamas-i-Tabrez als Sklaven übergeben hätte.

Guru Nanak sagt:

Nanak, werde ein Gurumukh, wenn du die Wahrheit erlangen willst.

Ich habe euch eine Hymne aus dem Gurbani dargelegt. Viele von euch haben sie vielmals gelesen, doch wurde es je mit voller Aufmerksamkeit getan? Wenn ihr die Bedeutung freilegt, werdet ihr die Wahrheit darin finden. Eine einzige Hymne reicht aus; es ist nicht notwendig, mehr zu lesen. Wenn ihr aufrichtigen Herzens seid, wird Gott Selbst euch helfen; Er wird euch zu einem Wahren Meister führen, in dem Er Sich offenbart hat. Er wird euch etwas für den Anfang geben, um euch auf dem Weg in dieser Geburt und selbst danach zu helfen. Wenn ihr einer solchen Persönlichkeit begegnet, aber Ihren Geboten nicht gehorcht – was soll ich dann noch sagen?

Bleibt in eurer jeweiligen Religion. Der Reichtum von Naam ist schon in euch. Gott wohnt in der physischen Form, die man mit Recht den Tempel Gottes nennen kann. Gebt gut acht auf diesen Tempel, haltet ihn rein und sauber. Schön ist die Form, in der Gott sich offenbart hat. Wird, wenn ihr einen Haufen Abfall mit Seide bedeckt, irgendein Duft oder Wohlgeruch von ihm aufsteigen? Reinigt euer Gemüt durch Selbstanalyse und tägliche Meditation. Je häufiger man sich der Göttlichen Verbindung mit dem Heiligen Naam erfreut, desto schöner wird man im Innern werden. Wenn sich die Innere Schönheit entwickelt, wird das wunderbare Licht hervorscheinen und den Tempel wahrhaft bereiten, damit Gott darin wohnen kann.