Liebe ist des Menschen Wahre Natur

von Dr. George Arnsby Jones

Der Mensch ist nicht das tierische Selbst. Sein physischer Körper ist ein vergängliches Werkzeug für seine ewige Seele. Gott ist immerwährende Liebe, und die Seele ist ein Funke immerwährender Liebe. Die Eigenschaften Gottes sind somit die Eigenschaften des Menschen, der nicht der sterbliche Körper ist, sondern die unsterbliche Seele. Wenn ein Mensch seine Liebe ununterbrochen hinunter in die vielfältigen Eigenschaften der Welt lenkt, wird er mit der Materie identisch. Wenn er aber seine Liebe immerfort hinauf in das Wesen Gottes lenkt, wird er schließlich mit der allumfassenden Liebe des Höchsten Herrn verschmelzen. Liebe und Leben sind untrennbar; ohne das schöpferische, anziehende Element der Liebe würde kein Leben vorhanden sein. Der Kern der Liebe hat viele Formen angenommen, bevor sie menschlich wurde. Wir leben in diesem Universum, und in verschiedenen Geburten tragen wir verschiedene Gewänder, sagte Shamas-i-Tabrez. Einmal kommen wir in die eine Gattung und ein anderes Mal in eine andere; aber wir sind alle ein Teil des Schöpfers.

Liebe ist eine dem menschlichen Herzen Innewohnende Eigenschaft, und durch die Liebe werden die erhabenen Wahrheiten der ganzen Schöpfung erfasst und verstanden. Die Liebe nimmt auch ihren Platz im Gemüt eines jeden menschlichen Wesens ein, aber sie ist oft in einen fortwährenden Wunsch nach weltlichen Dingen entartet. Einige Menschen lenken ihre Liebe auf abstrakte Ziele und nebelhafte Vorstellungen und behaupten, dass sie die Fleischeslüste überschritten hätten. Aber auch sie sind in einer Falle und einer Täuschung gefangen, denn der Liebende des Höchsten Herrn und Seiner lebenden Verkörperung ist der Wahre Liebende. Der Wunsch nach materiellen Dingen ist vergänglich und lohnt nicht. Der Wunsch nach abstrakten Zielen ist etwas Höheres, aber letztlich von geringem Nutzen, da der Liebende auf einem greifbaren Weg der Liebe voranschreiten muss. Der reinste und ewig lohnende Wunsch ist Liebe für den Höchsten Herrn.

Wer immer fort der Liebe lebt, ist es wert, ein menschliches Wesen genannt zu werden. Gemäß dem Ausmaß, in dem seine Liebesnatur entfaltet worden ist, ist er ein Mensch. Es gibt für die Menschheit keinen anderen Maßstab als diesen. Ein nicht erneuerter Mensch mag schöne Dinge lieben, und einige der lasterhaftesten und schlechtesten Menschen auf dieser Erde sind begeisterte Sammler großer Kunstschätze gewesen. Somit ist eine ästhetische Liebe für Kunst nicht der Anhaltspunkt, nach dem ein Mensch als Mensch beurteilt werden kann. Ein Wahrer Mensch hat Liebe und Erbarmen für die ganze Menschheit und für alles, was lebt. Solch ein edles menschliches Wesen lebt immer in einer Haltung der Demut und vergisst sich selbst, und sein Herz wird von tiefer Sorge ergriffen, wenn er andere leiden sieht oder davon hört, sogar, wenn es ein vollkommen Fremder ist oder ein sogenannter Feind. Ein Liebender empfindet Bruderschaft und Verwandtschaft mit allem Leben. Wer Demut und Liebe besitzt und sich selbst dem Höchsten Herrn hingegeben hat, der ist wirklich eine Große Seele und ein edler Liebender.

Kein Maß an kulturellen und erlernten Errungenschaften kann die Spirituelle Tiefe eines Menschen bestimmen. Einige der größten Heiligen und Mystiker sind bescheidene Handwerker und Arbeiter gewesen. Mohammed war ein einfacher Schäferjunge; Kabir war ein Weber; Ravi Das, ein Heiliger in Nordindien, war ein Schuhflicker, und viele andere von niedriger weltlicher Herkunft waren Spirituelle Herrscher der höchsten Reiche des Geistes. Wissen mag durch das Lernen aus Büchern kommen, aber Weisheit entspringt der Liebe. Riten und Härten sind vollkommen nutzlos, wenn in den Herzen derer, die sie ausführen, keine Liebe ist. Wiederholungen von Sprüchen, Härte, Vergnügen, Bequemlichkeit, Ehre, Ruf und Macht – alle sind es wert, für ein winziges bisschen Liebe geopfert zu werden, sagte Guru Arjan. Wer laut zum Herrn betet und Seine Anhänger ermahnt, ihre Sünden zu bereuen, ist eine Lampe ohne Öl oder eine Blume ohne Duft, wenn er in seinem Herzen keine Liebe hat. Professionelles Predigen ist an die Launen und Fantasievorstellungen der Welt gefesselt; Liebe predigt nicht, sie wandelt um und befreit!

Liebe ist eine angenehme Infektion. Man kann sie von jemandem auffangen, der ein Wahrer Liebender ist. Wenn wir uns in der Gesellschaft eines solchen Liebenden befinden, werden wir sicherlich die Liebe kennenlernen. Bhai Gurdas, ein Dichter-Heiliger und Zeitgenosse des vierten, fünften und sechsten Sikh Gurus, hat geschrieben: Ein Schüler wird nur in der Gesellschaft der Heiligen ein Heiliger, so wie in den Ganges geschüttetes Wasser seine Identität verliert und damit dasselbe wird wie das übrige Wasser des Ganges. Ein Fluss mündet in das Meer und wird selbst zum grenzenlosen Ozean. So lässt auch die dem Meer vergleichbare Gemeinschaft mit einem Heiligen Dessen Schüler wie er werden. So wie der süße Blumenduft dem Gemüt Heiterkeit und Frieden gibt, führt auch der gesegnete Anblick (Darshan) eines Heiligen zu Frieden und Ruhe. So wie der Anhad Shabd (unübertroffene Musik) der Spender aller Gaben ist, formt die Gemeinschaft mit dem Tugendhaften selbst einen Menschen von äußerstem Unwissen in einen von höchstem Spirituellen Bewusstsein um.

Liebe entspringt der Quelle allen Lebens, und wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf diese Quelle lenken, fällt der duftende Sprühregen auf uns herab. Auch das denkende Gemüt kann durch Simran oder die Wiederholung dazu gebracht werden, sich auf den Geliebten auszurichten. Wenn solch ein mit Liebe getränktes Gemüt den niedrigen Teil des Intellekts kontrolliert, wird die Trennung vom Geliebten unerträglich und das Gemüt sehnt sich nach Seiner Gemeinschaft. In diesem tiefen Zustand der Liebe beginnt der Liebende, das Bewusstsein seiner niederen Persönlichkeit zu verlieren. Er wird sich der Gemeinschaft mit dem Geliebten im Innern voll bewusst. Seine Innere Schau empfängt den Blick der leuchtenden Form des Geliebten, und er wird durch diesen Anblick bezaubert. Sein ganzes Wesen taucht in das strahlende Licht des Geliebten ein. Gesegnet ist, wer in die Augen eines gottberauschten Heiligen geschaut hat, denn dieser eine Blick kann bewirken, dass die Ströme der Liebe ungehindert in das Herz des Strebenden einfließen. Dies ist der Weg der Liebe, der von allen beschritten werden muss, die Vereinigung mit dem Höchsten Herrn verlangen wollen – aber es gibt wenige, die diese Wahrheit erkennen. In seinem ‚Sar Bachan’ hat Soami Ji geschrieben: Heilige sind barmherzig, aber wir beachten Ihren Ratschlag nicht. Sie enthüllen uns das Geheimnis des Lebens und bringen uns in Verbindung mit dem Wort. Sie nehmen die menschliche Form an und leben in der Welt. Durch Ihre Gnade helfen Sie der Menschheit, den Wahren Weg zu finden. Sie tragen sogar die Last der Karmas. Selbst dann folgt Ihnen niemand nach.

Die höchste Form der Liebe hängt nicht von dem Ausmaß an Verehrung für besondere Umstände ab, die mit einer Person verbunden sind, für besondere Handlungen einer Person oder für deren Eigenschaften. Die Eigenschaften eines jeden Menschen sind die Folge seiner eigenen Natur, und sie entspringen Handlungen vergangener Zeiten, die wenig mit Liebe zu tun haben müssen. So hängt die höchste Form der Liebe nicht von materiellen Umständen ab, von einer Handlung oder Eigenschaft. Sie wird nicht von diesen Eigenschaften hervorgerufen und verschwindet also auch nicht, wenn jene Eigenschaften verschwinden. Spirituelle Liebe hängt weder von der Güte oder den Handlungen des Gegenstandes ihrer Liebe ab noch von deren vergänglicher Natur. Wie die Seele Zeit und Raum, Geburt und Tod überdauert, lässt auch die höchste Form der Liebe all diese Dinge hinter sich zurück.

Viele Leute geben vor, den Höchsten Herrn zu lieben, weil sie in die Schönheiten Seiner Schöpfung verliebt sind. Solch eine Verehrung ist bis zu einem gewissen Punkt annehmbar, aber die Mystiker und Heiligen lieben Gott nur um Seinetwillen, und diese Liebe übertrifft bei Weitem die des durchschnittlichen frommen Ergebenen. Es ist leicht, Gott während günstiger Umstände und wegen Seiner zahllosen Segnungen zu lieben; aber die Heiligen sind in Ihrer Liebe zu Gott unbeirrt, auch wenn sie sich in Zeiten großer Entbehrung, Ungemachs und Qual befinden. In der Bhagavad Gita stellt Lord Krishna die Regel selbstloser Liebe auf: O Arjuna, weise alles Selbstinteresse zurück und betrachte Belohnung und Bestrafung als dasselbe. Beschäftige dich mit Spirituellen Übungen und vollbringe dann die Tat. Wahre Liebe ist in sich selbst vollkommen.

Des Menschen Wahre Natur ist Liebe. Das Wesen der menschlichen Seele ist Liebe, aber die Seele ist von äußeren Hüllen umschlossen. Geistige Befreiung bedeutet das Befreien der Seele von diesen verschiedenen Hüllen, und zwar vom physischen, astralen und kausalen Körper und den drei Gunas oder Zuständen der Gemütstätigkeit, die in der Terminologie der Heiligen folgendermaßen bezeichnet sind: Rajogun (Ruhelosigkeit), Tamogun (Trägheit oder Lethargie) und Satogun (Frieden oder Ruhe). Der Mensch besitzt auch das, was als die 25 Prakritis bekannt ist, die Neigungen oder Gemütsstimmungen, die das individuelle Lebensbild und die Lebenstendenzen bestimmen. Wenn alle diese Hüllen entfernt werden, leuchtet die Seele in ihrem selbststrahlenden Glanz und wird dann ‚befreit’ genannt, auch wenn sie noch in einem physischen Körper wohnt. Die Seele erkennt die Natur ihrer Wahren Heimat im Reich der Liebe, obwohl der vorübergehende Wohnsitz des Körpers auf Erden ist. O Seele! Deine Wohnstatt ist im Himmel, sang Maulana Rumi; du bist ein Bewohner jenes Ortes. Unglücklicherweise bist du ein Gefangener in diesem irdenen Gefäß geworden.

Und Soami Ji hat in Seinem Sar Bachan versichert:

Deine Wohnung ist dort, wo es den physischen Körper nicht gibt. Warum bist du dann an diesen physischen Körper gefesselt?

Und Hafiz stellte fest:

O Mensch, solange du nicht aus dem Körper herausgehst, wie kannst du dann jemals den Weg der Spiritualität beschreiten?

Wenn der Spirituelle Aspirant Inneren Fortschritt erlangt, indem er in Übereinstimmung mit den Anweisungen des Adepten der Mystik meditiert, wird seine Seele sich in die Inneren Bewusstseinsebenen erheben. Er wird schließlich die letzte Meditationsstufe erreichen, die Sahaj (absoluter Frieden) ist, und auf dieser Stufe geht die Seele von einem Zustand des ‚Werdens’ in den wirklichen Vorgang der Vereinigung mit dem Höchsten Herrn über. Wie wunderbar wäre es, wenn du deine Seele aus deinem Körper herausnehmen würdest, sagte Shamas-i-Tabrez, und dich eines Nachts zu höheren Reichen erheben würdest, nachdem du das ‚Grab’ deines Körpers verlassen hast. Wenn deine Seele dies täte, würdest du für immer dem Schwert des Todes entkommen. Du würdest einen Garten betreten, der keinen Herbst kennt.

Während sich die Seele im physischen Körper aufhält, hat sie drei Seinszustände: Wachen, Traum und Schlummer. Jedoch gewährt das Zentrum des Dritten Auges der Seele Einlass in die Spirituellen Reiche und führt so zu einem Zustand des Überbewusstseins, der als Turiya bekannt ist, wo sie sich mit dem hörbaren Lebensstrom oder dem Wahren Shabd verbindet. Diese Erfahrung ist vollkommen jenseits der Auffassungskraft des Durchschnittsmenschen, solange ihm nicht durch die Gnade eines kompetenten Adepten der Mystik das Dritte Auge geöffnet worden ist.

Im täglichen Leben, wenn der Mensch wach ist, nimmt die Seele einen Platz im Zentrum der Stirn hinter und zwischen den beiden Augen ein; im Traum sammelt sie sich in einem Punkt im Hals; und im Schlummer geht sie bis zu einem Zentrum am Nabel hinunter. Wenn die Seele von ihrem hohen Zentrum in der Stirn heruntersteigt, werden die Träume des Menschen unklar und unvollständig, und je tiefer sie sinkt, desto schlimmer wird die Situation. Die Seele kann unterhalb vom Zentrum des Dritten Auges nicht bewusst tätig sein, und ihre Lebenserfahrungen wenden sich vom Normalen zum zunehmend Chaotischen. Auf dem mystischen Pfad der Liebe muss die Seele ihre Innere Reise vom Zentrum des Dritten Auges an beginnen. Dies ist der Grund, warum die Adepten der Mystik Yoga-Übungen streng ablehnen, die sich mit den niederen Körperzentren befassen.

Um Befreiung von der Bindung an Gemüt und Materie zu erlangen, muss die Seele zum fünften Spirituellen Hauptreich über dem physischen aufsteigen. Dieses Reich ist in der Terminologie der östlichen Adepten der Mystik als Sach Khand (Wahre Heimat) bekannt. Sach Khand kann nur unter der Führung eines Kompetenten Adepten der Mystik erreicht werden. Alle Regionen unterhalb von Sach Khand zerfallen bei den großen und kleinen Auflösungen, aber die fünfte geistige Region als auch die unaussprechlich schönen Spirituellen Regionen über Sach Khand sind ewig und immerwährend. Kal, die Gottheit der kausalen, astralen und physischen Welten, hat schlauerweise eine Widerspiegelung der Hauptzentren jeder dieser Welten in den Universen, die sich darunter befinden, erschaffen. So werden die sechs Zentren der Kausalregion in den sechs Zentren des Astralreichs und diese wieder in den sechs Zentren der physischen Welt reflektiert. Auch der Mensch besitzt diese Zentren (als Chakras bekannt) Innerhalb seines Organismus. Diese widergespiegelten Zentren sind zu dem Zweck geschaffen worden, die Seele irrezuleiten und sie daran zu hindern, die fünfte Spirituelle Region zu erreichen, denn Kal ist der Herr über Geburt und Tod, und er will nicht, dass irgendeine Seele seinem Herrschaftsbereich entkommt.

Daher werden viele Praktiker der Mystik und Yoga-Lehrer irregeführt, wenn sie mit diesen widergespiegelten Zentren in ihrem eigenen Bewusstsein Verbindung aufnehmen. Viele glauben, dass sie die letzte Wirklichkeit erlangt haben, wenn sie tatsächlich nur eine Unterebene der Astralwelt berührt haben. Sogar die wirksamsten Yoga-Systeme können die Seele nicht über die Astralebene hinausbringen, obwohl einige Yogishwars (Yogis einer höheren Ordnung) bis zu den höheren Bereichen der Kausalwelt gelangt sind. Nur Seelen in Begleitung der Höchsten Adepten der Mystik können Sach Khand erreichen. Die meisten der Weltreligionen sind in die niederen Bewusstseinszentren der astralen und physischen Reiche vertieft; aber die Seele muss weit höher aufsteigen, um Befreiung zu erlangen. Die Mehrheit der Yoga-Lehrer führen sich selbst und ihre Anhänger irre, indem sie sich auf die niederen feinen Nervenzentren oder Chakras im Körper konzentrieren. Es sind dies das Zentrum des Rektums, des Kreuzbeins, das Nabelzentrum, das Herzzentrum und das Kehlzentrum. Das Göttliche Selbst im Menschen aber, die Seele, wohnt im Zentrum des Dritten Auges, und die Adepten der Mystik der höheren Ordnung beginnen die geistige Reise in diesem Zentrum, indem sie die niederen Chakras außerachtlassen.

Der Weg der Liebe ist die Wahre geistige Heimreise für alle erschaffenen Seelen. Das Wesen dieser Inneren Reise wird durch die Verbindung mit dem geistigen Licht und dem geistigen Ton erfahren, dem Heiligen Shabd, dem hörbaren Lebensstrom. Der Shabd lässt die Seele in ihr Ziel vertieft bleiben und zieht sie nach oben, indem Er sie von einer Region zur anderen bringt. Er hilft der Seele, die Hindernisse und Schwierigkeiten der niederen und dazwischen liegenden Ebenen zu überwinden, bis sie ihren letzten Bestimmungsort erreicht. Der mystische Pfad der Liebe, im Osten als Surat Shabd Yoga oder Yoga des Tonstroms bekannt, ist nicht nur die vollkommenste aller Inneren Wissenschaften, sondern ist auch verhältnismäßig einfach auszuüben und allen Menschen zugänglich. Liebe und Verehrung für den Höchsten Herrn und Seine Verkörperung, den Adepten der Mystik, sind die wesentlichen Vorbedingungen auf diesem Höchsten Weg. Die Aspiranten, die sich beharrlich an Seine Spirituellen Vorschriften halten, erreichen nicht nur ihr letztes Ziel, sondern tun dies mit weit geringerer Mühe, als es durch irgendeine andere Methode möglich wäre.

Liebe treibt die Seele auf ihrem Rückweg in die Wahre Heimat; und die Wahre Natur des Menschen ist Liebe. Alle Adepten der Mystik haben gelehrt, dass die menschliche Seele vom Wesen Gottes, der Liebe, ist. Die Seele im Menschenkörper ist ein unschätzbarer Edelstein, und die Erhaltung des Lebens und das Funktionieren des Körpers hängen von ihrer Energie ab. Die Adepten der Mystik lehren, dass solch ein Juwel seine vollkommene Erfüllung in der Krone des Höchsten Herrn finden sollte, in wonnevollem Einssein mit Gott. Kirpal Singh Ji Maharaj, der Große Adept der Mystik des 20. Jahrhunderts, hat in einer seiner Reden dargelegt: Wenn ihr den Herrn sehen wollt, dann sucht Ihn in eurem eigenen Haus. Daher möchte ich euch bitten, mit Sehnen in eurem Herzen zu schauen und zu schauen, mit Stille in eurer Seele und ohne einen Gedanken an diese Welt. Die Gnade Gottes wird auf euch herabkommen, und das unverwandte Schauen wird ein Aufleuchten zur Folge haben, und Er wird Sich euch offenbaren; ihr werdet Ihn finden, ja in euch selbst sehen.

Wer Innere geistige Meisterschaft erlangen und seine eigene Wahre Natur als Liebe erkennen will, muss die Hilfe von jemandem suchen, der selbst diesen mystischen Weg gemeistert hat. Alles Schriftenlesen durch den Aspiranten und all sein Denken können ihn höchstens zu einer einzigen Feststellung führen: der Notwendigkeit eines lebenden Praktikers des mystischen Weges, eines Kompetenten Adepten der Mystik. Ohne solch einen praktischen Wegweiser kann der Aspirant noch nicht einmal den offenbarten Sinn, der in vielen Schriften der Welt enthalten ist, verstehen. Die Adepten der Mystik sprechen von Erfahrungen, die jenseits der Ebene des gewöhnlichen Menschenverstandes liegen. Wenn die Adepten der Mystik die menschliche Sprache benutzen, um diese Erfahrungen zu beschreiben, können Sie nur in biblischen Ausdrücken und Gleichnissen sprechen, denn nur auf diese Weise erlangen Ihre Reden in der physischen, äußeren Welt Bedeutung.

In dem gewaltigen Bereich der Schöpfung ist jede einzelne Seele in sich selbst ein einzigartiger Funken der Liebe. Der Mensch ist durch höchste Individualität ausgezeichnet, und niemand in der ganzen Schöpfung ist genauso wie er; niemand ist ihm in irgendeiner persönlichen Eigenschaft vollkommen gleich; niemand ist auf dieselbe Weise, physisch, gefühlsmäßig und dem Gemüt nach, wie er gestaltet. Er tritt als eine einzelne, besondere Persönlichkeit in einem grenzenlosen Universum der Persönlichkeiten auf. Und dennoch ist er in den großen und geheimnisvollen Gegensätzen des Lebens ein wesentlicher Bestandteil des vereinigten Reiches der Liebe, das als die Menschheit bekannt ist. Er ist eine lebendige Seele der Liebe unter lebendigen Seelen der Liebe.

Durch die geistigen Liebesvorgänge des Lebens ist die ganze Menschheit eine Einheit in der größeren kosmischen Einheit der Liebe. Die starken Kräfte und Energien des kosmischen Universums branden durch die vielfältigen Organismen der Menschheit und werden von ihr gemäß ihrer Bewusstseinsstufe schöpferisch oder zerstörerisch gebraucht. Der Mensch hat als ein Wesen der Liebe grenzenlose Kräfte der Liebe, Seligkeit und Freude in sich. In ihm ist die schöpferische Symphonie der Liebe, die ihn mit dem Höchsten Herrn der Liebe in einer ursprünglichen Verwandtschaft verknüpft. Der Mensch muss seine eigene Wahre Natur wieder gewinnen und auf dem Weg der Liebe gehen, dem Weg zurück zu seiner Wahren Heimat.