Die höheren Werte des Lebens

I

Im vorhergehenden Gespräch kamen wir zu dem Schluss, dass Gott den Menschen schuf und der Mensch alle Religionsgemeinschaften; und dass der Zweck der Religionsgemeinschaften die Erhebung des Menschen ist.

Wir haben uns mit dem äußeren Aspekt des Menschen befasst; wir sagten, dass der Mensch mit den gleichen, von Gott gegebenen Vorrechten geboren wird, ungeachtet dessen, ob er dem einen oder anderen Land, der einen oder anderen Religion angehört. Wir müssen den besten Gebrauch von allen Religionsgemeinschaften machen, damit wir alles über den Menschen erfahren können.

Unser Letztes Ziel ist, Gott zu erkennen. Vorher müssen wir uns selbst erkennen, und dann werden wir Gott erkennen. Alle Schriften sagen, dass wir Gott lieben sollten, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unserer Kraft. Da wir Gott-Liebende sind – Gott in jedem Herzen wohnt – müssen wir die ganze Menschheit lieben. Jene, Die mit Gott in Verbindung kamen, wurden durch Ihre Liebe zu Ihm zum Sprachrohr Gottes – zum Gott im Menschen oder Gottmenschen. Wir lieben alle Schriften, denn sie sind die Schätze der Erfahrungen der Meister mit Sich Selbst und mit Gott. Wir lieben auch alle heiligen Stätten der Verehrung, da sie jene Orte sind, die zum Lobpreis des Einen Herrn gedacht sind. Wir lieben auch alle Wallfahrtsorte, weil dort ein Gottliebender lebte, Einer, Der mit Gott Eins geworden war und das Sprachrohr Gottes wurde. So lieben wir alle anderen um der Liebe Gottes willen. Wenn wir nur Gott lieben und den einen oder anderen Meister hassen, das eine oder andere Heilige Buch hassen oder auch andere Menschen hassen, lieben wir dann Gott wirklich? Sicherlich nicht, denn Gott wohnt in jedem Herzen, und unser Letztes Ziel ist Gott. Das Letzte Ziel aller Religionen ist ebenfalls Gott. Wie kann dann ein Anhänger dieser oder jener Religion irgendjemanden hassen? Würden wir nach dem leben, was die Schriften sagen, wäre das auf den ersten Blick undenkbar.

Wenn wir nach diesen beiden Geboten leben –

Du sollst Gott lieben von deinem ganzen Herzen, von deiner ganzer Seele und mit all deiner Kraft,

und

Liebe die ganze Menschheit, da Gott in jedem Herzen wohnt –

wird das Reich Gottes auf die Erde herabkommen. An diesen beiden Geboten hängen alle anderen Gebote. Alle Propheten haben die Wichtigkeit dieser Gebote betont. In diesen beiden grundlegenden Lehrsätzen stimmen sie alle überein.

Wir wollen nun weiter untersuchen: Was ist der Mensch? Ehe sich der Mensch nicht selbst erkennt, kann er nicht Gott erkennen. Alle Schriften, die wir heute haben, sagen: Mensch, erkenne dich selbst. Sie sagen nicht: ‚Erkenne andere‘. Warum?

Wer seid ihr? Was seid ihr? Seid ihr dieser 1,60 m oder 1,80 m große Körper, den ihr habt? Das heißt nicht, euch selbst zu erkennen. Ihr werdet euch selbst überzeugen; die Zeit kommt, wo ihr den physischen Körper – dieses schmutzige Kleid des Verfalls – ablegen müsst. Der Körper bleibt zurück wie ein Klumpen Erde und wird verbrannt oder begraben.

Wenn ihr noch so viel über euer physisches Selbst wisst, bedeutet das ehrlich gesagt nicht, sich selbst zu erkennen. Die Griechen und Ägypter hatten auf ihre Tempel diese Worte geschrieben: Gnothi Seauton.

Die Upanishaden sagen es so:

Erkenne dich selbst.

Auch Christus sagte:

Erkenne dich selbst.

Und Guru Nanak sagte auch:

Solange du dich nicht selbst erkennst, bist du nicht imstande, Gott zu erkennen.

Diese ganze Täuschung, die ihr durchlauft, kann nicht so leicht beseitigt werden. Stimmt es nicht, dass ihr der Täuschung unterliegt? Ihr seht Körper gleich dem, den ihr habt. Ihr habt mit euren eigenen Augen gesehen, dass irgendetwas diese Körper verließ und sie verbrannt oder beerdigt wurden. Ihr tragt ebenfalls einen solchen Körper. Wenn ihr auch viel über euer physisches Selbst wisst, folgt daraus nicht, dass ihr euch selbst kennt.

Vor dieser Frage stehen wir seit Anbeginn der Welt. Wir wissen so viel über unser äußeres Selbst – wie wir unseren Körper erhalten, unsere Familie ernähren, sozial und politisch leben. Wir haben eher zu viel an den Körper und die körperlichen Beziehungen gedacht, sind aber nie nach Innen gegangen, um den Inneren Menschen, das Innere Selbst zu sehen, wer wir sind und was wir sind.