Die höheren Werte des Lebens

IV

Jene, die wissen und das Mysterium des Lebens ergründet haben, vollbrachten eine wunderbare Leistung. Woher kamen die Schriften? Aus dem Inneren, dem Inneren des Menschen. Woher kamen all die Erfindungen, die wir haben? Aus dem Innern des Menschen, nicht von außerhalb.

Die größte Aufgabe vor uns ist, sich selbst zu erkennen, zu erkennen, wer das Selbst ist und was das Selbst ist. Wir haben gesehen, dass das Schicksal des physischen Körpers der Tod ist. Zum Zeitpunkt dieser letzten Verwandlung verlässt der Bewohner das Haus des Körpers. Wir sind nicht der Körper, das Wohnhaus. Wir sind der Bewohner des Hauses, das wir durch unsere Gegenwart beleben.

Unser erster Begleiter, den wir von Geburt an hatten, ist der physische Körper, der sich jetzt entwickelt hat und erwachsen ist. Wenn wir sterben, wird er zurückgelassen; er begleitet uns nicht. Wie können uns dann andere Dinge, die durch unseren Körper mit uns in Verbindung kamen, in die andere Welt begleiten? Wenn wir das bedenken, wird sich der gesamte Blickwinkel ändern.

Gegenwärtig betrachten wir alles von der Ebene des Körpers aus. Wenn wir uns selbst erkennen – wer wir sind und was wir sind – und wissen, dass wir die Bewohner des Körpers sind, wird sich der ganze Blickwinkel ändern. Ihr werdet dann von der Ebene der Seele, nicht von der Ebene des Körpers aus sehen.

Gegenwärtig arbeiten wir unter falschen Voraussetzungen. Wir sammeln Schätze auf Erden. Wir errichten so viele Häuser, Bauwerke und sammeln anderen Besitztümer an und wir häufen so viel Geld an, wie wir können, ohne auch nur einen Augenblick daran zu denken, dass wir den Körper und alle irdischen Besitztümer verlassen müssen. Das ist der Grund, warum die Meister, wenn Sie kommen, unsere Aufmerksamkeit einzig auf diese bedeutendste Tatsache lenken – die Unvermeidbarkeit des Todes – derer wir uns nicht bewusst und unwissend sind. Trotz all unserer intellektuellen Errungenschaften handeln wir, als ob wir die Welt oder den Körper nie verlassen müssten.

Deshalb sagt Christus:

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden.

Warum nicht?

Da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen.

Was sollen wir tun?

Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen.

Was haben wir für die andere Welt getan? Wir werden diesen Körper eines Tages verlassen. Haben wir je daran gedacht? Wenn wir den Körper verlassen, was kann uns dann begleiten?

Als Königin Noor Jahan sterben sollte, so wird uns erzählt, sagten die sie betreuenden Ärzte zu ihr: Nun, Majestät, Ihr müsst jetzt in die andere Welt gehen. Vielleicht hat sie nie gewusst, was die andere Welt ist. Sie sagte einfach: Nun gut, wenn ich in die andere Welt gehen muss, wie viele Leute werden mich begleiten? Der Arzt sagte ihr: Eure Majestät, keiner kann mit Euch kommen. Ihr müsst ganz allein gehen.

Seht nur diese Unwissenheit. Verstandesmäßig wissen wir alle, dass der Tod unvermeidbar ist, dass er alle einholt, aber haben wir je wirklich erkannt, dass wir selbst auch sterben werden? Haben wir je ruhig darüber nachgedacht, wer es in uns ist, der den Körper verlässt und wohin er geht? Alle Heiligen haben die große Notwendigkeit betont, sich selbst zu erkennen. Wenn ihr den Inneren Menschen erkennt, der den Körper verlässt, wisst ihr etwas; und das wird die gesamte Ebene der Wahrnehmung ändern.

Ich bin aus Indien hierher gekommen. Ich weiß, ich muss wieder dorthin zurückkehren. Nun, im Flugzeug sind nur 40 Pfund Gepäck erlaubt. Alles, was diese Grenze überschreitet, werde ich dalassen müssen. Was soll ich also tun? Soll ich zu viele Dinge ansammeln, um sie mitzunehmen? Wie kann ich sie mitnehmen? Ich kann nicht mehr als 40 Pfund mitführen. Desgleichen begleitet uns nicht einmal der Körper, wenn wir in die andere Welt gehen; ganz zu schweigen von all den anderen Besitztümern.

So gibt es zwei Aspekte, die wir bedenken müssen. Erstens, dass wir Pilger auf dieser Welt sind, in der wir eine gewisse Zeitspanne, sei sie länger oder kürzer, zu verbringen haben. Jedenfalls ist es nur ein vorübergehender Aufenthaltsort, und wir müssen ihn eines Tages verlassen. Es ist ungefähr so, als wenn ihr euch auf dem Weg zu eurem Ziel befindet. Unterwegs bricht die Nacht herein, und ihr haltet in einem Hotel an, um sie dort zu verbringen. Und früh am Morgen verlasst ihr es, um euer Ziel zu erreichen. Habt ihr je darüber nachgedacht, dass ihr so lebt, als würdet ihr für ewig auf dieser Welt bleiben? Habt ihr je an den Tod gedacht?

Zweitens besteht der Mensch aus dem physischen Körper, dem Intellekt und der Seele besteht. Wir wissen so viel über unsere physischen Körper. Wir wissen so viel darüber, wie sie zu erhalten sind. Wir wissen so viel über unsere familiären Beziehungen, unsere Kinder, unser gesellschaftliches Leben usw. Wir haben intellektuell so wunderbare Fortschritte gemacht. Wir haben das Fernsehen, wir können in der Luft fliegen. Dies alles macht die Welt einem Haus ähnlich. Es dauert nur etwa vierundzwanzig Stunden, um von Indien nach Amerika zu reisen, von einem Ende des Globus zum anderen. Alle diese Länder sind gleichsam die vielen Räume im Hause meines Vaters, mögt ihr sagen. Wir haben Atombomben, Wasserstoffbomben usw. Ich möchte sagen, dass wir auf intellektuellem und technologischem Gebiet wundervollen Fortschritt gemacht haben.

Aber was wissen wir über unser eigenes Selbst – das Wahre Selbst –, das den physischen und intellektuellen Aspekten unseres Lebens Kraft verleiht? Wir sind in Wirklichkeit der Geist oder die Seele. Der größte Teil des physischen und intellektuellen Bereichs hat seine Grundlage in unserer Seele. Wir haben uns nur in zwei Richtungen entwickelt und wissen nichts über unser eigenes Selbst.