Die höheren Werte des Lebens

VIII

Wir betrachten den physischen Aspekt als die wertvollste Sache im Leben. Aber der Erwachte sagt:

Was tun sie? Sie sorgen sich nicht um ihr eigenes, wirkliches Selbst. Sie wenden dafür keinerlei Zeit auf und verbringen all ihre Stunden für den physischen Körper und seine Umgebung und für intellektuelle Errungenschaften.

Die Antwort mag sein: Wir müssen diesen Körper verlassen, aber wir tun alles, um ihn zu erhalten und für ihn oder für das, was zu ihm in Beziehung steht, alle möglichen Annehmlichkeiten zu besorgen. Nun, wer wird uns sagen, was dann zu tun ist? Dafür müssen wir Einem zu Füßen sitzen, Der das Mysterium des Lebens für Sich Selbst gelöst hat. Es ist eine praktische Sache.

In den Evangelien lesen wir:

Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen: ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen.

Diese Erfüllung des Gesetzes war immer die Mission aller Wahren Propheten und wird es immer sein. Das ist, was uns alle Schriften verkünden. Wir haben all diese Dinge gelesen. Wenn immer Meister kamen, brachten Sie der Welt nicht etwas Neues. Als ausgezeichnete Beobachter, wie Sie es waren, sahen Sie die Dinge in der rechten Perspektive und erweckten die Menschen zur Wahrheit.

Ihr deutlich vernehmbarer Ruf ist immer:

Erwache, o Mensch – was tust du?

Die Veden sagen:

Erwache, erhebe dich und ruhe nicht, bis das Ziel erreicht ist.

Wir schlafen sozusagen. Unser oberflächliches Leben ist nichts weiter als Schlaf. Wir sind mit den Körpern identifiziert. Durch die Sinnesorgane haben wir in so großem Ausmaß Eindrücke von außen aufgenommen, dass wir, wenn wir unsere Augen schließen, dieselben Eindrücke nachgebildet sehen. Wenn wir schlafen gehen, werden eben jene Eindrücke in uns wieder in Form von Träumen nachgebildet. Wir leben eine Art oberflächliches Leben, blind gegenüber der Wirklichkeit.

Wir befinden uns in physischen Körpern. Wir sind bewusste Wesen. Wir sind so sehr an Gemüt und Materie gebunden, dass wir uns selbst nicht vom Körper unterscheiden können. Wir müssen die physische Welt verlassen, die astrale überschreiten, weiter über die kausale und superkausale hinausgehen und die Wahre Heimat unseres Vaters erreichen. Das ist der Wahre Bestimmungsort für jeden von uns.

Was haben wir dafür getan? Wir haben uns lediglich dem physischen Körper und seinen Beziehungen gewidmet. Das ist es, was uns von den Meistern immer wieder gesagt wird. Sie sagen nicht, dass wir die Welt gänzlich verlassen und in der Wildnis wie ein Einsiedler leben sollten. Durchaus nicht.

Sie sagen:

Ihr habt physische Körper. Erhaltet sie. Sie sind die Tempel Gottes. Haltet sie rein und sauber, von außen und von innen.

Ferner sagen Sie:

Nun, ihr habt einen Intellekt. Entwickelt euch auch intellektuell. Aber bedenkt, dass ihr Seele seid, der Bewohner des Körpers. Erkennt euch selbst, damit ihr das Überselbst erkennen könnt. Ihr werdet euch nur selbst erkennen, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt.

Bisher sind wir gleichsam mit dem Körper identifiziert. Wir können uns nicht vom Körper unterscheiden.

Es gibt also verschiedene Werte im Leben. Der physische Körper hat seinen eigenen Wert, der Intellekt den seinen, aber das Spirituelle Leben hat den höchsten Wert von allen.

Von den vierundzwanzig Stunden des Tages schenken wir der Entwicklung der physischen Seite und ihrer Umwelt und den intellektuellen Errungenschaften so viel Aufmerksamkeit und Zeit. Wir sollten auch unserer Entwicklung auf dem Weg, unser eigenes Selbst zu erkennen, eine gewisse Zeit widmen. Das haben alle Meister hervorgehoben.

Nun bleibt die Frage: Wie? Alle Schriften sprechen vom Himmelreich und sie sagen, dass es in uns liegt. Wie kann man das Reich Gottes betreten? Wie öffnet man das Innere Auge, um das Licht Gottes zu sehen? Wir werden nun den Inneren Aspekt des Menschen berühren. Die höheren, Inneren Möglichkeiten, wenn wir das Körperbewusstsein übersteigen, befähigen uns, in das Reich Gottes einzugehen.

In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen.

Es gibt da Ebenen über Ebenen. Wie kann man sie durchqueren? Dies ist das Thema, mit welchem wir uns als nächstes befassen werden. Wie kann man das Innere Auge öffnen, um das Licht Gottes zu sehen, von dem alle Schriften sprechen?

Ich vertrete keine bestimmte Religion. Ihr bleibt, wo ihr seid. In einer Religionsgemeinschaft zu leben ist ein Segen, denn sonst gäbe es Verderben in der Welt. Wenn sie nicht vorhanden ist, werdet ihr eine andere Gemeinschaft gründen müssen. Folgt einfach der rechten Bedeutung der Schriften, dem, was sie uns lehren.

Sie heißen uns alle, Gott zu lieben, die ganze Menschheit zu lieben. Wenn wir die ganze Menschheit lieben, können wir sie nicht berauben, sie nicht töten; die anderen Dinge ergeben sich von selbst. Gleichzeitig müssen wir ein ethisches Leben führen. Wir müssen uns selbst erkennen, wissen, wer wir sind.

Die Bergpredigt behandelt das äußere Zusammenleben mit euren Mitmenschen. Christus wies darin auch auf das Innere Licht hin, wie man in das Reich Gottes gelangen kann, das in uns liegt. Christus warnte uns ebenso vor den falschen Propheten. Sie kommen in Schafskleidern zu euch, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

Die Meister, Die diese Erfahrung mit Ihrem eigenen Selbst hatten, verteilen alle diese Gaben Gottes unentgeltlich. Sie verlangen nichts dafür. Sie werden gratis gegeben. Alle Gaben Gottes sind frei. Es ist der Mensch, der verkauft, nicht Gott. Das erklären alle Propheten und Meister, Die in der Vergangenheit kamen.

Mit all der Kraft eures Intellekts werdet ihr nicht in der Lage sein, die rechte Bedeutung der Heiligen Schriften zu verstehen, bis ihr zu Jemandem kommt, Der eine praktische Erfahrung davon hat und fähig ist, euch eine Ersthand-Erfahrung zu geben. Wenn ihr auf diese Weise eine Erfahrung erhalten habt, könnt ihr voranschreiten.

Das heutige Thema ist beendet. Als Nächstes werden wir das Reich Gottes behandeln: wie das Innere Auge zu öffnen ist, um es zu sehen, und wie man hineinkommen kann. Wir werden hören, was all die Meister und Schriften über das Thema zu sagen haben. Am Ende werden wir uns mit dem natürlichsten Weg beschäftigen. Es gibt so viele Mittel und Wege dafür, aber wir werden uns dem natürlichsten Weg zuwenden, den selbst ein Kind gehen kann.