Innere und äußere Ehe

II

Der erste Schritt ist, im Äußeren rechtschaffen zu sein: Macht euch ein keusches Leben, Wahrhaftigkeit und Liebe für alle zu eigen und dient und opfert zum Wohle anderer. Der erste Schritt ist getan, wenn ihr ein solches Leben führt und zu den Füßen von Einem sitzt, Der den Weg kennt (Der Gott kennt, Eins mit Ihm ist und Dessen Seele sozusagen mit Gott verheiratet ist).

Ich denke, ihr werdet euch erinnern, dass in euren Schriften manche der Heiligen sagen:

Christus hat mir einen Ring gegeben.

Das ist der Anfangsschritt – die Hochzeit der Seele mit Gott. Sie wurden sich dessen bewusst und betrachteten ihre Seele als mit Gott verheiratet. Wenn ihr diesen Schritt getan habt, denkt daran, dass es der erste Schritt ist: Ihr seid mit Gott vermählt, eure Seele ist vermählt.

Der zweite Schritt ist, was Er euch gibt: eine Innere Verbindung mit der Gotteskraft, Die das Wort genannt wird. Der äußere Ausdruck des Wortes hat zwei Aspekte – Licht und Ton. Er gibt euch damit eine Verbindung. Das Ergebnis ist, dass ihr täglich mehr Glück und Bezauberung in euch selbst erfahrt. Natürlich werdet ihr dann Innen mehr als außen gebunden sein, und das bewirkt, dass der Ton widerzuhallen und ihr zu hören beginnt. Er erklingt bereits jetzt, aber wir sind noch nicht damit in Verbindung.

Wenn euch ein Kontakt mit diesem Licht- und Tonprinzip gewährt wird, beginnt ihr den Ton vierundzwanzig Stunden am Tag zu hören, ohne eure Ohren zu schließen. Die Folge der Verbindung mit dem Ton oder der Sphärenmusik ist, dass ihr an die höhere Glückseligkeit mehr als an das Äußere gebunden seid; dann seid ihr zwar in der Welt und doch nicht von der Welt. Das ist das erste Ergebnis.

Leidenschaften suchen euch nicht heim, weil ihr Innen mehr Glückseligkeit habt; eure Aufmerksamkeit wird immer von dieser Höheren Kraft in euch angezogen und ihr spürt, dass ihr in der Welt, aber nicht von der Welt seid. Wie Kälte verschwindet, wenn ihr an einem Feuer sitzt, und wie alle Wärme vergeht, wenn ihr bei einem Eisblock sitzt, genauso werdet ihr euch, je mehr ihr mit dem Licht- und Tonprinzip in Verbindung kommt, von der Welt loslösen und alle Leidenschaften werden euch zu verlassen beginnen. Wenn ihr dies in eurem Leben verwirklicht habt – dass ihr in der Welt seid und dennoch außerhalb von ihr –, ist das der zweite Schritt für die Vereinigung der Seele mit Gott.

Was geschieht weiter?

Ihr beginnt Ihn in diesem Tempel Gottes, dem menschlichen Körper, zu schauen. Ihr seht, dass das Licht in euch ist, und hört auch die Musik der Sphären. Dann, wenn sich das entwickelt, seht ihr, dass die ganze Schöpfung der Tempel Gottes ist. Wohin immer ihr blickt – Er ist da, und es gibt keinen Ort, an dem Er nicht ist. Diese Innere Schau öffnet sich. Wenn ihr Gott Innerlich und überall um euch herum seht, fühlt ihr manchmal, wie ihr euch selbst vergesst. Wenn diese Verwirklichung kommt, habt ihr den dritten Schritt zur Vereinigung der Seele mit Gott getan.

Und was kommt zuletzt? Ihr werdet Eins mit Gott. Ihr verliert alles persönliche Bewusstsein, wie ein Wassertropfen, der, wenn er sich mit dem Fluss oder dem Meer vermengt, eins mit ihm wird.

Guru Ram Das sagte:

Wie würdet ihr einen Menschen nennen, Der Eins mit Gott geworden ist?

und antwortete:

Sagt Ihm, dass Er Derselbe ist, das ist alles.

Das ist die letzte Erfüllung der Ehe der Seele mit Gott: Ihr werdet Eins mit Ihm; ihr seht, Er ist in euch und ihr seid in Ihm;

Ich und mein Vater sind Eins.

Das ist die höchste Empfindung. Empfindung? Nein, Sehen. Es ist nicht einmal Sehen – das Sehen bleibt in der dritten Stufe zurück. Zuletzt werdet ihr Eins mit Ihm. Es ist ein Werden.

Diese vierte Stufe ist das letzte Ziel.

Doch jene, die es erreichen, erfahren immer noch eine gewisse Dualität.

Shankara sagte:

O Gott, ich weiß, es gibt keinen Unterschied zwischen Dir und mir, doch ich bin Dein, Du aber bist nicht mein; weil eine Welle zwar Teil des Meeres sein kann, jedoch das Meer niemals Teil der Welle.

Zuerst verlieren solche, die Eins mit Ihm werden, alle „Ichheit“ und werden zum Bewussten Mitarbeiter des Göttlichen Planes; dann werden sie Eins, sie erheben sich in Ihm. Das ist die letzte Erfüllung der Ehe mit Gott: das Einssein mit Ihm.

Es ist die höhere Form der Religion in jedem von uns und dafür sind wir verschiedenen Glaubensrichtungen oder Religionen beigetreten.

Sie waren jenen, die diese Stufe erreicht haben, ein hilfreicher Faktor. In den Sikh-Schriften werden die vier Stufen Schritt für Schritt erklärt. Normalerweise beschreibt ein Lehrer den ersten Schritt und in allen Religionen wird ein gewisser Hinweis darauf gegeben.

Was sagen sie?

Gott hat euch vereint, lasst Gott euch scheiden.

Wenn ihr für dasselbe Ziel zusammen seid, werdet ihr selbst nach Verlassen des Körpers zusammenleben. Ihr geht denselben Weg.

Dies sind die Schritte, die wir einen nach dem anderen tun müssen, um die letzte Einheit mit Gott, die Wahre Hochzeit der Seele mit Ihm, zu erreichen. In den Sikh-Schriften werden beide Aspekte erwähnt: zuerst das äußere Ideal; und dann – weil das nicht das Ein und Alles ist – das weitere Ideal der Vereinigung der Seele mit Gott.

Die in einem Menschlichen Pol wirkende Gnade Gottes – es ist nur Seine Gnade – hilft Schritt für Schritt, Ihn zu erreichen. Wenn ihr solch einen Meister findet, in Dem Gott offenbart ist, wird euch dieser Offenbarte Gott helfen, den Weg nach und nach aufzunehmen. Zuerst werdet ihr zu einem normalen, rechtschaffenen Menschen. Ihr sitzt zu Füßen des Meisters und folgt Seinen Anweisungen, ihr liebt Ihn. Wenn ihr Jemanden liebt, liebt ihr auch Seine Gebote. Von Ihm erhaltet ihr das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens: Ihr werdet spirituell stark. Das ist der erste Schritt, den ihr tun müsst.

Der zweite Schritt ist, wenn ihr durch das Licht- und Tonprinzip Gottes trunken werdet. Ihr seid in der Welt und doch außerhalb von ihr. Nichts kann euch verunreinigen. Beim nächsten Schritt werdet ihr, was immer ihr Innen seht, überall auch außen wahrzunehmen beginnen: Die ganze Welt, das Universum, ist der Tempel Gottes.

Beim letzten der Schritte werdet ihr zuerst ein Bewusster Mitarbeiter. Ihr seht:

Ich und mein Vater sind Eins.

Dennoch taucht man manchmal in das Meer ein und wird Eins, und dann fühlt man wieder:

Ich und mein Vater sind Eins.

Die Meister haben etwas als das Letzte Ziel ausgegeben, und das ist, unsere Seelen mit Gott zu vereinen. Das ist die wahre, höhere Form der Ehe. Wenn diese zwei Seelen zusammenkommen und ihre Seelen sind mit Gott vermählt, sind sie Eins; man kann sie nicht trennen.

Das haben fast alle Meister gesagt.

Liebe, die von Ort zu Ort wandert, ist keine. Was ist das für eine Liebe, die sich wandelt, die heute hier ist und morgen dort?

Christus sagte:

Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, Den er nicht sieht?

Dies ist eine Form der äußeren Ehe und ein Symbol für die höhere Hochzeit, die ihr zu gegebener Zeit erreichen müsst. Gesegnet ist, Wer den menschlichen Körper hatte und Dessen Seele sich für immer mit Gott vereinte: Er ist Eins mit Gott.

Das ist mit dem Ziel gemeint. Gott hat euch zusammengeführt. Fahrt fort und geht weiter durch Freud und Leid, um einander zu helfen, mit der Gotterkenntnis als dem letzten Ziel. Wenn ihr Kinder habt, versorgt sie und macht euer Leben zum Beispiel, damit sie es euch gleichtun.