Erkenne die Aufrichtigkeit dir selbst gegenüber

Frage: Wie kann man, solange man auf der Ebene des Gemüts arbeitet, wissen, ob man sich selbst gegenüber aufrichtig ist?

Kirpal Singh: Du musst dein Gemüt eine Zeitlang zur Ruhe kommen lassen. Wenn die nach außen gerichteten Sinne unter Kontrolle sind, wird das Gemüt still, und nachdem der Intellekt etwas begriffen hat, hört er auf, aktiv zu sein. Nur dann wird es dir möglich sein. Du stehst jetzt unter dem Einfluss des Gemüts, das dich nur nach außen ziehen will. Alle Eindrücke, die sich bereits im Speicher des Unterbewusstseins eingeprägt haben, kommen an die Oberfläche. Aber wir arbeiten nicht immer auf der Ebene des Gemüts. Meist schon, aber nicht immer! Ziehe deine Aufmerksamkeit eine Zeitlang von außen zurück! Sei still, auch innerlich! Halte körperlich und gedanklich eine Weile Ruhe. Wenn du innerlich ruhig bist, wenn Verstand und Gemüt beruhigt sind, dann bekommst du einen kurzen Einblick in die Wahrheit. Versteht ihr mich?

Den ganzen Tag lang bewegt ihr euch nur auf der Ebene des Gemüts. Um uns nach oben zu erheben, müssen wir die Sinne unter Kontrolle haben, und das Gemüt muss still sein. Auch das mentale Geschwätz sollte eine Zeitlang eingestellt werden. Dann könnt ihr einen kurzen Blick auf die Wahrheit werfen, vorher nicht. Erst wenn ihr auf dieser Ebene arbeitet, ist das möglich, ansonsten ist eure Aufmerksamkeit immer außen. Ihr werdet nur gebeten, euch nach Innen zurückzuziehen. Schaut jetzt nach Innen! Ihr befindet euch bereits dort! Eine Zeitlang müsst ihr das tun. Eine Zeitlang – das ist der einzige Weg.

Frage: Wenn ich mich um Spirituelle Disziplin bemühe, scheint dies von dem Gefühl, dass ich der Handelnde bin, begleitet zu sein, von dem Stolz, es zu tun. Wie kann ich das vermeiden?

Kirpal Singh: Du hast recht. Du bist der Handelnde. Solange du das bist, wirst du ernten, was du säst. Erst wenn nichts mehr von diesem Gefühl da ist, wirst du vollständig hingegeben sein. Wenn du ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans wirst und weißt, dass Er der Handelnde ist und nicht du, dann erst kannst du aufhören, der Handelnde zu sein, vorher nicht. Jetzt tun wir alles auf der Ebene des Gemüts, denn wir sind uns der wirkenden Kraft noch nicht bewusst geworden. Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans wird man nur, wenn das Gemüt für eine Weile zur Ruhe gekommen ist und man sich selbst ganz und gar vergisst. Versteht ihr mich?

Wann beginnt Spirituelle Disziplin? Wenn das Gemüt für eine Weile aufhört, aktiv zu sein. Wir sind jetzt alle auf der Ebene des Gemüts aktiv, nicht auf der des Geistes. Wir sind Geist im Menschen. Wir sind spirituell, aber dieser spirituelle Aspekt ist jetzt im Kleid des Gemüts, versteht ihr? Der Unterschied wird euch klar, wenn ihr Bewusste Mitarbeiter des Göttlichen Plans werdet, vorher nicht. Deshalb heißt es, dass man in jedem Fall das zu ernten hat, was man gesät hat – gleichgültig, ob es sich um gute oder schlechte Saaten handelt. Sowohl gute als auch schlechte Taten sind bindend, solange sie auf der Ebene des Handelns geschehen. Wenn ihr diese Art des Handelns aufgebt, wenn ihr sie sein lasst, dann werden keine Samen ausgesät, und niemand wird seine Frucht ernten müssen. Das ist das Geschenk, das auf euch wartet. Je mehr ihr mit dem Licht und dem Tonstrom in euch in Verbindung kommt, desto deutlicher werdet ihr sehen, wie euer Wille zu handeln und euer Ego allmählich nachlassen werden. Das Gefühl, der Handelnde zu sein, wird mit der Zeit vergehen, und ihr bleibt übrig. – Ja?

Frage: Entwickelt sich die Liebe zum Meister gleichzeitig mit dem Licht?

Kirpal Singh: Die Innere Liebe zum Meister bedeutet … Liebe ist die Eigenschaft deiner Seele. Du bist personifizierte Liebe. Du brauchst nur an den Meister zu denken, Der vor Liebe überfließt, das wird dir Auftrieb geben. „Wie du denkst, so wirst du.“ Das wird dir den Weg nach oben öffnen. Bitte, mach weiter.

Frage: Ich möchte frei sein, Meister.

Kirpal Singh: Frei? Du bist gefangen? Ich wünsche euch, dass ihr alle frei seid! Alle sind durch das Gemüt, den Intellekt und die Sinne gebunden. Der Meister kommt, um euch zu befreien. Wenn ihr die Wahrheit erkennt, seid ihr frei; ihr werdet befreit. Ihr werdet nur frei sein, wenn ihr nicht mehr die Handelnden seid. Nehmt als Beispiel eine Mühle, die von einem Elektrizitätswerk mit Energie versorgt wird. Der Mann, der dort sitzt, sagt: „Kein einziges Teilchen der Maschine kann ohne das Kraftwerk arbeiten.“ Derjenige aber, der dort keinen Zugang hat, sondern an dem Tisch sitzt, wo die Maschine läuft, sagt: „Leg deine Hand nicht hier hinein, sonst wird sie zerquetscht!“ Das ist der Unterschied. Wenn ihr im Kraftwerk sitzt, seid ihr frei von Schmutz, alles ist in Ordnung, ihr meint nicht mehr, der Handelnde zu sein. Die Kraft arbeitet, die Maschinen arbeiten. Das Mahlwerk läuft. Es gibt nur einen Hebel, den der Bedienende festhält und durch den er das Rad bewegt.

Alle Getreidekörner, die in die beiden Teile der Maschine gefüllt werden, werden zermahlen. Jene, die aufsteigen und in die Nähe des Bedienungshebels kommen, werden gerettet. Als Bewusster Mitarbeiter bewegt man sich weiter, versteht ihr? Das ist das einzige. Solange die Unterscheidungskraft wirkt, ist euer Intellekt aktiv, und ihr seid gebunden. Ihr müsst euch über das Unterscheidungsvermögen erheben, dann wird euch alles klar sein. Der Grund für euer Kommen und Gehen ist einzig und allein euer Ego. Wenn das Ego nicht mehr vorhanden ist, wer wird dann kommen und gehen?

Frage: Meister, ich habe noch eine Frage. Ich kenne jemanden, der sagt, dass er während der Meditation gewöhnlich einen Zustand erreicht, in dem er nicht weiß, ob er sich außerhalb des Körpers befindet oder ob er schläft. Wie kann man das feststellen?

Kirpal Singh: Wenn man sich im Körper befindet, spürt man ihn. Vergisst man seinen Körper, dann ist natürlich während dieser Zeit der Einfluss des Selbst (auf ihn) nicht vorhanden. Wenn ihr euch willentlich über den Körper erhebt, seht ihr ihn unten auf dem Boden liegen, während ihr ins Jenseits hinübergeht. Das ist der Fall, wenn ihr euch wirklich erhoben habt. Wenn ihr jeden Gedanken an den Körper losgelassen habt, seid ihr nicht der Körper, aber ihr seid deswegen noch kein Bewusster Mitarbeiter geworden, ihr habt euch noch nicht wirklich über den Körper erhoben. Erhebt ihr euch tatsächlich über ihn, dann werdet ihr ins Jenseits hinübergehen. Ihr werdet den Körper verlassen; ihr werdet sehen, dass ihr euch – frei von ihm – erhoben habt.

Das ist also die einzigartige Gelegenheit, die wir erhalten haben: den menschlichen Körper zu betreten und daraus den vollen Nutzen zu ziehen. Nur während wir uns in einem Körper befinden, können wir diesen Segen erlangen. Wir identifizieren uns aber mit den äußeren Dingen so stark und halten daran so sehr fest, dass wir uns nichts anderes mehr vorstellen können. Davon loszulassen ist so schwierig, wie es für ein Gemälde schwierig ist, alle Wand zu verlassen, auf die es gemalt ist. Genauso fühlen wir uns mit der Welt verbunden. Was bedeutet also unsere Meditation? Sich langsam durch regelmäßiges Üben von außen zurückzuziehen.

Hat noch jemand eine Frage?