Die drei Gunas oder Grundeigenschaften des Gemüts

Frage: Meister, würdest Du über die drei Gunas oder „Eigenschaften“ zu uns sprechen?

Kirpal Singh: Das sind die unterschiedlichen Beschaffenheiten des Gemüts, würde ich sagen. Wenn ein Mensch guten Dingen zugeneigt ist, wenn er Mitgefühl, Liebe, Sympathie hat und anderen helfen möchte, wenn sich die Gemütsbewegungen um die guten Dinge drehen, so wird dies Sattva genannt. Wenn ihr Faulheit oder Trägheit feststellt und die Tendenz, alles auf morgen zu verschieben („Das machen wir ein anderes Mal“), so nennt man dies Tamas oder Tamogun. Wenn ihr ungestüm und aktiv handelt, Dinge an euch reißt und euch überanstrengt – jeder hat ja seine eigene Natur, einige sind überaktiv und anstrebend –, so nennt man das Rajas (radschas). Der Gemütszustand jener, die faul und träge sind, die alles auf morgen verschieben und herumliegen, wird Tamas genannt. Und manchmal neigen wir zum Normalen, zu gutem Verhalten, das heißt Sattva. Dies könnte man als die drei verschiedenen Gemütshaltungen bezeichnen.

Wir müssen die Trägheit, die Faulheit und die Angewohnheit, alles aufzuschieben aufgeben.

Der Sattvic-Mensch hat die Ausrichtung zum Guten. Ist das Rajic-Element vorhanden, so wird er losgaloppieren wie ein ungezügeltes Pferd. Wird es gezügelt und gelenkt, erreicht es das Ziel früher. In der wörtlichen Übersetzung meine ich, werden diese Gemütshaltungen „die drei Eigenschaften“ (gunas) genannt.

Wir müssen über diese drei Eigenschaften hinauswachsen. Die erste Eigenschaft (Tamas) müsst ihr vollständig ablegen. Die zweite (Rajas) ist hilfreich, wenn sie auf das Gute ausgerichtet ist. Wird sie für böse Taten wie Töten eingesetzt, dann ist sie sogar gefährlich. Ist sie aber mit dem Sattvic-Aspekt verbunden, kann dieser Mensch Wunder vollbringen. Die Meister gaben diesen drei Gemütsausrichtungen unterschiedliche Namen. Die Rishis benutzten die gerade genannten, während die Moslems ihre eigenen Namen für sie haben. Das sind also die verschiedenen Gemütshaltungen, das ist alles. Wir müssen uns darüber erheben.

Natürlich ist Sattva ein Sprungbrett, mit dessen Hilfe wir alle drei Eigenschaften überwinden müssen. Das sind die Haltungen des Gemüts. Wir müssen den Sattva-Weg einschlagen, um sie alle zu überwinden. Aber auch die Sattvic-Haltung ist bindend, und zwar wie Ketten aus Gold, während andere Handlungen Ketten aus Eisen sind, das ist alles. Wir müssen also über alle drei Eigenschaften hinauswachsen. Diesen wenigen Worten könnt ihr entnehmen, worum es geht. Es wird in den Büchern nicht sehr klar dargestellt.

Frage: Was hat dies mit dem dritten Wort des Simran zu tun?

Kirpal Singh: Es hat wenig oder nichts damit zu tun. Schau, dies sind die drei Gemütshaltungen, die wir überschreiten müssen. Danach beginnt die Wahre Spiritualität. Das Gemüt hat eine sehr große Reichweite. Es hat das physische, es hat das astrale Gemüt, und es gibt das kausale Gemüt – drei unterschiedliche Stufen. Wenn ihr die drei Ebenen überschreitet, ist die Lage anders. Aber das Gemüt ist überall in diesen drei Regionen vorhanden. Es hat unterschiedliche Namen. Die Rishis haben ihre eigenen Bezeichnungen: pindi manas, andi manas und brahmandi manas. Das physische Gemüt wirkt im physischen Körper, das nächste im astralen und das dritte im kausalen Körper. Wir müssen alle drei überschreiten. Die Grundeigenschaften entsprechen den drei unterschiedlichen Gemütshaltungen.