Keuschheit

Frage: Vielleicht müssen sie alle eines Tages Vegetarier werden, denn es heißt, man könne zehn Menschen vegetarisch ernähren durch das Stück Land, das als Weideland erforderlich ist, um für einen einzigen Menschen Fleisch zu produzieren. Bei der ansteigenden Bevölkerungsdichte wird es vielleicht eines Tages so sein.

Kirpal Singh: Nun, darüber muss man sich Gedanken machen. Die Mittel, die zur Geburtenkontrolle verwendet werden, sind mangelhaft. Sie fördert eher Ausschweifung. Man sollte lieber ein Leben der Zurückhaltung entwickeln, eine keusche Lebensweise.

In Indien wandten sich einige Leute an mich. Sie sagten, sie wollten eine Familienplanungsgruppe gründen. Versteht ihr? Das ist meine Einstellung. Sie wollten mich zum Vorsitzenden machen. Ich sagte: „Was werdet ihr unternehmen? Werdet ihr die Ausschweifung unterstützen oder ihr Einhalt gebieten?“ Was ist Familienplanung? Warum nicht den Weg der Keuschheit einschlagen? Sagt den Leuten, dass sie keusch sein sollen.

Die Ehe bedeutet nicht Zügellosigkeit. Verheiratet zu sein bedeutet, einen Lebensgefährten zu haben, der in Wohl und Wehe bei euch ist. Versteht ihr? Gott hat euch vereint, so soll auch Gott euch trennen. Es bedeutet, einen Begleiter zu haben, damit man einander hilft, Gott zu erkennen. Eine Pflicht ist es, Kinder zu bekommen, aber nicht 100% eurer Pflichten!

In der alten Zeit war es so: Nachdem ein oder zwei Kinder aufgezogen worden waren, wandten sich die Menschen von der Welt ab und gingen in den Wald, um zu meditieren. In der Bibel heißt es. „Die Männer sollten ihre Frauen lieben, wie Jesus seine Gemeinde geliebt hat.“ Das ist es, was entwickelt oder angenommen werden muss. Das würde uns retten.

Was wird ansonsten in zehn Jahren geschehen, wenn die Bevölkerung weiterhin jede Minute anwächst? Es gibt eine Statistik, die besagt, dass pro Minute auf der Welt neunzig Menschen mehr geboren werden als sterben.

Frage: Darin liegen viele Probleme. Aber jetzt haben sie natürlich die Antibabypillen.

Kirpal Singh: Seht, Antibabypillen werden euch nicht helfen.

Frage: Sie verschlimmern die Dinge nur noch.

Kirpal Singh: Mehr Ausschweifungen, ein unmoralisches Leben. Das ist das Ziel keiner einzigen Schrift. Kein Meister hat je so etwas verkündet. Heutzutage ist es Gesprächsstoff. Nun, solch eine Gesellschaft wird uns in die Hölle führen. Das einzige Mittel dagegen ist, dass wir selbst Beispiele setzen. Ehrlich gesagt, als unsere Geschwister zur Welt kamen, wussten wir nichts davon. Wir fragten immer, woher das Kind gekommen sei, und es hieß: „Die Hebamme hat es hier gelassen.“ Seht ihr, so keusch war das Leben unserer Eltern, dass wir nicht im Traum ahnten, wie Kinder entstehen. Wen man aber einen kleinen Jungen heute danach fragt, so wird er alles erzählen. Er hat alles gesehen. Das einzige Mittel ist ein reines Leben.

Zwei Dinge breiten sich sehr schnell aus: Das eine ist der Atheismus und das andere die Bevölkerung, die Unmoral. Solange sich die Menschen nicht der Spiritualität zuwenden, gibt es keine Hoffnung. Was wird in zehn oder zwanzig Jahren sein? Es ist höchste Zeit, sage ich euch!

Frage: Du meinst, wenn wir nichts unternehmen, werden die Dinge in zehn bis zwanzig Jahren vielleicht nicht so gut sein?

Kirpal Singh: Nicht so gut? Ich denke, die Menschen werden einander auffressen.

Frage: Der Mensch wird Menschen essen?

Kirpal Singh: Ja. Wo werden sie all die Nahrungsmittel anbauen? Wenn jede Minute neunzig Menschen hinzukommen, nachdem man die Anzahl der Gestorbenen abgezogen hat, was wird geschehen?

Frage: Das fragt man sich bei den Chinesen. Sie wollen nach Indien.

Kirpal Singh: Nun, und wohin wird Indien gehen? Zur Hölle? Ins Meer? Der Mensch wird Menschen essen. Was braucht es noch? Was ich sage, was ich euch erzähle, das sehe ich. Das ist der einzige Grund, weshalb ich diese Reise (1972) unternehme. Mögen die Menschen zur Besinnung kommen. Wenn wenigstens diejenigen, die initiiert sind, auf ihren eigenen Beinen stehen würden, so würde das schon etwas Gutes bewirken. Ich sage ihnen, sie sollten wenigstens das spirituelle Tagebuch führen; es ist ihnen egal! Sie leben nicht nach den im Tagebuch aufgeführten Geboten. Dort gibt es eine Spalte für Keuschheit. Ich sage euch, keiner füllt sie ehrlich aus. Sie betrachten es als unter ihrer Würde, unter ihrer – wie nennen sie das? – Moral. Und so wird die ganze Sache zunichte gemacht.

Das Heilmittel ist Keuschheit und Nächstenliebe. Das ist alles. Liebe bedeutet Nächstenliebe, nicht sinnliche Liebe, die meinte ich nicht. Das sind die beiden einzigen Mittel, die noch übrigbleiben. Versteht ihr das?

Die Anzahl der Atheisten steigt selbst unter den Christen, Hindus oder Moslems. Sie sind in großer Zahl in ihren Religionsgemeinschaften, aber wie viele leben tatsächlich danach? Beten sie wirklich täglich? Wie viele tun es, sagt! Heute morgen schlug ich vor: „Habt kleine Kapellen in jeder Wohnung. Jeden Tag sollten alle, vom kleinen Kind bis zu den Alten, eine Stunde oder so zusammensitzen, beten und etwas lesen.“ Aber jetzt braucht man Tee und Zeitungslektüre; die Eltern vergnügen sich irgendwo, und die Kinder treiben sich woanders herum. Das Ergebnis ist, dass sie von der Religion nur die Förmlichkeiten übernehmen, aber äußerliche Religion gibt uns nichts. Das ist das Ergebnis. Man regt sich über den Kommunismus auf, doch die Atheisten kümmern niemanden. Seht ihr das ein? Wir sind ganz vom Weg abgekommen – die meisten von uns.