In jedem Heim sollte eine kleine Kapelle sein

Frage: Meister, wie findest Du es denn in Amerika? Meinst du nicht, die Leute sind hier ziemlich spirituell im Vergleich zu anderen Ländern? Ich frage, weil die Statistiken zeigen, daß 60 oder 65% der Amerikaner in die Kirche gehen, während es in Europa nur ungefähr 10% sind.

Kirpal Singh: Nein, nein! Meine Auffassung ist, dass dies nur Routinehandlungen sind! Sie gehen zwar in die Kirche, wie viele aber sind es, die wirklich dorthin gehen und beten? Versteht ihr? Dort heißt es einfach: „Alle aufstehen!“ Dann stehen einhundert oder zweihundert Leute in langen Reihen auf und sprechen Gebete und strengen sich von Kopf bis Fuß an. Gut, aber es ist erforderlich, danach zu leben! Die Stimmung zum Beten zu haben, das ist schön und gut. Doch das geschieht nur einmal in der Woche! Was aber ist mit dem tagtäglichen Leben? Ich will sagen: Nehmt euch morgens und abends etwas Zeit. Lasst diese Zeit anwachsen, und ihr werdet feststellen, dass sich alles wandelt: Die Eltern werden anders, und die Kinder verändern sich.

Frage: Das taten die Menschen, als dieses Land (USA) gegründet wurde. Sie wohnten in kleinen Holzhütten und versammelten sich im Kreis der Familie. Aber die Bevölkerung ist gewachsen.

Kirpal Singh: Das ist die einzige Hilfe. Die Bevölkerung wächst, weil die Menschen nicht nach dem leben, was die Schriften sagen. Ihr werdet in zehn Jahren das vorfinden, was ich euch heute sage.

Frage: Dann schaut es nicht sehr gut aus für die Welt.

Kirpal Singh: Das einzige wirkliche Hilfsmittel ist, dass zumindest diejenigen, die initiiert sind, auf ihren eigenen Füßen stehen. In den alten Tagen gab es drei Grade von Menschen, die rein lebten. Der niedrigste Grad bestand aus denjenigen, die wenigstens zwölf Jahre keusch leben konnten. Ich spreche jetzt vom Verheiratetsein, nicht von jenen, die die Welt verlassen hatten. Zum nächstenhöheren Grad gehörten jene, die 24 Jahre lang Keuschheit einhielten. Und die erste Klasse, die höchste Stufe, wurde nach 48 Jahren Keuschheit erlangt. Würden die Menschen dadurch nicht zu Giganten werden, sowohl physisch als auch intellektuell und auf allen anderen Gebieten?

Frage: Wie lang ist das her, dass die Menschen so lebten?

Kirpal Singh: In der alten Zeit, in der Zeit, die wir die Zeit der Rishis nennen, zur Zeit des Mahabharata und des Ramayana, vor ungefähr drei- oder viertausend Jahren. Diese Dinge stehen in unseren Schriften. Was bedeutet es, wenn in der Bibel steht: „Die Männer sollen ihre Frauen lieben, wie Christus die Gemeinde.“ In den Schriften heißt es auch über Kinder: „Seid selbst ein Beispiel. Habt ein oder zwei Kinder, das genügt, und macht sie zu idealen Menschen.“ Jetzt hat jedermann im Durchschnitt, weiß Gott, nicht weniger als ein Dutzend Kinder – im Durchschnitt, sage ich! Manche haben sogar noch mehr, selbst jene, die gar nicht mehr Kinder haben wollten.

Worüber ich spreche ist keine Spiritualität, es ist eine Hilfe zur Spiritualität. Da gibt es Nachtclubs … entschuldigt, warum sollte ich mich weiter damit aufhalten? Ihr wisst, was dort geschieht.

Frage: Eine Zeitvergeudung? Ich weiß nicht, was Nachtclubs sind.

Kirpal Singh: Eine Zeitvergeudung? Wenn es nur das wäre, wäre es besser; aber es ist noch schlimmer. Menschenleben werden dort verdorben.

Frage: Ich denke, das Fernsehen verdirbt viele unserer Leute. Man schaut zu, wie geraucht und getrunken wird – selbst die Kinder sehen es: „Nimm doch diese Tablette!“

Kirpal Singh: Ich sage euch, das Fernsehen verdirbt uns. Während dieser Reise lernte ich in Kanada eine bestimmte Gruppe (die Dukhobors, eine religiöse, russische Gruppe) von Menschen kennen, die mit einem großen Problem kämpften. Sie wollen ihre Kinder nicht in öffentliche Schulen schicken. Die Regierung aber zwingt sie dazu. Sie sagen: „Wir wünschen die Erziehung nicht, die dort erteilt wird. Wir möchten unsere Kinder bei uns behalten und ihnen unsere eigenen Lehren von Keuschheit, Reinheit und einem guten Leben vermitteln.“

Die Regierung ist gegen diese Leute, sie werden ins Gefängnis gesteckt, in Vancouver sind sie im Hungerstreik. Wir haben Fürsprache eingelegt. Die Angelegenheit kam mir und dem Baron (von Blomberg) zu Ohren. Wie riefen den Premierminister an, und er kam dorthin. Wir versöhnten sie miteinander: „Lassen sie sie doch ihre eigenen Schulen und Lehren haben. Warum zwingen sie sie zu etwas, was nicht moralisch ist?“ Was tun die Schulen heutzutage? Die Lehren sind nicht keusch. Einige Kinder werden zu Hause verdorben, der Rest auf der Straße und dann in der Schule.

Mein Sohn wurde anders erzogen. Als er das College besuchte, fragte ihn eines Tages sein Professor etwas ganz Intimes. Er kam nach Hause und sagte: „Vater, mein Professor hat mir heute diese Frage gestellt – schämt er sich nicht, mich so etwas zu fragen?“ Und so etwas ist heutzutage ganz normal. Ich habe es beobachtet, in höheren Klassen sind die Schüler zügellos. Jeder kann machen, was er will.

Betrachtet es von meinem Standpunkt aus! Ich habe alles, worüber ich spreche, gesehen. Ich hatte Gelegenheit es zu beobachten. Ich wurde eingeladen und musste hingehen. Sie trinken Wein und haben ihre Flaschen dabei, wenn sie sich nachmittags treffen. Das sind junge Studenten, junge Mütter. Sie sind zügellos aufgrund unserer Ignoranz.

Frage: Habe ich richtig verstanden, dass du und der Baron euch mit dem Premierminister getroffen habt?

Kirpal Singh: Ja, ja. Er kam aus Irland. Wir hatten eine Unterredung, und letztendlich trafen sie eine Übereinkunft. Es fand ein Hungerstreik statt, und die Leute starben vor Hunger. Wir halfen ihnen mit Nahrung aus.

Frage: Ich erinnere mich, dass wir in den USA durch die Presse über sie informiert wurden. Sie zogen ihre Kleider aus.

Kirpal Singh: Ja!

Frage: Man hielt sie für verrückt. Aber du erzählst uns etwas anderes. Sie sind sehr spirituell.

Kirpal Singh: Sie sind nicht verrückt, sie sind spirituell. Sie wollen diese Dinge nicht. Ihre Führer kamen zu uns, sie waren am Verhungern, einige im Gefängnis, andere draußen im kalten Winter. Das ist erforderlich! Wer aber ist dazu bereit?

Frage: Unsere Zeitungen haben uns also falsch informiert.

Kirpal Singh: Das stimmt alles nicht. Ich weiß, was geschah und was vereinbart wurde. Die Regierung hat jetzt zugestimmt, ihnen ihr Recht zu gewähren. Ich sagte: „Warum geben Sie ihnen nicht ihre eigenen Schulen? Lassen sie sie ihre Kinder so aufziehen, wie sie es möchten. Warum zwingen sie sie dazu, etwas anderes zu tun?“ Sie wünschten nicht, dass ihre Kinder in jene verderbten Schulen gehen. Unser gesamtes System ist falsch, sage ich euch. Die Leute mögen sagen: „Was redet er für einen Unsinn über diese Dinge!“, aber das sind Angelegenheiten des gesunden Menschenverstandes. Ich appelliere an euren gesunden Menschenverstand.

Dann reiste ich ab, aber sie waren ausgesöhnt; die Regierung hatte ihre Zustimmung gegeben. Diese Leute waren im Gefängnis, wisst ihr. In den Gefängnissen hungerten sie und auch draußen waren sie im Hungerstreik. Einige waren ganz nackt, einige hatten Kleidung, andere nicht. Ich gab ihnen zumindest Essen für etwa zwei Wochen, damit sie nicht weiter hungerten. Khanna (der amerikanische Repräsentant) war dabei. Erinnerst du dich?

Schüler: Der Meister gab ihnen Nahrungsmittel für ungefähr 200 Dollar.

Kirpal Singh: Ja.