Liebt Gott, Er wohnt in jedem Herzen

I

Alle Meister, Die in die Welt kommen, bringen die Religion der Liebe. Sie sagen, dass es einen Schöpfer der ganzen Schöpfung gibt, dass Er diese ganze Schöpfung lenkt und erhält, und dass dieselbe Kraft auch uns im Körper erhält. Gott ist Liebe. Unsere Seele ist vom selben Wesen wie Er; die Liebe ist ihr eingeboren, und auch der Weg zurück zu Gott führt über die Liebe.

So heißt es auch in der Bibel:

Liebt Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit deinem Gemüt und all deiner Kraft. Und das zweite kommt dem gleich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Kabir und alle anderen Meister sagen dasselbe.

Wir sind bewusste Wesen, wir müssen den Einen lieben, Der Allbewusstheit ist. Es ist die Eigenschaft der Liebe, dass wir uns mit dem identifizieren, worauf sich unsere Liebe richtet. Nun sollten wir unsere Liebe Gott zuwenden, doch stattdessen binden wir uns an die äußere Welt. Das nennt man Verhaftung. Die Meister sagen, der Mensch ist das Höchste in der ganzen Schöpfung, und das höchste Ziel auf der Welt ist, Gott zu erkennen. Sie sagen auch, dass auf der Erde das Gesetz von Ursache und Wirkung für uns gilt: Wir gehen dorthin, wo wir uns gebunden haben. So wie es jetzt steht, sind wir immer wieder auf die Erde zurückgekommen. Hätten wir Liebe zu Gott entwickelt, wären wir nach Verlassen des Körpers auch zu Gott zurückgekehrt. Das müssen wir in diesem Leben auf Erden nun erreichen. Wenn ihr Liebe zu Gott entwickelt, werdet ihr nach dem Tod zu Ihm gehen, da ihr euch an Ihn gebunden habt. Wenn ihr euch aber euer Leben lang an die äußere Welt hängt, werdet ihr immer wiederkommen müssen.

Daher sagen uns die Meister – jeder natürlich in Seiner eigenen Sprache: Liebt Gott. Der zehnte Meister (der Sikhs, Guru Gobind Singh) wandte sich an alle sozialen Gemeinschaften und religiösen Bewegungen:

Hört alle, ich spreche die Wahrheit – nur wer voll Liebe ist, kann Gott erkennen.

Nun, Liebe kennt Dienen und Opfern. Liebe kennt keine Last – wo Liebe ist, gibt es keine Bürde. So sollten wir Gott lieben, und Gott wohnt in jedem Herzen. Wir sind vom selben Wesen wie Er – wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott.

Liebe ist eine ganz besondere Eigenschaft – wenn ihr sie in alle eure häuslichen Angelegenheiten hineinlegt, wird Friede herrschen; wenn ihr sie in die Gesellschaft hinein tragt, wird dort Friede sein, und wenn ihr eine Unze Liebe in euer Land bringt, wird in eurem Land Friede herrschen. Liebe ist also ein Heilmittel für alle Krankheiten, möchte ich damit sagen.


Seht, Liebe kennt Geben, Liebe kennt Opfern.

Kabir sagt:

Solange du im menschlichen Körper bist, gib, gib und gib.

Das Wort für Körper bedeutet in seiner Sprache auch gib. Daher heißt es: Solange du im Körper bist, gib, gib und gib. Zu geben ist wahre Entsagung.

Wenn wir also Liebe in uns haben, müssen wir auch mit den anderen teilen, so gut wir nur können. Wenn man andere glücklich macht, ist man selbst glücklich. Fügt man anderen Leid zu, wird man selbst dem Leid nicht entkommen.

Einmal betete ein Ergebener zu Gott: Bitte erhöre mein Gebet und komme in mein Haus.

Gott versprach ihm, an einem bestimmten Tag zu kommen. Der Ergebene traf alle nur erdenklichen Vorbereitungen, schmückte sein Haus mit Blumen, putzte und reinigte es und legte saubere Kleider an. Dann setzte er sich vor die Tür und wartete auf Gott. Dort saß er vom Morgen bis zum Abend, doch der einzige, der vorbei kam, war ein alter Mann, der nicht einmal richtig gehen konnte.

Der Alte bat ihn: Ich bin hungrig, bitte, gebt mir etwas zu essen!

Niemand hörte auf ihn.

In der Nacht wandte dieser Ergebene sich wieder an Gott: Sieh, Du hast mir Dein Versprechen gegeben und bist nicht gekommen! Ich hatte alles für Dich vorbereitet!

Gott erwiderte: Ich bin gekommen, und du wolltest mir nicht einmal ein halbes Brot geben.

Gott wohnt in jedem Herzen, kein Herz ist ohne Ihn. Wir sind alle Brüder und Schwestern in Gott. Wenn wir anderen etwas geben, sind wir selbst glücklich. Jeder will aber alles für sich allein haben. Das Ergebnis ist, dass alle alles für sich allein behalten möchten. Das ist Verhaftung – und wozu führt sie? Zu Leid. Jeder ist unglücklich. Gebt also denen, die hungern, zu essen und denen, die Durst haben, zu trinken, und helft denen, die nicht auf eigenen Beinen stehen können, auf eigene Beine zu kommen. Das wäre gut.

Ist das, was für euch gut ist, nicht auch gut für andere? Gott ist Licht, und er wohnt in jedem Herzen. Achtet darauf, dass das Licht in euch nicht Finsternis wird. Habt ihr die Bibel gelesen? Sieht ein Haus, das hell erleuchtet ist, nicht schön aus? Wie ist es aber, wenn kein Licht im Haus brennt? Bei Menschen, in denen das Licht leuchtet, in denen es nicht mehr von Hüllen bedeckt ist, sondern in seiner ganzen Fülle strahlt, werden Gesicht und Körper schön. (Das Licht ist natürlich im Innern da, nur von Hüllen bedeckt.)

Die Meister sagen: Ein Gesicht, von dem Gott ausstrahlt, ist schön. Was im Innern ist, kommt durch die Augen zum Ausdruck. Wenn innen Dunkelheit herrscht, zeigt sich die Dunkelheit; ist Licht im Innern, werdet ihr natürlich Licht erhalten. Wenn dieses Licht in mir ist, wird es ganz natürlich auf andere übertragen.

Wer in dieser Welt ist lebendig?

Guru Nanak sagt:

Nur der ist lebendig, o Nanak, in dem Gottes Licht leuchtet.

Wisst ihr, welches das höchste Ziel der Gemeinschaften ist, denen ihr euch angeschlossen habt und deren Zeichen ihr tragt? Das höchste Ideal bei den Sikhs ist, ein Khalsa zu werden. Khalsa zu sein bedeutet, das Licht Gottes in seiner ganzen Fülle in sich zu tragen und es auch zu sehen. Sonst trägt man wohl die äußeren Zeichen, ist aber dennoch kein wahrer Sikh. Man hatte sich der sozialen Gemeinschaft nur angeschlossen, um dieses Licht zu erhalten. Wer ist ein Hindu? Wer im Äußeren Kerzen anzündet und mit den Glocken läutet? Wir brauchen die Aufmerksamkeit einfach nur von außen zurückzuziehen, wir müssen das Licht nicht erst anzünden.

Schüttelt die Umhüllungen ab! Das geht nur, wenn man die Aufmerksamkeit von außen zurückzieht. Klopft Innen an! Richtet eure Aufmerksamkeit auf das, was eurem Körper Leben gibt – und das seid ihr selbst. Es ist euer Bewusstsein, das euch die Welt wahrnehmen lässt. Wenn ihr eure Aufmerksamkeit zurückzieht, kommt ihr in direkte Verbindung damit. Ich schaue jetzt euch alle an und schaue nicht nach hinten. Solange ich nicht zurückschaue, kann ich nicht sehen, was sich dort befindet. Und solange wir uns nicht von außen zurückziehen, können wir das Licht nicht sehen. Doch wenn ihr es tut, werdet ihr im Innern Licht finden.

Daher mahnen uns die Meister eindringlich:

Achtet darauf, dass das Licht in euch nicht Finsternis wird. – Aller Glanz und alle Schönheit liegen in dir; warum, o Mensch, gehst du in die Irre?

Im Koran heißt es:

Ich bin in dir verborgen, warum suchst du mich nicht?

Und wir gehen und wollen Ihn im Äußeren finden! Wer aber zu einem Heiligen kommt, erhält den Rat, sich von außen zurückzuziehen und nach Innen zu gehen.

Er sagt:

Wenn du nach Innen gehen und dich über das Körperbewusstsein erheben kannst, wirst du Erfahrungen machen, wie sie in den heiligen Schriften niedergelegt sind.

Was enthalten die Schriften? (Aussagen über) das, was die Meister sahen. Was Sie gesehen hatten, legten Sie darin nieder, zum Wohl der in den Kinderschuhen steckenden Menschheit.

Warum finden wir das Licht in uns nicht? Weil unsere Liebe auf die Welt draußen gerichtet ist. Unsere Aufmerksamkeit ist der Ausdruck unserer Seele, und das Wesen der Seele ist Liebe. Ihr müsst die Aufmerksamkeit nach Innen lenken. Wenn eure ganze Aufmerksamkeit nach Innen gerichtet ist, werdet ihr dort die Liebe finden.

Alle Meister sprechen von der Liebe. Seht, schließlich müssen wir alle den Körper verlassen. Alle Heiligen, alle Inkarnationen (Avatare), alle Philosophen und bedeutenden Persönlichkeiten hatten einen menschlichen Körper und mussten ihn wieder verlassen. Und wie ist es mit euch? Auch ihr müsst eines Tages gehen. Ich denke nicht, dass es für euch eine besondere Vereinbarung gibt, dass ihr bleiben könnt. Wir müssen also den Körper verlassen – er ist unser erster Begleiter, wenn wir die Welt betreten, aber wenn wir sie verlassen, begleitet er uns nicht.

Was soll man also tun? Das alles heißt nicht, dass ihr nichts für den Körper tun sollt oder dem nicht nachkommen sollt, was ihr euren Familienangehörigen schuldet, mit denen Gott euch verbunden hat. Es bedeutet nur, dass das nicht das Ende aller Dinge ist. Schließlich müssen wir einmal gehen. Ihr wisst, im menschlichen Körper sind wir innerhalb gewisser Grenzen gebunden und in einem gewissen Ausmaß frei. Wir müssen alle Schulden denen gegenüber begleichen, mit denen wir durch die Rückwirkungen der Vergangenheit verbunden sind. Wenn diese Schulden ausgeglichen sind, müssen wir gehen. Die eine (Seele) kommt als euer Sohn in die Welt, die andere als eure Schwester, die eine ist als Tochter mit euch verbunden, die andere als eure Ehefrau; es ist ein Geben und Nehmen, und wenn das beendet ist, haben wir zu gehen.

Nehmt als Beispiel einen Zug: Von den verschiedenen Bahnstationen kommen viele Menschen darin zusammen; wenn der Zug hält, steigen einige aus und andere steigen ein. Wenn ihr nun mit den Mitreisenden Bekanntschaft schließt, wird diese lange dauern? Nein. Für die entsprechende Zeit, in der sie mit euch zusammen sind und ihr liebenswürdig und nett mit ihnen sprecht, werdet ihr ein freundschaftliches Verhältnis haben, und die wenigen Stunden der Reise werden angenehm vorübergehen. Was aber ist, wenn ihr streitet?