Buch II / V

Shabd ist nicht eine Sache des Lesens, des Rituals oder des Vortrags

*Das Innere Tonprinzip ist allbewusst und zu subtil für die Ohren, die Zunge und die Feder. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz und eine ungesprochene Sprache. Es existiert in sich selbst, erhält sich selbst und trägt sich selbst, und ist dennoch das Leben von allem, das sowohl in der belebten wie auch in der unbelebten Schöpfung existiert. Es kann jedoch in den tiefsten Tiefen der Seele erkannt werden, denn sie beide sind von derselben Essenz, da die Seele nur ein Tropfen vom Meer der Allbewusstheit ist.

In den Sikh-Schriften wird Es auch Sacha Shabd oder das Wahre Wort genannt:

Durch das Wahre Wort erkennt man die Wahrheit; mit dem Wahren Ton besingt man die Glorie des Herrn.

Guru Nanak, Parbhati M1

* (Die Übersetzung dieses Abschnitts ist an die
englischsprachige Vierte Edition von 1981 angeglichen;
Anm. d. Redaktion 2011.)

Meditiere zu den Füßen des Meisters und lass‘ all deine Klugheit beiseite. Sei vertieft in das Wahre Wort.

Guru Arjan, Sri Rag M5

Gedenke des Herrn, mein lieber Freund, und liebe allezeit das Wahre Wort.

Guru Arjan, Basant M5 

Es kann gesehen werden ohne Augen, und Es kann gehört werden ohne Ohren. 

Guru Nanak, Majh War M1

Lao Tse sagt davon:

Das Tao, das ausgedrückt werden kann, ist nicht das Wahre Tao; der Name, der definiert werden kann, ist nicht der unveränderliche Name.

Tao Te Ching 1

Maulana Rumi erklärt:

Die Türken, Kurden, Parsen, Goaner und Araber, sie alle haben Ihn erkannt und dies ohne Hilfe der Lippen und Ohren.

Die Weisen der Upanishaden beschrieben Es als Pranav oder das, was durch die pranischen Vibrationen gehört werden kann, und zwar ohne Hilfe der Zunge, der Lippen und des Gaumens; denn Es erklingt aus sich selbst innerhalb und außerhalb des Raumes.

Sant Kabir nannte Es Videh, denn Es liegt über dem Bereich des physischen Seins und kann durch die Seele erfasst werden, wenn sie vom körperlichen Kleid nicht behindert wird.

Alle rühmen Shabd, ohne zu erkennen, dass Es Videh oder nicht körperlich ist; keine Zunge vermag Es zu beschreiben, aber die Seele kann Es im Innern berühren.

Kabir

Hazrat Bahu sagt in diesem Zusammenhang:

Jeder wiederholt ‚Kalma‘ mit den Worten des Mundes; doch eine hervorragende Seele wiederholt Es mit der Zunge des Gedankens. Wer immer es im Innern mit liebevoller Hingabe wiederholt, kann Es schwerlich in vielen Worten schildern.

Wiederum,

Der Meister gab mir eine Lektion, eine Lektion, die sich von selbst wiederholt; sie wird in den Ohren gehört und ohne die Hilfe eines Stopfen.

Maulana Rumi hat Es wunderschön beschrieben:

O Gott, führe meine Seele zu dem gesegneten Ort, an dem die Symphonien fließen.