Wenn die Maske fällt

Wenn die Maske der Heuchelei und Täuschung des Gemütes fällt, wird eine Fratze sichtbar, die den äußeren Menschen darstellt, wenig mit der Wahrheit zu tun hat und nichts Edles an sich hat.

Doch hinter dieser Fratze liegt die Jiva1 verborgen in ihrer Agonie und diese Jiva trägt den Namen Jiva Sohang2.

Kal färbt diese Maske täglich, die Fratze wird daher zum Naturell, doch die Heiligen sehen tiefer und erblicken jeden Augenblick die nach Hilfe rufende Jiva Sohang.

Diese gilt es zu befreien, koste es was es wolle.

So, beide Aufgaben sind gegensätzlicher Natur.

Ein Mensch sollte mehr Zeit einsetzen, beizutragen, die Jiva Sohang, die er selbst ist, in seinem Körper zu befreien, anstelle die Fratze freiwillig zur Verfügung zu stellen, damit Kal diese zum Leidwesen des Individuums bemalen kann.

Die Menschen bringen sich zum Ausdruck entsprechend ihrer Neigung.

Tiere leben ihr Naturell.

Die Neigungen im Menschen werden zum Naturell, hoch hinauf zur Ewigen Wohnstätte, oder tief hinunter in die Welt der Tiere und Dämonen.

Bhai Jamal

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Erläuterungen: 1) Die Seele, wenn sie von Hüllen – Koshas – umschlossen und somit gebunden und in Vergessenheit ist. Die befreite, vollbewusste Seele wird Atman genannt.

Diese Koshas oder Umhüllungen können kurz beschrieben werden als, –

1. Vigyan-mai Kosh: die Hülle des mentalen Apparats oder des Intellekts mit seinen zwei Erscheinungen. Eine, die mit dem Wissen – Gyan – auf der physischen Ebene zu tun hat und die andere, Erleuchtung – Vigyan – auf der Spirituellen Ebene. Dies ist die erste Bedeckung, von welcher der Geist umhüllt wird, wenn er mit der feinstofflichen Materie, genannt Prakriti, in Verbindung kommt. Das Licht der Seele, wie es im intellektuellen Zentrum reflektiert wird, bringt das ans Licht, was gewöhnlich als Intellekt bekannt ist, der aus der Inneren Spirituellen Wahrnehmung und der äußeren Erkenntnis besteht. Die Seele, mit dieser reflektierten intellektuellen Fähigkeit, wird sowohl erkennend als auch wahrnehmend.

2. Man-o-mai Kosh: Dies ist die zweite Bedeckung oder Hülle, welche die intellektualisierte oder erkennende Seele durch die weitere intensive Verbindung mit Prakriti um sich selbst wickelt, die nunmehr auch den Gemütsstoff zu reflektieren beginnt; und durch die hinzugefügte Fähigkeit strebt sie dem Gemüt zu und wird nach und nach von ihm beherrscht.

3. Pran-mai Kosh: Die Bedeckung der Pranas – Lebensenergien – bildet die dritte Hülle um die Seele. Indem die denkende – erkennende – und aufmerksame Seele noch mehr in Prakriti – Materie – eindringt, beginnt sie mit den Pranas – die gemäß ihren verschiedenen Funktionen aus zehn Arten bestehen – zu vibrieren. Dies macht die erkennende und aufmerksame Seele zu Pran-mai oder impulsiv mit einem lebendigen Einfluss.

4. Ana-mai Kosh: Wenn die erkennende, aufmerksame und angetriebene Seele in Prakriti eindringt, formt sie dadurch noch eine andere Art der Bedeckung, die von Ana-mai. Dies ist die letzte der fünf Hüllen und zu deren Erhaltung beginnt sie einen ständigen Bedarf an Ana oder Nährstoff zu empfinden.

Diese Hülle ist nur ein Futter unterhalb des physischen Körpers – grobe Materie –, der in der Tat nur ihre äußere Erscheinung ist und sie fährt damit fort, die Seele selbst dann noch zu umwickeln, wenn ihre äußere Form, das heißt der Körper, leidet, verfällt und sich zersetzt.

Die Existenz dieses groben physischen Körpers hängt von dem gesunden Zustand der Ana-mai Kosh auf der Innenseite ab.

Manche Seelen, selbst wenn sie ihren äußeren groben Körper abgelegt haben, verlangen immer noch nach Nährstoff, aufgrund der Ana-mai Kosh, und jagen nach den Freuden der Welt und fahren damit fort, in ihrem Umherirren nach Befriedigung ihrer angeborenen Begierden menschliche Behausungen heimzusuchen. Um diese Begierden der physisch entkörperten Seelen zu erfüllen, verrichten die Hindus Pind Dan, Saradhs und bringen für die Manen oder die abgeschiedenen Seelen Sühneopfer dar, sodass sie Ruhe und Frieden finden mögen.

5. Wie auch immer, es ist Anand-mai Kosh – Glückseligkeit –, welche die allererste dieser Koshas oder Umhüllungen ist. Diese ist beinahe ein integraler Teil der Seele selbst. Sie ist die subtilste Hülle, wie die einer dünnen Abdeckung über einem leuchtenden Kandelaber. Man erfährt dieses ein wenig, wenn man in tiefem und traumlosem Schlummer – Sushupti – während des Erwachens eine trübe Vorstellung entnimmt von Anand oder Glückseligkeit, welche man in diesem komplett ungestörten Zustand der Ruhe erfahren hat.

Die Krone des Lebens (Übersetzung aus der
englischsprachigen Ersten Edition, 1961) –
Teil I, Kapitel I: III. Prakriti oder Materie,
von Kirpal Singh, 1894–1974

2) Sohang: Ich und mein Vater sind Eins – Dies ist, was die Jiva wirklich ist.

[…] Dann gab Sat Purush ihr den Keim der Jiva, deren Name Sohang ist. Sohang heißt, was Ich bin, das bist Du. Jiva ist die Essenz des Sat Purush.

Jiva ist ein Teil von mir, so wie der Tropfen ein Teil des Ozeans ist. Die Seele ist von derselben Essenz wie Sat Purush Selbst. Und der Tropfen heißt Tropfen, weil er vom Ozean getrennt ist. […]

Anurag Sagar von Kabir Sahib in der Edition von Bhai Jamal
Teil II, Kapitel 2: Die Erschaffung von Adhya