Spiritueller Vortrag

I

Rag Kalyan – Mohallah Chautha

Rama Ham Dasan Das Karijai – Ek Rahao; Jab Lag Sans Hoi Man Antar – Dhur Sadhu Pavije; Shankar, Narad, Sheshnag, Muni – Dhur Sadhu Ki Lochije; Bhavan Bhavan Pavet Hoi Sab – Je Sadhu Charan Dharijai; Taj Laj Ahankar Sab Tajiae – Mil Sadhu Sang Harijai; Dharam Rai Ki Kann Chukave – Vish Dubha Kadh Kadijai; Bahram Suke Bahu Uhp Suk Kahie – Mil Sadhu Sang Harijai;Tante Bilamb Pal Dhil Na Kijai – Jai Sadhu Charan Lagijai; Ram Nam Kirtan Ratan Vat – Har Sadhu Pas Rakhijai;Jo Bachan Gur Sat Sat Kar Mane – Tis Age Karh Dharijai; Santo Suno Suno Jan Bhai – Gur Kadhi Bahn Kokijai; Je Atam Ko Sukh Sukh Nit Loro  – Tan Satgur Sharan Pavijai; Je Wad Bhag Hoi Ati Neka – Tan Gur Mat Kam Dharijai; Sab Maya Moh Bikham Jag Tarie  – Sehje Har Ras Pijai; Maya Maya Ke Jo Adhikai – Vich Maya Pache Pachijai; Agian Andher Maha Panth Bikhra – Ahankar Bhar Lad Lijai; Nanak Ram Ram Ramo Ram Ram – Rame Te Gat Kijai; Satgur Mile Tan Nam Drijai – Ram Name Rale Milijai.

Guru Granth Sahib

Dies ist eine Hymne, die Sri Guru Ram Das Ji verfasst hat, und wie alle anderen Hymnen ist sie durch eine besonders hingebungsvolle Haltung gekennzeichnet. In den Reden aller Heiligen kann ein Hauch der „Hingabe an den Meister“ festgestellt werden, und dieselbe Hingabe ist in allen religiösen und Heiligen Schriften zu finden. Es wird uns deshalb nicht überraschen, in allen Reden, die Sri Guru Ram Das Ji gehalten hat, dieses offene Bekenntnis der Hingabe an den Meister zu finden, denn in ihr erreicht die Liebe zum Meister den Höhepunkt. Nachfolgend wird eine einfache Begebenheit berichtet:

Als Sri Guru Amar Das Ji 125 Jahre alt war, hoffte jeder seiner Schüler, dass ihm die Spirituelle Leitung übertragen würde, sobald der Guru stürbe. Jeder einzelne glaubte, der Ergebenste unter den Anhängern des Gurus zu sein. Große Menschen bedienen sich oft eigentümlicher Mittel, um den Unwissenden Widerspenstigen etwas klarzumachen. In der Absicht, sie auf die Probe zu stellen, rief der Meister die Schüler zusammen und beauftragte sie, kleine Terrassen zu errichten. Kaum war der Auftrag gegeben, als sich jeder einen geeigneten Platz suchte, um mit der Arbeit zu beginnen. Als die Terrassen fertig waren, verlangte der, Meister dass sie ihr Werk zerstörten und dasselbe an einem anderen Platz wieder aufbauten. Dieses Aufbauen und Zerstören von Terrassen wiederholte sich mehrere Male, wonach die meisten Schüler die Arbeit liegen ließen. Jene, die die Dinge immer nur von der Sinnesebene sahen, hatten nie die Gelegenheit, nach Innen zu gehen, um die Größe des Meisters im Innern zu bezeugen und mutmaßten alles mögliche mit ihrem begrenzten Verstand und wurden auf dem Pfad des Meisters schwankend.

Sri Guru Ram Das Ji jedoch hielt weiterhin an der ihm durch den Meister zugewiesenen Arbeit, Terrassen aufzubauen und zu zerstören, mit Standhaftigkeit und Beharrlichkeit fest. Er wusste, dass es beim Ausführen der Gebote des Meisters kein „Warum und Wieso“ geben sollte, denn in seinen Augen war Sri Guru Amar Das Ji kein gewöhnlicher  Mensch; er hatte dies während seiner Spirituellen Erlebnisse selbst festgestellt. Seine Mitschüler jedoch begannen, schlecht über den Meister zu sprechen, der so eigen war hinsichtlich der Errichtung der Terrassen, welche doch schließlich völlig bedeutungslos waren, und sie dachten, der Meister habe aus Altersschwäche Seinen Verstand verloren.

Diese armen Menschen konnten nicht erkennen, welches Geheimnis der seltsamen Forderung des Meisters zugrunde lag. Sie begriffen die Größe dieser erleuchteten Seele nicht. Der eigentliche Zweck war der, dass Er einen wirklichen Aspiranten finden wollte, einen, der zuverlässig war, um mit dem Spirituellen Vermächtnis betraut zu werden – und der über und jenseits dem Bereich von Gemüt und Intellekt stand.

Die Geschichte erzählt uns, dass Sri Guru Ram Das Ji nicht weniger als 72mal die Terrassen aufbaute und wieder zerstörte, und als die Leute sagten, dass der Meister nicht bei Sinnen sei, sagte Ram Das Ji, und Tränen liefen über seine Wangen:

In dieser weiten Welt ist allein der Meist eine lebende Persönlichkeit. Wenn auch Er Seinen Verstand verloren hat, o Gott! Was wird dann aus uns werden, die wir unserer Erlösung wegen gänzlich von Ihm abhängen?

Im Laufe der Zeit wurde die Spirituelle Leitung Sri Guru Ram Das Ji übertragen, und diese Hymne ist Sein Werk.

Heutzutage werden die Menschen durch viele Mahatmas (Große Seelen) initiiert, aber sie wissen wenig über die Verantwortung, die die Initiation mit sich bringt. Es ist kein Kinderspiel, und die Initiation ist auch nicht von Reichtum, Macht, Wissen oder weltlicher Größe abhängig. So wie der große Gott den Blicken verborgen ist, sind es auch die wirklichen und vollkommenen Heiligen, in Denen sich Sein Licht offenbart. Ihre Größe hängt nicht von der Meinung oder Empfehlung anderer ab; solche Seelen sind frei und unabhängig und verschenken Ihren Spirituellen Reichtum freizügig an jeden, der es verdient. In diesen Zeiten prüfen Sie nicht, wie Guru Amar Das Ji es tat, denn Sie sind die alleinigen Richter, und das Spirituelle Erbe wird an den weitergegeben, der es entweder durch seine früheren Handlungen (sanskaras) verdient, oder an einen, der vom Meister für diesen Zweck besonders ausersehen wurde. Sie kommen nicht, um eine neue Religion zu gründen, und Sie predigen nicht aus einer besonderen Schrift; Sie kommen von Ihrem himmlischen Wohnsitz mit Ihrem eigenen Gesetz, und das ist der Grund, warum Sie von den weltlichen Menschen oftmals nicht verstanden werden. Was die strengen Prüfungen und Tests bezüglich der Tauglichkeit betrifft, so ist es erfreulich, zu wissen, dass diese während des Kali Yuga (Eisernes Zeitalter) weggelassen wurden, doch wenn es Ihnen notwendig erscheint, stellen sie prüfende Fragen an die Aspiranten.

Solange diese Meister in ihrem Körper bleiben, sind Sie durch diesen nicht begrenzt wie ein Sklave, der auf seine Galeere beschränkt ist. Die weltlichen Menschen aber, die so sehr im Netzwerk der Sinne und der weltlichen Freuden verstrickt sind, glauben, dass auch die Meister  den Begrenzungen des Körpers unterliegen und mit ihm verhaftet sind wie sie selbst.

Die Welt wird nicht durch blinde Gesetze regiert, auch sprechen die Heiligen nicht über Dinge, oder tun solche, ohne festgelegte Grundsätze. Aber das Labyrinth der verwickelten Regeln und Verordnungen ist so verwirrend, dass man sich darin verloren fühlt. Oft versuchen wir jedoch, einen Weg herauszufinden durch das Studium der Heiligen Schriften oder indem wir Nachforschungen anstellen, die sich aber gewöhnlich als fruchtlos erweisen.

Wenn all unsere Anstrengungen fehlschlagen, erheben wir unwillkürlich unsere Hände zum Gebet um Befreiung, und da das universale Gesetz von Bedarf und Versorgung allenthalben wirksam ist, wird dieser Schrei erhört, nachdem der Meister mit Seinen eigenen ungewöhnlichen Gesetzen und Anordnungen auf der Bildfläche erscheint, denen jedoch weltlichen Menschen keine Achtung zollen.

Die Regeln und  Anleitungen der Großen Seelen sind sehr einfach und geradlinig. Hazur erzählte gelegentlich vom Kazi (einem Sittenrichter) in Persien, der durch eine Schicksalswendung gezwungen war, mit seiner einzigen Tochter das Land zu verlassen. Auf dem Weg wurde die Karawane von Räubern überfallen, die viele der Teilnehmer töteten und, nachdem sie alles ausgeplündert hatten, die Tochter des Kazi entführten, um sie für Geld zu verkaufen. Der Kazi selbst kam, obgleich er verwundet war, mit dem Leben davon und erreichte in einem traurigen Zustand eine Stadt, in der er sich kümmerlich durchschlug. Als der Bürgermeister dieser Stadt erfuhr, dass der Neuankömmling in kirchlichen Gesetzen bewandert war, schickte er nach ihm und machte ihn zum Kazi der Stadt. Die Zeit heilt, und die Erinnerungen an Freunde und Verwandte, an Verluste und an Tote schwinden aus dem Gedächtnis des Menschen. Er beschäftigte sich entweder mit Normalisierung und Einstellung auf die neue Umgebung, oder wenn er sehr hart geprüft wurde, wendete er sich neben seiner weltlichen Beschäftigung Gott zu. Der Kazi hatte ein erschütterndes Erlebnis hinter sich und fand – neben seiner vielseitigen Tätigkeit – dann und wann Zeit, sich in aller Einsamkeit Gott zu widmen. So gingen mehrere Jahre dahin.

Eines Tages erschienen beim Kazi ein paar Theologen und beschwerten sich darüber, dass Hafiz, ein großer Gottergebener in Persien, sich der Blasphemie schuldig gemacht habe und gegen die Gebote des Koran spreche. Sie forderten, dass er vor Gericht gestellt und wegen Ketzerei verurteilt werden solle, da er das Volk vom Pfad der Redlichkeit wegführe und dadurch die Religion selbst  in Gefahr bringe. Nachdem sich der Kazi diese Klage angehört hatte, erkundigte er sich danach, was der Angeklagte predigte und er erfuhr, dass er häufig einen halben Vers wiederhole, der alles andere als mohammedanisch war. Er sagte immer:

Färbe deinen Gebetsteppich in Wein, wenn es dein Meister so anordnet.

Da die Verwendung von Wein als Gotteslästerung angesehen wurde, galt es natürlich als ein großes Verbrechen, zu lehren, dass der Gebetsteppich in Wein gefärbt werden sollte. Es war in direktem Gegensatz zu den kirchlichen Lehrsätzen und zielte darauf ab, die Moral dieses Volkes zu untergraben. Der Kazi hörte sich dies alles mit tiefem Ernst an und fragte nach der Adresse des Ergebenen. Er sagte den Leuten, dass er selbst zu diesem Mann gehen wolle, um ihn zu bitten, mit seinen verderblichen Lehren aufzuhören.

Als der Kazi am nächsten Tag seine religiösen Pflichten erfüllt hatte, ging er allein zu dem Mann, über den ihm berichtet worden war, und nach der formellen Begrüßung setzte er sich vor ihn hin und sagte:

„O Verehrter, ich dein Diener, habe eine Klage gegen dich von Menschen, die dich beschuldigen, andere vom Religiösen Pfad abzubringen. Würdest du wohl mit  all dem aufhören?“

Der Heilige Mann entgegnete, dass er lediglich einen halben Vers vor jedem seiner Besucher wiederhole, der diesem anriete, selbst seinen Gebetsteppich in Wein zu färben, wenn ein Meister dies anordne. Der Kazi ersuchte ihn, diesen Vers umzuwandeln oder zu vervollständigen, indem er die zweite Hälfte hinzufügte, so dass der Sinn des Verses klar sei. Hierauf verwies ihn dieser Heilige Mann an einen anderen Heiligen, dessen Wohnung auf einem Berggipfel lag. Dieser sagte dann wiederum zum Kazi, dass er den Vers  vervollständigen wolle, wenn er (der Kazi), die Nacht in einem bestimmten Bordell verbringen würde.

Dieses Ansinnen wirkte auf den Kazi wie ein doppelter Schock.Er wurde, wie man erzählt, gebeten, das Fastengebot nicht mehr zu beachten (Mohammedaner beachten dieses um eines religiösen Verdienstes willen) und wurde doch aufgefordert, weiterhin Gebete darzubringen. Den Gebetsteppich in Wein zu färben, war an sich schon eine schändliche Sache, aber die Nacht in einem Bordell zu verbringen, war eine unerträgliche Blasphemie. Der Kazi war entrüstet und einem Zornausbruch nahe: Doch der Gedanke an sein Wissen und seine Achtung für den Gottesmann hielt ihn zurück. Er versuchte, sich einen Weg auszudenken, der ihn aus dieser ungewöhnlichen Lage befreite. Oft hatte er schon gehört, dass die mysteriösen Äußerungen von Heiligen mit verborgener Weisheit erfühlt seien, und dass sie nichts umsonst sagen. Allein diese Gedanken hinderten ihn daran, irgendwelche übereilten Schritte gegen diesen Menschen zu unternehmen und deswegen entschloss er sich, zunächst einmal die Lage gründlich zu erforschen.

Nachdem er zuhause angekommen war, ließ er der Prostituierten eine Nachricht zukommen, aus der hervorging, dass er die Nacht in ihrem Haus verbringen wolle. Als sie diese Mitteilung erhielt, war sie außer sich vor Freude bei dem Gedanken an diesen angesehenen Besucher, und als der Kazi nachts erschien, stellte sie ihm ein junges Mädchen zu seiner Unterhaltung vor. Als der Kazi nun dieses Mädchen ansah, merkte er, dass es weinte, und er fragte nach dem Grund. Er sah, wie die Tränen über ihre rosigen Wangen liefen und sagte ihr mit tröstenden Worten, dass er sie nicht anrühren würde und bat sie dafür, ohne Furcht von ihrem Leid zu berichten. Bei diesen Worten bekam das Mädchen Mut, und nachdem sie die Tränen abgewischt hatte, erzählte es ihm, dass sie die arme Waise einer adligen Familie sei. Seit langer Zeit würde sie von den Prostituierten behütet, welche sie gerade dieser Nacht als hilfloses Instrument in ihrem schädlichen Gewerbe benutzten. Bisher war sie rein, und sie bat den Kazi, ihr die Schmach zu ersparen, und als sie ihre Geschichte beendete, standen erneut Tränen in ihre Augen.

Sie tat dem Kazi sehr leid, und er erkundigte sich, wie sie zu den Prostituierten gekommen sei und wo ihre eigentliche Heimat wäre, damit er sie zu ihren Eltern zurück bringen könne. Das Mädchen erzählte nun seine ganze Geschichte und sagte, dass es im Alter von 8 Jahren seinen Vater in einer Karawane begleitet hatte. Diese Karawane sei von Plünderern überfallen worden, welche die meisten Leute töteten, all die Habseligkeiten raubten und sie entführten und schließlich an eine Prostituierte verkauften.

Damals waren Vorfälle, bei denen Menschen überfallen und beraubt wurden an der Tagesordnung, und der Kazi selbst war einige Jahre davor einem solchen zu Opfer gefallen. Er beschloss, sie ihren Eltern wieder zuzuführen und erkundigte sich nach dem Ort ihrer Herkunft, der sich merkwürdigerweise als seine eigene Heimatstadt herausstellte. Als sie ihm Strasse und Lage schilderte, war er sehr verwundert über diese bemerkenswerte Übereinstimmung; aber als sie den Namen ihres Vaters nannte, war der Kazi außer sich vor Überraschung und Freude, zog das Mädchen an sich und umarmte es liebevoll, denn es war seine Tochter, die vor ihm saß. Sie verbrachte nun die Nacht, indem sie einander ihre Erlebnisse berichteten und am folgenden Tag gingen sie beide zu dem Heiligen, um ihm zu danken. Der Kazi warf sich vor dem Weisen nieder und bekannte, dass es für die Menschen dieser Welt unmöglich sei, die Weisheit Großer Seelen zu verstehen. Alles weltliche Wissen ist vor solchen Menschen ohne Bedeutung. Dass er seine Tochter dort ausfindig machte, kam nur dadurch, dass er dem Geheiß des Weisen bedingungslos Folge geleistet hatte. Er sagte, dass er vollkommen unfähig sei, für diese große Gunst, die ihm verliehen wurde, seine Dankbarkeit zu bezeigen und bat um weitere Führung und Belehrung. Daraufhin schickte ihn der Heilige zu Hafiz zurück, um diesen zu bitten, den Vers nunmehr zu vervollständigen, indem er die zweite Hälfte dazufügte. Hafiz tat wie folgt:

Ke Salik be khabar na buad. Ze rah-o-rasame manzallha.

Da der Meister-Reisende nicht in Unkenntnis über die Verwicklungen und  Wendungen des Pfades ist.

So festigte der Kazi seinen Glauben in den Gottmenschen und wurde sein Schüler. Es ist wahr, dass nur ein begünstigter Mensch die Bedeutung ihrer scheinbaren Verwirrung und freien, ungezwungenen Bemerkungen verstehen kann. Jedes Wort, das von einem Heiligen gesprochen wird, ist voll unveränderlicher Wahrheit, Wahrheit, die weit über den menschlichen Horizont hinausgeht.

Guftai O, guftai Allah buad – Gar che ez halgumi Abdullah buad.

Sie sind die Sprachrohre Gottes und was sie auch sagen, kommt zu ihnen von oben herab, obgleich es scheint, als käme es aus der menschlichen Kehle.

Ein Hindu-Dichter brachte denselben Gedanken in einfacher und klarer Form zum Ausdruck:

Gur agia se shishjo karia – So sab karini, bhagti phal dae.

Das, was der Schüler in Übereinstimmung mit den Anweisungen des Meisters tut, ist der wesentliche Teil seiner Ergebenheit.