Seid ihr für euer Schicksal erwacht?

II

Die mit guten Karmas aus vergangenen Zeiten wurden mit dem Naam des Herrn verbunden.

Nur solche Seelen können es erhalten, auf denen, o Herr, Deine barmherzige Hand ruhte. Die ganze Welt mag sich in die mündliche Ausübung von Naam vertiefen, aber Verbindung mit Naam bekommt man nur durch die Flut Göttlichen Erbarmens.

Und was wird dabei gewonnen?

Nanak sagt,

dass in dem Haus, wo Anhad (der unvergleichliche Ton) erklingt, Glück herrscht.

Durch Meditieren über Naam erlangt man Glück und Frieden.

Ein Mensch findet Gemütsruhe und völliges Genügen, wenn sich der Anhad-Ton in ihm erhebt. Das 'Jap Ji Sahib' enthält genaue Einzelheiten über die Vorteile, wenn man sich mit Naam verbindet:

Durch die Verbindung mit dem Wort kann man ein Siddha1, ein Pir2, ein Sura3 oder ein Nath4 werden. Durch die Verbindung mit dem Wort kann man die  Mysterien der Erde, des tragenden Bullen5 und der Himmel verstehen. Durch die Verbindung mit dem Wort werden die irdischen Regionen, die himmlischen Ebenen und die niederen Welten enthüllt. Durch die Verbindung mit dem Wort können wir unversehrt durch die Pforten des Todes entkommen; o Nanak! Seine Ergebenen leben in ständiger Verzückung, denn das Wort wäscht alle Sünden und Sorgen fort.

Jap Ji, Strophe 8

Dies sind einige der Segnungen, welche denen, die über Naam meditieren, zuteil werden.

Die Verbindung mit Naam – dem Tonprinzip – ist wie der Stock des Blinden; durch die Verbindung mit Naam finden die spirituell Blinden ihren Weg zur Verwirklichung.

Es ist der einzig Wahre Weg, um über die Reichweite des Menschen hinauszugelangen. Gott ist wirklich namenlos, aber durch Naam können wir zu Ihm finden. Dies der Grund, warum alle Meister die hohen Loblieder auf Naam zu allen Zeiten in verschiedenen Sprachen gesungen haben.

Nun fragt Guru Ram Das:

Wessen Schicksal ist das höchste, nachdem man die menschliche Geburt erhalten hat? Jene, deren Schicksal Frucht trägt, meditieren über Naam.

„Wer über Naam meditiert, erlangt alles Glück; wenn man Gottes Naam wiederholt, wird man Eins mit Ihm.“

Auf diese Weise kann die Seele den Herrn erkennen, und viele Meister haben die große Süße der Verbindung mit Naam beschrieben.

Sheikh Farid erklärt es folgendermaßen:

Zucker, brauner Zucker, Rohzucker, Zuckerrohrsaft, Honig, Milch – all das ist süß, doch nichts kommt der Süße des Geliebten gleich.

Es ist sehr schwierig, die Süße von Gottes Namen zu beschreiben, denn ihm wohnt eine besondere Art der Berauschung inne.

Die Berauschung von Naam, o Nanak, erheitert Tag und Nacht.

Sie lässt einen die weltlichen Berauschungsmittel vergessen, denn es ist das einzige, das wahres Glück und beständigen Frieden bringt. Sich mit Naam zu verbinden ist also der Weg zum Ziel, nämlich mit dem Unvergleichlichen Schatz, dem Namenlosen, zu verschmelzen.

Gott ist namenlos. Doch als Er Sich zum Ausdruck brachte, wurde diese Offenbarung Naam oder Name genannt. Das unterste Göttliche Bindeglied dieses Naam ist in jedem Wesen, aber eine bewusste Verbindung damit kann man nur erfahren, wenn sich die Seele über den Sinnen befindet. Wenn man eine Verbindung mit Naam bekommt und an diesem Band festhält, wird man natürlich zu seinem Ursprung, der Namenlosen Gottheit, zurückgelangen. Es ist ein wahrer und direkter Weg zurück zu Ihm, eine zuverlässige Methode, mit Ihm Eins zu werden.

Hafiz Sahib gibt einen Hinweis, wenn er sagt:

Niemand weiß, in welchem Stockwerk mein Geliebter wohnt; aber der Ton der Glocken kommt dorther.

Wenn die Seele diesen Ton hört und ihm zu folgen beginnt, wird sie am Ende gewiss seine Quelle erreichen.

Dieses unterste Bindeglied ist also in jedem Einzelnen von uns, und in ihm befindet sich das Licht und der Ton. Ihr könnt es auch Udgit, Nad, Akash-Bani oder die Sphärenmusik nennen – je nachdem, welches Wort ihr bevorzugt.

Die Arbeit des Sant, Mahatmas oder Meisters besteht darin, die Seele über die Sinne zu erheben und die Verbindung herzustellen. Diese wird dann durch tägliche Übung erweitert.

Das Ziel aller Meister ist der Namenlose Zustand, und Naam das Mittel, ihn zu erreichen.

Ich verneige mich vor dem Namenlosen.

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Erläuterung: 1) Siddha: ein Mensch, der mit übernatürlichen Kräften begabt ist. 2) Pir: ein Moslem-Heiliger oder Spiritueller Lehrer. 3) Sura: Gottheit. 4) Nath: Yogi – ein Adept in Yoga. 5) Dhaul: ein erdichteter Bulle, der angeblich Himmel und Erde trägt.