Sein Wohlgefallen erlangen

III

Wenn sich zwei Herzen derselben Sache erfreuen, werden sie sich ganz gewiss lieben. Wenn einer gerne den Armen dient und meditiert, sollte der andere dasselbe tun, und ohne jede Anstrengung wird die Liebe zwischen ihnen wachsen.

Maulana Rumi hat gesagt:

Wer sich Dir nähert, nähert sich Gott; und wer sich von Dir entfernt, geht von Gott weg.

Leere Worte zu sprechen ist unnütz; denn eine Sache zu sagen und etwas anderes zu tun mag der Welt Sand in die Augen streuen, aber niemand kann den Guru täuschen. Mein Meister sagte gewöhnlich, dass die Guru-Kraft alle Bewusstheit ist, und wenn sich eine Seele nicht dafür eignet, wird ihr der Innere Weg nicht bewilligt. Es sollte vom Gemüt oder den Sinnen nichts übrig bleiben.

Guru Arjan, Dessen Hymne ich nun heranziehe, wurde von Seinem Meister sehr schwer geprüft. Die Meister prüfen den Schüler immer wieder, um zu sehen, wie viel der liebenden Hingabe er hat und in welchem Ausmaß er noch unter dem Einfluss des Gemüts steht. Wer alles für seinen Guru opfert, hat alles erreicht.

Während der kriegerischen Tage zur Zeit Guru Gobind Singhs wurde ein gewisser Mann namens Nabi Khan Ali Khan getötet, und jemand ging zu dessen Frau, um sie über den Tod ihres Mannes zu informieren.

Als sie die Nachricht gehört hatte, waren ihre ersten Worte:

Ist mein Guru wohlauf?

Von einem Wahren Schüler wird der Meister mehr geliebt als jede andere Verbindung; denn es ist eine Verbindung der Seele mit Gott. Natürlich erfreut sich das Kind, das den kleinsten Wunsch des Vaters beachtet, seines Wohlgefallens. Wer auf seiner eigenen Meinung besteht und nicht gehorchen will, wird zweifellos auch des Meisters Liebe bekommen, aber der innere Schlüssel wird ihm nicht anvertraut.

Ich will euch nun erzählen, wie Guru Arjan das Wohlgefallen Seines Meisters gewann.

Jemand aus der Verwandtschaft von Guru Ram Das Ji – Guru Arjans Meister – heiratete in Lahore, der Guru Selbst war aber zu der Zeit in Amritsar. So ließ er seinen ältesten Sohn Prithi Chand kommen und sagte ihm, er solle nach Lahore gehen und ungefähr fünfzehn Tage bei den Hochzeitsfeierlichkeiten bleiben.

Wenn diese hocherleuchteten Persönlichkeiten erscheinen, sind Sie immer von Leuten umgeben, die entweder Ihr Geld haben oder Ihr Nachfolger werden wollen.

Prithi Chand protestierte gegen die Anordnung seines Vaters: Wer wird sich dann hier um alles kümmern, wenn ich dorthin gehe? Er fürchtete, dass sein Vater die Nachfolge Guru Arjan übertragen würde, der von Ihm am meisten geliebt wurde, und so weigerte er sich zu gehorchen. Der andere Sohn von Guru Ram Das war Maha Dev, der gewöhnlich in einem spirituell berauschten Zustand war. Darum sandte der Guru nach Arjan Sahib und teilte ihm mit, er solle anstelle von Prithi Chand zur Hochzeit gehen, und wies ihn an: Komme nicht zurück, bis ich dich rufen lasse.

Guru Arjan nahm des Meisters Auftrag ohne Zögern entgegen und ging nach Lahore. Jemand mit weniger spiritueller Kraft hätte die Anweisung übergangen und erklärt, dass er aus Liebe zum Meister habe zurückkehren müssen. Für Guru Arjan waren jedoch die Anweisungen seines Meisters von größter Wichtigkeit, sie waren eine Schranke zwischen dem Meister und ihm, die er nie zu übersteigen gewagt hätte.

Merkt euch, wer den Anweisungen nachkommt, wird hinsichtlich seines Ziels Erfolg haben.

Viele Tage gingen vorüber, und keine Nachricht kam, so schrieb Guru Arjan Sahib diese Worte und sandte sie seinem Meister:

Meine Seele verlangt nach Deinem Darshan; wie der Regenvogel in seiner Qual, der Durst bleibt ungestillt – es gibt keinen Frieden. So lebe ich ohne den Darshan des Geliebten.

Er schickte diese Nachricht seinem Meister, aber der Bote gab den Brief dem Sohn des Meisters, Prithi Chand, und so gelangte er nie in die Hände des Meisters. Was tut ein Sterbender nicht alles in seiner Verzweiflung? Er schrieb einen weiteren Brief. Von Lahore nach Amritsar sind es nur dreißig Meilen, aber er konnte wegen der Anordnung seines Meisters nicht hingehen.

Erinnert euch, wer die Trennwand der Anweisungen seines Gurus zerbricht, wird niemals Inneres Wissen verwirklichen. Er mag eine kleine Innere Erfahrung und Hilfe erhalten, aber er wird nie vollkommen werden.

So schrieb er im zweiten Brief:

Gerühmt sei die Stätte, an der Du weilst. Dein Antlitz ist so wunderbar, dass sich, erblickt man es, der Innere Ton mühelos erhebt.

Auch dieser Brief gelangte in Prithi Chands Hände, und wieder kam keine Antwort. Er schickte dann einen dritten Brief, den er mit der Nummer 3 versah. In diesem schrieb er:

Die Trennung von Minuten wurde zu einem Jahrhundert; o Geliebter, wann wird die Zeit kommen, wo ich Dich sehen kann? Ich kann nicht schlafen, und die Nächte gehen nicht vorbei ohne den Einen, Der mein Herr ist.

Als dieser Brief ankam, war Prithi Chand glücklicherweise gerade nicht da, und Guru Sahib erhielt ihn.

Obwohl die Meister alles wissen, verraten Sie es nicht, sondern lassen die Dinge auf der materiellen Ebene nach ihren eigenen Gesetzen in Erscheinung treten. Vergebt, aber wir halten unseren Guru häufig für geringer als einen Menschen.

Der Guru Sahib rief Prithi Chand und fragte ihn nach den zwei vorhergehenden Briefen, aber Prithi Chand antwortete: Maharaj, glaubt Ihr, dass ich ein Dieb bin? Der Meister sah ihn streng an, wandte sich an einen anderen Mann und sagte: Geh und sieh in den Taschen seiner Kleider nach. Er schickte dann nach Guru Arjan Sahib, und als dieser kam, sagte Er zu ihm: Du schriebst mir drei Briefe, und wer auch immer das Gedicht vervollständigt, wird mein Nachfolger.

Wenn eine Prüfung kommt, wird eine einfache Sache schwierig. Ich schrieb auch manchmal Gedichte an meinen Meister – durch die Trennung kommen gewöhnlich die Gedanken, und die Gedichte wurden dann geschrieben. Einige Rivalen fingen an, mich nachzuahmen, aber Wein und Wasser sind immer zu unterscheiden.

Guru Arjan schrieb die vierte Strophe so:

Durch ein großes Schicksal begegnete ich Ihm. Der Ewig-Seiende Herr wurde in dem Haus gefunden. Ich wünsche nur zu dienen und nie auch nur für einen Augenblick (von Ihm) getrennt zu sein: Ich bin Dein Diener, o Herr.

Dies lässt die Achtung erkennen, die der Schüler für seinen Meister haben sollte.

Einmal schrieb ich meinem Meister und bat Ihn, Er möge mir die Fähigkeit zu lieben geben, aber die Art von Liebe, welche die Grenzen des Respekts nicht überschreitet. Der Meister war in Dalhousie, als Er den Brief erhielt, und nachdem Er ihn gelesen hatte, drückte Er ihn an Sein Herz und sagte mit so viel Demut:

Eine solche Liebe erkenne ich an.

Ein Ergebener schreibt ein Gedicht, um die Gunst Seines Meisters zu gewinnen. Guru Arjan Sahib war Einer der seltenen Ergebenen, denen es tatsächlich gelang; und gegen Ende dieser Hymne deutet Er an, was damit erreicht wird.