Sein Wohlgefallen erlangen

IV

Wie wir nicht sagen können, was Gott ist, so ist es auch unmöglich, den Guru zu beschreiben. Er hat eine physische Gestalt, aber Er ist nicht diese Gestalt. Was könnte Er uns geben, wenn Er es wäre? Würde die ganze Erde zu dünnem Papier und die Meere sich in Tinte verwandeln, aus allen Bäumen Federn gemacht und wir die Seiten mit Lobpreisungen des Herrn füllten, gelänge es uns doch nie, Seine Herrlichkeit zu schildern.

Ich besuchte eine christliche Schule und war immer wissensdurstig. Ich wusste, dass wir Sri Guru Nanak Dev Ji Maharaj sagten, denn in Indien fügen wir den Namen von Meistern und manchen angesehenen Persönlichkeiten verschiedene Respektbezeigungen bei und ich hatte bemerkt, dass die Christen ihren Großen Heiligen lediglich Jesus nannten.

Ich ging zu einem christlichen Bischof und fragte ihn:

Warum gebt ihr Christus keinen Ehrentitel, wo man doch jede unbedeutenden, gewöhnlichen Menschen mit Herr … anredet?

Der Bischof erwiderte, und ich kann mich noch genau an seine Antwort erinnern:

Wir halten Christus für den Sohn Gottes, und da wir Gott nicht verherrlichen können, können wir auch nichts zum Ruhme Christi sagen. Wenn wir anfingen, Seinen Namen zu erweitern, würden wir Ihn kleiner, nicht größer machen.

Ein anderer Meister sagt:

Du bist der Herrscher über alles, wie kann man Dich rühmen?

Ohne Zweifel gibt es niemanden, der dem Guru gleicht. Wer beginnt, einen anderen als seinem Meister ebenbürtig zu betrachten, dessen Seele wird zur Ehebrecherin. Gewiss ist das Licht in jedem, aber nicht wie im Guru offenbart. Wenn sich zwei Große Seelen begegnen und beide Gott im anderen sehen, dann ist das wieder etwas anderes – etwas, das Sie auszeichnet.

Ich erinnere mich an einen Vorfall in Lahore, in einem Pari Mahal (Elfen-Palast) genannten Haus, wo sich damals Maharishi Shivbrat Lal Ji während eines kurzen Besuchs in Lahore aufhielt. Er war der Nachfolger von Rai Saligram Ji, einem der führenden Schüler von Soami Ji. Als man meinem Meister sagte, dass er in Lahore sei, ging Er ihn besuchen, und ich begleitete den Meister. Es bot sich mir ein seltsamer Anblick. Mein Meister, Der immer die Demut selbst war, versuchte seine Füße zu berühren, er aber wollte Hazurs Füße berühren.

„Seine Liebenswürdigkeit ist größer als die aller anderen; sie übertrifft die von Vater und Mutter.“

Für ein Kind, welches auf dem Schoß der Mutter spielt, ist sie das Liebste, was es gibt. Der Wahre Ergebene, der in seines Meisters Schoß spielt, wird diese Beziehung über alle anderen stellen.

„Schwestern, Brüder und alle meine Freunde stehen mir sehr nahe; aber es gibt keinen wie Dich in dieser Welt.“

Einem Kind, das auf dem Schoß seines Vaters spielt und keinen anderen Gedanken hat, als ihm zu gefallen, wird der Vater geben, was es nur will. Wenn alle anderen Beziehungen zerbrochen sind und einzig der Guru verbleibt, dann habt ihr in eurer Arbeit Erfolg gehabt. Auf diesem Pfad haben bloße Worte keinen Wert: ihr müsst jede Seiner Weisungen befolgen. Macht euer Leben rein und keusch, dient anderen, nehmt euch vor bösen Worten in Acht. Liebt jeden, da Gott in jedem Wesen ist. Wenn ihr anderen dient, dient ihr Ihm.

„Auf Dein Geheiß kam Sawan (die Regenzeit), und ich pflügte den Acker der Wahrheit.“

Der Regen kommt in Form des Gurus wie erfrischende Kühle auf die ausgedörrte Erde. Meines Hazurs Name war Sawan. Wie ein Regen des Erbarmens kommen sie auf Anordnung Gottes. Wir sollten vollen Nutzen daraus ziehen, indem wir das Land unseres ganzen Wesens durch den Satsang reinigen, wo jeglicher Schmutz und Unrat hinausgeworfen wird. Wir zerstreuen unsere Gedanken im Äußeren, im Satsang aber können wir uns auf die Wahrheit konzentrieren. Alle Meister ermutigen dazu.

Christus sagt:

Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Matthäus 18:20

Es wird dort eine starke Ladung sein, selbst wenn sie Tausende von Kilometern von des Meisters physischer Gestalt entfernt sind.

Guru Gobind Singh sagt:

Wo fünf Schüler zusammensitzen, da ist Gott.

Wie kann etwas Gutes von einer Versammlung ausgehen, die voller Kritik und Uneinigkeit ist?

Dieser Satsang wurde auf Weisung meines Gurus begonnen, darum werft eure Trägheit und Interesselosigkeit ab, und werdet rein. Im Satsang ergießt sich ein Gnadenstrom in euch, so zieht den größten Nutzen daraus. Befreit euch allmählich von allen Unvollkommenheiten. Es ist aus dem Grund, warum ich von euch verlange, ein Tagebuch zu führen. Wenn der Boden vom Unkraut gesäubert wurde, kann die Saat gelegt werden und das echte Wachstum beginnen. Wenn Kiesel und Geröll nicht entfernt werden, mag wohl die Saat aufgehen, wird aber keine Frucht bringen.

„Mit großem Verlangen wurde die Saat von Naam gesät. Ich bitte jeden Augenblick um Gnade, damit sie Frucht trägt.“

Keine Macht kann diese Saat von Naam beseitigen, wenn sie einmal gesät ist. Sie wird früher oder später Frucht bringen. Wie kann man aber erwarten, dass sie ohne das Wasser des Satsang grün und frisch in all ihrer Schönheit gedeiht? Wenn sie einmal gesät ist, wird sie nicht verderben, wird aber in einem unvorbereiteten Boden fruchtlos bleiben. Wer seine Meditationen nicht in diesem Leben ausübt, muss wiederkommen. Da diese Saat in keiner anderen Form aufgehen kann, wird das Zugeständnis gemacht, dass man nicht unter die menschliche Geburt absinkt. Warum aber nicht jetzt eure Aufgabe beenden? Wer im Leben ungebildet ist, kann nicht dadurch gelehrt werden, dass er die Umwandlung durchmacht, die Tod genannt wird. Niemand sollte der irrigen Auffassung sein, dass er durch die Verbindung mit dem Heiligen Naam die Erlösung bekommen hat. Er wird sie bekommen, aber in wie vielen Leben?

„Als ich dem Guru begegnete, wusste ich, dass Er der Einzige ist. Mein Herz kann niemals einen anderen annehmen.“

Wenn der Schüler einmal seinen Guru erkannt hat, versteht er nur die Lehren seines Gurus und keine anderen.

Hanuman – der größte Ergebene von Lord Rama – wurde einmal gefragt, was für ein Tag sei, und er antwortete: O Ram. Auf die Frage, welcher Monat sei, sagte er: O Ram. Er war so sehr in die liebevolle Erinnerung an seinen Geliebten vertieft, dass er an nichts anderes denken konnte. Wohin immer er blickte, sah er Ram, und jeder, mit dem er sprach, war Ram. Es ist viel wert, einen Guru zu haben, wenn ihr so empfänglich seid.

„Alle vergänglichen Dinge sind abgefallen, seit ich die Gemeinschaft eines Heiligen habe.“

Zu den Füßen eines Wahren Gurus gibt es keine Uneinigkeit, keine parteilichen Auseinandersetzungen oder religiöses Gezänk. Der Meister stellt euch nur vor eine menschliche Aufgabe. Er sagt uns, dass es für Ihn nichts anderes mehr im Leben gab, nachdem Er Seinem Guru begegnet war. Er ist Einer, und doch ist Er nicht Einer – das ist gleichfalls ein Mysterium.

Wer erkennt und Einssein mit Ihm erlangt, wird der Handelnde und der Gebende.

Wir sind Ergebene des Lichts; es hat nichts zu sagen, in welchem Pol es sich zum Ausdruck bringt: alle sind Ein und Derselbe. Wessen Auge offen ist, der kann das wunderbare Spiel der Manifestation Gottes sehen.

„Jedem Menschen wurde die Aufgabe zugewiesen, doch der Erfolg hängt von Deinem Willen ab.“

Der Satsang begann nach Seiner Weisung, und Er führt die Arbeit zum Erfolg.

Hazur erzählte uns gewöhnlich, dass Er, als Baba Jaimal Singh Ji Ihm den Auftrag gab, mit dem Spirituellen Werk zu beginnen, zu Baba Garib Das und Chacha Partap Singh Ji ging, die Ihm beide sagten:

Wenn wir die Initiation geben, wird die Seele vielleicht keine Erlösung finden; gibst Du sie aber, wird sie bestimmt erlöst.

Als mein Meister mir gebot die Arbeit zu tun, fragte ich Ihn, zu wem ich für eine solche Versicherung gehen könne, und fügte dann hinzu, dass ich die Arbeit wie angewiesen tun würde, Er aber Seinen Schutz geben solle. Hazur ließ mich wissen, dass es so sein werde. Mit Seiner Unterstützung begann ich den Satsang, es ist nicht meiner, sondern Seiner, und Er wird jeden hinüberbringen. Aller Segen, den Er gibt, wird ausgeteilt. Ihm allein gebührt Ehre.