Sein Wohlgefallen erlangen

VIII

Wie kann es einen anderen gleich dem Satguru geben? Nur ein Satguru kann einem Satguru gleich sein.

Kennt ihr die Geschichte von Sukhdev, dem Sohn von Maharishi Ved Vyasa?

Als Sukhdev einen Vollendeten Guru haben wollte, sagte ihm sein Vater, dass König Janaka die erleuchtete Seele dieser Zeit sei. So begab sich Sukhdev mehrere Male ins Reich König Janakas. Er kam aber immer wieder zurück, ohne den König gesehen zu haben; denn er hatte Zweifel im Herzen. Genoss nicht dieser König die Freuden eines Hoflebens mit all Seinen Königinnen usw.; wie konnte Er irgendeine Erleuchtung geben?

Ein mächtiger Ergebener Lord Shivas, Muni Narada sah, dass sich dieser Mann mit jedem Zweifel an König Janaka, dieser Großen Seele, um seine ganze Weiterentwicklung brachte. Damit das wenige, was übrig geblieben war, gerettet würde, verwandelte sich Muni Narada in einen Greis. Er füllte einen Korb mit Schlamm und schüttete diesen in einen schnell dahinfließenden Fluss, als Sukhdev, der wieder auf dem Weg ins Reich König Janakas war, gerade vorüberging. Er sah den Alten und fragte ihn, was er da tue. Dieser antwortete: Ich baue einen Damm. Sukhdev lachte und sagte: Hast du keinen Verstand, du Tor? Kannst du einen Damm bauen, wenn du bloß Schlamm in schnell fließendes Wasser schüttest? Mache zuerst ein Fundament aus Holz oder Felsen, und dann gib den Schlamm hinzu. Der alte Mann erwiderte: Ich mag ein Tor sein, doch ich habe nur einen Tag vergeudet. Der größte Tor ist Sukhdev. Er hat neunfaches Verdienst bei seinem Vorwärtskommen vertan und ist im Begriff, auch das zehnte und letzte zunichte zu machen, da er wieder an einem Vollendeten Meister zweifelt.

Diese Begegnung mit Muni Narada erschütterte ihn zutiefst, und er ging unverzüglich zum Palast König Janakas. Er befand sich in der Nähe der Stallungen und schickte einen Mann zum König, der Ihm ausrichten sollte, dass Sukhdev da sei. Der König wies ihn an: Sage ihm, dass er dort warten soll, bis ich ihn rufen lasse. Sukhdev hielt sich streng an die Weisung des Meisters und rührte sich erst einen ganzen Tag und dann auch den nächsten nicht von der Stelle. Irgendwann am dritten Tag wurde er in den Palast gerufen. Als er so lange Zeit gehorsam an einem Platz stand, war er bis zur Hüfte voller Pferdemist; die Stallknechte hatten ihn in die Ecke geschaufelt, in der er stand. So nahm er ein Bad, wechselte seine Kleidung und stellte sich dann dem König vor. Als er in seine Nähe kam, sah er ihn zurückgelehnt auf einer Couch, einen Fuß auf einer rotglühenden Eisenplatte. Das andere Bein wurde mit kühlender Sandelholzpaste von einer seiner schönen Königinnen massiert. Das war sehr aufschlussreich für Sukhdev, und als er ganz verblüfft dorthin starrte, kam ein Mann in den Hof gelaufen und rief: Eure Majestät, die Stadt brennt! Der König sagte: Es ist Gottes Wille, und rührte sich keinen Fingerbreit. Nach einiger Zeit betrat ein weiterer Mann den Hof und sagte: Eure Majestät, nun steht der Palast in Flammen, und das Feuer nähert sich diesem Raum! Der König entgegnete: Es ist Gottes Wille.

Als Sukhdev die Flammen sah und die Hitze spürte, ergriff er seinen Stab, das kleine Bündel mit seinen Habseligkeiten und wollte hinausstürzen. Der König ergriff ihn jedoch und bemerkte: Du bist mir ein feiner Weltentsagender! Meine ganze Stadt ist abgebrannt, das Feuer hat meinen Palast zerstört, und ich erklärte nur, dass alles Gottes Wille ist. Du aber versuchst in deiner panischen Angst, einen Stock und ein Bündel Kleider zu retten! Er sprach dann lange mit Sukhdev und sagte ihm: Du bist ein Brahmane und darum voller Stolz. Auch bildest du dir viel darauf ein, der Sohn von Ved Vyasa zu sein.

Die Ärzte operieren, um krankes Gewebe herauszuschneiden, und auf dieselbe Weise entfernte Janaka die Zweifel und Mängel im Gemüt von Sukhdev. Als Swami Sukhdev nach seiner Initiation heimkehrte, fragte ihn sein Vater: Wie ist der Guru? Sukhdev antwortete: Im Glanz ähnelt Er der Sonne, obwohl die Sonne heiß ist und Er nicht. Er hat die Kühle des Mondes, doch der Mond hat Schatten, aber mein Guru nicht.

Ein Guru ist ein Guru. Die Erzählungen von Großen Meistern sind für Menschen gedacht, deren Auge geöffnet ist. Andernfalls … Guru Nanak Sahib zum Beispiel wurde es nicht gestattet, die Stadt Kasur zu betreten. Die Menschen, geblendet durch Mangel an Verstehen, erklärten Ihn zu einem Atheisten und sagten, dass Er einen schlechten Einfluss ausübe. Wo immer die Wahrheit in voller Kraft wirkt, arbeitet auch die Negative Kraft mit aller Macht dagegen. Sie will nicht, dass ihre Gefangenen ihren Griffen entkommen. Doch ungeachtet dessen fährt der Satguru fort, den Reichtum zu verteilen, ohne davon berührt zu sein.

Als Junge von etwa zwölf oder dreizehn Jahren – ich erinnere mich noch deutlich daran – las ich eines Tages die Lebensbeschreibung von Ramanuja – ich mochte Biographien sehr gerne.

Nachdem er von seinem Guru initiiert worden war, ging er sofort weg, stellte sich auf eine Rampe und sammelte eine große Menschenmenge um sich. Er rief ihnen zu: Heute wurde ich von meinem Guru initiiert, und ich sage euch alles darüber. Einige waren erschüttert und warnten ihn: Bist du irre? Du kommst direkt in die Hölle, wenn du deinem Guru nicht gehorchst! Ich war von seiner Antwort tief beeindruckt. Er sagte: Nur ich gehe in die Hölle, aber viele von euch erlangen die Erlösung!

Als ich das las, gelobte ich, dass wenn ich jemals Spirituellen Reichtum besäße, ich ohne zu zögern geben und nur geben würde.

Mein Meister sah, dass ich ein Verschwender war, und darum übertrug Er mir das Werk. Es ist alles Seine Gnade.

Eine Initiierte, eine Engländerin, begegnete einmal einem christlichen Mönch und fragte ihn:

Haben Sie das Innere Licht gesehen?

Er antwortete:

Ja, nach neunzehn Jahren strenger Buße auf dem Berg Sinai sah ich bei einer Gelegenheit ein umwölktes Licht. Es war aber sehr verschwommen.

Sie sagte:

Wieso? Ich sehe täglich helles Licht.

Welche Bedeutung kann man einem solchen Schatz wie Naam zumessen? Es scheint, als ob wir ihn noch nicht einmal zu würdigen wüssten. Wir bekommen diese Kostbarkeit, und da wir sie nicht zu schätzen wissen, bewahren wir sie nicht sorgsam. Man bekommt sie zu leicht und kostenlos.

Menschen aus dem Westen haben mehr Achtung dafür. Meine erste Reise in den Westen dauerte vier oder fünf Monate. In dieser kurzen Zeit fand ein großes Erwachen in der ganzen westlichen Hemisphäre statt. Es erhob sich eine echte Woge des Suchens nach der Wahrheit, und wenn sie sie bekamen, hatten sie mehr Respekt für das, was ihnen gegeben wurde. In Indien setzen wir es als selbstverständlich voraus.

Christus sagt:

So schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei.

Lukas 11:35

Prüft eure Taten mit Hilfe des Spirituellen Tagebuchs täglich – und erlaubt nicht, dass euch irgendetwas verleitet, auf eure Meditation zu verzichten. Wenn ihr so lebt, wird niemals Finsternis in euch sein. Es ist tragisch, dass wir uns nicht kümmern – wir haben keine Zeit für die wichtigste Arbeit. Wenn ihr heute sterben müsstet, was würdet ihr tun? Lebt nicht in dem Irrtum, zu denken, dass ihr nach dem Tod etwas bekommt. Wenn ihr nicht in diesem Leben spirituell fortgeschritten seid, werdet ihr nicht lediglich dadurch spirituell, dass ihr durch die Umwandlung des Todes geht. Glaubt an die Erlösung im Leben. Tut es, und seht selbst. Wie kann sich eure Lage verbessern, wenn ihr nichts tut?

„Jeder Ort ist von Dir durchdrungen; o Nanak, nur Wahres Bhakti macht dies offenbar.“

Der Name Prahlad ist in der Geschichte wirklicher Ergebener wohl bekannt.

Ihm wurde befohlen, eine rotglühende Eisensäule zu umarmen, um sein Vertrauen an das, was er glaubte, zu prüfen. Selbst die große Menge, die gerade zugegen war, murmelte: O Gott, als er sich der Säule näherte. Was aber tat Gott, um den Glauben des jungen Prinzen Prahlad zu bewahren? Der Prinz sah eine kleine Ameise die glühende Säule hinauflaufen, und freudigen Herzens lehnte er sich nach vorne und legte die Arme um sie. Die Säule zerbrach sofort, und der Avatar Narsing trat aus ihr heraus.

Ich veranschauliche, dass Gott überall ist, aber nur jene, deren Auge offen ist, können Seine Herrlichkeit in allen Dingen sehen. Wahre Ergebene haben Seinen ermutigenden Schutz. Inmitten von Tausenden können sie Pfeiler der Stärke und des Glaubens sein.

Im Westen kamen viele intellektuelle Leute, um meine Vorträge zu hören. Ich hielt nicht für einen Augenblick inne oder fragte mich, wie sie meine Worte aufnehmen würden. Mit großer Eindringlichkeit unterstrich ich die Lehren. Alles ist Seine Gnade, und Er Selbst bereitet alles vor. Leider vergessen wir, dass Er der Handelnde ist und nicht ‚ich‘, und wir halten Ihm unser Gesicht nicht zugewandt. Vielmehr bleiben wir dabei, Fehler an Ihm zu suchen, und sind voller Zweifel. Wie wollen wir so die Hilfe begreifen, die uns geboten wird?