Kapitel IV

Selbstkontrolle und die Wichtigkeit,
in sich selbst zu ruhen

Das Wichtigste ist also, eure äußere Umgebung, die aus eurem häuslichen Leben und aus dem Arbeitsbereich besteht, in den Griff zu bekommen. Wir werden nach unseren Handlungen, nicht nach unseren Worten beurteilt. Alle Handlungen kommen aus der Fülle unseres Herzens, seien sie physisch, emotional oder intellektuell. Das Gemüt ist eine Schautafel oder ein reflektierender Spiegel und zeigt wirklich den Inneren Zustand des Einzelnen an. 

Ein Maß für den Erfolg, wie gut es euch gelingt, eure äußere Umgebung zu handhaben, wird ein sich nach und nach einstellendes Bewusstsein sein, dass ihr Herr eurer eigenen Gedanken werdet. Um diesen Erfolg zu erlangen, habe ich die Tagebücher zur Selbstprüfung eingeführt.

Leider haben nur wenige, wenn überhaupt jemand, eine Vorstellung davon, was es wirklich bedeutet, das Tagebuch zu führen. Mit der Zeit werden die Eintragungen eine reine Formsache und der Sinn des Tagebuchführens geht verloren. Wir sind aufgefordert, das Tagebuch in Gedanken, Worten und Taten zu führen. Wie viele von uns tun das wirklich? Die meisten von uns reagieren in Gedanken, Worten und Taten einfach nur auf die Situation des Augenblicks, mit anderen Worten, instinktiv. In Wirklichkeit aber müssen wir uns eines jeden Gedankens, der durch das Gemüt geht, voll bewusst werden; wir müssen unsere Worte abwägen, bevor wir sprechen, und keine nichtigen Dinge sagen als bloße Reaktion auf die Situation, der wir gegenüberstehen.

Wenn wir fähig sind, in dieser Hinsicht einen gewissen Fortschritt zu machen, sind wir bereits weit auf dem Weg zur Selbstkontrolle. Nur wenn wir weit dabei fortgeschritten sind, jenes Leben zu führen, das von uns verlangt wird, werden wir geeignet genug sein, die Früchte des Surat Shabd Yoga zu ernten.

Man kann seinen Spirituellen Fortschritt am Maß bewusster Kontrolle, die man über die Gedanken hat, messen. Einer, der zu einem gewissen Grad diese Kontrolle erreicht hat, wird durch äußere Umstände, Stress oder Spannungen, die seine Umwelt ihm auferlegt, nicht ins Schwanken kommen oder aus der Fassung geraten. Wenn einer sich nicht über die Umstände seiner Umgebung erheben kann, sie nicht voll unter Kontrolle hat und mit Leichtigkeit handhaben kann, wird er niemals fähig sein, auf dem Pfad der Spiritualität fortzuschreiten. Vollkommene Kontrolle über sich selbst zu erlangen, sein ganzes Leben unter vollkommene Kontrolle zu bringen, sich dabei zu helfen, von den äußeren Bindungen und Verhaftungen loszukommen, das verlangt Selbstprüfung. Beginnt damit, indem ihr bewusst einen kleinen Ausschnitt eures Lebens kontrolliert. Wenn ihr euch gleichzeitig ein wenig der Inneren Berauschung von Naam, dem Wort erfreut, wird es euch gelingen. Alle Meister sagen, ohne Meditation ist kein Erfolg möglich.

Wir sind es, die dem Gemüt Kraft geben. Wir sind es, die den nach außen gerichteten Fähigkeiten des Gemüts, – Sehen, Hören usw. – Kraft geben. Wir sind es, die außen gut oder böse sehen. Wenn wir beginnen, in uns selbst zu ruhen, dann können wir den besten Gebrauch unserer nach außen gerichteten Fähigkeiten machen, wann immer wir es wollen. Solange wir nicht in uns selbst ruhen und diese Selbst-Zentriertheit erreicht haben, können wir dem Einfluss anderer nicht entgehen. Wir nehmen Eindrücke von außen auf. Wohin unsere Aufmerksamkeit auch geht, auf wen immer wir unsere Aufmerksamkeit richten, wir werden durch die Ausstrahlung derer, mit denen wir in Berührung kommen, betroffen. Wenn sie rein sind, dann ist es in Ordnung. Wenn nicht, dann nehmt ihr ihre entsprechende Ausstrahlung auf.

Sieg über das Gemüt ist Sieg über die Welt. In Form des Tagebuches zur Selbstprüfung habt ihr den Maßstab erhalten, mit dem ihr messen könnt, was ihr spirituell erreicht habt, und ihr könnt zweifellos die Dinge selbst beurteilen und sehen, wie weit ihr auf dem Pfad fortgeschritten seid. Die Menschwerdung geht der Spiritualität voraus. Bevor ihr nicht zum Herrn der fünf Sinne geworden seid, kann kein wirklicher Innerer Fortschritt gemacht werden. Kontrolliert jedes Verlangen, Gier, Ärger und Verhaftetsein. Dieses Spiel liebt der Herr. Verlangen erfasst uns über die Augen, Ärger über die Ohren; Verhaftung entsteht, wenn wir uns an etwas klammern. Erhebt euch über alles, und ihr werdet die Verbindung mit der Wahrheit erlangen.

Die immer wiederkehrenden Fehler in den verschiedenen Spalten des Tagebuches zeigen, dass ihr zu sehr in die weltlichen Dinge vertieft seid. Das sollte dadurch, dass ihr euch in die Göttliche Gnade vertieft, vermieden werden. Stille, Zurückgezogenheit und Heiterkeit sollten kultiviert werden, indem ihr ein Leben voll Spiritueller Disziplin führt, so wie es der Meister aufgezeigt hat. Nutzlose Beschäftigungen und zügellose Bestrebungen könnt ihr unterbinden, indem ihr euer Spirituelles Ziel an die erste Stelle stellt. Ein gut geregeltes Leben bringt reichen Gewinn.

Jede Handlung hat ihre Rückwirkung. Für jede Unterlassung und jede Sünde gibt es eine entsprechende Bestrafung. Solange wir uns als vom Fleisch geboren betrachten, können wir der Sünde nicht entgehen, denn das Fleisch ist die Ursache allen Übels in der Welt. Solange der Geist noch nicht gelernt hat, die Sinnesebene willentlich zu verlassen, werden Vergnügungen und Zerstreuungen wuchern wie ein Lorbeerbaum.

Jeder Tag bringt ein neues Leben voll großer Möglichkeiten. Ihr braucht vor nichts Angst zu haben, sondern solltet stattdessen eure Fähigkeiten einsetzen, um das Ziel der Spirituellen Vervollkommnung zu erreichen. Akzeptiert das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen auf leichte Art, mit Freude und Heiterkeit. Begegnet jeder Situation einfach tapfer mit Innerer Ausgeglichenheit und Festigkeit. Der Lebensbaum, der in Stürmen gewachsen ist, bringt mehr kühlenden Schatten und reichere Frucht. Fehler sollten als Schrittsteine zum Erfolg dienen. Beharrliches Bemühen überwindet alle Schwierigkeiten.