Wir müssen aufrichtig sein

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Wir müssen aufrichtig sein. Nur wenn ihr die Wahrheit gesehen habt, fordert die Menschen auf, euch zu folgen.

Lieber Freund, komm und sieh und nimm Sie!

Aber wenn ihr die Wahrheit nicht selbst gesehen habt, warum dann wie der sprichwörtliche Blinde andere mit euch in die Grube stürzen? Wir müssen zu uns selbst aufrichtig sein und zu unseren Mitmenschen. Wenn ihr die Schriften nur theoretisch kennt, sagt es. Wenn ihr das Licht gesehen habt und euch über das Körperbewusstsein erheben könnt und auch kompetent seid, anderen eine Erfahrung davon zu geben, schön und gut. Geht und sagt es den Menschen so. Ihr seht, das ist die Schwierigkeit. Die Leute reden so viel über die Schriften. Ihr müsst so viele Redner gehört haben, die sich über das Thema ausgelassen haben. Aber wie viele von ihnen gibt es, welche eine Ersthand-Erfahrung der Wahrheit gehabt haben und kompetent sind, diese Erfahrung auch euch zu geben? Von der Spiritualität zu reden, ist, als hielte man einen Diskurs über die Prinzipien des Geschäftsbetriebs, ohne jegliches Kapital zu haben oder das praktische Potenzial, ein Geschäft zu beginnen.

Wenn ihr im Innern eine Erfahrung bekommt, wie bescheiden sie auch sein mag, seid ihr von der Wirklichkeit überzeugt und könnt sie durch regelmäßige Übung in jedem gewünschten Ausmass entwickeln.

Predigen war nur für jene gedacht, die die Ersthand-Erfahrung der Wahrheit hatten. Aber es ist heute zu einer Einnahmequelle geworden; und der bezahlte Gottesdienst hat die Dinge in allen Religionsgemeinschaften verschlimmert. Ich spreche nicht von irgendeiner bestimmten Religion, sondern was ich sage, trifft für alle Religionen zu. Die Menschen haben aus der Religion ein Geschäft gemacht, und so viele haben sich ihr lediglich als einem Mittel zum Lebensunterhalt verschrieben.

Aber alle Gaben Gottes sind frei. Jene geben vor, Ihm zu dienen, doch im Grunde ist alles auf Vorteil bedacht. Die Welt ist voll von ihnen, und deshalb können wir das Wort „Meister“ schon nicht mehr hören. Ein Wahrer Meister ist nicht auf weltlichen Gewinn aus. Er gibt Gottes Gabe – die Spiritualität – frei und kostenlos. Er hat Gott erkannt. Er ist der vollendete Mensch, Der das physische Bewusstsein überschritten und das Licht im Innern gesehen hat. Was sagte Kabir dem Pandit? „O gelehrter Pandit, wenn du eine Erfahrung der Wirklichkeit willst, gehe zu einem kompetenten, lebenden Meister.“

„Zu einem Meister welcher Art?“ fragte der Pandit. Daraufhin bezeichnete Kabir den als einen „Meister“, durch Welchen Gott spricht. Dies verkündeten alle Heiligen, einschließlich Kabir.

So steht in der Bibel: „...die Heiligen Menschen Gottes haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist“ (2. Petr. 1,21). Guru Nanak sagt: „Der geringe Nanak spricht nur das, was ihm geheißen wird“ und: „O Lalo! Ich sage nur das, was mein Herr durch mich spricht.“ Ein Moslem-Heiliger bestätigt: „Die Worte des Propheten sind die Worte Gottes, wenn sie auch von einer menschlichen Zunge zu kommen scheinen.“

Ihr habt ebenfalls diese Möglichkeit in euch. Aber ihr seid noch nicht in Verbindung mit der in euch wirkenden Kraft, weil ihr nach wie vor an den physischen Körper gebunden seid. Solange ihr nicht dieses Körperbewusstsein verliert, könnt ihr nicht ins Jenseits gelangen. Die Bibel sagt, „dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können.“ Ihr müsst einen finden, der sich in das kosmische Bewusstsein erhoben hat und ein bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans ist. Zweifellos wird er ein Mensch wie jeder von euch sein. Aber er hat sich selbst verwirklicht und Gott im Innern erfahren. In Seiner Gegenwart werdet ihr feststellen, dass Er ein ganz anderes Wesen ist, voller Liebe und Barmherzigkeit für alle: ein strahlender Mittelpunkt der Gottheit in Ihm. Die bloße Atmosphäre um Ihn herum ist mit den radioaktiven Strahlen Spiritueller Glückseligkeit geladen.

Ein Mensch, der den höchsten Grad der Meisterschaft in irgendeinem Tätigkeitsbereich erlangt hat, wird zunächst wie ein gewöhnlicher Mensch erscheinen. Er ist wesensmäßig zuerst und zuletzt ein Mensch. Aber er hat sich auf seine eigene, besondere Weise entwickelt. Wenn ihr bei ihm seid, werdet ihr finden, dass er auf seinem Gebiet ein Riese ist. Genauso verhält es sich mit einem Meister. Wenn ihr Ihm begegnet, werdet ihr Ihn auf den ersten Blick für einen Menschen wie jeden anderen halten. Er selbst wird euch sagen: „Ich komme zu euch als ein Mensch zum Menschen, ich bin ein Mensch wie ihr. Ich hatte das Glück, zu den Füßen meines Meisters zu sitzen und auf dem Spirituellen Weg fortzuschreiten. Jene, die nach dem Gottesweg suchen, sind sehr willkommen.“

Ein Arzt ist zuerst Mensch und dann Arzt, ein Ingenieur an erster Stelle ein Mensch, an zweiter ein Ingenieur. Ähnlich ist ein Spiritueller Mensch, ein Meister, zuerst ein Mensch und dann ein geistiger Führer. Im Menschen liegen alle Möglichkeiten. Der Mensch ist groß. Wer sich in einem bestimmten Lebensbereich entwickelt und eine Erfahrung davon erhalten hat, ist fähig, auch euch zu führen, wenn ihr denselben Weg sucht.

Die Meisterkraft verlässt euch niemals. Es ist nicht der menschliche Körper, sondern die Kraft, Die durch Ihn wirkt und ewig währt. Die Christuskraft war zu allen Zeiten am Werk und wird es weiterhin sein; aber durch verschiedene Göttliche Werkzeuge und nach den Erfordernissen der Zeit. Allein der Körper vergeht, doch diese Kraft bleibt. Jene, die wirklich die Wahrheit im Innern gesehen haben, können euer Inneres Auge öffnen und euch sehend machen. Wenn sie euch Innerlich eine Erfahrung geben, wie gering sie auch sein mag, könnt ihr sie entwickeln.

Eines von Christi Gleichnissen veranschaulicht dies sehr schön: Ein reicher Mann, der übers Land zog, verteilte unter seinen Dienern einige Talente – zwanzig an den einen, zehn an den anderen und fünf an den dritten. Als er zurückkehrte, hatte der, dem zwanzig Talente gegeben wurden, dreißig daraus gemacht; aus den zehn des anderen waren fünfzehn geworden, und der letzte, der nur fünf bekam, hatte sie überhaupt nicht angerührt, sondern sicher in der Erde vergraben. Da aus ihnen kein Nutzen gezogen wurde, hielt der Herr es für klug, sie wieder an sich zu nehmen. Was ich sagen möchte, ist, dass, wenn ihr auf den Weg gestellt seid und eine Erfahrung bekommen habt, ihr diese entwickeln müsst, so wie man in der Schule seine Lektionen lernt. Initiation bedeutet nicht das Beachten irgendwelcher Zeremonien, Rituale oder dergleichen mehr. Sie ist eine praktische Erfahrung der Spirituellen Wissenschaft. Zuerst wird die Theorie erklärt; dann wird die Erfahrung gegeben, und diese muss von Tag zu Tag entwickelt werden. Die Meisterkraft oben, Die sie gibt, gewährt inneren wie äußeren Schutz und wacht beständig über den Schüler.

Ihr werdet finden, dass Leute zu den Meistern kamen wie Philippus zu Jesus und sie fragten: „Herr, zeige uns den Vater, so genüget uns.“ Und was antwortete Er? Er wurde ungehalten und sagte: „So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut die Werke.“

>Christus war ein bewusster Mitarbeiter des Vaters oder der Göttlichen Kraft in ihm. Nur wer sich der Kraft, die durch ihn wirkt, bewusst ist, kann euch mit ihr Innerlich in Verbindung bringen. Diese Verbindung ist nur möglich, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt, sonst nicht.

Wenn die Meister kommen, berichten sie uns von Gott und dem Gottesweg. Sie erinnern uns an die Innere Wirklichkeit. Der Mensch ist der Lehrer des Menschen. Können uns frühere Meister helfen? Ja, wir brauchen sie. Sie sind auf ihre eigene Weise hilfreich. Wir achten sie, da sie die Wahrheit und ihre Erfahrungen von der Wahrheit verkündeten. Jene, die in Verbindung mit ihnen kamen, wurden auf den Weg gestellt, und auch sie erkannten dieselbe Wahrheit. Die Schriften stellen den Schatz der Erfahrungen dar, die sie mit sich selbst und mit Gott gemacht haben, und wir sind begünstigt, dass uns diese heute zugänglich sind.

Wenn wir zweitausend Jahre früher gekommen wären, würden wir nicht das Neue Testament besitzen, und ich hätte euch nicht die schönen Zitate daraus wiedergeben können. Alle Schriften befassen sich mit derselben Wahrheit. Aber uns ist nur die eine oder andere Schrift geläufig. Wenn ich euch die Bibel anführe, habt ihr keine Schwierigkeiten. Genauso ist es mit den Menschen anderer Glaubensrichtungen. Sie folgen mühelos dem, was gesagt wird, wenn ich sie auf Stellen in ihren jeweiligen Schriften hinweise. All diese Schriften erleichtern meine Aufgabe wie auch die der Zuhörer. Die Heiligen Bücher sind lediglich geeignete Hilfen in den Händen eines Menschen der Verwirklichung, denn sie handeln vom selben Thema, nämlich der Gottverwirklichung.

Was wir brauchen, ist Jemand, Der in sich selbst die Erfahrung dessen hat, was die Schriften lehren und Der kompetent ist, uns eine Kostprobe dieser Erfahrung hier und jetzt zu geben. Nennt Ihn, wie ihr wollt – Pir, Murshid, Heiliger oder Meister – das ist unwesentlich.

Wir achten alle diese Persönlichkeiten, die in der Vergangenheit wirkten oder in der jetzigen Zeit hier sind. Jene, die die Wirklichkeit gesehen haben, können uns auf den Weg stellen und uns eine Ersthand-Erfahrung davon geben. Die Notwendigkeit eines solchen Gottmenschen ist seit Anbeginn der Welt empfunden worden. Einige Leute sagen, dass sie keinen Meister brauchen. Nun, sie werden sich auf Bücher, die Heiligen Schriften, verlassen müssen. Diese Schriften sind gewiss verlässlicher als die intellektuellen Kommentare, welche die Gelehrten dazu geben. Wenn diese die Wahrheit gesehen haben, werden sie die Schriften richtig deuten, wenn aber nicht, werden sie den Leser durcheinanderbringen, ihn trotz all ihrer Verstandesfähigkeiten verwirren und ihm nichts nützen.

Wenn ihr euch einzig und allein auf Bücher stützt, verlasst ihr euch letztlich auf einen Meister, denn jemand hat ja die Schriften geschrieben. Wäre es anstelle eines indirekten Zugangs nicht besser, wenn ihr einem Menschen der Verwirklichung direkt begegnen könntet? Er hat eine praktische Erfahrung von dem, was die Schriften beschreiben, und kann euch weit mehr geben, als ihr jemals aus Büchern erhaltet; Er kann euch eine Ersthand-Erfahrung von der Wirklichkeit selbst geben. Dieser Aspekt ist von allen Heiligen hervorgehoben worden. Sie machen uns verständlich, wie wir diese Erfahrung in unserem Leben haben können. Im Matthäus-Evangelium lesen wir: „Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater. Und niemand kennet den Sohn, denn nur der Vater und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.“ So kennt der Sohn den Vater, und der Vater kennt den Sohn und alle anderen, denen der Sohn Ihn offenbart, denn er wird ein bewusster Mitarbeiter des Vaters am Göttlichen Plan. Daher sagte Christus: „Ich und der Vater sind eins. Ich tue nichts von mir selber. Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich kenntet, so würdet ihr auch meinen Vater kennen.“ Wie kraftvoll hat Er es ausgedrückt: durch den Menschen, Der den Vater (Gott) erkannt hat, könnt ihr Gott ebenfalls erkennen.

Das Alphabet der Meisterlehren fängt da an, wo die Philosophien der Welt enden. Das ist der Anfang Wahrer Religion. Sie beginnt, wenn ihr über das Körperbewusstsein gelangt, nicht eher.

Natürlich ist der Mensch, der die Wahrheit erfahren hat, allein kompetent, euch auf den Weg zu stellen. In der Gemeinschaft eines solchen rechtschaffenen Menschen kann man die wirkliche Natur der Dinge verstehen, die wahre Bedeutung dessen, was sonst sehr schwer zu begreifen ist.

So haben alle Meister, die von Zeit zu Zeit in Erscheinung getreten sind, die Wahrheit verkündet. Nun stellt sich die Frage: Welche Art Yoga (spiritueller Disziplin) lehren sie? Wir haben so viele Yogas, so viele Wege, um zur Heimat unseres Vaters zu kommen, den Zustand umwandelbaren Seins zu erreichen, allen Frieden, alle Freude, alles Glück, was niemals vergeht und nicht der Auflösung oder der großen Auflösung unterworfen ist.

Dies war das Ziel, das wir uns bei unserer ersten Zusammenkunft vor Augen hielten. Ich machte Angaben aus verschiedenen Schriften. Das letzte Ziel aller Religionen ist Gott. Wir verehren denselben Gott, ganz gleich, ob wir dem einen oder anderen Land, dem Osten oder Westen, dieser oder jener Religion angehören; denn das macht keinen Unterschied. Alle Religionen sagen dasselbe. „Liebt Gott“, und da Gott in jedem Herzen wohnt, „liebt die ganze Menschheit.“ Dies ist der beste Weg äußerer Lebensführung. Wenn man ihm auf natürliche Weise folgte, würde das Reich Gottes, um das wir so oft, aber ohne Erfolg beten, sicherlich auf die Erde herabkommen.