V / II

Gurumukh und Manmukh

Der Gott im Menschen ist kompetent, bei der Initiation eine solche Erfahrung zu geben. Es ist ein praktischer Vorgang der Umkehrung durch eine nach und nach vollzogene Selbstanalyse. Dies geschieht, indem Er den Initiierten Seinen eigenen Lebensimpuls überträgt. Seine Größe liegt darin, dass Er einen praktischen Beweis dessen gibt, was Er auf der physischen Ebene lehrt. Sodann führt Seine Lichtform die Seele von einer Ebene zur anderen, wo es Welten gibt, die größer sind als das Universum, in dem wir leben.

Und selbst von diesem Universum wissen wir nichts. Es gibt Sterne und Sphären ohne Zahl, die ständig im Umlauf sind und von denen sich die menschliche Vorstellungskraft keinen Begriff machen kann. So lässt sich wohl verstehen, wie gewaltig die Ausdehnung und Größe der astralen und mentalen Welten ist. Je weiter sich einer über das Körperbewusstsein erhebt, desto mehr weiß er von den Geheimnissen der höheren Welt in seinem Innern. Aber wie viele von uns sind bereit, während des Lebens zu sterben? Wir wollen immer weiter leben, und wenn es nur ein paar Stunden länger als die uns zugestandene Zeit ist. Warum? In erster Linie haben wir Angst, den Körper zu verlassen. Zum anderen wissen wir nicht, was außerhalb des Körpers ist. Aber wenn wir einmal der Erhabenheit, die vor uns liegt, gewahr werden, haben wir kein Verlangen mehr, in die physische Welt zurückzukehren.

Wer durch die Gnade des Meisters während des Lebens zu sterben lernt, kann den Göttlichen Willen erkennen. O Nanak, wer den Göttlichen Willen zu verstehen beginnt, verliert jeden Gedanken an sich selbst.

Ein Bewusster Mitarbeiter des Göttlichen Plans sieht die unsichtbare Hand Gottes immer in sich am Werk; Er wird für alle Zeiten frei.

Deshalb heißt es:

O Nanak, ein solcher Tod ist der Weg zum Ewigen Leben.

Dies wird Wiedergeburt oder Auferstehung der Seele, Dwijanma, genannt, von der alle Großen Seelen in ruhmreichen Worten gesprochen haben:

Gesegnet ist der Mensch, der in ständiger Verbindung ist mit dem Wort, das in ihm offenbar wurde.

Gott ist namenlos. Aber die waltende Gotteskraft wird Wort oder Naam genannt. Die meisten von uns sind immer mit dem Gemüt in Verbindung und wurden so zum Sprachrohr des Gemüts (Manmukh). Im Gegensatz dazu steht Gurumukh-Naam, zu dem man durch die Gnade des Gurus Zugang erhält.

Während das Gemüt auf ungezählte, mannigfache Weise arbeitet, ist das Heilige Wort oder Gurumukh-Naam nur von einer Art:

O Gemüt, verbinde dich mit dem Heiligen Naam. Den Schatz von Naam erlangt man nur durch einen Vollendeten Meister.

Es gibt keinen größeren Namen als das Heilige Wort. Es ist die Kraft, welche die gesamte Schöpfung erhält. Dieses Tonprinzip erklingt im ganzen Universum. Man muss es mit vielen Worten verständlich machen. Wir müssen die Theorie auf der Verstandesebene erfassen. Und wenn wir einmal die grundlegende Wahrheit verstanden haben, müssen wir vorwärts streben, um sie zu erreichen, und an ihr festhalten. Da dieses Tonprinzip in sich sehr rhythmisch ist, macht es jene, die mit ihm in Berührung kommen, auch rhythmisch; es macht sie ausgeglichen und befreit sie von allen Leiden und Lüsten des Fleisches.

Er Selbst wohnt im menschlichen Körper, ist aber zu subtil, als dass man zu Ihm gelangen könnte.

Gott wohnt wirklich in diesem Tempel (dem menschlichen Körper). Man kann Ihn nicht mit Hilfe der Sinne und Sinnesorgane erfassen, obgleich Er fürwahr ihr Leben ist. Wenn man sich nicht auf die Ebene der Gotteskraft erhebt, kann man diese nicht begreifen. Das Endliche kann das Unendliche nicht verstehen. Welches ist dann das Hilfsmittel?

Die Schriften sagen uns: Ein Heiliger, Der im Reich Gottes lebt, kann uns in Seiner Gnade auf den Pfad zu Gott stellen.

Die Törichten verstehen die Geheimnisse nicht und suchen Ihn im Äußeren.

Guru Amar Das hat den Gurumukh wie folgt beschrieben:

Ein Gurumukh ist, wer ordnungsgemäß vom Guru initiiert wurde und den spirituellen Sadhan nach Seinen Anweisungen ausübt.

Und weiter wird erklärt:

Wenn man den Vollendeten Meister findet und einen praktischen Beweis der Inneren Wissenschaft erhält, erfährt man das Geheimnis dieser Göttlichen Wissenschaft und beginnt, im Innern zu forschen.

Nun über den Manmukh:

In diese Kategorie fallen alle, denen das Tonprinzip nicht bekannt ist und auch jene, die von der Liebe und Ehrfurcht dem Meister gegenüber nichts wissen.

Das Innere Tonprinzip wirkt in seiner Fülle. Auf der Verstandesebene können wir es nicht wahrnehmen. Selbst nachdem wir einen Vollendeten Meister gefunden haben, bleiben wir zum größten Teil noch ein Manmukh, weil wir keine Liebe und Ehrfurcht für den Meister entwickeln. Daher wandern wir noch immer in der Wildnis umher:

Wie können wir die Wirklichkeit erreichen, wenn sie woanders liegt und wir am falschen Platz suchen? Kabir sagt, wir sind nur dann imstande dahin zu kommen, wenn uns Einer dabei hilft, Der ihr Geheimnis kennt.

Gewöhnlich suchen wir in den Heiligen Schriften nach der Wahrheit. Das Studium der Schriften hat seinen eigenen Wert, aber sie allein können das Gut nicht vermitteln. Bücher können uns bestenfalls eine Vorstellung von den Dingen geben, aber für den praktischen Beweis werden wir zu Einem gehen müssen, Der uns die Wahrheit zeigen kann. Er hilft uns auch, anhand der Schriften die Theorie zu verstehen.

Die Schriften sind dem Meister gelegene Hilfsmittel, mit denen Er uns instand setzt, das Meer des Lebens (Samsara) zu überqueren. Ohne den Vollendeten Meister können wir ihre wahre Bedeutung unmöglich verstehen, denn Er ist wahrhaftig der Menschliche Pol, von Dem aus die Gotteskraft wirkt.

Spiritualität ist sowohl eine Wissenschaft als auch eine Lebenskunst. Wie in der Medizin besteht auch bei der Spiritualität die Notwendigkeit, nachzuweisen, was in den Büchern steht. Der offenbarte Gott im Menschen, Der dieses Mysterium gelöst hat, kann uns helfen, es ebenfalls zu lösen. Er kann uns eine praktische Erfahrung geben:

O Bhika, es ist etwas Geheimnisvolles und kann nicht in noch so vielen Worten erklärt werden. Wer weiß, kann nicht sprechen, und wer spricht, weiß nichts.

Ähnlich sagte auch ein chinesischer Heiliger: Wer spricht, sieht nicht, und wer sieht, spricht nicht.

Wer auf die Gebote des Vollendeten Meisters hört, wärmt sich in Seinem Sonnenschein; Derselbe offenbart das Unoffenbarte in ihm.

Auch Christus legte bei Seinen Jüngern großes Gewicht auf absoluten Gehorsam.

Liebet ihr mich, so haltet meine Gebote!

Abermals ist gesagt:

Gesegnet sind jene, die an den Vollendeten Meister unbedingt glauben, denn sie werden zu Hörern des Wortes, das in ihnen offenbart wurde.

Hier stellt sich die Frage, wie man einen solchen Meister erkennt.

Kabir sagt uns:

Wer die Himmlische Harmonie von oben herniederbringen kann, ist der Wahre Meister.

Alle Großen Seelen sprechen mehr oder weniger auf dieselbe Art und Weise. Der Begriff Guru steht für Einen, Der Licht in das Dunkel bringt, oder mit anderen Worten, Der das Licht in der Dunkelheit, die Innen alles verhüllt, sichtbar macht.

Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat‘s nicht begriffen.

Was tut der Guru? Indem Er das Heilige Licht im Innern offenbart, macht Er es begreiflich. Er lässt einen das unsichtbare Licht sehen, das in der äußeren Welt der Ursprung allen Lichts ist. Das ist das Kennzeichen eines Sadh, eines Heiligen oder Mahatmas. Sucht nach Einem Solchen. Ihr werdet zweifellos vielen begegnen, die euch etwas zu Jnana und Vijnana sagen, Lehren über die Durchführung von Riten und Ritualen, Formeln und Glaubensbekenntnissen erteilen und das Lesen von Schriften und epischen Texten auferlegen. Dazu ist nach ein wenig Übung jeder imstande. Sie können aber nicht die Mysterien des Jenseits enthüllen und einen Beweis der in euch liegenden Wahrheit geben.

Wer auf Erden hat die Kraft, die Sinnesströme zum Sitz der Seele emporzuziehen? Wer kann das alles sehende Innere Auge öffnen? Das ist nur einem Vollendeten Meister möglich.

Darum heißt es:

Durch die Begegnung mit Ihm ist man von der Inneren Dunkelheit befreit. Findet man den Vollendeten Meister, sieht man das Heilige Licht mit eigenen Augen.

Und wiederum ist gesagt:

Nur ein Sant Satguru kann das Unsichtbare sichtbar machen.

Die Schriften sind in diesem Punkt ganz eindeutig. Wenn wir trotzdem irregehen und Gott außen suchen, ist es unser Missgeschick.

Wenn der Blinde den Blinden führt, fallen beide in die Grube,

ist ein allgemeines Sprichwort.

Jene, deren Meister die Dinge dunkel sieht, können nichts anderes als dunkle Taten vollbringen.

Weiter heißt es:

Ein Blinder kann euch nicht auf den Pfad stellen, wenn er ihn selbst nicht kennt. Wer Augen hat, führt die Menschen nicht in die Irre.

Außerdem lesen wir in diesem Zusammenhang:

Was kann einer, der selbst nicht genug hat, denen geben, die von ihm abhängig sind?

Dies ist die Erfahrung von Guru Amar Das, Der erst nach einer Suche von nicht weniger als siebzig Jahren die spirituellen Reichtümer erwarb. Als Er jedoch durch die Gnade Seines Meisters, Guru Angad, die Wahrheit erkannte, suchte Er die Dinge in der rechten Perspektive darzulegen und zu erhellen.

Im menschlichen Körper sind zahllose Reichtümer von unvergleichlichem Wert; allein durch Ergebung gelangt man zu diesen Schätzen.

Spiritualität ist der Pfad der Ergebenheit – Ergebenheit in Einen, Der das Mysterium des Lebens für Sich gelöst hat und uns helfen kann, es ebenfalls zu lösen. Er gibt uns eine Innere Erfahrung, um damit zu beginnen, und führt uns Innerlich bis ans Ziel. Er ruht so lange nicht, bis Er die Seele des Schülers ins Reich Gottes gebracht hat. Alle Schriften sind voll des Lobpreises für den Guru. Es ist bedauerlich, dass auf Gurus heutzutage missbilligend herabgesehen wird. Der Grund dafür ist ganz verständlich. In diesen Tagen ist es schwer, einen Wahren Lehrer zu finden. Aber gleichzeitig ist die Welt nicht ohne Erleuchtete Seelen. Gott, der Gottespfad und der Gottmensch sind miteinander verbunden. Wir können nur mit einem Gottmenschen, Der uns auf den Pfad Gottes stellt, zum Herrn kommen. Es hat nicht viel Sinn, eine Formel zu wiederholen, wenn sie dem Initiierten nicht mit dem geladenen Impuls des Meisters gegeben worden ist.

Dieser Lebensimpuls öffnet das Innere Auge des Initiierten:

Der menschliche Körper entstand nach dem Vorbild des Universums und birgt spirituelle Reichtümer im Überfluss. Im Körper des Menschen ist die Kraft Gottes und mit ihr unermessliche Schätze, die man durch die Verbindung mit dem Wort erlangen kann.

Wir sind alle sehr begünstigt, da wir die Mittel bekamen, um mit der Gotteskraft verbunden zu werden. Doch leider haben wir den Wert des Menschenkörpers nicht erkannt und vergeuden unser Leben für nichts. Schon seit langer Zeit sind wir als Menschen in der Welt. Ohne Zweifel lebten wir auch sehr lange in der einen oder anderen Gemeinschaft. Aber wir haben nie auch nur für einen Augenblick zu begreifen versucht, wo wir stehen und was wir sind. Alle Glaubensrichtungen haben unleugbar Gott als den höchsten gemeinsamen Faktor. Die Grundlehren sind in allen Religionen die gleichen, ungeachtet ihrer verschiedenen Ausdrucksweise.

Im Menschen ist Licht, und aus diesem geht das immer währende Tonprinzip hervor. Wenn man sich darauf einstimmt, kommt man in Verbindung mit der Wahrheit.

Die Schriften künden uns von diesem Tonprinzip. Sie bilden den Bericht über die wertvollen Erfahrungen erleuchteter Seelen, und als solche sind sie sehr kostbar für uns. Aber wir müssen das Innere Licht und den Inneren Ton, von dem die Schriften sprechen, selbst erleben. Die Upanishaden lassen uns wissen, dass der Weise Ingris diese geheime Lehre Lord Krishna bekannt gab. Zoroaster, Pythagoras, Plato und Aristoteles lehrten, jeder zu seiner Zeit, das Gleiche. Auch die Hinduschriften legen großes Gewicht auf „Shruti“ – das, was gehört wird. Die Moslem-Heiligen nennen es Noor und Kalam-i-Qadim.

Im menschlichen Körper hat der Herr des Ausgleichs seinen Sitz, der jedem Einzelnen die Waage hält. Der Geist im Innern ist eine Mine von Diamanten, Rubinen und Jaspisen von unschätzbarem Wert.

Die Gotteskraft Innen trägt Sorge für die Bedürfnisse von uns allen und kennt sie, ehe wir davon wissen. Demgemäß sieht Sie nach ihnen und gibt, was recht und notwendig ist. Die genannte Kraft hat uns auch mit einem vortrefflichen Werkzeug versehen, das als Manas oder Gemüt bezeichnet wird. Gegenwärtig wirkt es in die äußere Welt. Alles, was man zu tun hat, ist, seine Richtung zu ändern. Es ist ein verbindendes Glied zwischen dem stofflichen Körper und der nichtstofflichen Seele, die zwei völlig verschiedene Dinge sind.

Du bist Bewusstsein und dein Körper ist ein Klumpen Lehm. Wie sind beide miteinander verbunden?

Das Gemüt ist eine starke Kraft, die zwischen ihnen steht und die Färbung beider annimmt. Wenn es sich den Sinnen anschließt, wirkt es durch diese. Könnte man es jedoch nach Innen kehren, würde es dem Geist folgen. Wie das Feuer ist es ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Hat man es unter Kontrolle gebracht, geht es nach Innen. Es muss natürlich auf den Pfad zu Gott gestellt werden. Die Meister-Seele hilft dabei, es mit der Gotteskraft im Innern zu verbinden. Sobald es einen Vorgeschmack vom Licht und Leben Gottes erhält, verliert die Welt allen Reiz. Eine solche Meister-Seele, mit der Fähigkeit, die rettende Lebensschnur im Innern zu offenbaren, ist ein großes Geschenk Gottes.

Es heißt:

Das Gemüt richtet sich nach der Welt, wohingegen eine disziplinierte Seele dem nachkommt, was der Lehrer sagt.

Wir sind Sklaven des Gemüts und folgen ihm, wohin immer es uns im Bereich der Sinne zieht. Auf den Meister hören wir nur, wenn das Gemüt dazu bereit ist. Das Auge einer Erleuchteten Seele sieht alles. Sie sieht, wo wir stehen und wie hilflos wir im Strom der Zeit dahintreiben. Sie weiß, dass der menschliche Geist vom Wesen Gottes ist und dass auch in uns die Gotteskraft wirkt. Sie bedauert uns in unserer misslichen Lage. Aus reinem Mitleid sucht Sie uns aus dem Ödland der Welt herauszuholen. Sie rät uns, das Gemüt zum Freund zu machen. Wenn es tagtäglich für eine Sache eingespannt ist, wird ihm diese zur Gewohnheit. Wir müssen nur wie ein guter Weichensteller die Weiche nach Innen stellen und dem Gemüt eine neue Richtung geben. Und wer gibt ihm diese? Das müssen wir tun. Wann können wir ihm diese Richtung geben? Nur, wenn wir uns der Wirklichkeit in uns bewusst werden. Die Erleuchtete Seele gibt uns eine lebendige Verbindung mit der Bewusstheit, die bereits in uns ist. Darüber hinaus gewährt Sie Innere Führung und Hilfe.

Wir müssen daher die Worte des Meisters als unumstößliche Wahrheit nehmen und sie buchstäblich befolgen:

Lasst meine Worte in euch bleiben, und bleibet ihr in mir,

ist Christi Ermahnung.

Halte dich an die Worte des Gurus, und verankere sie im Gemach deines Herzens.

Gurbani

Es gibt nur eine Möglichkeit, im Herzen eines anderen Menschen zu leben:

Liebe bringt Liebe hervor.

Wenn ihr jemanden liebt, ist es nur natürlich, dass eure Liebe erwidert wird. Wenn der Schüler des Meisters gedenkt, wird Sich Dieser wiederum ihm zuwenden.

Der Meister achtet auf den Schüler mit jedem Atemzug Seines Lebens.

Dies ist nichts anderes als das Gesetz von Ursache und Wirkung. Der Große Meister lässt uns auf sehr liebevolle Weise von dem wissen, der das Gleichgewicht im Innern wahrt. Jetzt liegt unser ganzes Gewicht in der Schale auf dieser Seite der Welt. Wir müssen dieses Gewicht nach und nach in die andere Schale verlegen. Doch wie? Unter der Führung von Einem, Der uns dabei helfen kann, das Gewicht zu verlagern. Das Gemüt ist zweifellos wie ein wilder Elefant, aber mit Hilfe strenger Maßnahmen kann es durch den Meister kontrolliert werden.

Das Gemüt läuft den weltlichen Freuden nach; dessen ungeachtet zieht es das Wort des Meisters nach der anderen Seite.

Dem Heiligen Wort wohnt eine große Anziehungskraft inne. Es wirkt wie ein Magnet und kehrt das Gemüt um.

Der Bereich der Sinnesfreuden verliert allen Reiz, wenn man einmal das Göttliche Elixier gekostet hat.

Ganz vertieft in die Welt, ist sich das Gemüt des Glücks, das im Wort liegt, nicht bewusst. Das ist nur eine Sache des Vergleichs. Wir müssen das eine gegen das andere abwägen. Dieses Wunder bewirkt die Musik des Wortes.

Solange man nicht das Elixier des Lebens kostet, erlangt man keinen Frieden.

Wie können wir am Göttlichen Gefallen finden?

Im Gurbani wird uns gesagt:

Macht, Mammon und Verstand sind von keinem Nutzen. Ein Sadh allein kann euch dazu verhelfen.

Der Begriff Sadh ist schwer zu bestimmen.

Die Schriften sagen uns: Ein Sadh ist nichts anderes als ein Menschlicher Pol, über Den die Gotteskraft wirkt.

Wie können wir den Wert von Naam oder dem Heiligen Wort ermessen, wenn wir es ohne Hilfe eines Gurus nicht erlangen können?

Naam ist etwas Unschätzbares, es birgt eine ungeheure Kraft.

Jene, die sich mit dem Wort verbinden, deren Mühen werden enden.

Weder die Glaubensgemeinschaften noch die Schriften können uns zu Naam verhelfen. Nur wenn es der Wille des Meisters ist, kann man es erreichen. Er gibt uns dafür das rechte Verstehen und die unmittelbare Erfahrung.

Der Guru zeigt uns die Wahrheit.

Die direkte Erfahrung zählt. Es ist Aham Brahm oder hier ist Brahm. Im Allgemeinen wird uns geraten, den Pfad Schritt für Schritt zu gehen; dann gelangen wir dorthin. Aber auf welchem Pfad bewegen wir uns in Wirklichkeit? Da wir uns auf der Sinnesebene befinden, führt er über die Sinne. Die Wahrheit liegt weit über den Sinnen und dem Gemüt. Wir mögen unser ganzes Leben lang rechtschaffene Taten vollbringen, deren Früchte wir ernten werden. Auch gute Taten reichen gleich den schlechten aus, die Jivas zu binden. Wir müssen uns deshalb über den Bereich der Karmas erheben. Dieser Aufstieg wird in der Gemeinschaft eines Heiligen möglich, denn Er gibt eine Erfahrung davon. Durch die Weisungen des Gurus beginnen wir mit dem Wort in Verbindung zu kommen. Diese Erfahrung bildet die Grundlage oder das Stammkapital, mit welchem wir fortschreiten müssen. Es ist gewissermaßen unser eingetragenes Vermögen, um in der Welt praktisch voranzukommen. Ohne ein solches Anfangskapital kann nichts unternommen werden. Es ist nicht genug, nur die Formel zu kennen, ohne dass man den einleitenden Versuch macht, sie in die Praxis umzusetzen. Die Worte, die zur Wiederholung gegeben wurden, sind einzig dazu da, beim Zurückziehen der Sinnesströme zu helfen, aber darüber hinaus können sie nicht dazu beitragen, das Innere Auge zu öffnen. Dies wird durch die Übermittlung des Lebensimpulses vom Lebenden Meister erreicht.

Darum ist gesagt:

Suche dich nicht ohne die Hilfe eines Gurus mit dem Wort zu verbinden.

Ähnlich steht in den Evangelien:

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.

Nur der Sohn Gottes kann Gott und Seine Kraft im Menschen enthüllen

[…] Niemand kennet den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

So ist es eine Frage der Offenbarung und nicht der bloßen Unterweisung.

Nanak sagt uns im Jap Ji:

Du hast nicht die Kraft, zu sprechen oder stille zu sein, keine Kraft, zu verlangen oder zu geben. Du hast nicht die Macht über Leben und Tod, keine Macht über Reichtum oder Stand, wofür du immer rastlos bist. Du hast keine Macht über spirituelles Erwachen, keine Kraft, die Wahrheit zu erkennen oder deine eigene Erlösung zu erlangen. Möge der, welcher die Kraft zu haben glaubt, es versuchen.

Jap Ji, Strophe 33

Daraus sehen wir, dass die Erlösung allein von Seinem Willen abhängt. Man muss sie Seinem Willen unterwerfen und dann warten und wachsam sein.

Nur jene, denen es bestimmt ist, können mit dem Wort in Verbindung kommen.

Ebenso ist in der Offenbarung gesagt, dass

Jene, die des Vaters Namen an ihre Stirn geschrieben haben, werden die Gotteskraft sehen.

Das Innere Licht macht einen zum Khalsa oder dem Reinen. Wann wird ein Mensch rein?

Die Schriften sagen uns in diesem Zusammenhang:

Wenn man mit dem Inneren Licht in seiner Fülle in Berührung kommt, dann allein, auf keine andere Weise, wird man rein.

Guru Gobind Singh sagt von Sich:

Der Khalsa ist meine eigene Form, und ich wohne im Khalsa; mein Satguru ist ebenfalls ein Khalsa.

Wahre Ergebung besteht in der Offenbarung des Inneren Lichts und der Inneren Musik. Und wer auch immer bei diesem Prozess Erfolg hat, ist wahr zu sich selbst, ob er nun ein Hindu, ein Moslem, ein Christ, ein Sikh oder irgendetwas anderes ist. Das Geheimnis liegt darin, ein Gurumukh zu werden oder ein vom Meister auserwähltes Gefäß, in das Seine Gnade herabkommen kann.

Das Recht, sich dem Vater zu nähern, ist das Geburtsrecht eines jeden von uns. Es ist nicht einer bestimmten Religionsgemeinschaft oder Sekte vorbehalten, wie viele von uns denken und glauben. Als Guru Arjan die Sikh-Schriften vorbereitete, war Er bestrebt, die spirituellen Erfahrungen aller Weisen und Seher der Vergangenheit zu sammeln, soweit sie Ihm zugänglich waren. Wir haben darin die Aussprüche von Ravi Das, dem Schuster-Heiligen, Kabir, dem Weber-Heiligen, Dhanna Jat und sogar Sadhana, der einst von Beruf Metzger war. Darum müssen wir nach einem Menschen suchen, Der die Gotteskraft in Sich offenbart hat. Von solch einer Erleuchteten Seele erhält man natürlich beides, die mündliche Unterweisung und die Innere Erfahrung.

Sie sagt uns:

Der Mensch ist zuerst und zuletzt Mensch, erkennt dies als eine Tatsache.

Es ist das grundlegende Prinzip. Die religiösen Etiketten kommen später. Der Hauptzweck für eine solche Kennzeichnung liegt darin, die Gemeinschaften vor Verfall zu bewahren. Als Nächstes macht Er uns zum Gurumukh. Wer ist nun ein Gurumukh? Ein Gurumukh ist einer, der zum Licht Gottes in sich vordringt. Es ist somit die Mission eines Vollendeten Meisters, uns einen Beweis der Inneren Wahrheit zu geben und sie uns ins Bewusstsein zu bringen.

Man muss im menschlichen Körper Ehrfurcht und Liebe entfalten; dann sieht man durch die Gnade des Meisters die Wirklichkeit.

Wir können die Gotteskraft ganz sicher kennen lernen, Sie verstehen und uns durch die Hilfe und Führung eines Gottmenschen mit Ihr verbinden. Wo Liebe ist, da ist auch Ehrfurcht. Wer würde es mit dem Glauben an den Vollendeten Meister – an Einen, Der allmächtig, allwissend und allgegenwärtig ist – wagen, irgendetwas Unrechtes zu tun? Dann würde die Liebe zu Ihm eine weitere Stärkung des Glaubens sein.

Hört auf die Unterweisung eines Vollendeten Meisters, und ihr werdet Par Brahm in Reichweite sehen.

Diese Liebe und der Glaube kommen gleichfalls durch die Gnade eines Vollendeten Meisters. Er kann uns helfen, die Liebe und den Glauben zu entwickeln.

Alle Götter und Göttinnen wohnen im menschlichen Körper; die ganze Schöpfung wird durch sie erhalten.

Die ganze Welt verehrt die drei Kräfte Gottes – das schöpferische Prinzip (Brahma), das erhaltende Prinzip (Vishnu) und das zerstörende Prinzip (Mahesh). Jede dieser drei Kräfte wirkt im Körper. Brahma ist im Zeugungsorgan und führt das Werk der Fortpflanzung aus. Vishnu hält im Nabelzentrum den Körper in guter Verfassung, indem die Nahrung verdaut und in lebensspendende Energie für den Körper umgesetzt wird. Mahesh oder Shiva wickelt im Herzzentrum die Lebensvorgänge dadurch ab, dass er die niederen Elemente in einen dunstförmigen Zustand verwandelt. Wenn die Sinnesströme zum Augenbrennpunkt am Sitz der Seele gelangen, bleiben die drei Kräfte bereits zurück und erfüllen ihre jeweiligen Aufgaben. So wird man erkennen, dass der Sitz der Seele am Augenbrennpunkt viel höher liegt als die elementaren Zentren darunter. Und warum ist das so? Weil die Seele vom Wesen Gottes ist.

Nanak sagt darüber:

Die Große Mutter empfing und brachte drei Regenten hervor: Als ersten den Schöpfer, als zweiten den Erhalter und als letzten den Zerstörer. Was Er will, vollbringen sie. Sie wirken unter Seinem Willen. Doch groß ist das Wunder; denn obgleich Er über ihnen wacht, erblicken sie Ihn nicht.

Jap Ji, Strophe 30

So ziemt es sich für uns, das Höchste Wesen zu verehren. Wir sollten vor den verschiedenen Gotteskräften Achtung und Ehrfurcht haben, aber Gott allein ist unserer Anbetung und Verehrung würdig. Diese Gotteskräfte können ihre Ergebenen nach dem Tod zu ihrer eigenen jeweiligen Region oder Ebene mitnehmen, aber sie können uns nicht aus der Gebundenheit befreien.

Der Wahre Eine hat die Bühne der Welt errichtet, auf der die Schauspieler kommen und gehen.

Mit Hilfe der drei von der Großen Mutter geborenen Kräfte führt Gott Seinen Plan und Seine Schöpfungsabsicht aus, und in der Ordnung des Geschaffenen haben wir tatsächlich eine viel höhere Stellung inne als diese Kräfte.

Der Vollendete Meister Selbst offenbart das Wort; und dieses Wort wird zum Mittel der Befreiung.

Der Vollendete Meister zeigt uns während der Lebenszeit die Ebenen und Unterebenen in Brahmand (Universum). Ein Wahrer Lehrer verlangt von uns nicht, Dinge in gutem Glauben oder Vertrauen anzunehmen. Er möchte, dass wir mit eigenen Augen sehen und mit eigenen Ohren hören – natürlich mit den Inneren Augen und Ohren –, solange wir noch in der Welt leben. Wie können wir auf die ungewisse Zukunft bauen, die uns etwas geben mag, vielleicht aber auch nicht? Sehen heißt glauben. Eine direkte Wahrnehmung ist mehr wert als alle Theorien und Lehrsätze. Nun müssen wir, soweit wir es können, die Anfangserfahrung entwickeln, indem wir die Weisungen des Lehrers befolgen.

Er gibt uns das Innere Auge, ohne das wir alle blind sind. Blindheit wird so gekennzeichnet:

Nicht diejenigen sind blind, die keine Augen im Kopf haben. Ein Blinder ist der, o Nanak, welcher den Herrn nicht sieht.

Wenn das Innere Auge entwickelt ist, beginnt man das Licht Gottes in sich zu sehen und das Wirken des Göttlichen Willens zu verstehen. Der Hörbare Lebensstrom ist der Strom des Lebens, und eine Erfahrung von Ihm vermittelt uns alle Weisheit.

Der menschliche Körper ist wirklich menschlich, welcher den Satguru verehrt. Ein solcher Körper ist fürwahr Gottes eigenes Werk.

Wir bauen Tempel, Moscheen, Kirchen und Gurdawaras mit unserer Menschenhand. Aber dieser Tempel des menschlichen Körpers wurde von Gott Selbst erschaffen, und Seine Kraft wirkt darin in Fülle. Wenn wir durch die Hilfe einer Meister-Seele die Gotteskraft in diesem Körpertempel offenbaren können, werden wir wahrhaft gesegnet sein.

Ohne das Heilige Wort gibt es keine Zufluchtsstätte, und wir können dem Kreislauf der Geburten und Tode nicht entrinnen.

Jeder von uns sitzt in dem gewaltigen Rad, das uns in dem mächtigen Irrgarten der Schöpfung hinauf- und hinunterträgt; und da gibt es keinen Frieden für die Seele. Bei den Hindus ist es Brauch, eine irdene Lampe anzuzünden und sie neben den Kopf des Sterbenden zu stellen, wenn sich der letzte Augenblick des Lebens nähert. Er wird aufgefordert, direkt in die Flamme zu blicken, in der Meinung, dass diese seine Seele mit nach oben nimmt. Das ist nur ein äußeres Ritual für das Wahre Licht, das allein der Seele bei ihrer Weiterreise hilft.

Von Ihm heißt es:

Diese Lampe brennt ewig.

Eine Erleuchtete Seele bringt uns mit diesem Leben in Verbindung, so dass wir auf dem Spirituellen Pfad beginnen können. Um das Meer des Lebens zu überqueren, brauchen wir sowohl das Innere Licht als auch das Innere Tonprinzip. Diese Inneren Offenbarungen sind in der Gemeinschaft Dessen möglich, Der Sie in Sich Selbst enthüllte. Wer diesen Inneren Kontakt bisher nicht erhalten hat, bleibt noch im Bereich der Zeit und muss für alle seine Handlungen Rechenschaft ablegen:

Mit der Offenbarung der Gotteskraft im Innern wird das Buch der Taten abgeschlossen. O Nanak, ein solcher hat dem gerechten König  keine Rechenschaft abzulegen.

Der Satguru gleicht alle Konten Seiner Schüler aus. Er nimmt die Seele aus der Welt.

Einzig die Meister-Kraft kann die Sinnesströme aus dem Körper herausziehen. Nur ein Begünstigter findet den Vollendeten Meister, Der die Seele mit dem Tonstrom verbindet.

Ein Wahrer Heiliger gibt eine tatsächliche Innere Erfahrung.

Er sagt:

Nimm nie die Worte eines Meisters für bare Münze, bis du selbst siehst, dass das, was Er sagt, wahr ist.

Durch die persönliche Erfahrung gewinnt man eine feste Überzeugung. Das Studium der Schriften erweckt in uns ein gewisses Interesse und bereitet uns darauf vor, das, was sie sagen, praktisch zu erproben.

O Nanak, die Größe Gottes versteht man nur, wenn Gott Selbst es in Seiner Gnade will.

Allein durch die Gnade Gottes begegnet man einem Heiligen, Der die Wahrheit verkörpert. Ein Solcher zeigt uns den Weg nach Innen. Dann gibt Er uns einen tatsächlichen Beweis dessen, was Er uns kundtut. Nicht zuletzt führt Er in Seiner Strahlenden Form die Seele im Innern vom Augenbrennpunkt an aufwärts. Die Gemeinschaft eines solchen Heiligen ist wirklich ein Segen.

O Nanak, löse alle Verbindungen mit den Menschen der Welt, und suche die Ewige Freundschaft eines Heiligen, denn die Menschen der Welt verlassen dich früher oder später schon bei Lebzeiten, während Er bis zuletzt, hier und im Jenseits, zu dir stehen wird.

Das alles und noch viel mehr ist das Werk eines Heiligen, Der Gott zum Mittelpunkt hat. Er allein kann euch durch die Kraft des offenbarten Wortes erlösen. Dies ist eine Belehrung von Guru Amar Das. Sein Aufruf gilt nicht einer bestimmten Gemeinschaft, sondern richtet sich an die ganze Menschheit.

Erleuchtete Seelen künden die Wahrheit, die allen gemeinsam ist.