VI

Herberge des Wahns

Der Mensch verbringt sein ganzes Leben mit dem Erforschen der so genannten Wunder der Welt in den äußeren Dingen und an äußeren Orten, aber wenige denken je daran, die Inneren Tiefen dieses wundervollen Hauses, die physische Gestalt, in der wir leben, zu erforschen. In der ganzen Geschichte haben nur wenige das in Dunkel gehüllte Rätsel des Lebens gelöst.

Was sehen wir, wenn wir den Körper betrachten? Sehen wir nur eine 1,50 m bis 1,80 m hohe Figur aus Materie? Erkennen wir nicht, dass diese menschliche Form von einer Kraft erhalten wird, die in der Tat in sie eingeschlossen ist? Obwohl der Körper neun Öffnungen hat, kann der in ihm Gefangene durch keine von ihnen hinausgelangen. Warum nicht? Weil er überwacht wird. Die Atmung geht unaufhörlich weiter; ist der Atem außen, bleibt er nicht dort, eine Kraft zieht ihn in den Körper zurück. Manchmal wird auf einen Menschen vielleicht zehn- oder zwanzigmal geschossen, doch er stirbt nicht. Andererseits kann er beim Gehen ausgleiten und sich das Genick brechen; was für ein großes Rätsel! Wir wissen nichts über diese Innere Kraft; wir verwenden niemals einen Gedanken darauf oder auf die Quelle, von der sie ihr Leben bekommt und die sie erhält.

Die Meister haben gesagt, dass Menschen, die nicht an Gott glauben, selbst wenn sie immer heiligen Stätten nahe sind, als Atheisten gelten. Doch jene, die nicht wissen, wer sie wirklich sind, sind bei realistischer Betrachtung noch größere Atheisten. Erlaubt, aber sind wir, was Gott betrifft, nicht alle Atheisten? Denn keiner hat Ihn gesehen. Ein kleines Kind ist sich seines Wahren Selbst bewusster als ein Erwachsener, doch wenn es heranwächst, wird es mehr und mehr des Körpers gewahr. Danach gefragt, wer es sei, wird es Mund und Augen weit aufmachen in dem Bestreben, zu sagen, was es wirklich ist; aber sobald es erwachsen ist, wird es euch erklären: Ich bin Ram Das oder Ich bin Ram Singh, denn es kann zwischen dem Körper und seinem Wahren Selbst nicht unterscheiden.

Wenn ihr sagt: 'Dies ist mein Körper', habt ihr ihn je abgelegt, so wie euren Mantel oder eure Schuhe? Wir bemerken: 'Dies ist mein Körper', aber in Wirklichkeit sind wir der Körper geworden. Wir wissen nicht, wer das 'Ich' ist oder wer da sagt: 'Das gehört mir.' Es ist eine eher schädliche Unwissenheit, sein Wahres Selbst nicht zu kennen – das, welches letztlich das Überselbst erfahren muss. Das Selbst oder die Seele ist das bewusste Wesen, das den Körper belebt und für seine bloße Existenz von etwas noch Größerem abhängt. Solange es sich über sein Wahres Wesen nicht im Klaren ist, kann es nicht das Größere Wesen erfahren. Folglich gibt es im eigentlichen Sinne sehr wenige Theisten in der Welt; denn der ist ein Theist, wer sich selbst und auch den Herrn erkannt hat.

Verstandesmäßig kann die ganze Welt sagen:

Ich bin nicht das Gemüt, ich bin nicht die Sinne, ich bin nicht der Intellekt, ich bin nicht die Pranas usw.,

aber hat sich je einer von diesen Dingen getrennt? Wir können unseren Mantel und unseren Hut ablegen, doch können wir aus dem Körper gehen und sehen, wer der Bewohner ist?

Selbstverwirklichte Menschen sagen, dass das größte Buch des Wissens die physische Gestalt ist, durch die alle Schriften zustande kamen. Jene, die den Körper erforschten – die Rishis, Munis und Mahatmas – erkannten den Wahren Sinn des Geheimnisses und fanden die Kraft, die den Menschen überwacht, das heißt sein eigentliches Selbst. Dieses wiederum wird durch das Überselbst erhalten. Die Schriften gingen von solchen Menschen aus, die Innerlich im Einklang waren, die durch Selbstanalyse und Erheben über das Körperbewusstsein eine Höhere Verbindung erlangten und das Sprachrohr der Größeren Kraft wurden. Was sie auch sagten, kam direkt von dieser Kraft; sie sprachen nicht auf der Ebene des Gemüts oder der Sinne, und das ist der große Unterschied zwischen den Worten eines Verwirklichten Menschen und solchen, die vom Verstand kommen, denn der Verstandesmensch kann nur von dieser Ebene aus sprechen, wohingegen die Verwirklichte Seele so spricht, wie es Ihr von oben eingegeben wird.

Emerson sagte:

Gedanken, die sich ohne Nachdenken einstellen, sind immer fehlerlos.

Ein Moslem-Heiliger erklärt:

Du bist in der Tat der Ursprung aller Bücher.

Und ferner:

Wenn dein äußeres Selbst das Wirkliche Selbst findet, wirst du erkennen, dass etwas in dir ist und dass Gott in dir spricht.

Guru Nanak sagt:

Was immer von dem Geliebten kommt, das gebe ich kund.

Er äußert Seine eigenen Gedanken.

Christus erwähnte:

Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater, Der mich gesandt hat, Der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll.

Als Philippus verlangte, dass ihm der Vater gezeigt werde, erinnerte ihn Christus:

So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater; […] Glaubst du nicht, dass ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, Der in mir wohnt, Der tut die Werke.

Wenn man zum Beispiel ein Radio hört, das genau eingestellt ist, vernimmt man den Ton. Woher kommt er? Von der Sendestation, auf die es eingestellt ist.

Ein Gottverwirklichter Mensch ist im Einklang mit dem Herrn, und der Herr spricht in Ihm:

Brahma spricht durch die physische Gestalt; wie könnte Brahma sprechen, wenn es diese nicht gäbe?

Das Göttliche Bindeglied ist in jedem Menschen; nicht in einem mehr und in dem anderen weniger, sondern in allen gleich. Doch nur jene, die zur Erkenntnis gelangten und das Sprachrohr Gottes wurden, können sehen:

Ich und der Vater sind Eins.

Der Grund dafür ist, dass Sie Sich über das Gemüt, die Sinne und das Netzwerk der Täuschung erhoben hatten und sahen, dass der Erhalter allen Lebens ein und derselbe Herr ist.

Zu Lebzeiten von Rishi Bhardwaj kam eines Tages ein Familienvater namens Shonak zu ihm und fragte:

Maharaj, was ist es, wodurch man alles andere erkennen kann?

Der Rishi sah ihn an und stellte fest, dass er eine Familie hatte. Ihr müsst wissen, dass die Familienväter heute ganz anders sind. Zu jener Zeit gründete ein Mann einen Hausstand, nachdem er fünfundzwanzig Jahre Brahmacharya (Keuschheit in Gedanken, Worten und Taten) geübt hatte, in denen er sich umfassende Kenntnis über die Veden und Shastras, die alten Hindu-Schriften, aneignete. Nach fünfundzwanzig Jahren des Lebens in der Familie trat er gemäß den Lehren der Shastras, fern von allem weltlichen Dasein und weltlichen Menschen, in den Vanprastha-Ashrama (Leben der Abgeschiedenheit, das nur der Erkenntnis des Herrn geweiht war) ein. Man kann sagen, dass diese Phase heutzutage eher zu einem Geschäft geworden ist. Jemand liest ein oder zwei Bücher und beginnt dann Vorträge zu halten, schenkt aber dem Inneren Selbst wenig Beachtung. Was kann einer über das Thema sagen, wenn sein Auge nicht geöffnet ist?

Kabir Sahib unterhielt Sich einmal mit einem gelehrten Pandit und sagte schließlich zu ihm:

O Bruder, deine Ansicht und meine Ansicht können niemals übereinstimmen ich sage, was ich sehe, du aber, was geschrieben wurde.

Aus Erfahrung zu sprechen ist etwas ganz anderes. Man kann dadurch, dass man die Darlegungen eines anderen liest, nie völlig überzeugt sein, denn selbst sehen heißt glauben. Gott gab allen Menschen die gleichen Vorrechte, und der einzige Unterschied zwischen einer Meister-Seele und einem gewöhnlichen Menschen besteht darin, dass der Eine in Harmonie ist und der andere nicht. Die verkörperte Seele hat Bewusstsein, denn obwohl sie in dieser physischen Gestalt lebt, ist sie doch wesenseins mit Gott, Der alles Bewusstsein ist. Er ist das Meer, und wir sind die Tropfen, aber unglückseligerweise stehen wir unter dem Einfluss des Gemüts; das Gemüt wiederum wird durch die Sinne angezogen, und die Sinne werden von den weltlichen Freuden gefesselt. Auf diese Weise wurde der Jiva (die verkörperte Seele; die Seele in der Schöpfung) zum Abbild des Körpers und der Welt und ist diesen so sehr gleich geworden, dass er nicht mehr weiß, wer er wirklich ist. Wer sein Selbst vergessen hat, ist von der Erkenntnis des Herrn sehr weit entfernt.

Aus diesem Grunde haben nahezu alle Meister geraten:

Mensch, erkenne dich selbst.

Nanak sagt:

Ohne sich selbst zu erkennen, wird diese Täuschung nie vergehen.

Und wann sieht man, was die Seele ist?

Dann, wenn Sinne und Gemüt ruhig sind und der Verstand schweigt, wird man die Seele erkennen.

Es ist Sache der Seele, den Herrn zu erfahren.

Er kann nicht durch die Sinne, das Gemüt, den Verstand oder die Pranas erkannt werden.

Daran gibt es keinen Zweifel.

Wissen ist gleichsam das Kind aller Bücher und Liebe ihr Ursprung, denn Gott ist Liebe, und die Seele, vom selben Wesen wie der Herr, ist ebenfalls Liebe. Aber was machen wir mit dieser Liebe? Auf der Sinnesebene zerstreuen wir sie in Hunderte und Tausende von Richtungen.

Ein Herz und Millionen Wünsche; darüber hinaus noch mehr Wünsche; wo ist da Platz für Ihn?

Sich von allem anderen zurückzuziehen und an einer Stelle zu konzentrieren wird große Kraft hervorbringen. Hat ein Rohr zehn Löcher und dichtet ihr neun davon ab, wird das Wasser aus dem zehnten geradezu herausschießen. Bisher war unsere Seele unter der Herrschaft des Gemüts; aber indem sie sich den äußeren Einflüssen entzieht und Kraft bekommt, kann sie über das ganze Wesen Kontrolle gewinnen. Bedenkt, Gott ist alle Aufmerksamkeit, und die Seele, da von derselben Natur, ist in einem Miniaturausmaß ebenfalls Aufmerksamkeit. Als diese gesamte Aufmerksamkeit aus Einem vieles werden wollte, entstand die ganze Schöpfung. Auch die Seele hat große Kraft, aber unter dem Einfluss des Gemüts hat sie ihre Aufmerksamkeit hierhin und dorthin zerstreut und sich dadurch selbst geschwächt. Würde sie sich nur von den äußeren Anziehungspunkten zurückziehen, könnte sie zumindest eine Stadt erschaffen. Mit großer Sorge sage ich, dass die Stärke der Seele in so viele Richtungen zerteilt ist.

Darum erklären alle Wahren Meister, dass Gotterkenntnis eine einfache Sache ist.

Was ist es, wodurch man den Herrn erkennt? Verpflanzt lediglich die Aufmerksamkeit von hier nach dort.

Man braucht sich nur zurückzuziehen und die zerstreute Aufmerksamkeit zu konzentrieren. Wie ihr wisst, werden die Sonnenstrahlen normalerweise nichts verbrennen, aber wenn ihr sie durch eine Konvexlinse lenkt und dadurch sammelt, wird alles, worauf sie fallen, in Flammen aufgehen. Der ganze Zweck dieses Lebens besteht darin, still zu werden – sich von der äußeren Umgebung zurückzuziehen und zu konzentrieren. Ihr habt große Kraft in euch; ihr seid das Kind eines Löwen.

Als nun Rishi Bhardwaj die Frage des Familienvaters Shonak beantwortete, suchte er es auf eine Weise zu tun, die ihm bei der Erfüllung seiner häuslichen Pflichten helfen konnte.

Da er wusste, dass Shonak ein gebildeter Mann war, sagte der Rishi:

Es gibt zwei Arten von Lehren. Die eine wird Apara Vidya genannt und die andere Para Vidya.

Apara Vidya wird aus Büchern, Schriften usw. abgeleitet; es erweckt im Suchenden ein Interesse, das auch zu einer gewissen Ergebenheit führt. Darum werden Bräuche, Riten, Pilgerfahrten, Gebete, das Singen von Hymnen, Almosengeben, Fasten, sich Härten unterziehen und anderes für die Entfaltung von Bhakti (Ergebenheit in Gott) förderlich sein. Das alles ist jedoch nur die Bereitung des Bodens und bringt keine wirkliche Befriedigung, da es weder zur Erlösung noch zu Erkenntnis führt. Alle diese Dinge fallen unter die Kategorie guter Handlungen, und man mag durch sie einen Platz im Himmel erwerben; aber die Seele wird immer wieder zur Erde zurückkehren müssen, da sie alle zur Sinnesebene gehören.

Dies sind die ersten Schritte, die man tun muss, um zum Herrn zu gelangen, so wie ein Kind zur Schule geht und als erstes lernt, einen Griffel zu benutzen. Aber ihr könnt leicht sehen, wie viel solche Handlungen wert sind. Ihr alle habt irgendwann einmal diese Stufen durchlaufen, doch geht nun weiter. Macht den besten Gebrauch des von euch geschaffenen Fundaments; denn dieses allein kann euch nicht zum letzten Ziel bringen, ohne dass ihr euch selbst erkennt. Brüder, zieht euch zurück, werdet euch eures Selbst bewusst, und kommt in Verbindung mit dem Überselbst.

Wie Rishi Bhardwaj dem Familienvater Shonak sagte:

Wenn du dich selbst erkennst, wirst du alles erkennen.

Nun könnt ihr sehen, dass diese Lehre für jeden wahren Gottsucher ist. Gott schuf den Menschen, aber Er hat ihn nicht mit irgendeiner Etikette versehen. Der Sinn aller Religionen besteht darin, Gott zu erkennen, diese Lebensreise in Frieden und Genügsamkeit zu verbringen und indem man einander nützlich ist. Das waren die wirklichen Ziele, aber was wurde erreicht?

Er schickte sich an, Gott zu erkennen, aber das Gemüt kam zu Fall.

Ihr mögt fragen:

Haben wir uns verirrt?

Ja, ganz entschieden ja.

Ein Moslem-Heiliger sagt, dass die Grausamkeiten, die der Mensch sich selbst gegenüber begangen hat, nicht einmal der Allerblindeste begehen würde. Und welches ist die größte Grausamkeit? Wir leben in diesem Haus und haben die Verbindung mit Dem verloren, Der es in Gang hält. Das Rätsel des Lebens muss gelöst werden, wobei es nichts zu sagen hat, welcher Religion man angehört.

Die Meister, Welche dieses Geheimnis lösten, wurden in verschiedene Religionen hineingeboren, genau wie jene, die mit Ihnen Verbindung aufnahmen und es ihrerseits zu lösen lernten. Ravidas war ein Schuhmacher, Kabir Sahib ein Weber, Tulsi Das ein Brahmane.

Der Mensch brachte die Kasten hervor, aber Gott schuf die Seele und gab ihr Gestalt im menschlichen Körper. Erhebt euch zuerst über die Sinne, und dann sagt, was ihr seid und welches eure Religion ist. Ganz gleich, wessen Meisters Hymnen ihr nehmt, das Thema wird dasselbe bleiben, auch wenn sich Sprache und Ausdrucksweise unterscheiden. Die Meister betrachten die Menschen nicht unter dem Aspekt ihrer Religionszugehörigkeit, sondern sehen jeden als Seele im Körper und schauen auf alle von der Ebene der Seele. Sie sind nicht Gurus irgendeiner bestimmten Religion, sondern Gurus der Menschheit.

Ein Satguru ist Der, Welcher alle Menschen zusammenbringt.

Für Ihn gibt es keinen Kasten- oder Glaubensstreit – keinen Gedanken daran, mit alten Traditionen zu brechen oder neue zu begründen. Tatsächlich sagen Sie, dass es bereits mehr als genug Religionen und Glaubensrichtungen gibt. Unser Hazur pflegte zu bemerken, dass es keinen Sinn habe, neue Brunnen zu graben, wenn schon genügend da sind, um die Leute zu versorgen. Der Mensch muss entweder seiner Religion nachkommen oder eine neue gründen. Ist es dann nicht besser, in eurer jetzigen Gemeinschaft zu bleiben? Aber während ihr nach ihren Zielsetzungen und Vorschriften lebt, sucht nach Einem, Der das Mysterium des Lebens gelöst hat und euch helfen kann, dasselbe zu tun. Ihr mögt eine solche Persönlichkeit in jeder beliebigen Religion finden, und ihr könnt sie nennen, wie ihr wollt.

Um in einem bestimmten Fach kundig zu werden, muss man zu einem Experten dieses Fachbereichs gehen. Wenn ein Mensch den ehrlichen Wunsch hat, etwas über die Seele zu erfahren, sollte er sich an einen Kompetenten Lehrer der Spiritualität wenden – an Einen, der Sich Selbst und das Überselbst erkannt hat. Das ist eine Sache des gesunden Menschenverstandes und erfordert keine Philosophie. Jeder Große Lehrer auf diesem Gebiet sagt, dass wir alle verkörperte Seelen sind, die in der physischen Form leben, von der wir den größten Vorteil haben können, wenn wir die gegebene Situation bestmöglich nutzen. Der Mensch ist die Krone aller Gattungen und steht auf der höchsten Stufe in der Schöpfung, denn Gott hat diese Gestalt mit der Unterscheidungskraft versehen, durch welche man das Wahre vom Falschen abgrenzen und somit das erzielen kann, was man in keiner anderen Form erreicht.

Im Ved Bhagwan gibt es ein Gebet:

Herr, führe uns vom Wahn zur Wirklichkeit.

Aber natürlich, was nützt es, wenn ein Mensch kein Interesse daran hat?

Soami Ji Maharaj sagt:

Hansni (ein legendärer, schwanengleicher Vogel) scheidet Milch von Wasser. Du bist Hansni, o Seele. Von ihm heißt es, dass er mit seinem Schnabel Milch von Wasser zu trennen vermag und nur die Milch trinkt. O Seele, du bist wie dieser Hansni und kannst das Wahre und das Falsche auseinanderhalten. Trinke nur die Milch, und lasse das Wasser. Betrachte diesen Körper als Materie; Gott wohnt darin, und nur Er ist die Wahrheit.

Der Körper und alles, was zu ihm gehört, befindet sich in dauernder Bewegung, denn es liegt in der Natur der Materie, sich immer zu verändern. Nur die Seele ist wirklich, beständig und unwandelbar; sucht sie zu erkennen.

Was ist der Unterschied zwischen einem Atheisten und einem Ergebenen – zwischen Manmukh und Gurumukh?

Den Atheisten erkennt man daran, dass er an die Welt verloren ist; den Ergebenen, dass sich die Welt in ihm verliert.

Der Manmukh ist verloren – verloren im Wirbel des Gemüts und der Sinne. Für den wahren Ergebenen existiert die Welt nicht wirklich, denn er hat die Berauschung des Herrn und ist Innerlich für die Wahrheit erwacht; dadurch hat er sowohl die Welt als auch das Jenseits vergessen.

Groß ist der Mensch. Haltet ihn nicht nur für eine bloße Form – eine 1,50 m oder 1,80 m große Puppe.

Wenn die Götter und Göttinnen nach der Erlösung verlangen, müssen auch sie diese menschliche Gestalt bekommen.

Die Upanishaden sagen:

Die Seele fährt im Wagen des Körpers; der Verstand ist der Kutscher, das Gemüt die Zügel, und die Sinne sind die Pferde, die es in den Bereich dieser Freuden hineinziehen.

Das heißt also, dass die einzige Barriere zwischen uns und dem Herrn das Gemüt ist. Könnten wir uns des Gemüts und der Sinne entledigen, würden wir uns wahrlich selbst und auch den Herrn erkennen. Wenn dieses Ziel, das allen Religionen zugrunde liegt, nicht erreicht wird, ist das Leben des Menschen vergeudet.

Als Zoroaster um Rat gefragt wurde, sagte er:

Schließt euch dem Heer Gottes an.

Als man von ihm wissen wollte, welche Eigenschaften dafür erforderlich seien, antwortete er:

Gute Gedanken, gute Worte, gute Taten.

Das bedeutet, in jeder Hinsicht ein rechtschaffenes Leben zu führen; dies wird von allen Meistern empfohlen.

Was ist das höchste allen Dharmas? Nehmt den Namen Gottes an, und lebt ehrenhaft.

In der Sikh-Religion heißt es:

Wiederhole Naam, und teile deine Nahrung mit anderen.

Alle Lehren sind die gleichen; wir wollen dem Heer Gottes angehören, aber wir vereinigen uns nur mit dem Heer der Religion. Die Folge davon ist, dass sich die Menschen untereinander bekämpfen.

Wir lassen Gott außer acht und erklären: 'Ich bin ein Sikh' oder 'Ich bin ein Moslem' und so weiter.

Kabir Sahib sagt:

Keiner ist Hindu oder Moslem; wir sollten denken, dass wir Eins sind.

Gott schuf den Menschen; und der Mensch ist älter als alle Philosophien und Religionen, die lange nach Erscheinen des Menschen für den edlen Zweck gegründet wurden, die Seele zu erkennen. Welchen Sinn hat es, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird?

Ich kann nur sagen, dass die Welt Frieden hätte, wenn die Religionsoberhäupter die rechte Lehre verkündeten. Ist es nicht der Zweck aller Religionen, die Zeit des irdischen Lebens in Frieden zu verbringen, einander nützlich zu sein und Gott zu erfahren? Es ist gewiss das eigentliche Ziel aller, und wenn alle dem Einen Gott ergeben sind, warum dann der ganze Kampf und Streit? Es gibt Hunderte von Liebenden, aber einen Geliebten für alle. Die Bräuche und Religionen mögen unterschiedlich sein, aber die Absicht ist dieselbe. Doch wie die Dinge liegen, bekämpft ein Bruder den anderen, und beide behaupten, ihre Gemeinschaft sei die bessere. Ist es denn nicht klar, dass alle dasselbe sind?

Sagt nicht, dass die Bücher aus lauter Lügen bestehen; ein Lügner ist, wer nichts aufnimmt.

Die heiligen Schriften halten die Worte verwirklichter Menschen fest, die den Pfad der Spiritualität gegangen sind. Wie viele Schritte sie auch immer auf diesem Weg gingen, dementsprechend haben sie andere gelehrt. Wir achten alle.

Überlegt, wie die Meister das Leben sehen. Sie sind nicht durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft gebunden, und Ihnen werden nicht durch irgendeine Politik Vorschriften gemacht. Sie sind kosmische Wesen.

Friede sei auf der ganzen Welt, nach Deinem Willen, o Herr.

Auch Guru Nanak sagte:

O Nanak, Naam führt immer nach oben; durch Deinen Willen hat die ganze Welt Vorteil.

Das Herz der Meister ist so groß, dass jeder darin Platz haben kann. Wenn Sie kommen, kommen Sie zur Erhebung aller Völker: alle Gemeinschaften, alle Religionen, alle Länder sind die Ihren.

Als ich den Westen besuchte, wurde in einer Stadt eine Veranstaltung für den Osten und den Westen abgehalten, und ich wurde eingeladen, den Osten zu vertreten. Um den Westen zu repräsentieren, luden sie einen bestimmten Franzosen ein, aber im letzten Augenblick konnte er nicht an der Zusammenkunft teilnehmen. So sagten die Veranstalter zu mir:

Nun, wir werden Ihnen den Osten und den Westen überlassen.

Ich erwiderte:

Zweifellos heißt es: „Osten ist Osten und Westen ist Westen, und nie werden diese beiden zusammenkommen“, aber das hat ein Mensch gesagt – nicht Gott.

Die ganze Schöpfung ist das Haus des Herrn, und in ihr gibt es weder Osten noch Westen. Alle diese Länder sind nur viele Räume in dem einen Haus unseres Vaters.

Flugzeuge haben die großen Entfernungen zwischen den Ländern aufgehoben. Man kann heute in Indien und morgen in England sein – und tags darauf in Amerika. Aber der Mensch ist Mensch, gleich wo er sich befindet und ungeachtet der äußeren Kleidung oder seiner Sitten; alle verehren den Einen Herrn. Als ich in Amerika gefragt wurde, ob ich käme, um einen Ashram zu gründen, sagte ich ihnen, dass ich gekommen sei, die Ashrams, welche die Leute mit sich herumtragen, zu erheben (die physische Gestalt):

Die Menschen haben diese Dinge vergessen; ich kam her, sie wachzurufen. Es besteht keine Notwendigkeit, irgendetwas Neues einzuführen, denn es ist im Innern bereits da; aber ich bin gekommen, das neu zu beleben, was ihr vergessen habt.

Die Meister sehen die Dinge ganz weltoffen, aber jene, deren Standpunkt auf ihre eigene, begrenzte Gemeinschaft beschränkt ist, verkünden nicht die wahren Lehren.

Kurz vor der Teilung Indiens und Pakistans (1947) fanden zwischen Hindus und Moslems Kämpfe statt, und Hazur ging in viele dieser Krisengebiete.

Die Leute sagten Ihm wiederholt:

Wenn Ihr nur vorher gekommen wäret, hätte es hier keine Kämpfe gegeben.

Ich suche die Tatsachen sehr klar und so wie sie sind, darzulegen. Um dem Magen Nahrung zu verschaffen, wurden im Namen der Religion so viele Missverständnisse verursacht. Wenn vier Trunkenbolde zusammensitzen und sich ihrer Gesellschaft erfreuen können, warum dann nicht auch vier Anhänger verschiedener Religionen, um der Liebe und des Verständnisses willen? Man kann hier sagen, dass die Ersteren auf eine Art berauscht sind, die Letzteren jedoch nicht.

Kabir Sahib erläutert es folgendermaßen:

Ein Hansni saß einmal in einem Kodrai-Feld (Kodrai ist ein ziemlich minderwertiges Getreide). Der Bauer sah den Hansni und begann ihn mit einem Stock zu verjagen.

Deswegen machte Kabir die Bemerkung:

Dieser arme, unerfahrene Bauer weiß nicht, dass der Hansni gar kein Korn frisst, sondern von Perlen lebt.

So kommen die Meister nie, um von weltlichen Menschen etwas zu nehmen.

Hört nun die Hymne Kabirs mit Bedacht:

„Der Jiva-Reisende hält sich in der Herberge des Körpers auf; doch warum ist er so berauscht in diesem Wahn?“

Der Körper ist gleich einer Herberge, und wir bereisen die Welt nur ein paar Tage lang. Die Sinne oder die nach außen gehenden Kräfte, durch die die weltlichen Eindrücke aufgenommen werden, sind mit dieser Herberge oder diesem Haus eng verbunden. Allein die Augen nehmen 83 % aller Wahrnehmungen auf, die Ohren 14 %, und die verbleibenden 3 % verteilen sich auf die anderen Sinne. Wenn wir schlafen, träumen wir von dem, was wir in unserem täglichen Wachzustand hereingelassen haben. Wie man sehen kann, ist unser Leben recht oberflächlich; wir sind nie in unser Wirkliches Selbst eingetaucht.

Was ist alsdann Sinn und Zweck dieses Körpers, der einer Herberge gleicht? Er soll es uns ermöglichen, unser Wahres Selbst zu erkennen und Gott zu verwirklichen. Was ist, wenn die Seele dies nicht zuwege bringt?

Wenn das Leben vergeht, ohne es genutzt zu haben, ist diese Geburt vertan.

Lord Buddha sagte ebenfalls, dass die Wahrheit im menschlichen Leben erkannt werden kann.

Wer weiß, wann man wieder den Segen einer solchen Geburt erhält? Sie wurde für einen bestimmten Zweck gegeben – warum also von den Sinnesfreuden berauscht sein? Was wird dadurch gewonnen? Ihr fahrt fort, das Spiel der Welt zu betrachten, doch das Verlangen nach immer mehr davon wird niemals gestillt. Die Ohren hören beständig auf die Melodie der Welt, sind aber nie damit zufrieden. Man glaubt diese Sinnesfreuden zu genießen, in Wirklichkeit ist es jedoch nicht so. Die Sinnesfreuden genießen euch.

In den Puranas (alten Hinduschriften) wird berichtet, der Gott der Speise habe sich bei Lord Vishnu beklagt, er sei der Menschen überdrüssig, weil sie ihn erbarmungslos verzehrten.

Lord Vishnu riet ihm:

Nun, die Menschen, welche mehr essen, als sie nötig haben, magst du aufessen.

Übermäßiger Genuss von Speisen führt zur Verschlechterung der physischen Organe. Gebt den Sinnen nur soweit nach, als es notwendig ist; macht die Esslust nicht zur Gewohnheit. Wenn man von allem auf kontrollierte Weise Gebrauch macht, wird es helfen statt schaden. So gibt es ein bestimmtes Gift, das in ganz kleinen Dosen gleich einem Tonikum genommen, physische Kraft erzeugt. Nimmt man es jedoch in großen Mengen, tötet es. Alle Sinnesfreuden wurden dem Menschen gegeben, um durch sie – in vollkommener Kontrolle – zu wirken. Dieses Haus oder diese Herberge ist nur für ein paar Tage gedacht, damit es zum größtmöglichen Vorteil genutzt wird, aber wir zerstören es rasch.

Es gibt fünf Sinne des Erkennens und fünf des Handelns (Karmas). Was geschieht, wenn auch nur ein Sinn die Herrschaft erlangt? Die Motte wird zum Beispiel so sehr vom Gesichtssinn beeinflusst, dass sie sich in der Hitze einer Flamme oder eines hellen Lichts tödlich verbrennt. Fische wiederum sind vom Geschmackssinn geleitet, und obgleich sie munter im Wasser umherschwimmen, schnappen sie doch nach dem Köder des Anglers – nur um am Haken gefangen zu werden und, auf der Erde zappelnd, unter Qualen zu sterben. Die große schwarze Hummel hat einen ganz starken Geruchssinn und verliert daher leicht ihr Leben durch eine tropische Blume, die über jedem Insekt, das sich auf ihr niederlässt, die Blütenblätter schließen kann.

Der Hirsch wird vom Gehörsinn überwältigt. Ich weiß nicht, ob ihr einmal eine Zeit lang in den Wäldern gewesen seid; ich sah einen Hirsch einen Sprung von etwa 18 Metern tun. Nicht einmal das schnellste Pferd kann dieses leichtfüßige Tier einholen, und doch ist es einfach zu fangen. So spielen Wildjäger auf einer besondern Trommel eine gewisse Melodie, durch welche der Hirsch, hingerissen von dem Klang, wehrlos angezogen wird, bis er seinen Kopf still auf die Trommel legt und natürlich seine Freiheit verliert. Er verbringt sein restliches Leben in Gefangenschaft.

Der männliche Elefant hat einen sehr ausgeprägten Tastsinn, obwohl er die Kraft besitzt, mit seinem Rüssel große Bäume zu entwurzeln.Ich lebte einmal vier oder fünf Monate lang im Dschungel und sah, wie das Fangen eines Elefanten vorbereitet wurde, indem man eine große Grube aushob, sie mit Blättern bedeckte und dann einen weiblichen Elefanten in die Nähe brachte. Wenn der Bulle die Elefantenkuh wittert, vergisst er jede Vorsicht, stürzt auf sie zu und fällt in die Grube, welche auf seinem Weg liegt. Man lässt ihn dann viele Tage hungern, bis es den Männern möglich ist, mit ihm fertigzuwerden und ihn wegzubringen. Von da an lebt er in Gefangenschaft. Ihr seht also: auch wenn nur einer der fünf Sinne die Übermacht hat, kann es zu Tod oder Knechtschaft führen. In welcher Lage befindet sich dann ein Wesen, das Sklave aller fünf Sinne ist?

Euer ganzes Leben wird vergeudet, und schließlich werdet ihr aus der Welt genommen – ihr müsst diesen Körper verlassen –, auch wenn ihr nicht wisst, wann der Zeitpunkt dafür kommen wird. Die großen Herrscher, die gelehrten Intellektuellen, berühmte Philosophen und selbst Gottverwirklichte – wo sind nun die Körper all dieser Menschen? Sie alle haben den Schauplatz ihres Wirkens verlassen, und auch wir müssen einmal gehen; es gibt keine Ausnahme von dieser Regel.

Wenn nur der Gedanke in uns vorherrschend bliebe:

Wer bin ich, wohin gehe ich?

Das könnte unsere ganze Lebensweise ändern. Überlegt einen Augenblick: wenn ihr eine Nachricht erhieltet, dass ihr morgen die Stadt verlassen müsst, wie würdet ihr dann den heutigen Tag verbringen? Würdet ihr euch nicht auf die Abreise vorbereiten? Die Stunde, da ihr den Körper zu verlassen habt, mag bereits feststehen, aber sie ist euch nicht bekannt. Es kann jederzeit soweit sein.

Kabir Sahib sagt:

Werdet tugendhaft, wiederholt Naam; denn das Morgen wird vielleicht nie kommen.

Warum von morgen sprechen, wir haben keine Garantie für die nächste Minute! Der Atem kehrt weiter in den Körper zurück, und der Mensch bleibt darin – was aber, wenn er nicht mehr zurückkommt? Sucht zu erkennen, was ihn erhält, denn für sich genommen ist er nur ein Klumpen Materie, den wir überallhin mitnehmen.

Der Freund (Körper) wird belebt, solange der Begleiter (die Seele) bei ihm ist; wenn diese geht, ist er wertloser Stoff.

Wenn die Seele den Körper verlässt, heben vier Brüder die leblose Form auf und bringen sie schnellstens zum Verbrennungsplatz. Niemand will sie lange behalten. Aber wer genau versteht, wird die Dinge richtig sehen. Es ist keine neue Philosophie. Jene, die den besten Gebrauch von der menschlichen Geburt machten und die Seele aus der Herrschaft des Gemüts und der Sinne befreiten, haben Selbsterkenntnis erlangt und auch den Herrn erfahren; für sie gibt es keine Rückkehr in diese Welt des Handelns. Aber das Kommen und Gehen ist nicht für jene zu Ende, die einzig und allein auf der Sinnesebene leben, ganz gleich, ob ihre Handlungen gut oder schlecht sind.

Lord Krishna sagt in der Gita, dass es nur zwei Wege gibt: Pitrian Panth und Devian Panth

Pitrian Panth ist der Weg des karmischen Rades; und die Seele, welche ihn geht, kann nicht von diesem Rad wegkommen. Die Seele jedoch, die sich auf dem Devian Panth – Pfad des Lichts – befindet, kehrt nie mehr zurück. In der Sanatan-Gemeinschaft der Hindu-Religion ist es Brauch, eine Lampe anzuzünden und sie einem Sterbenden in die Hand zu geben, denn es wird angenommen, dass die Seele sonst nicht erlöst wird. Aber in Wirklichkeit sollte dieses Licht – das Innere Licht – während des Lebens angezündet werden, denn nur das kann die Seele von den Geburten und Toden befreien.

Wo ist dieses Licht?

Das Licht erstrahlt in dem, der die zehn Sinne unter Kontrolle hat.

Dieses Licht ist bereits in allen Menschen, aber man muss sich von den Sinnen trennen, um es zu sehen. Man braucht es nicht hervorzubringen; wendet euch einwärts. Ihr könnt sagen, man soll sich nach Innen wenden oder sich durch Selbstanalyse über die Sinne erheben.

Kabir Sahib fragt:

Warum bleibt ihr trunken in dieser Herberge des Körpers?

Der gesunde Menschenverstand sagt einem, dass die Seele, welche sich auf der Ebene des Gemüts und der Sinne befindet, die das Abbild des Körpers geworden ist und daher alle Dinge auf dieser Ebene tut, sich unmöglich über den Körper, das Gemüt und die Sinne erheben kann. Wenn jemand denkt, es doch zu können, mag er es versuchen. Was wünscht sich letztlich ein Blinder? Nur zwei Augen. Aber wenn ihr nicht dazu imstande seid, gebt es zu und erbittet Jemandes Hilfe, Der die Wissenschaft, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, kennt. Eine solche Meister-Seele mag für zehn, fünfzig, hundert oder mehr Personen eine Meditationssitzung abhalten, aber durch einen Bruchteil Seiner Aufmerksamkeit wird jeder Licht erhalten. Den Beweis des Lichts kann man selbst sehen. Der Pfad der Heiligen wird somit der Weg der Umkehr genannt, denn Sie lehren den Sucher, wie man die Sinne nach Innen lenkt.

Wenn ihr dem Satguru begegnet, nimmt die Umkehr ihren Anfang. Das Sterben während des Lebens wird es klären

Begibt sich die Seele nach Innen, wird der Körper leblos; wer im Leben stirbt, wird zu einem, der den Herrn erfahren hat. Lernt zu sterben, damit ihr zu leben beginnen könnt. Maulana Rumi rät, wenn man ewiges Leben will, solle man lernen, während des Lebens zu sterben.

Dadu Sahib erklärt:

Dadu, stirb vorher; jeder stirbt, wenn die Zeit kommt.

Alle Meister haben über dieses Thema ähnliche Aussagen gemacht. Wer das Rätsel des Lebens enthüllt hat, fürchtet den Tod nicht.

Sterben musst du, warum also nicht jetzt? Halte dich fern von der Welt. Einen solchen Tod kann man hundertmal am Tag sterben.

Sich willentlich erheben zu können beseitigt alle Angst vor dem Tod. Ihr seid nur ein paar Tage lang Gast in dieser Herberge des Körpers – verliert euch nicht im Wahn der Sinne und der Sinnesfreuden. Vergesst euch nicht völlig in diesem äußeren Irresein, sondern seid bestrebt, das Ziel zu erreichen, für welches die menschliche Geburt gegeben wurde. Wenn diese Gelegenheit, die rechte Arbeit zu tun, vergeudet wird, wer weiß dann, wann ihr wieder eine bekommt?

Ruht in der Nacht, geht am Morgen.

Es ist ein Ort, an dem ihr die Nacht verbringen könnt, aber bei Tagesanbruch müsst ihr gehen. Wer bleibt auf Dauer in einer Herberge?

Kehre in deine Heimat zurück, Bruder; warum in der Ferne leben? Verrichte deine Arbeit, und schenke den Dingen, die dir fremd sind, keine Beachtung!

Dieses ist nicht euer Land. Ihr habt nur für ein paar Tage Verbindung mit der physischen Gestalt und werdet bald gehen müssen. Sie kann nie euer ständiger Wohnsitz sein; wohin aber werdet ihr gehen? Habt ihr je darüber nachgedacht?

Das Haus, das ihr verlassen müsst, ist an euer Gemüt gebunden; ihr denkt nie an eure Ewige Heimat.

Ihr habt euch selbst auf seinen Umkreis beschränkt und ihm den Rang eines Gottes verliehen. Die Wahre Heimat wurde vollständig vergessen. Wer kann da sagen, ihr seid klug? Vielleicht seid ihr durch Bücher gebildet, aber die Meister sagen, dass einer, der seine vergängliche Lage nicht erkennt und nichts von seinem wirklichen Bestimmungsort weiß, entweder ein Tor oder ein unwissendes Kind ist.

Wenn eine spirituelle Persönlichkeit auch in äußerem Wissen erfahren ist, trägt sie dies wie eine Blumengirlande und gebraucht es, um die Wahrheit auf verschiedene Weise darzulegen.

Als zum Beispiel Keshab Chander Sen zu Shri Ramakrishna ging, sagte der Letztere:

Wenn du diese Lehre in einem Wort verstehen willst, dann höre mich an; wenn du vorziehst, sie durch viele Worte zu erfahren, dann gehe zu Vivekananda.

Es ist wichtig, dass das Gemüt ganz verstehen und zufrieden gestellt sein sollte, denn wirklich spirituelles Erleben kann man nur haben, wenn die Sinne, das Gemüt und der Verstand völlig ruhig sind. Man kann nichts erfahren, solange man auf der Sinnesebene zerstreut ist, gleich, ob in Vergnügungen oder in intellektueller Weitschweifigkeit. Wir sollten zum eigenen Verständnis oder dem anderer den besten Gebrauch von unserem Intellekt machen; aber denkt daran, dass Schlussfolgern eine Hilfe, aber auch ein Hindernis sein kann. Durch den Verstand können wir zu einem Punkt kommen, wo wir zustimmen, dass es Gott gibt; aber wenn das geschehen ist, warum erkennen wir Ihn dann nicht? Dafür muss der Verstand zur Ruhe gebracht werden.

Jeder muss die physische Gestalt ablegen – davon seid ihr nicht ausgenommen.

Ein Meister sagt:

Wohin sind die Eltern gegangen, die euch die Geburt gaben? Ihr wisst nichts darüber.

Die Tatsachen sind ganz offensichtlich, aber das Öl der Welt hat euch wie mit einer Fettschicht umgeben, auf deren Oberfläche sich kein Wasser hält. Wir lesen Bücher und Schriften, hören unzählige Vorträge, doch die Wahrheit, dass auch wir die Welt zu verlassen haben, dringt weder ins Gemüt noch ins Herz.

„Weshalb sollten sich jene, die wissen, dass sie gehen müssen, sorgen und Pläne schmieden?“

Warum Kummer und Sorgen mehr als nötig vergrößern, wenn wir alle eines Tages diesen Ort verlassen müssen? Wenn ihr wüsstet, dass ihr am Ende dieses Tages aus der Welt zu gehen hättet, wie würdet ihr ihn dann verbringen?

Ein bestimmter Meister rät:

Verbringt jeden Tag so, als ob es euer letzter auf Erden wäre.

Wenn man diesen Ratschlag streng befolgte, würde das Leben eines Menschen umgewandelt. Wir gehen tiefer ins Vergessen hinein, weil wir nicht an den Tod denken. Der Tod ist kein Schreckgespenst, sondern der Name für eine Verwandlung; ihr könnt ihn auch als eine Versetzung bezeichnen. Nur wer sich auf dieses Geschehnis vorbereitet, kann wirklich als intelligent bezeichnet werden. Wie klug treffen wir Vorkehrungen für ein weltliches Ereignis, sagen wir für eine Heirat oder eine Prüfung. Die Verwandlung des Todes kann auch eine Prüfung genannt werden, die wir zu erwarten haben, deren Termin wir jedoch nicht kennen. Wir tun nichts, um uns dafür vorzubereiten.

Wo immer die Aufmerksamkeit ist, dahin gehen wir, um dort zu verweilen.

Wenn man über die Sinnesfreuden hinausgelangt und sich über das Körperbewusstsein erhebt, hat das Kommen und Gehen in Geburten und Toden ein Ende.

Im Übrigen,

Sowohl gute wie schlechte Karmas binden, gleich goldenen und eisernen Fesseln.

Das steht in der Bhagavad Gita. Auf dem Pitrian-Weg dauert das Kommen und Gehen an, aber der Pfad des Lichts nimmt seinen Anfang über den Sinnen.  Innen gibt es nur zwei Führer – Licht und Ton –, und sie zeigen sich, wenn man sich über die Sinne erhebt. Die Religion beginnt, wo die Philosophien der Welt enden. Ihr könnt auch sagen, dass dort das ABC der Spiritualität anfängt. Ihr werdet sehr wenige Meister finden, Die darüber wissen. Wenn nur jene, die Bräuche und Rituale lehren, auch die wahre Bedeutung oder Grundlage derselben vermittelten, wäre Liebe und Harmonie unter den Menschen. Wir müssen Gott lieben, und da Gott in jedem Wesen ist, müssen wir alle lieben. Wo gäbe es Streit, wenn alle Menschen diesem Grundsatz aufrichtig folgten? Hätte jeder eine Ersthand-Erfahrung von der Seele und das Wissen, dass die Seele in allen dieselbe ist, würden wir dann nicht einander respektieren?

Tulsi Sahib sagt:

Der Guru, Der Sich vor dem Schüler neigt, wird Sadh genannt.

Der Guru, Dessen Auge offen ist, sieht den Herrn in jedem Menschen. Wessen Auge aber geschlossen ist, kann nicht dafür getadelt werden, wenn er dem Herrn in anderen keine Achtung zollt. Was geschieht heutzutage? Die Gurus stehen stolz und aufrecht da, und die Schüler fahren fort, sich wieder und wieder in vollem Glauben vor ihnen zu verbeugen.

Der Meister möchte uns verständlich machen, dass es jetzt an der Zeit ist. Es ist Nacht, und wir sind in der Herberge; am Morgen müssen wir gehen, und was haben wir bisher zustande gebracht? Der Mensch hat physisch und verstandesmäßig so viel erreicht, aber was hat er spirituell für sich getan? Wir wissen wenig oder nichts über die Wahrheit oder unser eigentliches Selbst. Wie dem auch sei, materieller Erfolg wird durch euch erzielt und erhalten, und ihr müsst eines Tages alles aufgeben. Wenn ihr den Körper verlasst, ohne das Geheimnis des Lebens gelöst zu haben, wird es allein dazu führen, dass ihr die karmischen Schulden der Unwissenheit zahlen müsst.

Die weltlichen Menschen werden euch nur um ihrer eigenen, selbstischen Wünsche willen helfen und achten. Auch wenn einer alle aufrichtigen Sympathien und guten Eigenschaften hätte, was könnte er, wenn ihr gehen müsst, zu eurer Hilfe tun? Er kann nur dastehen und beten:

O Herr, sei dieser Seele gnädig.

Zu der Zeit ist es nur einer Gottverwirklichten Seele möglich, euch zu helfen.

O Nanak, breche den Umgang mit nichtentwickelten Menschen ab und suche die Verwirklichte Seele; erstere werden noch während des Lebens von euch gehen, doch Er wird euch auch nach dem Tode nie verlassen.

Weltliche Gefährten können nicht für immer bei euch sein; warum also sucht ihr nicht Einen, Der beständig bei euch ist?

Und wer ist das? Er ist als Meister, Sant usw. bekannt. Ein Sant ist nicht notwendigerweise jemand, der eine besondere Kleidung trägt, vielmehr Der, welcher die Wahrheit erkannt hat und zu ihrem Sprachrohr geworden ist. Wer immer zu einer solchen Seele geht, bekommt schon am ersten Tag eine Erfahrung von der Wissenschaft, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, und lernt, sie täglich zu erweitern, damit die Seele den Körper nach Belieben, und sei es hundertmal am Tag, verlassen kann. Alle Furcht vor dem Tod vergeht. Und bedenkt: der wahrhaft Verwirklichte Mensch wird euch nie äußere Übungen lehren, sondern empfehlen, aus allem, was ihr bisher getan habt, den vollen Nutzen zu ziehen, indem ihr fortschreitet.

Erlösung kann nur erlangt werden, wenn man sich erhebt.

Richtet eure Aufmerksamkeit auf den höheren Ort, wo auch Shiva meditiert.

Dieser Ort, an dem, wie es heißt, Lord Shiva seine Meditation ausführt, liegt über den Sinnen. Deshalb wird das Innere oder Dritte Auge manchmal Shiv Netra, das Auge Shivas, genannt. Es liegt im Körper hinter und zwischen den physischen Augen; aber über den Sinnen. Wenn man dort während der Lebenszeit die volle Aufmerksamkeit sammeln kann, wird die Seele vom Rad des Lebens frei. Mit ein wenig rechtem Verstehen sieht man bald, dass dieses Leben nicht lediglich zum Essen, Trinken und Erfüllen aller Wünsche und Passionen gedacht ist. Es hat einen weit edleren Zweck, und jene, die nichts tun, um diesen Zweck zu erfüllen, vergeuden wahrlich ihr Leben.

„Dieses reine, unvergleichliche Körperkleid habt ihr über und über beschmutzt.“

Diese menschliche Gestalt, die Krone aller Gattungen, ist ein äußerst kostbares Geschenk. Als der Mensch erschaffen wurde, steht im Koran, ward den Engeln befohlen, sich vor dieser Gestalt zu verneigen. Sie ist der Tempel des Herrn: haltet ihn sauber und rein.

Dieser Körper ist der Tempel Gottes, in dem das Licht der Wahrheit wohnt.

Wir halten die äußeren Tempel in makellosem Zustand, aber was geschieht mit dem Inneren? Wir mögen Tausende für Toilettenartikel und Schönheitspflege ausgeben, aber Innen ist die menschliche Form voll des Schmutzes sinnlicher Leidenschaften. Selbst ein Hund wischt den Boden mit dem Schwanz ab, bevor er sich setzt, und auch für einen unbedeutenden Besucher bringt man rasch das Heim in Ordnung; wir aber wollen, dass sich der Herrscher allen Seins in unserem Herzen offenbart. Kann Er Sich in einem schmutzigen Herzen kundtun?

„Inwendig sind wir schwarz durch die Taten, äußerlich schön und anziehend; doch wir möchten den Reinen und Keuschen imitieren.“

Die Freuden und Leidenschaften haben unser Herz verdunkelt – wir sind voller Eifersucht, Habgier, Ärger, Lust, Verleumdung und dergleichen mehr. Äußerlich scheinen wir jedoch sauber und rein zu sein und spielen uns auf, indem wir den Gottverwirklichten nachahmen. Wird ein Misthaufen angenehm riechen, wenn man ihn mit Seide bedeckt? Natürlich nicht. Legt ihr eine dicke Decke über einen Eisblock, gibt er trotzdem weiterhin Kälte ab. Wir haben die menschliche Gestalt, in der wir Gott erkennen können, aber Tag für Tag verunreinigen wir unser Leben immer mehr. Dies allein wird schon das Gewebe zerstören. Ein ethisches Leben ist der wichtigste Schrittstein zur Spiritualität. Für diesen Zweck wurden bestimmte Übungen der Hindus, Yama und Niyama genannt, geschaffen, so wie der achtfältige Pfad von Buddha, die vier Fastenzeiten der Jains und die Bergpredigt Christi.

O Nanak, nimm den Namen des Herrn auf, wenn das Herz rein ist; du suchst dir die Lügen der Welt anzueignen.

Ihr solltet Seinen Namen nicht im Munde führen, wenn ihr einen Dolch in der Tasche habt, um jemanden zu töten. Ihr mögt die ganze Welt täuschen, aber könnt ihr den Herrn täuschen? Selbst für die Welt kommt die Katze früher oder später aus dem Sack, denn man kann eine Lüge nicht ewig verbergen; zuletzt wird es die Sonne an den Tag bringen.

„Warum entfacht ihr dieses weltliche Feuer für nur zwei Lebenstage?“

Weshalb die einzigen beiden Lebenstage im Feuer des Genusses vergeuden? Bald müsst ihr all das zurücklassen. Und wozu wurde euch dieses Leben gegeben? Leben ist Pflicht, Leben ist Liebe, Leben ist die Heilige Gabe Gottes.

„Ärger und Neid erhoben sich gleich einer Schlange im Herzen des Menschen.“

Diese hässlichen Dinge nisten im Herzen, aber die Seele ist das Abbild der Liebe; denn Gott ist Liebe, und Er kann nur durch Liebe erkannt werden. Der Zweck aller äußeren Übungen ist, Ergebenheit zu entwickeln, Interesse zu wecken und regelmäßig zu werden. Es gehört zur angeborenen Natur der Seele, sich an etwas zu binden, aber wo immer sie verhaftet ist, endet es unglückseligerweise in einer misslichen Lage. Die Seele ist Bewusstsein, und wenn dieses Frieden und Glück erfahren will, muss es sich an ein höheres Bewusstsein binden. Erfährt es durch das Verhaftetsein an Materiellem eine kurze Freude, so heißt das nicht, dies wäre der Materie zuzuschreiben; es ist nur eine Widerspiegelung des glücklichen Wesens, das der Seele eigen ist, ein Abglanz der Bewusstheit. Während die Aufmerksamkeit auf etwas Bestimmtes konzentriert ist, wird sie sich weiter erfreuen; zieht man sie jedoch zurück, vergeht die Freude. Ist es nicht so?

Wenn sich dieses bewusste Wesen, die Seele, wieder mit dem Größeren Bewusstsein, der Überseele, verbände, von Diesem voll aufgeladen würde und zum Ausdruck käme, offenbarte sich in ihrem gesamten Sein alles Glück. Aber wir begeben uns nicht dorthin, wo sich das Glück befindet. Stattdessen bringen wir unser Leben damit zu, in jeder anderen Richtung – Norden, Süden, Osten oder Westen – zu suchen. Unser Hazur sagte gewöhnlich, dass wir wie das Weberschiffchen sind, das immer vor- und zurückläuft.

Wir sollten für alle heiligen Stätten Achtung haben; aber zu welchem Zweck wurden sie geschaffen? Sie sind für die Gesundung der Seele gedacht.

Wenn der physische Körper krank ist, raten die Leute:

Geh in die Berge und erhole dich.

Ein paar Monate sorgloser Entspannung in großer Höhe und frischer Luft sind sehr wohltuend und heilsam.

So dienten die heiligen Orte einem idealen Zweck: die Seele zu stärken, indem sie ihr erlaubten, sich von allen weltlichen Dingen zurückzuziehen, alle Kümmernisse hinter sich zu lassen und zu Füßen einer Verwirklichten Seele zu sitzen. Das war der eigentliche Sinn der heiligen Stätten, aber heutzutage haben wir sie zu Ferienorten gemacht und beginnen, auch dort unseren weltlichen Freuden nachzugehen.

Ich war oft in Hardwar (einem berühmten Pilgerort am Ganges). Einmal versammelte sich dort eine große Anzahl von Satsangis und bat darum, einen Satsang abzuhalten.

Als dieser begann, sagte ich:

Brüder, dieser Ort ist vortrefflich, weil ihn viele große Rishis, Munis und Mahatmas zu der einen oder anderen Zeit besucht haben. Guru Nanak kam hierher; auch Guru Amar Das suchte ihn im Verlaufe von siebzig Jahren hin und wieder auf. Es ist deswegen ein sehr günstiger Platz – doch was haben wir aus ihm gemacht? Wenn man vom Bahnhof in die Stadt geht, sieht man zwei Kinos.

Ein Mann stand auf und korrigierte mich:

Nein, Maharaj, es sind jetzt drei!

Nun sagt, ist das der Fehler des heiligen Ortes? Denkt darüber nach, warum diese Stätten erbaut wurden; war es, weil Tausende der Bevölkerung des Landes dahin strömten? Nein, sie wurden heilig, weil sich dort eine oder mehrere Verwirklichte Seelen aufhielten.

Millionen Menschen wurden in Jerusalem geboren, aber heute wird es wegen eines Menschen – Jesus Christus – von der ganzen Christenheit als heilig angesehen. Die Bedeutung jedes Pilgerortes kann mindestens einer Verwirklichten Seele zugeschrieben werden. Was ist nun von größerem Wert? Die Verwirklichte Seele oder der Ort, der durch Sie bekannt wurde?

Wir lieben die heiligen Bücher, wollen aber nicht das tun, was die Bücher empfehlen. Wir schmücken unsere Häuser mit Fotographien oder Bildern bestimmter Meister und stellen künstliche Blumen usw. um Sie herum, haben aber keine Achtung vor einem Lebenden Meister. Wenn die Meister auf die Welt kommen, nennen wir sie Atheisten oder Irre. Viele Meister wurden zu Ihrer Lebenszeit so behandelt, aber nachdem Sie die Welt verlassen hatten, begannen wir selbst den Boden zu verehren, auf den Sie ihre Füße setzten.

Der Meister hilft uns also sehr liebevoll, zu verstehen, dass der Körper nur ein paar Tage lang unser ist und wir ihn schließlich zurücklassen müssen. Gott ist Liebe. Die Seele ist vom selben Wesen wie Er und darum auch Liebe. Ein wirklicher Mensch ist, wer Liebe in sich hat und sie zum Ausdruck bringt. Wie kann ein Mensch wahrhaft Mensch sein, wenn er keine Liebe erkennen lässt? Er hätte in der Tat der Inbegriff der Liebe sein sollen, er sollte den Herrn und den Herrn in allen Wesen lieben, aber stattdessen wurde er gleich einer schwarzen Kobra. Wisst ihr, was geschieht, wenn die Kobra angreift? Die Stelle, in die sie beißt, beginnt zu brennen; sie ist sehr giftig. Eine Schwertwunde kann zum Beispiel in zehn oder fünfzehn Tagen heilen, aber die Wunde von einer menschlichen Zunge heilt nie.

Als ich den Westen besuchte, fragten einige Personen:

Wie können wir die Gefahr eines Atomkrieges verhindern?

Ich sagte ihnen:

Indem ihr nach dem lebt, was eure Schriften sagen.

Und was künden sie uns? Sie heißen uns, den Herrn zu lieben, und da der Herr in jedem Wesen ist, sollten wir alle lieben.