IV

Seid ihr für euer Schicksal erwacht?

Es spielt keine Rolle, was für eine Hymne der Großen Meister ihr studiert, denn ihr werdet feststellen, dass ihr Thema dasselbe ist. Welchen Teil einer Süßigkeit ihr auch kostet, er wird süß sein! Das Thema aller Meister ist Naam oder Shabd – die Sich zum Ausdruck bringende Gotteskraft. Es gibt eine Hymne von Guru Ram Das, die wert ist, dass man gründlich über sie nachdenkt, denn wenn die Sache, um die es geht, klargelegt wird, kann man sie leichter verstehen. So hört mit Liebe und voller Konzentration zu:

„Wenn das Schicksal des Begünstigten groß ist, wird er über Gottes Naam meditieren.“

Die menschliche Geburt zu erhalten ist ein großes Glück, denn sie ist die höchste aller 8 400 000 Schöpfungsarten.

Alle Arten werden geboren, um euch zu dienen. Eure Geburt ist die höchste.

O Mensch, alle Gattungen der Erde wurden erschaffen, um dir von Nutzen zu sein. Nachdem du die menschliche Geburt erlangt hast, sollte dein Schicksal erwachen und ein großes werden; andernfalls wird das Leben wie bei allen anderen Menschen im Genuss vergeudet. Was tut ein als Mensch Geborener, wenn er für sein Schicksal erwacht ist?

Er wird über Gottes Naam meditieren.

Was ist Gottes Name? Er ist das, wovon alle Heiligen gesprochen haben – der Name Gottes ist der größte –, das, was alles erschaffen hat. Nichts kann größer sein als des Herrn Naam; es hat alles hervorgebracht. Es ist nicht nur ein Wort in irgendeiner Sprache, sondern die Kraft Gottes selbst, Welche die ganze Schöpfung ins Dasein rief und sie weiterhin erhält. Wer über diese Kraft meditiert, hat das allergrößte Schicksal.

So viel ist zum Ruhme derer gesungen worden, die über Naam meditieren.

Jene, die über Naam meditierten, wurden von allen Sorgen frei; o Nanak, ihr Antlitz leuchtete, und die in ihrer Gemeinschaft waren, erlangten die Freiheit.

Wer immer einzig über Naam meditierte, machte sein Leben zu einem vollen Erfolg; alle Bürden und Schwierigkeiten des Lebens vergingen. Nicht nur ihr Antlitz strahlte, sondern auch andere gewannen die Erlösung durch sie.

Mit einem kleinen Strahl von Naam gewährt der Gurumukh Millionen Erlösung.

Wenn also die Meister kommen, werden Millionen, die sich Ihrer Gemeinschaft erfreuen, über das Meer des Lebens gebracht. – Guru Ram Das Ji schlug für den Schüler einen Tagesplan vor.

Er sagte:

Wer sich Schüler des Satguru nennt, sollte früh aufstehen und über Naam meditieren.

Der Tagesablauf eines jeden, der sich als Schüler der Persönlichkeit sieht, Welche die personifizierte Wahrheit ist, sollte darin bestehen, sich täglich vor Anbruch der Dämmerung zu erheben und sich mit der Naam-Kraft zu verbinden. Über Naam zu meditieren und das Wort Naam zu wiederholen sind zwei gänzlich verschiedene Dinge. Die Wiederholung des Wortes ist lediglich für den Anfang gedacht.

Es heißt auch:

Erhebe dich vor Sonnenaufgang; nimm ein Bad in Amritsar.

Was ist nun damit gemeint? Denn die Leute, die zum Beispiel in Kabul (Afghanistan) leben, können nicht eines Bades wegen jeden Tag nach Amritsar reisen, da Amritsar im Punjab, Indien, liegt. Es ist die Stadt, die von Guru Ram Das Ji gegründet und von Guru Arjan Sahib vollendet wurde. Wir haben hohe Achtung im Herzen für diesen heiligen Ort, den Sitz dieser Großen Meister. Es überrascht darum nicht, dass es ein bekannter Pilgerort ist.

Aber auf welches Amritsar bezieht sich Guru Amar Das hier?

Das wahre Amritsar liegt im Innern der physischen Gestalt, und von ihm zu kosten reinigt das Gemüt.

Das wahre Amritsar, das den wertvollen Nektar birgt, ist in der menschlichen Gestalt zu finden. Und wo dort? Jenseits von Pind, And und Brahmand – der physischen, astralen und kausalen Ebene. Es gibt dafür auch die Bezeichnung Daswan Dwar. Manchmal wird es der Sarovar (Teich) von Amrit genannt; die Moslem-Heiligen sprachen von ihm als Hauz-i-Kauzar, und die Hindu-Rishis kennen ihn als Prag Raj.

Wenn die Seele in diesem Sarovar badet, wird sie unsterblich – frei von aller Unreinheit. Deshalb sollte sich eine Seele, die sich einen Schüler Dessen nennt, Der die Personifizierte Wahrheit ist, früh erheben, über Naam meditieren und täglich ein Bad in Amritsar nehmen. Sie sollte wenigstens dahin kommen und Pind, And und Brahmand weit zurücklassen.

Was sagt Guru Amar Das noch?

Nach dem Aufstehen singe den Gurbani (die Worte der Meister).

Wenn wir mit Naam in Verbindung kamen, sind wir fähig, die Worte des Meisters zu lesen; aber all das haben wir längst vergessen. Wir haben vergessen, dass Meditation über Naam bedeutet, uns wieder mit Ihm zu vereinen. Wo ist Naam? Das Naam des Herrn ist der Spender der neun Arten des Glücks, welches in der menschlichen Form gefunden werden kann. Es ist tatsächlich in uns und nicht bloß ein gesprochenes Wort.

Weit über den Sinnen – ist Naam grenzenlos.

Es handelt sich um keine äußere Übung, denn man kann mit ihm nur dann in Verbindung kommen, wenn man sich über die Sinne erhoben hat.

Sehr süß ist das geliebte Naam.

Er sagt, dass in Naam eine große Süße ist; und die Glücklichen, die über es meditieren, sind die höchsten Seelen – solche, die mit voller Konzentration meditieren.

Was wird durch eine derartige Meditation erreicht? Warum sind jene, die über Naam meditieren, so begünstigt? Wer bekommt eine Verbindung mit ihm?

Die Antworten auf diese Fragen sind im Gurbani zu finden.

Die mit guten Karmas aus vergangenen Zeiten wurden mit dem Naam des Herrn verbunden.

Nur solche Seelen können es erhalten, auf denen, o Herr, Deine barmherzige Hand ruhte. Die ganze Welt mag sich in die mündliche Ausübung von Naam vertiefen, aber Verbindung mit Naam bekommt man nur durch die Flut Göttlichen Erbarmens.

Und was wird dabei gewonnen?

Nanak sagt,

dass in dem Haus, wo Anhad (der unvergleichliche Ton) erklingt, Glück herrscht.

Durch Meditieren über Naam erlangt man Glück und Frieden.

Ein Mensch findet Gemütsruhe und völliges Genügen, wenn sich der Anhad-Ton in ihm erhebt. Das 'Jap Ji Sahib' enthält genaue Einzelheiten über die Vorteile, wenn man sich mit Naam verbindet:

Durch die Verbindung mit dem Wort kann man ein Siddha1, ein Pir2, ein Sura3 oder ein Nath4 werden. Durch die Verbindung mit dem Wort kann man die  Mysterien der Erde, des tragenden Bullen5 und der Himmel verstehen. Durch die Verbindung mit dem Wort werden die irdischen Regionen, die himmlischen Ebenen und die niederen Welten enthüllt. Durch die Verbindung mit dem Wort können wir unversehrt durch die Pforten des Todes entkommen; o Nanak! Seine Ergebenen leben in ständiger Verzückung, denn das Wort wäscht alle Sünden und Sorgen fort.

Jap Ji, Strophe 8

Dies sind einige der Segnungen, welche denen, die über Naam meditieren, zuteil werden.

Die Verbindung mit Naam – dem Tonprinzip – ist wie der Stock des Blinden; durch die Verbindung mit Naam finden die spirituell Blinden ihren Weg zur Verwirklichung.

Es ist der einzig Wahre Weg, um über die Reichweite des Menschen hinauszugelangen. Gott ist wirklich namenlos, aber durch Naam können wir zu Ihm finden. Dies der Grund, warum alle Meister die hohen Loblieder auf Naam zu allen Zeiten in verschiedenen Sprachen gesungen haben.

Nun fragt Guru Ram Das:

Wessen Schicksal ist das höchste, nachdem man die menschliche Geburt erhalten hat? Jene, deren Schicksal Frucht trägt, meditieren über Naam.

„Wer über Naam meditiert, erlangt alles Glück; wenn man Gottes Naam wiederholt, wird man Eins mit Ihm.“

Auf diese Weise kann die Seele den Herrn erkennen, und viele Meister haben die große Süße der Verbindung mit Naam beschrieben.

Sheikh Farid erklärt es folgendermaßen:

Zucker, brauner Zucker, Rohzucker, Zuckerrohrsaft, Honig, Milch – all das ist süß, doch nichts kommt der Süße des Geliebten gleich.

Es ist sehr schwierig, die Süße von Gottes Namen zu beschreiben, denn ihm wohnt eine besondere Art der Berauschung inne.

Die Berauschung von Naam, o Nanak, erheitert Tag und Nacht.

Sie lässt einen die weltlichen Berauschungsmittel vergessen, denn es ist das einzige, das wahres Glück und beständigen Frieden bringt. Sich mit Naam zu verbinden ist also der Weg zum Ziel, nämlich mit dem Unvergleichlichen Schatz, dem Namenlosen, zu verschmelzen.

Gott ist namenlos. Doch als Er Sich zum Ausdruck brachte, wurde diese Offenbarung Naam oder Name genannt. Das unterste Göttliche Bindeglied dieses Naam ist in jedem Wesen, aber eine bewusste Verbindung damit kann man nur erfahren, wenn sich die Seele über den Sinnen befindet. Wenn man eine Verbindung mit Naam bekommt und an diesem Band festhält, wird man natürlich zu seinem Ursprung, der Namenlosen Gottheit, zurückgelangen. Es ist ein wahrer und direkter Weg zurück zu Ihm, eine zuverlässige Methode, mit Ihm Eins zu werden.

Hafiz Sahib gibt einen Hinweis, wenn er sagt:

Niemand weiß, in welchem Stockwerk mein Geliebter wohnt; aber der Ton der Glocken kommt dorther.

Wenn die Seele diesen Ton hört und ihm zu folgen beginnt, wird sie am Ende gewiss seine Quelle erreichen.

Dieses unterste Bindeglied ist also in jedem Einzelnen von uns, und in ihm befindet sich das Licht und der Ton. Ihr könnt es auch Udgit, Nad, Akash-Bani oder die Sphärenmusik nennen – je nachdem, welches Wort ihr bevorzugt.

Die Arbeit des Sant, Mahatmas oder Meisters besteht darin, die Seele über die Sinne zu erheben und die Verbindung herzustellen. Diese wird dann durch tägliche Übung erweitert.

Das Ziel aller Meister ist der Namenlose Zustand, und Naam das Mittel, ihn zu erreichen.

Ich verneige mich vor dem Namenlosen.

Die Schwierigkeit liegt jedoch in der Tatsache, dass die Menschen nicht verstehen, was Naam ist – manche wissen nicht einmal von seiner Existenz. Sie denken, die äußeren Übungen seien alles in allem; das ist falsch. Äußere Übungen sind von Vorteil, sie sind einem Kindermädchen oder einer Erzieherin vergleichbar und sollten bestens genutzt werden, weil es einem auf dem Weg zur Spiritualität hilft. Aber wenn man nach dauerhaftem Glück und dem Frieden des Herzens und Gemüts strebt, und nach der Befreiung von Geburt und Tod, so ist das nur durch regelmäßige Verbindung mit Naam zu erlangen. Wenn ihr weiter an euren Körper und eure Umgebung gefesselt bleibt, werdet ihr euch an Naam nicht erfreuen können; denn um es ganz zu erfahren, muss man sich durch Selbstanalyse über den Körper erheben.

Das Geheimnis dieser spirituellen Wissenschaft erfährt man nur in der Gemeinschaft einer Verwirklichten Seele. In Ihrer Gegenwart erhält man eine kleine Erfahrung, die dann durch tägliche Meditation vermehrt wird, so dass man weiter fortschreitet. Man wird selbst zugeben, dass man dies erlebt. Es ist keine unerwiesene Versprechung wie die, nach dem Tode etwas zu bekommen. Natürlich besteht Hoffnung auf mehr, wenn man für den Anfang ein wenig erhält.

„O ihr lebenden Wesen alle – übt immer Gurumukh-Bhakti!“

Jeder sollte durch den Gurumukh Bhakti (Hingabe) üben. Dies zeigt an, dass es noch eine andere Art von Bhakti gibt – auf der Ebene der nach außen gehenden Kräfte und des Gemüts.

Guru Amar Das Ji bezeichnet als Gurumukh den, der das Sprachrohr des Gurus ist. Dann sagt Er mit weiterem Lob für den Gurumukh:

Durch Gurumukh-Bhakti wird der Ton hörbar; womit einem die Unsterblichkeit sicher ist.

Es gibt neun verschiedene Arten der Ergebenheit, und alle sind dafür gedacht, der Spiritualität den Boden zu bereiten.

Tulsi Das sagt in Seinem Ramayana:

Wenn ihr wollt, dass das Licht innen und außen entfacht wird, dann meditiert mit eurem Leben über die Naam-Kraft.

Alle neun Arten der Ergebenheit finden sich auf der Ebene der Sinne, und obwohl sie helfen, den Weg zu bereiten, könnt ihr doch nicht vom Kommen und Gehen entbunden werden, solange ihr der Handelnde seid.

Wie ihr sät, so werdet ihr ernten.

Zur völligen Befreiung ist erforderlich, den Gurumukh-Bhakti zu praktizieren, der über den Sinnen beginnt. Das ist die Verbindung mit Naam.

Es heißt daher: wo die Philosophien der Welt enden, fängt die Religion (re bedeutet zurück, und ligio heißt verbinden) wirklich an.

Kenntnis darüber, wie man die Sinne bezwingt – das ist wahres Wissen. Äußeres Wissen ist eine Stütze gleich der Hebamme, die das Kind auf die Welt zu bringen hilft, es aber nicht selbst bekommt. Um die Wahrheit zu verstehen, müsst ihr eine höhere Verbindung als das äußere Wissen erhalten; man erlangt sie jenseits der Sinne.

„Euer Herz wird von Licht überflutet, wenn ihr Ergebenheit habt; durch das Wissen des Gurus wird Gottes Naam euer sein.“

Es ist ganz klar und ein Missverständnis darüber nicht möglich. Das ergebene Herz – das von Hingabe für den Gurumukh erfüllt ist – wird voll Licht sein.

Durch die Meditation über Naam sieht man das Licht von Millionen Sonnen; das Dunkel der Täuschung wird zerstreut.

Auf diese Weise entsteht Wahre Liebe für den Herrn.

Meditation über Gottes Naam stellt sich durch das Wissen des Gurus ein.

Dies bedeutet, dass alles vom Guru abhängt, Der einem Sein Wissen zuteil werden lässt. Erhält man dieses Wissen – die Verbindung – nicht, so bleibt das Geheimnis, das bei unserer Geburt verborgen mit uns kam, unentdeckt und wird nie erkannt. Nur wenn uns ein Meister der Verwirklichung Seine Beachtung schenkt und uns hilft, kann dieses Geheimnis, die Aufmerksamkeit oder die Seele über den Körper und die Sinne zu bringen, bekannt werden.

So sagt Guru Ram Das, dass wir dies nicht ohne den Beistand des Gurus erreichen; das ist eine grundsätzliche Bestimmung. Nehmt euch darum diese Gesetzmäßigkeit zu Herzen.

In einem Teil des Gurbani sagt Guru Amar Das:

Die Weisungen des Geliebten, dass es ohne den Satguru keine Erkenntnis gibt, kamen aus dem Jenseits.

Es heißt, dass der Herr Selbst erklärt habe: solange die Seele nicht der Verwirklichten Seele begegnet, Welche die Personifizierte Wahrheit ist, wird der Herr nicht in das Bewusstsein der Seele kommen. Nur Einer, Der nicht von den Sinnen regiert wird oder unter ihrer Herrschaft steht, kann diese spirituelle Aufgabe erfüllen. Wie sollte denn einer, der sich dem Einfluss der Sinne überlässt, dies selbst zuwege bringen? Das Licht kann nicht durch eigene Bemühungen oder durch irgendeine andere Übung enthüllt werden, außer durch die Hingabe an den Gurumukh.

Wenn man infolge eines aus der Vergangenheit stammenden Hintergrundes bereits eine Erfahrung hat, ist das schön und gut; aber ohne weitere Hilfe kommt man nicht vorwärts, sondern tritt auf der Stelle.

Ihr könnt nur etwas lieben, das ihr seht – wie anders kann sich Liebe entfalten? Es gibt äußeres und inneres Wissen. Äußeres Wissen erlangt man aus den Schriften der verschiedenen Religionen, denen der Mensch gemäß seiner Herkunft angehört; doch es bringt kein inneres Wissen mit sich.

Inneres Wissen kommt nur durch das Wissen des Gurus, und das ist Naam. Im Gurbani steht:

O Nanak, das Wissen des Gurus besteht darin, dass unsere Aufmerksamkeit in Naam vertieft ist, welches überall vibriert.

Dieses Wissen des Gurus erwähnen alle Religionen; aber es gibt keinen Frieden, solange es nicht von innen her Erfüllung findet. Warum sonst rühmen alle Meister Naam? Es vibriert in jedem Atom. Dennoch fragen wir: 'Wo ist es?'

Der Meister beschreibt dies sehr schön:

„Der Diamant, der Edelstein, das Juwel (Naam) fließt im Meer der ganzen Schöpfung über.“

Ein unschätzbares Sein durchströmt die gesamte Schöpfung – es gibt keinen Ort, wo es nicht wäre.

„Alles Erschaffene ist Naam; es gibt keinen Ort ohne Naam.“

Mit einer solchen Kraft verbunden zu sein ist ein unvergleichliches Geschenk.

Wer sehr vom Glück gesegnet ist, wird mit dem Wissen des Gurus die Wahrheit ergründen.

Wenn man dem Satguru nicht begegnet, bleibt das Wissen verborgen.

Niemand muss betteln oder hungern, denn jeder trägt einen Rubin in seinem Bündel, aber es wird nie geöffnet, der Rubin nie gesehen, und so ist man völlig mittellos.

Die meisten Menschen sind an höherem Wissen nicht interessiert, und darum begegnen sie niemals dem Guru; der außergewöhnliche Schatz bleibt versteckt und unerkannt. Es ist keine Frage der Religion oder des Standes. Betrunkene denken nie an des anderen Abstammung oder Charakter: sie trinken alle miteinander.

Folglich sind im Namen von Naam alle gleich, ungeachtet dessen, ob sie als Hindu, Moslem, Christ, Sikh, Buddhist usw. geboren wurden. Nur wer das große Schicksal oder Glück hat, zu lernen, wie man die Wahrheit aus dem Innern hervorbringt, ist sehr gesegnet. Andernfalls verlässt man diese Welt in Unwissenheit: man kam hungrig, lebt hungrig und wird hungrig gehen.

„Der juwelenbesetzte Rubin ist Naam, welches uns der Guru enthüllt und in die Hand gibt.“

Es ist in jedem, aber

Wenn ihr dem Satguru begegnet, seht ihr mit eigenen Augen und erkennt die Wahrheit im Innern des Hauses (des Körpers).

Wer immer ein wenig Erfahrung von der Wahrheit vermittelt, ist in der Tat ein echter Guru. Er wird nicht erklären: 'Tut weiterhin, was ich euch sage, und nach dem Tod werdet ihr erlöst sein.' Die Wahre Lehre der Meister ist, zu erlösen, solange man in der Welt lebt, denn alles, was ihr hier gelernt habt, bleibt euch, wenn ihr beim Tod geht. Denkt ihr, dass einer, der weder lesen noch schreiben kann, allein dadurch zu einem fachkundigen Lehrer wird, dass er die Wandlung erfährt, welche wir Tod nennen? Die Meister glauben an die Erlösung – das Freisein vom Rad der Geburten und Tode – während der Lebenszeit.

Namdev erklärt ganz offen:

Wenn die Erlösung nach dem Tod kommt, ist eine solche Erlösung keinen Heller mehr wert.

Was kann sie helfen? Das ganze Leben wird in Sorge und Elend verbracht, und dazu stirbt man unglücklich. Was nützt die Erlösung, wenn das Leben ertragen wird und dann endet? Wenn wir während des Lebens ein wenig Ruhe und Zufriedenheit erhalten können, ändert sich unsere ganze Handlungs- und Betrachtungsweise. Es ist ein weiterer Prüfstein dafür, ob man die Verbindung mit Naam erhalten hat. Der Mensch muss sich ändern. Sitzt man am Feuer, erfreut man sich seiner Wärme, und falls einem Eisblock nahe, empfindet man die Kälte.

Sobald man ein Salzbergwerk betritt, scheint alles salzig zu sein. Ist das Naam des Herrn derart, dass sich selbst nach der Verbindung mit ihm nichts bei euch geändert hat? Es bedeutet eher, dass ihr nicht die wahre Verbindung erlangtet. Wir sagen zwar ständig 'Naam, Naam', aber es ist eine Tatsache, dass wir nicht wissen, was Naam ist.

Wenn ihr einer wirklich Erleuchteten Seele begegnet, wird Sie euch die Erfahrung von Naam geben; wendet nichts Geringeres als diesen Prüfstein an.

Hört ihr auf Propaganda, so werdet ihr irregeführt, denn mit ein wenig Übung kann jeder schöne Reden halten. Heutzutage braucht man nur einen Stein aufheben, um darunter die eine oder andere Art von Guru zu entdecken. Gurus werdet ihr viele finden – aber keine Schüler. Eine wirkliche innere Erfahrung bedarf eigentlich keiner bekräftigenden Worte.

Als Maharishi Ashtavakra König Janaka fragte:

Hast du das Wissen erhalten?

antwortete der König:

Ja, Maharaj.

Der Empfangende sollte von sich aus bestätigen, dass er etwas erhielt. Dies kann er nur, wenn er die Erfahrung wirklich bekommt; es geht nicht darum, nur jemanden zu rühmen: 'Er ist ein sehr großer Meister.' – usw. usw.

Wo ist der Beweis dafür, dass er es nicht lediglich durch einen Schwall von Lobeshymnen ist? Wenn der Sucher eine Erfahrung erhält, die er anerkennen kann, so ist das ein untrügliches Zeichen, dass die Möglichkeit besteht, mehr zu erhalten; aber wonach soll er sich richten, wenn er nichts bekommt?

Die Lehre der Meister ist also ganz frei von Bindung, und sie macht andere frei.

Einem freien Menschen zu dienen bringt Freiheit.

Was kann einer, der gebunden ist, für andere tun?

Im Gurbani steht:

Wenn der Meister hungrig und bloß ist, wie kann sich dann sein Diener satt essen?

Schließlich sind wir gesund, um unsere Nahrung zu uns zu nehmen; wir sind in vielen Dingen sehr klug, aber wenn es um unsere spirituelle Aufgabe geht, sind wir plötzlich sehr naiv, fast unwissend, könnte man sagen. Ist das eine vernünftige Einstellung? Ein erwachter Sucher wird nie zufrieden sein, bis er etwas Wesentliches erhält – eine Erfahrung – sei es auch nur wenig, was die Aussicht auf Größeres zulässt. Wenn ihr bei jemandem eine Beschäftigung sucht, der selbst hungert, so sagt mir, was ihr dann zu essen und zu trinken haben werdet.

Die Welt ist blind und handelt blindlings; ohne den Guru findet man den Weg nicht. Wenn der Satguru kommt, kann das Auge sehen, und im Innern des Hauses wird die Wahrheit erkannt.

Wie klar sind diese Worte! Woran liegt es, dass solche, die die Worte der Meister so eifrig lesen, sich derart leicht irreführen lassen? Man wird irregeführt, wenn man den Sinn der Worte nicht völlig versteht.

Vom Gesichtspunkt der Gesellschaft aus müssen wir in der einen oder anderen Religion leben, aber es muss die wirkliche Arbeit getan werden. Wahre Meister sind immer sehr selten gewesen. Zur Zeit Janakas konnte man nur einen einzigen Meister finden, der fähig war, das Wissen zu vermitteln: eine Ersthand-Erfahrung. Warum nehmen wir an, dass es heute Hunderte sind?

Je mehr es gibt, desto glücklicher wird die Welt natürlich sein. Damit ist nicht gemeint, dass man eine bestimmte Religion oder Gemeinschaft wählen sollte; eine Motte wird sich in jedes Licht stürzen, ob es nun im Hause eines Schuhmachers oder eines Kaufmanns ist – unabhängig von Stand oder Kaste. Spiritualität ist eine Sache des Lebens – und Leben kommt von Leben.

„Der unglückliche Manmukh erhielt nichts; der Rubin war hinter dem Brennpunkt verborgen.“

Jene, die nicht das besondere Glück haben – die Manmukhs –, bleiben ohne den spirituellen Reichtum.

Guru Amar Das sagt über den Manmukh:

Ein Manmukh ist, wer den Shabd nicht kennt; er kennt nicht die Ehrfurcht vor dem Guru.

Der Manmukh weiß nicht um den Wert von Naam, er ist keiner Verwirklichten Seele begegnet; oder er fand eine Solche, aber sein Gemüt ist sich nicht bewusst, dass Ihm (dem Guru) alles bekannt ist, und darum hat er keine Ehrfurcht. Erlaubt, aber selbst nachdem wir dem Satguru begegnet sind, können wir noch ein Manmukh bleiben, denn wenn Seine Liebe nicht in unser Herz eingedrungen ist, glauben wir nicht, dass Er alles weiß. Dieser Glaube ist aber die Grundlage der Spiritualität; er ist tatsächlich der Urgrund aller Religion. Wie kann man ein festes Haus bauen ohne richtiges Fundament? Bringt euer Herz mit dem Herzen einer wahrhaft Verwirklichten Seele in Einklang, dann werdet ihr jeden Tag spirituell fortschreiten. Solche, die das Sprachrohr der Sinne bleiben, deren Aufmerksamkeit sich in äußeren Attraktionen zerstreut, sind weiterhin Manmukhs, obgleich sie dem Guru anhängen mögen; sie werden nie ein Gurumukh sein. Diesen Menschen bleibt die wirkliche Wahrheit und der Reichtum von Naam unbekannt.

„Der Rubin war hinter dem Brennpunkt verborgen.“

Wenn aber nun auch nur ein kleiner Gegenstand vor die Pupille gehalten wird, kann sie nicht darüber hinaussehen. So muss der Schleier der Unwissenheit entfernt werden; und wenn ihn der Guru bei einer Meditationssitzung ein wenig beiseite zieht, sieht man das Licht Gottes. Je mehr Er ihn wegnimmt, desto mehr Licht wird natürlich gesehen. Der Reichtum ist bereits hinter dem Schleier, kann aber nicht durch eigene Anstrengung entfernt werden.

Wenn irgendjemand denkt, er sei für eine solche Aufgabe geeignet, mag er es versuchen. Doch wir können uns auf die Worte der Meister verlassen, die alle gemäß ihrer eigenen Art und Weise dasselbe sagen:

Keiner erhält etwas ohne den vollendeten Guru, selbst wenn er ein Verdienst von Millionen guter Karmas hätte.

Das Innere Auge muss geöffnet werden. Obwohl wir die physischen Augen aufmachen können, bleibt doch das spirituelle Auge geschlossen; und während wir innen alles haben, vermögen wir es dennoch nicht zu sehen: es ist alles dunkel.

Guru Nanak sagt am Anfang des Asa Dewar:

Auch wenn Hunderte von Monden und Tausende von Sonnen schienen, herrschte dort ohne einen Guru, trotz allen Lichts, undurchdringliche Dunkelheit.

Jeder Meister hat erklärt, dass Gott Licht ist.

Durch Meditation über Naam wird das Licht von Millionen Sonnen offenbar.

Die Sonne mag aufgegangen sein, und doch besteht für einen Menschen, der blind ist und es nicht sehen kann, nur Dunkelheit. So ist es von größter Bedeutung, dass einem von der Verwirklichten Seele, Welche die Augen Tausender öffnet, erst das innere Auge aufgetan wird.

Maulana Shamas-i-Tabrez sagt, wir haben unzählig viele, die blind geboren wurden, mit dem Augenlicht gesegnet. Er spricht von der inneren oder geistigen Schau. Auch wenn einem physisch Blinden eine Meditationssitzung gewährt wird, sieht er das Licht Gottes in sich, denn er wird mit dem Inneren Auge sehen.

Nicht jene sind blind, o Nanak, die keine Augen im Gesicht haben; blind sind die, welche den Geliebten nicht sehen.

Nach der Ansicht Guru Nanaks sind die Blinden nicht die ohne das physische Augenlicht, vielmehr jene, die sich von Gott losgesagt und das Innere Auge nicht entwickelt haben, mit dem man den Herrn schauen kann. In einem solchen Fall sind Gebildete und Ungebildete gleichermaßen blind, wenn ihr Inneres Auge nicht offen ist.

Hazur Soami Ji sagt:

Der Guru stellt fest, dass die ganze Welt blind ist, denn sie hat nicht die innere Welt gesehen.

Dies ist eine durchaus allgemeine Bemerkung: Die ganze Welt ist blind. Warum? Weil der größte Teil der Weltbevölkerung niemals diesen inneren oder spirituellen Pfad sieht, der durch die physischen, astralen und kausalen Ebenen verläuft.

Im Gurbani heißt es:

O Blinder, du wusstest nichts vom Pfad. Es ist der verborgene Weg, der die Seele über alle Ebenen hinausbringt und sie zum Herrn führt.

Guru Ram Das hat uns klar gesagt:

„Der unglückliche Manmukh erhielt nichts; der Rubin war hinter dem Brennpunkt verborgen.“

Es ist ein ganz winziger Schleier, der einen unermesslichen Reichtum verdeckt; und das Entfernen dieses Schleiers ist die Arbeit eines Gottverwirklichten Meisters.

Wenn der Satguru kommt, kann das Auge sehen; im Innern des Hauses erkennt man die Wahrheit.

Man braucht dann nicht die Bestätigung anderer; man wird selbst sehen.

Maya (Täuschung) und Brahma (der Herr der Schöpfung) sind nicht voneinander getrennt, denn Täuschung ist die Widerspiegelung Brahmas. Brahma drückt sich durch Maya aus. So erkennt Brahm in ihr, und vergesst Ihn nicht.

Die Gaben werden geliebt, aber der sie gibt wird vergessen; man weiß nichts vom Tod und denkt nicht an ihn.

Wenn sich unser Blick der Wahrheit zuwendet, kann uns die Täuschung nichts anhaben. Aber jene, die ihr zu Diensten sind, vernichtet sie. Die weltlichen Menschen werfen sich weg, ja opfern ihr Leben den Qualen der Täuschung und schenken der Wahrheit keinen einzigen Gedanken. Das ganze Leben eines Menschen wird auf diese Weise vergeudet.

„Wem sein Geschick vom Jenseits auf die Stirn geschrieben ist, dem gewährt der Satguru Hilfe.“

Man kann einem Satguru nur begegnen, wenn einem dieses außergewöhnliche Schicksal auf der Stirn geschrieben steht. Und was ist der Satguru?

Der Satguru ist der Inbegriff der Wahrheit.

Er ist Einer, Der seine Seele nach Belieben über Gemüt und Sinne erhebt: Einer, welcher mit der Wahrheit Eins wurde.

Satguru ist der Name Dessen, Der den Sat Purush erkennt; in Seiner Gemeinschaft wird der Schüler erhoben. O Nanak, dann rühme Gott.

Man kann Gott nur in der Gemeinschaft einer Gottverwirklichten Seele wahrlich preisen.

So hat uns Guru Ram Das gesagt, dass man einen Satguru findet, wenn das große Schicksal erwacht ist; man hat dann das doppelte Glück, Ihm zu dienen.

Das dritte Glück haben jene, die Seine Gebote halten. Wer alles opfert, wird den Altar der Gebote des Gurus mit Blumen schmücken. Das Herz sollte für Sein Herz empfänglich sein. Es ist folglich die besondere Gnade Gottes, dem Satguru zu begegnen; dies ist etwas Großes. Wenn ihr Ihm begegnet, könnt ihr mit Naam verbunden werden und euch von da an durch Meditation der täglichen Verbindung erfreuen. Auf diese Weise werden sich sowohl Hingabe als auch Glauben entwickeln. Wenn der Schüler empfänglich wird, wird aller Lohn des Gurus auf ihn herabkommen.

Das Traurigste ist, dass wir nicht einmal auf ihn hören, nachdem wir den Guru gefunden haben; aus diesem Grunde gehen wir leer aus. Dem Satguru kann man nur durch Ergebung, Glauben und Empfänglichkeit dienen. Ohne Empfänglichkeit zu entwickeln, wird nicht der volle Nutzen abgeleitet.

Guru Amar Das sagt:

Durch Hingabe an den Guru erkennt man den Herrn; dann wohnt Er zweifellos in diesem Herzen.

„O Nanak, man erhält die Edelsteine; Ehre dem Gurumat, der uns zum Herrn hinzog.“

Alle Ehre gebührt dem Wissen des Gurus (Gurumat – die Lehren des Gurus), durch welches Gott erkannt wurde. Und was erhält man durch Sein Wissen? Das unschätzbare Juwel, den Schatz von Naam, mit dem man den Herrn erkennt. Es ist ein großes Glück, die Verbindung mit Naam zu bekommen und dann hart dafür zu arbeiten.

In dieser Hymne hat Guru Ram Das erklärt, welche unter allen Seelen, die die menschliche Form erhielten, das größte Schicksal haben und über Naam meditieren.

Mit einem so erwachten Schicksal entwickelt man sich in jeder Beziehung, gibt seine physische Form im Dienen hin, erweitert das Fassungsvermögen seines Verstandes und meditiert bei alledem über Naam. Ein solcher Mensch macht fürwahr sein ganzes Leben zu einem Erfolg, wodurch es keine weiteren Geburten und Tode gibt. Das ist die Lehre der Meister.

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Erläuterung: 1) Siddha: ein Mensch, der mit übernatürlichen Kräften begabt ist. 2) Pir: ein Moslem-Heiliger oder Spiritueller Lehrer. 3) Sura: Gottheit. 4) Nath: Yogi – ein Adept in Yoga. 5) Dhaul: ein erdichteter Bulle, der angeblich Himmel und Erde trägt.