Kirpal Singh

Rundschreiben Nr. 75

Wie man Empfänglichkeit entwickelt - Teil III

27. Januar 1970

Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Kirpal Singhs

Ihr Lieben,

die jüngste Zunahme der hier eingegangenen Korrespondenz zeigt an, dass die vielen von mir geschriebenen Bücher sowie die in den vergangenen zwei Jahren herausgegebenen Rundschreiben, insbesondere die vom 13. Juni und 5 November 1969, von den Lieben nicht gelesen, verstanden und durchdacht worden sind. Das bestätigt der Inhalt der von den meisten Initiierten an mich geschriebenen Briefe, die die gleichen Fragen und Probleme zur Sprache bringen, die in früheren Briefen beantwortet worden sind oder die durch richtiges Studium der Bücher und Rundschreiben, auf die verwiesen wurde, beantwortet werden können.

Meine Rundschreiben sollten immer wieder gelesen werden: gemeinsam im Satsang und von jedem allein. Ferner möchte ich betonen, dass die Rundschreiben vom 13. Juni und 5. November 1969 das rechte Verständnis und die rechte Führung in allen Situationen und für jedes Problem oder alle Schwierigkeiten geben, die den Initiierten im täglichen Leben begegnen mögen. Ihr müsst dieses rechte Verständnis und die tatsächliche Praxis umsetzen, wenn ihr bei der euch aufgegebenen Entwicklung zum Menschen, die ihr allein vollziehen könnt, erfolgreich sein wollt. Je erfolgreicher ihr hierbei seid, desto mehr Empfänglichkeit für die Meisterkraft in euch werdet ihr entwickeln. Die oben erwähnten Rundschreiben sollten jedem neuen Initiierten ausgehändigt werden, um ihm Ansporn für seine Initiation zu geben. Damit ihr weitere Hilfe und Ermutigung auf dem Weg bekommt, wird mein neues Buch "Morgengespräche" bald zur allgemeinen Verteilung verfügbar sein. Dieses Buch, das die meisten Aspekte der Spiritualität behandelt, ist ein von Gott gegebenes spirituelles Textbuch, auf das alle Initiierten immer wieder zurückgreifen sollten, um zu sehen, wie weit sie in ihrer Entwicklung zum Menschen an das für den Erfolg erforderliche Maß heranreichen. Ich kann nicht genug die Wichtigkeit betonen, dieses Buch zu lesen, seinen Inhalt zu überdenken und dann nach dem zu leben, was es enthält.

Die Lieben sollten auch den Satsang regelmäßig besuchen, wo die theoretische Seite der Lehren vermittelt wird, um sie zu befähigen, ihr Verständnis für den Inhalt der Bücher und Rundschreiben, die der Meister geschrieben hat, zu erweitern. Wenn ihr das rechte Verstehen habt, werdet ihr rechte Gedanken haben und von den rechten Gedanken werden ganz von selbst die rechten Worte und die rechten Taten ausgehen. Der Satsang ist kein Ort für Geschwätz oder geselliges Beisammensein. Er ist ein heiliges Forum, wo sich alle treffen, um im liebevollen Gedenken an den Meister zusammenzusitzen und um ihr Verständnis zu erweitern. Während ich früher erlaubt habe, im Satsang auch Meditationen vorzunehmen - meist nach dem Satsang -, möchte ich nun vorschlagen, dass die Lieben, die zusammen meditieren wollen, dies vor Beginn des Satsang tun. Dies wird in vielen Fällen das gesellschaftliche Geschwätz aufheben, das, wie mir berichtet wurde, zu Beginn und am Ende des Satsang im Gang ist. Es wird außerdem die Teilnahme von Nichtinitiierten an der Meditation verhindern, die nicht wünschenswert ist, außer in Fällen von ernsthaften Wahrheitssuchern, die die Initiation anstreben. Wenn der Satsang beendet ist, sollte jeder gehen. Den Nichtinitiierten, die an den Lehren interessiert sind, sollte zuerst das gründliche Studium der Bücher und anderer verfügbarer Literatur angeraten werden, ehe sie irgendwelche Fragen stellen. Wenn sie dann nach einem solchen gründlichen Studium der Lehren noch Fragen haben, können diese von den Gruppenbeauftragten beantwortet werden. Wenn man den Satsang im rechten Geist besucht, wird die Meisterkraft in jedem Initiierten ausstrahlen und die daraus resultierende geladene Atmosphäre wird allen Auftrieb geben. Zu solchen Zeiten wird der Meisterkraft die rechte Umgebung geschaffen, um Ihr Werk zu tun, welches darin besteht, die Lieben auf ihre zweite Geburt ins Jenseits vorzubereiten.

Wenn alle Initiierten die Bücher und Schriften richtig studieren und auch den Satsang besuchen, wie oben beschrieben, sollte es für sie nicht nötig sein, wegen irgendwelche Fragen oder Probleme an den Meister zu schreiben, deren Lösung bereits auf der Hand liegt. Jeder Initiierte sollte verstehen, dass der Briefverkehr mit mir wegen irgendwelcher Fragen oder Probleme die Meisterkraft, die in Ihm wirkt, beschränkt. Er verzögert nur die Antwort die der Initiierte andernfalls binnen kurzer Zeit haben könnte, wenn er den oben gegebenen Rat befolgt. In meinem Rundschreiben vom 13. Juni 1969 gab ich den Initiierten den Rat, im Falle eines Problems oder einer Frage, auf die sie eine Antwort haben möchten, sich in empfangsbereiter Stimmung hinzusetzen und sich dabei auf die gnädige Meisterkraft im Inneren einzustimmen. Dann werden sie sicherlich die Antwort erhalten und volles Vertrauen haben hinsichtlich dessen, was zu tun ist. Es gibt zum Beispiel eine Erzählung aus dem Leben von Lord Krishna, wo einer seiner Schüler, eine Frau, an einem einsamen Ort von einem Mann angegriffen wurde. Natürlich schrie sie nach Lord Krishna um Hilfe, aber sie dachte an ihn, als wäre er dort, wo sein physischer Körper weilte, was viele Meilen entfernt war. So erschien Lord Krishna erst, als sie schon in einer verzweifelten Lage war, aus der sie schließlich gerettet wurde. Als sie Lord Krishna vorhielt, dass es so lange gedauert habe, ehe er ihr zur Hilfe gekommen sei, antwortete er:

Nun, du dachtest an mich, als wäre ich viele Meilen entfernt von dir, und so dauerte es einige Zeit, bis ich dir zu Hilfe kommen konnte. Aber wenn du erkannt hättest, dass ich immer bei dir und tatsächlich dein ständiger Begleiter bin, wäre ich augenblicklich erschienen.

Die Tagebuchblätter, in denen ihr euren spirituellen Fortschritt aufzeichnet, sollten natürlich weiterhin an mich gesandt werden, damit ich des Weiteren Führung für euren inneren, spirituellen Fortschritt geben kann. Wenn ein Initiierter glaubt, dass er äußere Führung in den Lehren braucht, sollte er seine Fragen oder Probleme mit dem Gruppenbeauftragten oder Repräsentanten seines Gebiets besprechen. Mit Rücksicht darauf sollten die Gruppenbeauftragten und Repräsentanten gänzlich mit den Lehren vertraut sein. Sie können ihre Arbeitslast sehr verringern, wenn sie im Satsang die schon erwähnten Rundschreiben lesen und zusätzlich eine Auswahl aus den Büchern, die ich geschrieben habe. Das neue Buch "Morgengespräche" wird sie mit unschätzbarem Material für diesen Zweck versorgen. Ein Beispiel ist besser als eine Vorschrift. Wenn sie ihre Verantwortlichkeiten in liebevoller und demütiger Weise ausführen, werden sie empfänglichere Kanäle für die Meisterkraft werden, damit diese durch sie wirkt. Ihre bloße Ausstrahlung wird anderen zum Vorteil gereichen, ohne dass sie etwas sagen müssten.

Es gibt jedoch einen sehr wichtigen Punkt, der von allen, ob von Initiierten, Gruppenbeauftragten oder Repräsentanten, im Auge behalten werden muss: Gruppenbeauftragte und Repräsentanten sind nur dazu da, die theoretische Seite der Lehren bekanntzugeben und Möglichkeiten zu schaffen, wodurch die Initiierten ihrer Gruppe oder ihres Gebietes zum Satsang zusammenkommen können. Gruppenbeauftragte und Repräsentanten sind nicht als Krücken zu benutzen, auf die sich die anderen Initiierten stützen. Noch sollten die Initiierten irgendetwas von ihnen erwarten außer einer Hilfe zum Verständnis der Lehren. Mit anderen Worten, die Initiierten sollten nicht in irgendeiner Form spirituelle Führung von ihnen erwarten, da dies die Aufgabe des Meisters ist. Wenn ein Initiierter von einem Gruppenbeauftragten oder Repräsentanten spirituelle Führung erwartet, errichtet er automatisch eine Barriere zwischen sich und dem Meister, worunter folglich sein spiritueller Fortschritt leiden wird. Entsprechend hat auch der Gruppenbeauftragte oder der Repräsentant spirituelle Einbuße zu erleiden, wenn er einem Initiierten erlaubt, ihm auf diese Weise in Anspruch zu nehmen. Um es somit zusammenzufassen: Gruppenbeauftragte und Repräsentanten sind nur dazu da, um anderen zum rechten Verständnis der Lehren zu verhelfen (was sie nur tun können, wenn sie gänzlich mit diesen vertraut sind) und um ein gesundes Beispiel für die rechte Lebensführung zu geben. Es sollte daran gedacht werden, dass die Meisterkraft in jedem Initiierten ist und dass jeder eine Inspiration für seinen Nächsten sein sollte, ob er nun Initiierter oder Nichtinitiierter ist. Jene, die mehr Empfänglichkeit als andere entwickelt haben, können durch ihr bloßes Beispiel und ihre Ausstrahlung ihren weniger entwickelten Brüdern Ansporn geben, ohne irgendwelche Überlegenheit über sie auszuüben. Ich habe immer zu meinem Meister gebetet, dass, wenn von mir irgendetwas Gutes ausging zum Nutzen meiner Mitmenschen, ich nichts davon wissen sollte.

Mit aller Liebe und besten Wünschen,
herzlich Euer

Kirpal Singh


Fußnote: