Bhai Nand Lal – Ein Großer Gurumukh

1633–1713

Bhai Nand Lal – Schüler von Guru Gobind Singh

 

Ein berühmter Dichter und Anhänger von Guru Gobind Singh, der im Alter von neunzehn Jahren zum Waisen wurde. Da er in seinem Geburtsland keine passende Arbeit finden konnte, verließ er Ghazni in Afghanistan und wandte sich nach Indien. Hier heiratete er und fand in Delhi die Aufmerksamkeit des Prinzen Munzzan – der spätere Herrscher Bahadur Shah I. –, der ihm wegen seiner Schreibkunst eine Stelle gab. 

Sein Genius macht ihn rasch bekannt. 

Doch als er, der Hindu Nand Lal – man nannte ihn auch Goya, den Wahrheitsliebenden –, eine meisterliche Auslegung einer Sure des Koran verfasste, die selbst die Moslem-Gelehrten nicht zu ergründen vermochten, war der Herrscher Aurangzeb bestürzt. Er empfand, dass ein Mann mit solchen Fähigkeiten zum Islam konvertieren sollte.

Die Familienmitglieder von Nand Lals Frau waren alle Schüler der Gurus; und sie sang oft Deren Hymnen. Nand Lal war auch sehr spirituell; er sang auch oft die Hymnen des Gurus und lernte sogar die Gurumukhi-Schrift. Darüber hinaus hatte er erkannt, dass Gobind Singh ein Großer Heiliger war. Als er nun von der Absicht des Herrschers hörte, entschloss er sich, heimlich Delhi zu verlassen und nach Anandpur zu gehen.

Als er dort ankam, hatte er den Wunsch, Gobind auf die Probe zu stellen, bevor er Ihn als Guru annahm. 

Nand Lal nannte keinem in Anandpar seinen Namen, sondern entschloss sich, nicht zum Meister zu gehen, bis Er ihn persönlich und mit seinem Namen einladen würde. 

Die Zeit verging, doch sein geheimer Wunsch erfüllte sich nicht, und er erhielt keine Einladung. Mit jedem Tag, der verging, fühlte er, wie der Schmerz der Trennung in seinem Herzen wuchs und das Warten unerträglich wurde. Schließlich schickte er dem Guru ein Gedicht:

Wie lange noch soll ich geduldig auf Dich warten? Mein Herz ist ruhelos, weil es nach Deinem Anblick verlangt. O Goya, meine Augen füllen sich mit Tränen und fließen in Strömen der Liebe zu Dir.

Der Guru antwortete nicht auf dieses Gedicht; und so schrieb er einen zweiten Vers:

Mein Herz brennt im Feuer der Trennung; und ich brenne so sehr, in diesen Flammen, dass jeder, der mich sieht, davon verbrannt wird.

Als Er dieses Gedicht erhielt, lud ihn der Guru an Seinen Darbar, Hof, ein; und als er Ihn erblickte, rief Nand Lal unwillkürlich aus:

O, Herr des Himmels, König der Schönheit! Bitte nimm nicht an Schönheit zu, denn sonst hätte ich nicht mehr die Kraft, Dich zu erblicken. Ich bringe mich Dir zum Opfer dar.

Und es heißt, dass er nun die folgenden Zeilen schrieb:

Mein Leben und mein Glaube sind von diesem lieblichen, engelgleichen Gesicht ergriffen. Für ein Haar meines Geliebten opfere ich die beiden Welten (das Diesseits und das Jenseits).

Von da an wurde er einer der ergebensten Schüler des Gurus, dazu bestimmt, die Herrlichkeit des Gurus zu bezeugen. 

Er selbst sagte von sich, dass er nur in diese Welt geboren wurde, um die schöne Gestalt des Geliebten zu erblicken.

Einmal schrieb er ein Buch mit Gebeten, das er Gobind Singh widmete. Als es der Meister erhielt, änderte er dessen Titel von Bangdi Nama – Buch des Gebets – in Zindgi Nama – Spender des Lebens – und äußerte folgende Worte:

Erfüllt vom Nektar der Unsterblichkeit wurde der Becher Zindgi Nama genannt.

Kirpal Singh sprach von diesem Buch wie folgt: 

Wenn ihr je die Gelegenheit haben solltet, es zu lesen, dann werdet ihr euch der Wahren Lehren ganz bewusst.

Seinem Spitznamen Goya getreu – Goya bedeutet: Einer, der sich nicht fürchtet, die Wahrheit auszusprechen – verkündete er die Größe seines Meisters und Seine Lehren mit deutlichen Worten. 

Als er die Hymne eines persischen Dichters vernahm, die besagte, dass man alles verlassen und in den Dschungel gehen sollte, um Gott zu finden, deutete er auf seinen Guru und erklärte: 

Warum in den Dschungel gehen, wenn Gott hier vor euch steht!

Und mit lauter Stimme kündete er vom Weg der Gottverwirklichung:

Ergreife die Hand eines Vollendeten Meisters und folge Seinen Anweisungen uneingeschränkt. Dann erlangst du die Erlösung, selbst wenn du deine weltlichen Pflichten erfüllst. Gott ist seit Ewigkeit bei dir, doch du musst Ihm dein Gesicht zuwenden.

Bhai Nand Lal verließ seinen Körper 1713 in Multan.