Erläuterung des Begriffs ‚Radhasoami‘

Die folgende Zusammenstellung von Zitaten dient dem Zweck, das weitverbreitete falsche Verständnis des Begriffs ‘Radhasoami’ aufzuklären. Die Zitate machen deutlich, dass es sich bei dem Ausdruck ‘Radhasoami’ nicht um einen neuen Glauben oder ein neues Glaubensbekenntnis handelt, das von Soami Shiv Dayal Singh Ji und Baba Jaimal Singh Ji Maharaj gegründet wurde, wie es absichtlich fälschlicherweise im Internet und anderen Medien verbreitet wird.

Die Zitate sind dem Buch ‘Ein Großer Heiliger – Baba Jaimal Singh’ und aus der persönlichen Korrespondenz Baba Jaimal Singhs entnommen und stellen auf sehr eindeutige und verständliche Weise die wahre Bedeutung des Begriffs ‘Radhasoami’ dar und verdeutlichen die Position Soami Jis und Baba Jaimal Singh Jis gegenüber diesem Begriff und seinem neuen Gebrauch.

Damit nicht irgendein Zweifel in den Gemütern der Skeptiker verbleibt, klärte Soami Ji, Der bis zuletzt damit fortfuhr, Menschen in das Geheimnis der traditionellen fünf-tönigen Melodie – Panch Shabd Dhunkar Dhun – zu initiieren, bedeutsam genug am letzten Tag vor Seinem Weggang von der irdischen Ebene, Seine Position jenseits des kleinsten Schattens eines Zweifels, indem Er erklärte:

Mein Pfad war der Pfad von Sat Naam und Anami Naam. Der Radhasoami-Glaube stammt von Saligrams Machart, doch lasst auch ihn währen. Und lasst den Satsang andauern wie zuvor; und derselbe soll aufblühen und gedeihen.

I. / (iii) Wiederentdeckung verlorener Ufer

Als Soami Ji den Begriff ‘Radhasoami’ zu verwenden begann, der von Seinem ergebenen und geliebten Schüler Rai Saligram in Mode gebracht worden war, begann Er, wie Baba Ji1 versicherte, keinen neuen Glauben oder ein neues Bekenntnis.

Er akzeptierte das Wort lediglich als noch einen weiteren Namen für den Unnennbaren Unendlichen und erklärte, dass es auf der äußeren Ebene für den Schüler, Radha, und den Guru, Soami, steht und auf der Inneren für den Seelenstrom, Radha, und seinen Ursprung, Soami

Als Babu Sawan Singh Ji den Gebrauch dieses neuen Wortes 1894 in Murree ablehnte, nahm Baba Ji, wie wir bereits gesehen haben, eine Kopie des Sar Bachan zur Hand und las daraus den Vers:

Radha aad surat ka naam; Soami aad Shabd nij dham.

Radha ist der Name des ursprünglichen Seelenstroms (Surat); Soami ist der Name der ursprünglichen Quelle von Shabd oder dem Wort.

Er erklärte, dass der Absolute in Seiner endgültigen Form formlos und unbeschreiblich sei, doch hätten Ihm die Heiligen, in ihrem Eifer, ihre Schüler auf Ihn hinzuweisen, zahllose Namen gegeben.

Hatten nicht die Verfasser des ‘Vishnu Sahasranama’ und des ‘Jaap Sahib’ Hunderte von Namen für den Allbarmherzigen Schöpfer geprägt? Weshalb sollte man dann ‘Radhasoami’ ablehnen.

Auf die Wirklichkeit, welche Soami Ji durch den Begriff ‘Radhasoami’ aufzuzeigen versuchte, hat Sich Sein Vorgänger mit anderen Namen wie Khasam oder Soami – Höchster Herr; Maha Dayal – alle Gnade; Nirala – der Geheimnisvolle; Nirankar – der Formlose; und Anami – der Namenlose bezogen.

So sagte Kabir einmal:

Kal Akal Khasam ka Keena; eh parpanch badhawan.

Die Zeit und das Zeitlose entspringen beide einer einzigen Quelle. Und sie sind wesentlich für Seine Manifestation.

Und Nanak hat erklärt:

Kot Brahmand ka thakur Soami; Sarabh jian ka data reh.

Soami ist der Herr der ganzen Schöpfung und der Meister aller Seelen.

Tulsi Sahib sprach in einem ähnlichen Stil:

Sab ki aad kahun main Soami.

Als ‘Soami’ spreche ich den Schöpfer von allem, das ist, an.

Soami Ji Selbst, wie Sein Meister, rief die Höchste Wirklichkeit als Soami oder öfter noch als Sahib Soami und Satguru Soami an. Er verwendete diese Begriffe reichlich in Seinen Vorträgen und Briefen, mehr als das Wort ‘Radhasoami’. 

Es ist nur wahrscheinlich, dass diese auch in Seinen ursprünglichen poetischen Schriftstücken vorkamen, aber zum Zwecke der Homogenität durch das Wort ‘Radhasoami’ ersetzt wurden, als diese – etwa fünfzig oder sechzig an der Zahl – etwa sechs Jahre nach Seinem Tode zusammen mit vielen Schriftstücken von Hazur Maharaj Rai Saligram2 in dem Band, betitelt mit Sar Bachan (Versfassung), gesammelt wurden, worin das Wort ‘Radhasoami’ entweder für das Letzte Ziel – Soami oder Anami – oder für den Guru steht. 

Baba Ji war bereit so weit zu gehen und nicht weiter. Er respektierte den Begriff ‘Radhasoami’ als noch einen weiteren Versuch, den Namenlosen zu benennen, konnte aber die besondere mystische Bedeutung, die ihm nach Soami Jis Tod allmählich gegeben wurde, nicht akzeptieren. 

Hatte nicht der Heilige aus Agra Selbst im Bachan 115, Teil II des Sar Bachan, Prosa, gesagt:

Naam ist von zweierlei Art:

  • Varan Atmak und
  • Dhun Atmak

Zahllos sind die Vorteile von Dhun Atmak Naam und es gibt kaum welche von dem Varan Atmak Naam.

Alle Namen, die sprachlich zum Ausdruck gebracht werden konnten, waren Varan Atmak und darum äußerlich und der Veränderung von Mensch zu Mensch und von Volk zu Volk unterworfen. 

Der Innere Shabd war zu allen Zeiten und für alle Menschen derselbe. Er war gänzlich musikalisch, verbalem Ausdruck oder einer Beschreibung trotzend, und Er war der Ursprung aller Schöpfung und daher der einzige Gegenstand für des Suchers Abhyasa. Jedes Wort, das sich dem Gemüt eingeprägt hat, scheint in diesem Tonprinzip widerzuklingen. 

Baba Ji, dem Geist Seines Großen Gurus treu bleibend, erklärte ohne zu zögern:

Jedes Wort, welches möglicherweise gesprochen oder geschrieben werden kann, kann kein Innerer Spiritueller Ton sein, der das ungesprochene und ungeschriebene Gesetz und die Ordnung der ganzen Schöpfung ist.

Wie sollte also das Wort ‘Radhasoami’ Dhun Atmak sein, wenn es zum äußeren Ausdruck gebracht wurde, und wie kann man von ihm sagen, dass es in der Höchsten Spirituellen Ebene ‘widerhallt’, wo die Form nicht existiert und wo der Shabd selbst noch nicht offenbart ist?

Sein Meister, erklärte Baba Ji, hatte Seine Lehren immer so gehalten, dass diese so sind wie die von Kabir und Nanak und hat niemals behauptet, in Bereiche eingetreten zu sein, die allen Menschen in der menschlichen Geschichte vor Ihm unbekannt waren. Hatten nicht die größten Mystiker der Vergangenheit eindeutiges Zeugnis von Ihrem Zugang zu all den acht Inneren Ebenen hinterlassen und las man nicht bei Nanak:

Sat Lok ke oopar dhave Alakh, Agam ki tab gat pave tis ke oopar santan dham Nanak Das kio bisram.

Er, der Sat Lok überschreitet, allein kennt die Essenz von Agam und Alakh, die Heiligen haben Ihre Wohnstätte über ihnen und auch der geringe Nanak ist ein Bewohner dort.

Soami Jis letzte Worte stellten seine Festhaltung an dem traditionellen Pfad jenseits jeglichen Schattens eines Zweifels. Er hat deutlich gemacht, dass Er nichts mit dem zum Kult entwickelten ‘Radhasoami’ zu tun hatte. 

Sein Pfad war der von Sat Naam und Anami, und wenn Er den Begriff ‘Radhasoami’ akzeptierte, so nur als einen weiteren Varan-Atmak-Namen für den Unnennbaren Einen.

Alle Namen, wie Sat Naam, Onkar usw., die als Simran gegeben wurden, waren in gleicher Weise Varan Atmak

Ihre einzigen Funktionen waren:

a) beim Aufbauen von Dhyan oder der auf einen Punkt gerichteten Konzentration zu helfen und

b) als Passworte zu dienen, mit denen man von einer Ebene zur anderen gelangen kann [wobei ‘Radhasoami’ keins dieser Passworte ist; Anm. d. Hrsg].

Die Aufgabe der Seele – und des Satgurus – war, die fünfte Ebene, Sat Lok, zu erreichen, und dazu waren fünf Passworte, eines für jeden Bereich, notwendig. Sobald die Seele einmal die Region des reinen Geistes betrat, waren keine weiteren Passworte mehr erforderlich. Als sie den Sat Purush, die Gottheit von Sat Lok oder Sach Khand und die erste endgültige Manifestation von Name und Form des Formlosen und Namenlosen erblickte, realisierte sie, dass Er – d. h. Sat Purush – und der Satguru nicht verschieden waren, sondern Ein und Derselbe, und dass sie selbst auch von eben jener Ihrer Essenz war.3

Ihre Suche nach dem Absoluten war schließlich zu Ende, und sie begann, mit Ihm Eins zu werden. 

Als sie immer tiefer und tiefer eintrat, von der Form ins Formlose aufgehend, durchtrat sie Alakh – unbeschreiblich – und Agam – unfassbar –, bis sie sich schließlich selbst verlor im Ozean der Glückseligkeit und des Bewusstseins, der die Letzte Wirklichkeit jenseits von jeglichem Namen und jeglicher Form ist, unaussprechlich, makellos, unbeschreiblich und unermesslich. 

Sie war, was Sie war und mehr kann über Sie nicht gesagt werden. Der einzige Weg, der blieb, um Sie zu beschreiben, war durch Negative. Sie war weder Licht noch Dunkelheit, weder Laut noch Stille. Es kann nicht einmal gesagt werden, dass Shabd dort ertönt, da Shabd noch nicht manifestiert war und zu sagen, dass die Melodien von ‘Radhasoami’ dort vibrierend gehört werden können, war ein Widerspruch in sich.

Alle früheren Adepten des Surat Shabd Yoga haben es so gelehrt. Jeder aufnahmefähige Student Ihrer Schriften konnte erkennen, dass Sie alle den Eintritt in die fünfte Ebene als das Ziel betrachteten, dass beide, Schüler und Guru, für sich festsetzen müssen. Um dies zu erreichen war der Simran der fünf Heiligen Namen essentiell; und wenn die Seele einmal in Sat Lok eingetreten war, blieb es die Aufgabe des Sat Purush, sie mit Sich zu vereinen und ihr zu gestatten, sich weiter und immer weiter im Formlosen und Namenlosen aufzulösen.

Es war eben jener zweiphasige Prozess, den Soami Ji betonte, wenn Er sagte:

Mein Pfad war der Pfad von Sat Naam und Anami Naam,

und am Ende von Bachan 26 des Sar Bachan, Poesie, während Er den Eintritt der Seele in Sat Lok und ihre Reise darüber hinaus beschrieb, machte Er den ganzen Weg in der Tat sehr klar und ließ keinen Schatten eines Zweifels:

Puhap madh Sae uthi avaza kau tum hoe kaho kaja Satgur milae bhed sub dina tis ki kripa daras hum lina Darshan kar ut kar magnani Sat Purush tub bolae bani Alakh lok ka bhed sunaya bal upna dae surat pathaya Alakh Purush ka roop anoopa Agam Purush nirka kul bhoopa Dekh achraj kaha na jaye Kaya kaya sobha varan paye.

Vom Lotos erhob sich eine Stimme:

Sprich, wer bist du, und was bringt dich hierher?

– Mein Satguru gab mir den Schlüssel zu diesem Reich, und durch Seine Gnade bin ich mit deinem Darshan gesegnet.

Den Herrn schauend, war sie versunken in Verzückung; alsdann sprach der Sat Purush, die Geheimnisse von Alakh Lok hervorgebend und durch Seine eigene Kraft erhob Er sie weiter empor. Die Form von Alakh Purush trotzt jeder Beschreibung; Agam Purush, der Herr aller Schöpfungen, Sein wundersamer Anblick kann nicht beschrieben werden und Seine Glorie kann nicht in Worten wiedergegeben werden …

Baba Ji hielt streng an den ursprünglichen Lehren Seines Meisters fest und versicherte Seinen Schülern, dass wenn sie nach Seinen Anweisungen lebten, sie ganz sicher Sach Khand erreichen und Alakh, Agam und Anami-Radhasoami überschreitend mit der Wunderbaren Region Eins werden würden.

Die Heiligen in der Vergangenheit haben die Höchste Stufe durch die Wirkung der Fünf Namen erlangt, warum sollte man sie also nun ändern? Weshalb Soami Jis Botschaft travestieren, lediglich um einen neuen Kult einzuführen? Der Surat Shabd Yoga war eine uralte Wissenschaft und hatte sich nicht über Nacht verändert.

III. / (vii) Eine uralte Wissenschaft

Das obengenannte Buch enthält auch einen von Chacha Partap Singh verfassten Brief, der an Baba Jaimal Singh gerichtet ist und vom 4. August 1902 datiert ist (Kapitel: 'II. / (v) Der Fackelträger'). In diesem informiert Chacha Partap Singh Baba Jaimal Singh über die Entscheidung einen ‘Zentralverband des Radha Soami Satsang’ zu gründen.

Geliebter des Satguru, veredelt durch Shabd, rein in Antlitz und Intellekt, Baba Jaimal Singh Ji.

Ich habe deinen Brief erhalten und war sehr erfreut, seinen Inhalt zu lesen. Und der Stein, welchen du vorgeschlagen hast, wird in das Gebäude eingefügt werden, du kannst dir dessen sicher sein. Mein Sohn, Suchet Singh, ist zurückgekommen in Pension. 

Ich bedaure jedoch, festzustellen, dass es eine Tendenz zur Bildung verschiedener Sekten und Cliquen in unserem Satsang gibt und dass alle Satsangis nicht in Harmonie miteinander sind. Aus diesem Grunde bin ich hierher gekommen – nach Allahabad.

Wir haben entschieden, dass eine ‘Radha Soami Satsang Central Association’ (Zentralverband des Radha Soami Satsang) begonnen werden sollte. Pandit Ji (Brahm Shankar Misra) hat darauf bestanden, dass ich ihr Präsident sein sollte und er wird der Vizepräsident sein; dass Lala Ajodhia Prashad, Sohn von Hazur Sahib Maharaj (Rai Bahadur Saligram) und acht andere, wie auch du selbst, Mitglieder sein sollten. Oder, auf was auch immer für eine Weise können jedwede zehn Mitglieder von den Satsangis durch eine Mehrheitswahl gegewählt werden. Ich schicke dir deshalb ein Pamphlet, welches eine komplette Beschreibung über diese ‘Central Association’ enthält und kann dir so viele Kopien schicken, wie verlangt werden mögen. Bitte sende Anweisungen an all deine Satsangis, dass sie den folgenden zehn Namen zustimmen und diese Pamphlete zum Zeichen ihrer Nominierung bestätigen sollen. Wenn du Satsangis an weit entfernten Orten hast, sollten auch sie gefragt werden, um entsprechend zu handeln. 

Ich gebe dir nachstehend die Namen der obigen zehn Mitglieder:

1. Lala Ajodhia Prashad (Sohn von Rai Bahadur Saligram)
2. Pandit Brahm Shankar Misra Sahib
3. Lala Baleshwar Parshad
4. Lala Madho Parshad
5. Rai Ishwar Sahai, alias Raja Sahib
6. Lala Suchet Singh (Sohn von Seth Partap Singh Ji Maharaj)
7. Baba Jaimal Singh Ji Sahib
8. Lala Sudershan Singh (ein anderer Sohn von Seth Partap Singh Ji)
9. Munshi Hargobind Daya Sahib
10. Mr. Bool Chand Sahib

Es wird erwartet, dass durch die Bildung dieser Gesellschaft, die verschiedenen Gruppen und Cliquen verschwinden werden und die Satsangis sich gegenseitig als Brüder lieben werden.

Sende diesen Brief freundlicherweise zu Babu Sawan Singh, ebenfalls zu seiner Information.

In einem Brief, datiert vom 19. Juni 1903, von Baba Ji Jaimal Singh an Hazur Sawan Singh Ji, bezieht Er Sich auf diese Entscheidung wie folgt:

Zu deiner Information: Es wurde bereits ein Mitgliedschafts-Komitee einberufen. Chacha Ji wird dir einen Brief schreiben, in dem er dich darum bitten wird, ihm die Namen der Satsangis zu schicken. Chacha Ji betont auch wiederholt, dass Satsangis harmonisch miteinander kooperieren sollten. So sagte ich ‚Ja‘, aber ich bin nicht besonders daran interessiert, mich mit ihnen zu verbinden, da ihre Lehren nicht wie die von Hazur Soami Ji Maharaj sind, noch folgen sie Seiner Methode im Bhajan zu sitzen – nicht einmal einer denkt an Soami Jis Technik. Aus diesem Grund können wir ihrer Mitgliedschaft nicht beitreten. Somit muss die Verbindung oberflächlich sein. Wann immer wir sie treffen, werden wir einander grüßen. 

Du wirst darüber informiert, dass du, wenn Chacha Ji dir schreibt, ihn an mich verweist, da die Angelegenheit Baba Jaimal Singh betrifft. Ich werde dann selbst antworten. 

Wir werden ihnen die Namen senden, wenn sie meine drei Einwände erfüllen. Diese sind:

Erstens: Die Lehren sollten die von Hazur Soami Ji sein, so wie Er sie weiterzugeben pflegte; die Technik und die Tradition sollten ebenfalls diejenigen sein, die Er praktizierte. Der ganze Weg von … ist falsch; er ist nicht in Übereinstimmung mit Soami Ji.

Zweitens: Drei Mitglieder sollten aus der Mitte unserer Satsangis sein, da wir ihre Sprache nicht vollständig verstehen. Kurz gesagt, du und ich sollten keine Mitglieder werden; die Mitglieder sollten unter den anderen ausgewählt werden.

Drittens: Was Spenden und Beiträge angeht: Unsere Satsangis werden ihnen nichts geben, da all unsere Satsangis arm sind, und wir wünschen auch nicht, irgendetwas von ihnen zu nehmen. Die Lehre wird ihnen nur für den Bhajan und Simran übermittelt.

Bitte trage alle diese Punkte in dein Notizbuch ein, sodass sie in deiner Antwort Gebrauch finden können. 

Wenn Chacha Ji dir wieder schreibt, um die Namen der Satsangis zu erhalten, antworte ihm mit diesen drei Punkten. Wenn sie alle drei Punkte akzeptieren, haben wir keine Einwände, die Namen der Satsangis einzusenden. Aber sei bitte nicht in Eile, warte, bis sie zwei oder drei Mal schreiben.

Aus der persönlichen Korrespondenz
Baba Jaimal Singhs mit Sawan Singh

Auch das folgende Ereignis zeigt deutlich Baba Jis Position gegenüber dem Gebrauch des Begriffs ‚Radhasoami‘ als Grußformel:

Einst, während Er in Murree war, wies Bibi Rukko – unter dem Einfluss eines kürzlichen Besuches in Agra – die Satsangis an, Baba Ji, wenn Er kam, mit den Worten Radhasoami zu begrüßen.

Baba Ji war alles andere als erfreut:

Sieh zu, dass du in Zukunft diesen Fehler nicht wiederholst,

mahnte Er.

Wir Seelen kommen nicht, um neue Sekten und Bekenntnisse zu schaffen. Wir sind hier, um alle Unterschiede aufzulösen. Wozu diese einfachen Leute mit diesen äußeren Schlagworten ablenken? Meine Aufgabe ist es, sie nach Innen zu bringen. Und lass einen jeden mich nach den Bräuchen seiner jeweiligen Gemeinschaft grüßen.

Ein Großer Heiliger / Baba Jaimal Singh –
III. / (xi) Das Äußere und das Innere,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Bei der Gruppierung ‚Radhasoami‘, die heutzutage in vielen Ländern aktiv ist, können Wahrheitssucher Naam nicht erhalten. Zwar wird gesagt, dass Wahrheitssucher dort initiiert werden, doch handelt es sich bei dieser angeblichen Initiation in Naam nur um einen Mythos – die Wahrheitssucher werden nicht mit der Allmächtigen Kraft verbunden und erhalten keine Ersthand-Erfahrung vom Licht und Ton Gottes. Stattdessen wird ihnen gesagt, sie müssten sich selbst um eine praktische Erfahrung bemühen. 

Diese Aussage ist jedoch absurd und für jeden Menschen unmöglich umzusetzen, denn die Meister des Surat Shabd Yoga erklären eindeutig, dass nur der Wahre Meister gleich bei der ersten Meditationssitzung eine Erfahrung des Jenseits geben kann.

So sagt es Kirpal Singh in einer Rede über die Initiation, die Er am 1. Januar 1964 in Miami, während Seiner zweiten Weltreise hielt:

Der Eine, Der kompetent ist eure Seele ins Jenseits zu erheben, um euch eine Erfahrung vom Licht Gottes und von der Stimme Gottes zu geben, ist auch kompetent euch zu führen, wenn ihr euch über das Körperbewusstsein erhebt und jene Ebenen durchdringt. Es ist der Gott in Ihm, die Gotteskraft, Guru-Kraft oder Christus-Kraft. 

Auch macht Er deutlich:

Als erstes sollten wir wissen, was Initiation bedeutet. Initiation ist keine Zeremonie, kein Brauch, kein Ritus, kein Anerbieten. Sie ist einfach wie eine Schule, in der eine Lektion gegeben wird; und für diese Lektion wird zuerst die Innere Theorie erklärt und dann eine Innere Erfahrung gegeben. 

Äußere Formationen und Gruppen sind dafür nicht notwendig und verwirren die Seelen der Menschen nur mit äußerer Show, Ritualen und leeren Versprechungen.4

Hazur Sawan Singh sagte einst zu Kirpal Singh:

Die Mission der Spiritualität kann nur von einem Adepten der Spiritualität erfolgreich weitergeführt werden. Sie kann keiner blinden5 Person anvertraut werden. Wer auch immer den Wunsch hat, mich zu finden, kann mich im Innern erreichen durch Einen, Der mit mir verbunden ist. Du wirst mich nicht in der Gesellschaft von jenen finden, die hinter den Besitztümern der Welt her sind. Sei von solchen Leuten nicht irregeführt. Führe Abhyas aus und schaue in dein eigenes Selbst und treffe mich. Ich verweile nicht inmitten von mayaischen6 Insekten. Gehe zu einem selbstlosen Wesen, das mich sucht und für mich lebt und nicht hinter dem Besitz von Deras her ist. Der Gurumukh7 ist erfreut, seinen Guru zu haben, während ein Manmukh8 in Luxus und Freuden der Welt – Maya9 – schwelgt.

Und:

Kirpal Singh! Die Menschen werden dorthin strömen, wo sie die Reichtümer von Naam finden. Was hast du von der Dera10 zu erwarten? Du verlässt besser die Dera. Als Baba Ji aus Agra kam, brachte Er weder Geld noch Anhänger mit Sich. Er trug einzig Seinen Guru im Innern und durch Seine Segnungen entstand die gegenwärtige Dera. 

Eine kurze Lebensskizze von
Hazur Baba Sawan Singh Ji Maharaj –
Seine Lehren,
von Kirpal Singh, 1894–1974

Somit war klar festgelegt, dass die Wahrheit keiner äußeren Formierungen bedarf und dass keine neue Dera erbaut werden wird. Bei der Gruppierung ‚Radhasoami‘ handelt es sich nur um eine soziale Struktur, die in Indien, Europa, und den USA weit verbreitet ist, bei der man die Reichtümer von Naam jedoch nicht finden kann.

Der Repräsentant des ‚Radha Soami Satsang Beas‘ in Deutschland wurde einmal anlässlich einer telefonischen Buchanfrage von einem Schüler Kirpal Singhs gefragt, ob man bei der Organisation tatsächlich Naam erhalten könne. Er antwortete, ohne zu wissen, dass der Mann ein Schüler Kirpal Singhs ist und Naam selbst erhalten hat, dass den Wahrheitssuchern nur die äußeren Erklärungen gegeben würden, das heißt, wie man sich (der Lehre dieser Organisation zufolge angeblich) richtig hinsetze. Doch er betonte – zumindest war er aufrichtig darin, nicht zu proklamieren, dass Sucher dort den Kontakt mit Naam erhalten würden –, dass sie es ja hier mit dem Höchsten Ideal zu tun hätten und dass sich aus diesem Grunde jeder selbst bemühen müsse, eine praktische Erfahrung von Naam zu erhalten.

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Erläuterung: 1) Baba Jaimal Singh.

2) Das folgende Zitat ist eine Übersetzung eines Auszugs aus dem Satsang ‚Become His Channel‘, gehalten von Kirpal Singh, am 9. September 1970 – Sawan Ashram (Quelle: Heart to Heart Talks / Volume II; Erste Edition 1975):

 

Frage: Die Meister, Die vor Dir kamen, Soami Ji, Baba Jaimal Singh und Dein eigener Meister Sawan Singh, alle hinterließen Geschriebenes oder Berichte oder Aufzeichnungen. Wie genau und unverfälscht sind diese Aufzeichnungen heutzutage? 

Kirpal Singh: Genau gesagt, seht ihr, die Meister-Kraft ist keine Sache, die über Unterlagen weitergegeben werden kann. Es ist nicht wie mit Ländereien oder anderen Dingen, die über Unterlagen weitergegeben werden. Sie wird manchmal über die Augen weitergegeben. So, Meister können das nicht niederschreiben. Sie haben dies nie getan.

Frage: Nun, ich meine das Geschriebene, das Sie hinterlassen haben. Wie genau ist es?

Kirpal Singh: Warum sollte uns das belasten?

Frage: Sar Bachan, zum Beispiel, und einige von den anderen Büchern.

Kirpal Singh: Diese Bücher gibt es natürlich. Es gibt zwei Teile des Sar Bachan. Einer ist eine Sammlung von Gedichten, einer ist Prosa. Einiges der Poesie ist von Soami Ji Selbst. Und der andere Teil, die Prosa, ist von Rai Saligram. Beide wurden zusammengefasst und sind als Sar Bachan bekannt. Der Teil in Prosa ist nicht die direkte Ausführung von Soami Ji, sondern von einem, der den Satsang besuchte und angewiesen war, mitzuteilen, was dort gesagt wurde: eine dritte Person, welche die Vorträge, die von Soami Ji gehalten wurden, an Rai Saligram übermittelte. Dies ist also der prosaische Teil. 

Frage: War Rai Saligram ein Heiliger?

Kirpal Singh: Ja, sicher, er war fortgeschritten. Es gab drei Schüler von Soami Ji. Einer war Baba Jaimal Singh, Welcher sehr fortgeschritten in der Meditation war, Er ging in die Höchsten. Rai Saligram war ein sehr liebevoller und ergebener Schüler. Und dann gab es noch einen Sadhu, dessen Name Garib Das war – er initiierte nur diejenigen, welche Sadhus waren. Rai Saligram blieb in Agra mit Soami Jis Frau und Baba Jaimal Singh war angewiesen in den Punjab zu kommen und Soami Jis Arbeit weiterzuführen. Somit kommt diese Linie von Baba Jaimal Singh, Baba Sawan Singh und dauert immer noch fort. So, nun wird in die Seele jedes Initiierten Soami Ji übertragen. Mit gebührender Ehrerbietung, das einzige Kriterium ist, was man erhält. Wenn ein Mensch so viel erhält, ist es alles anerkennenswert; es liegt an den Leuten zu sehen, nicht an irgendjemand anderem zu urteilen. So, generell werden diese Dinge über die Augen weitergegeben; nicht über Unterlagen. Es ist keine Länderei oder Häuser oder irgendetwas dieser Art, das weiterzugeben ist. Natürlich werden diese Dinge über Unterlagen weitergegeben. Aber dies ist ein Geschenk von der Seele zur Seele.

Der Mensch wird das ganze Leben lang ausgebildet und ist im Werden. Alles ist im Werden; ein Tag macht aus einem Menschen keinen Heiligen.

3) Siehe hierzu auch den 'Anurag Sagar' von Kabir in der Fassung von Bhai Jamal, Unterkapitel 'Wie Indra Mati, nachdem sie Sach Khand erreichte, Karunamai und Sat Purush als die gleiche Gestaltung vorfindet'. 4) Siehe auch den 'Anurag Sagar', insbesondere das Unterkapitel  'Im Auftrag des Sat Purush kommt Gyani – später Kabir –, um die Seelen zu erwecken; auf dem Weg trifft Er Niranjan'. 5) Nämlich spirituell blind, dessen Inneres Auge nicht geöffnet wurde. 6) Diejenigen, die sich an Besitz und weltliche Freuden binden. 7) Ein Sprachrohr des Gurus, des Meisters. 8) Ein Sprachrohr des Gemüts. 9) Maya bedeutet all das, was uns hier in dieser Welt gebunden hält und uns von Gott wegzieht – tiefe Vergessenheit. 10) Die Dera Baba Jaimal Singh bei Beas: Die Dera Baba Jaimal Singh am Beas-Fluss ist eine Ansiedlung, welche von Baba Jaimal Singh gegründet wurde, Der auch dort lebte. Unter Hazur Sawan Singh erreichte die Dera die Größe einer kleinen Stadt. Vor Seinem physischen Weggang riet Hazur Kirpal Singh – wie oben aufgeführt –, die Dera zu verlassen. So geschah es. Kirpal Singh nahm den Spirituellen Segen mit Sich. Heute ist die Dera ein Ort von Gaddi Nashin – ein Titel, der üblicherweise jenen gegeben wird, die an Orten, an denen einst Heilige oder Weise wohnten, arbeiten und sich in Deren Namen zur Schau stellen, nachdem die jeweiligen Heiligen den Ort aufgegeben haben oder physisch hingeschieden sind.