Kirpal Singh

1972 Weihnachts- und Neujahrsbotschaft

20. Dezember 1972

Ruhani Satsang
Gründer und Leiter Kirpal Singh
Internat. Hauptzentrum Sawan Ashram Gur Mandi Delhi 7, Indien

Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Kirpal Singhs

 

Die frohe Weihnachts- und Neujahrsbotschaft ist, dass wir die goldene Gelegenheit haben, unsere Wahre Heimat wiederzuerlangen, und dass ihr nur im menschlichen Körper des Wassers des Lebens teilhaftig werden könnt, das euren ganzen Durst stillen wird. Eine Samariterin ging des Wegs mit einem Krug voll Wasser auf dem Kopf. Christus erbat Wasser von ihr, aber aus einem Minderwertigkeitskomplex heraus gab sie Ihm nichts und fragte, warum Er Wasser von ihr wollte. So sagte Christus: Hätte sie mir Wasser gegeben, wäre mein Durst nur einmal gelöscht worden, es hätte mich wieder gedürstet. Wäre sie zu mir gekommen, hätte sie das Wasser des Lebens bekommen, und ihr ganzer Durst wäre lebenslang gelöscht worden.

Dies ist also das Wasser des Lebens, welches der eigentliche Zweck ist, wofür uns dieser menschliche Körper gegeben wurde. Wenn ihr es erhaltet, ist das Ergebnis, dass es euch zu immer währenden Leben führt – aber dies könnt ihr nur zu Füßen eines Meisters erlangen. Dies ist die Lehre an die ganze Welt. Wo immer wir auch leben – im Osten oder Westen – spielt keine Rolle. Es bedeutet wenig, welcher Religionsgemeinschaft wir angehören. Es spielt keine Rolle, in welcher Gemeinschaft ihr dieses Wasser des Lebens erhalten habt, um dessentwillen ihr in die Welt gesandt worden seid. Es ist gut, in einem Tempel geboren zu sein, aber darin zu sterben ist eine Sünde. Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen, er braucht eine soziale Körperschaft, um darin zu leben. Aber seid nicht stolz darauf, weil ihr der einen oder anderen Gemeinschaft angehört. Es zählt nur, inwieweit ihr erfolgreich darin wart, das Wasser des Lebens zu erlangen. Es gibt so viele Schulen und Universitäten, aber was zum Jahresende zählt, ist, wie viele erfolgreiche Studenten aus jeder Universität hervorgingen und wie viele es im ganzen Land waren.

Wir haben also verschiedene Gemeinschaften. Aber wir müssen sehen, wie weit wir diese Sache erlangt haben. Ob wir an dieser oder jener Universität die Abschlussprüfung bestehen, spielt keine Rolle. Was hauptsächlich ins Auge gefasst werden muss, ist, diesen Grad zu erhalten. Und die Schule ist anerkennenswert, die viele Menschen mit diesem Grad hervorbringt. Aber Pfeiler sind in den verschiedenen Gemeinschaften aufgestellt; jeder, der einer bestimmten Schule angehört, sagt, dass gerade diese Schule die beste sei. Alle Schulen sind dazu bestimmt, der Weg zurück zu Gott zu sein. Die Schule ist die beste, die es mehr Menschen ermöglicht, Gott zu erreichen. Aus diesem Grund ist der Stolz, zu dieser oder jener Religionsgemeinschaft zu gehören, nicht viel wert. Das einzige, was zählen wird, ist, wie weit ihr vorangekommen seid, den Grad zu erlangen, um dessentwillen ihr dieser Schule beigetreten seid.

So sagen die Meister, dass ihr, um dieses Wasser des Lebens zu bekommen, eure Gemüter beherrschen müsst. Nur das Gemüt steht im Wege, und wie kann das Gemüt zufriedengestellt werden? Je mehr ihr es den äußeren Dingen hingebt, desto mehr will es. Es gibt ein Heilmittel, um das Gemüt zu beherrschen, und das ist in euch. Wie lange wird das Gemüt in den äußeren Dingen umherlaufen? Ihr seid besorgt, ihr findet keine Zufriedenheit. Je mehr ihr habt, desto mehr will das Gemüt. Das Heilmittel ist der Wahre Nektar von Naam, das Wahre Wasser des Lebens, das Brot des Lebens, das in euch ist. Aber wir versuchen, das Heilmittel in all den äußeren Bestrebungen durch die nach außen gehenden Kräfte zu finden.

So ist es das Gemüt, das zwischen uns und Gott steht. Das ist der erste Schritt, den wir tun müssen – das Gemüt zu beherrschen, ganz gleich, welcher Gemeinschaft wir angehören. Das spielt keine Rolle. Wir sind alle Kinder Gottes, auf die gleiche Weise geboren mit denselben Vorrechten von Gott. Da die Seele vom selben Wesen wie Gott ist, sind wir alle Brüder und Schwestern in Gott und derselben Kraft, die wir verehren und durch verschiedene Namen benennen. Die Einheit ist bereits da, wir haben es vergessen. Die Meister kommen, um sie wieder zu beleben. Sie bringen keinen ‚Ismus’, keine Gemeinschaften. Sie sagen, es gibt so viele Gemeinschaften. Wir müssen auf den Zweck schauen, für den sie bestimmt sind. Was habt ihr gelernt, wenn ihr den Zweck, zu dem ihr euch den verschiedenen Gemeinschaften angeschlossen habt, noch nicht erreicht habt? Dass ihr dem einen oder anderen Land angehört? Wie du säst, so wirst du ernten. Ihr werdet dorthin gehen müssen, wo immer ihr verhaftet seid. Das ist das unerbittliche Gesetz.

Geht den Weg der Tugenden. Welches ist die Erklärung von Übel und Tugend? In der Heiligenterminologie ist Tugend das, was euch zu Gott führt, und Übel das, was euch von Gott entfernt. Dies ist die Auslegung, die von den Meistern gegeben wird. Das Bekenntnis ist notwendig. Betet jeden Tag: O Gott, ich bereue, was ich getan habe. Vergießt Tränen. Tränen werden das Übel Wegwaschen. Und tut das, was euch zu Gott führt. Seid rein in Gedanken, Worten und Taten. Nur solche Menschen werden den Nektar des Lebens erhalten und in diesem Leben in die Heimat zurückgelangen. Das ist der Unterschied zwischen einem Meister und einem Durchschnittsmenschen. Der Meister hat volle Kontrolle über Sein Gemüt und die nach außen gehenden Kräfte. Er benutzt sie, wie und wann Er will, ohne an sie gebunden zu sein. Der Durchschnittsmensch wird zu leicht durch sie verführt und ist ihnen verhaftet. Das Ergebnis ist, dass er dorthin gehen wird, wo er verhaftet ist. Deshalb wissen wir nicht, was gut und was schlecht ist. Ich habe euch den Unterschied aufgezeigt – alles, was euch zu Gott führt, was euch hilft, Gott zu erreichen, ist gut; alles, was euch von Gott fernhält, ist von Übel.

Was tun wir? Wir sind immer wieder die Handelnden. Solange wir nicht Bewusste Mitarbeiter am Göttlichen Plan werden, können wir unser Ego nicht verlieren. Dieses Ego hat die Welt geschaffen. Wenn ihr aus dein Wort Welt (engl.: world) das Ich (engl: I) herausnehmt, habt ihr das Wort (engl.: word). Das Wort ist Gott. Solange ihr der Handelnde seid, ist dieses Ich da. Was ihr gesät habt, müsst ihr ernten. Gute als auch schlechte Taten sind gleicherweise bindend; sie können Ketten aus Eisen oder Gold sein.

Je reiner ihr in Gedanken, Worten und Taten seid, desto mehr werdet ihr das Wasser des Lebens in Fülle erlangen. Wir sind Innerlich voller Schmutz, voll weltlicher Gier – dem Wunsch, mehr und mehr zu haben, einerlei, ob es durch gute, ehrliche oder unehrliche Mittel erlangt wird. Äußerlich habt ihr schöne Gesichter und Kleider, ihr seid nett und sauber. Was nützt das? Die Meister sagen, dass Gott auf das Herz sieht, nicht auf den Körper außen – nicht darauf, wie ihr ausseht, sondern darauf, wie ihr handelt. Ihr könnt Gott nicht täuschen. Die Welt könnt ihr eine Zeitlang täuschen – nicht ständig –, bedenkt das! Früher oder später kommt die Katze aus dem Sack. Ihr seid hier, um euch von all diesen üblen Taten, schlechten Handlungen und schlechten Gedanken zu reinigen. Es gibt ein Heilmittel. Sitzt zu Füßen eines Meisters. Ihr werdet alle Tugenden Gottes in Ihm widergespiegelt finden. Wir haben Gott nicht gesehen – wir sehen den Meister, in Dem dieselben Eigenschaften, die in Gott sind, in kleinerem Maße offenbart sind. Sein Gemüt ist unter Kontrolle; Wenn ihr Ihm nahe, im Wirkungsbereich Seiner Aura seid, werdet ihr beeinflusst. Eure Seele sollte kontrolliert sein. Wenn sie beruhigt ist, wird natürlich das Gemüt ruhig sein. Das Gemüt erhält seine Stärke von der Seele.

Das einzige Heilmittel ist also, zu Füßen eines Meisters zu sitzen; und was gibt Er euch, um all diese üblen Dinge abzuwaschen? Er gibt euch eine Verbindung mit dem Wasser des Lebens, Naam oder dem Wort in euch. Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. Kommt in Verbindung mit Gott – ihr werdet in Fülle Licht haben, im Übermaß, verglichen mit Tausenden von Sonnen, die gleichzeitig aufgehen. Und das Wasser des Lebens in euch wird all eure üblen Gedanken, Worte und Taten fortwaschen.

Ihr werdet es nur erlangen, wenn ihr ein Gurumukh werdet. Ein Gurumukh zu sein, heißt zuerst, die Gebote des Gurus zu halten und zweitens, das Sprachrohr des Gurus zu werden. Haltet Seine Gebote, und entwickelt Empfänglichkeit. Seid auf den Guru aufgepflanzt. ihr wisst, aufpflanzen bedeutet, den Zweig eines Baumes in einen anderen Baum einzupflanzen. Das Ergebnis davon ist, dass die Frucht das Aussehen des Zweiges, der in den Mutterbaum verpflanzt wurde, erhält; aber er wird den Duft des Mutterbaumes haben – so wie all die Tugenden des Meisters in euch widergespiegelt sein werden. Auf diese Weise werdet ihr zwei Drittel der Lehren des Meisters aufnehmen. Ein Drittel erhaltet ihr durch die gesprochenen Worte und zwei Drittel durch Empfänglichkeit – durch das Aufpflanzen. Christus bezog sich auch darauf. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Das bedeutet, ein Gurumukh zu sein. Tut, was der Meister euch zu tun heißt. Lebt hundertprozentig nach Seinen Geboten, und ihr werdet auf dem Weg sein, ihr werdet rasch vorwärtskommen. Aber wenn ihr in Ihn eingepflanzt seid, werdet ihr das, was Er ist. Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Das ist das Endergebnis, wenn man ein Gurumukh ist. Es wird euch bestimmt zu Gott zurückbringen, so sicher wie, zwei mal zwei vier ist.

Doch eine Wahre Lebensweise ist erforderlich. Die Wahrheit steht über allem, aber die Wahre Lebensweise steht noch über der Wahrheit. Sokrates wurde gefragt: Liebst du die Wahrheit oder Plato? Er erwiderte. Ich liebe die Wahrheit mehr als Plato. Gebt alle weltlichen Dinge auf, die euch im Wege stehen. Lebt nach dem, was der Meister sagt. Betet selbst dann. O Gott, nimm uns nach Hause zurück; benütze jede Rechtfertigung, die Du finden kannst – wir sind dazu nicht fähig, wir sind es nicht wert. Nur Deine Gnade kann uns in Deine Heimat führen. Ihr müsst euch Gott hingeben. Er ist euer treuer Freund, Der durch euren Meister wirkt. Er möchte immer, dass ihr das werdet, was Er ist. Kein König möchte, dass sein Sohn ein Minister ist, er will, dass jeder seiner Söhne König wird. So will jeder Heilige, dass sie alle Heilige werden. Vom tierischen Leben macht Er euch zum Menschen, und vom Menschen erhebt Er euch zu einem Mikro-Gott. Dies aber kommt letztlich, indem ihr euch Gott hingebt und äußerlich hundertprozentig an den Worten des Meisters festhaltet und indem ihr dem Guru aufgepflanzt seid. Nehmt es als euer Programm vor euch. Lebt danach. Ihr werdet bestimmt den vollen Nutzen daraus ziehen, den menschlichen Körper zu haben.

Weihnachten und das neue Jahr stehen bevor, und dies mag als Botschaft zu dieser Gelegenheit dienen. Meine Wünsche sind bei euch allen und werden bei euch bleiben. Die Meisterkraft ist mit euch allen und wird immer alle mögliche Hilfe und Schutz erweisen.

Kirpal Singh