Kirpal Singh

Rundschreiben Nr. 53

Dienet einander in Liebe

Übersetzung aus englischen Vorlagen durch Schüler Kirpal Singhs

Vorbemerkung des Meisters

Lieber Khanna/Cowan,

Hiermit sende ich ein Rundschreiben zur Führung aller Lieben. Ihr mögt bitte erkennen, dass das hohe Ideal spiritueller Glückseligkeit, das dem Vorteil aller am besten dient, vor uns liegt. Ich wünsche, dass der Inhalt dieses Rundschreibens von allen gelesen wird. Es soll weit verbreitet werden, so dass alle von euch von dem seltenen rechten Verstehen, das es vom Meister mit sich führt, Nutzen ziehen können.

Ich hoffe, ihr werdet seinen rechten Sinn in dem Geiste verstehen, der im besten spirituellen Interesse aller Beteiligten übermittelt ist.

Mit aller Liebe und besten Wünschen,

Herzlich Euer,

Kirpal Singh

6. Juni 1967

Liebe Kinder des Lichts,

wie begünstigt seid ihr, dass ihr in den geheimen inneren Pfad initiiert worden seid, der zum Reich Gottes führt – dem Reich, das nicht durch äußere Gebärden kommt – sondern das in euch liegt. Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel des Heiligen Geistes seid? Ihr seid es wahrlich und habt selbst in euch die ersten Offenbarungen der Gottheit bezeugt, wobei es nichts zu sagen hat, auf welcher Ebene entsprechend eurem geistigen Stand und der Empfänglichkeit, die ihr entwickelt habt.

Ihr habt gesehen, was die vielen Propheten und weisen Männer zu sehen wünschten, aber nicht gesehen haben, und ihr habt gehört, was sie zu hören wünschten, aber nicht gehört haben.

Gott ist Geist und kann nur im Geiste angebetet werden. Ihr müsst darum versuchen, das Körperbewusstsein zu überschreiten und danach streben, euch in ein Bewusstsein höherer Ordnung – ich meine, die spirituelle Bewusstheit – zu erheben, statt an eure eigene Person oder an irgend jemand anderen gebunden zu bleiben, wie groß einer in den eigenen oder in den Augen anderer auch immer scheinen mag. Grundsätze sind höher, viel höher als Persönlichkeiten, würde ich sagen. Menschen kommen und gehen; die Verehrung eines Menschen mag eine Weile bestehen, doch Grundsätze, die spirituellen Werte, sind beständig und überdauern die Zeit.

Euer Hauptinteresse sollte nun sein, die inneren Erfahrungen, die euch gewährt wurden, zu entwickeln. Liebt die wirkende Gotteskraft mit eurem ganzen Gemüt, mit eurem ganzen Herzen, mit eurer ganzen Kraft und mit ganzer Seele. Dies wird euch in die Lage setzen, euch über alle Maßen auszudehnen, bis ihr die Ganzheit Seines Seins umschließt, weit über Parteizugehörigkeiten, Parteipolitik und alles politische Handeln hinaus.

Ein Baum wird an den Früchten erkannt, die er trägt. Rühmt die Gotteskraft und ihr werdet wiederum gerühmt werden, ohne irgendeine Anstrengung eurerseits. Das ist das Gesetz. Und wiederum beugt sich ein fruchtbeladener Baum durch die Früchte, die er trägt. Sucht die Göttlichen Tugenden der Liebe, Demut und des Verstehens für alle zu entwickeln und zu erlangen. Wo ist der unter der Sonne, der keine Fehler und Unzulänglichkeiten hat? Bei all unserer Rechtschaffenheit sind wir nur unnütze Knechte. Seid freundlich und höflich zu allen. Höflichkeit kostet nichts, aber bringt reichen Gewinn. Das menschliche Herz ist wahrlich der Sitz Gottes und muss immer und um jeden Preis selig gehalten werden, ganz gleich unter welchem Opfer. Lernt friedfertig und freundschaftlich miteinander zu leben, und achtet die Gefühle und Empfindungen der anderen.

Dienet einander voller Liebe – diese Regel sollte euer Leben bestimmen. Ein liebevoller Dienst ziert sowohl den Dienenden als auch den Bedienten.

Die obigen Ermahnungen gelten ebenso, nein, mit größerem Nachdruck für die Gruppenbeauftragten und Repräsentanten des Meisters, denn sie haben jenen, die in ihrem Einflussbereich sind, ein gutes Beispiel zu geben. Sie sollten erkennen, dass sie nur Werkzeug des Göttlichen Planes und nicht das Antriebsrad des Planes selbst sind, und bis sie nicht in liebevoller Harmonie zusammenarbeiten, werden sie durch ständige Reibung Erregung erzeugen, was nicht nur der Qualität ihrer Arbeit schadet, sondern auch ihnen selbst.

Ihr seid das Salz der Erde, aber wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit soll dann gesalzen werden? Es ist dann für nichts gut.

Sollte die schützende Hecke selbst beginnen, das Gut anzunagen, das sie umschließt, könnt ihr euch gut vorstellen, was von dem Gut noch verbleiben wird – nichts als ein von der Pest befallener, dürrer Boden ohne jede Bedeutung.

Es dient kaum einen nützlichen Zweck, irgendeinen zu verleumden oder Gründe zu nennen für etwas, das immer einer sagt oder tut, denn es ist uns nicht gegeben, im Herzen anderer zu lesen, wo wir nicht einmal in unserem eigenen lesen können. Urteilt nicht, damit nicht über euch geurteilt und in der Göttlichen Waagschale Mangel befunden wird. Darum klagt niemanden an, noch weniger eure Glaubensgefährten und -brüder. Im Falle ehrlicher Meinungsverschiedenheiten, die sich dann und wann erheben mögen, sucht diese liebevoll und privat zu bereinigen, was besser ist, als bei öffentlichen Begegnungen und an öffentlichen Orten schmutzige Wäsche zu waschen, was euch mit einem schlechten Geruch umgibt. Wenn ihr das nicht unter euch machen könnt, aus dem einen oder andern Grunde, tut ihr gut daran, das Problem zur Lösung und Beilegung der gegenteiligen Ansichten dem Meister zu unterbreiten. Darum ermahne ich euch alle, liebevolle und freundliche Beziehungen untereinander zu bewahren, als Kinder desselben Vaters und nichts zu tun, das irgendeinen den Finger gegen euch erheben lässt und das Höchste Wissen – die Wissenschaft des Jenseits – zu dem ihr nach einer Entwicklung durch vergangene Zeiten gelangt seid, in schlechten Ruf bringt.

Ihr seid das Licht der Welt und haltet somit dieses Licht hoch auf der Bergspitze, so dass diejenigen, die es selbst aus der Entfernung sehen, ermutigt werden, euch um Rat zu fragen und euch und die Meisterkraft, die dabei geholfen hat, für euren weisen Ratschlag segnen. Als solches müsst ihr euren Glaubensbrüdern helfen und sie festhalten in ihrer liebevollen Hingabe an den Meister, statt zwischen sie und den Meister zu treten – denn alle gehören zu Ihm.

Wir alle sind in der Tat Fruchtsammler im Weingarten des Herrn. Wir haben nichts in uns, das uns Seiner Gnade empfiehlt. Die Puppen in einem Marionettentheater tanzen nicht von selbst, sondern werden durch den Drahtzieher hinter der Bühne bewegt. Sich selbst beim Ausüben des Werkes des Meister irgendeine Bedeutung zuzumessen, ist edlen Seelen, wie ihr es seid, nicht würdig.

Wir alle gehören zum Meister und stehen für den Meister ein, sind aber nicht der Meister – wir sind Gurbhais1 und nicht der Guru – denn die Gurukraft ist nur in Einem von oben beauftragt. Der Meister weiß am besten, wie der Göttliche Plan durchzuführen ist. Lasst uns darum unsern individuellen Willen Seinem Willen unterstellen und uns niemals selbst für die Gaben rühmen, die Er uns frei und liebevoll gewährte. Was ist denn schließlich in den Kanälen, die einfach das erfrischende und Lebensspende Wasser, das aus der überirdischen Quelle (der Meisterkraft) kommt, weiterleiten?

Die Größe des Meisters kann nicht durch die Zahl Seiner Anhänger oder durch den äußeren Glanz Seines Hofes beurteilt werden. Er ist nicht auf Reichtum oder Name und Ruhm aus, noch auf eine große Zahl an Menschen, die Ihm nachfolgen. Er steht auf der Spitze des Berges und weiß, in wessen Herz das Feuer der Seelenpein schwelt, und kommt wie der Sauerstoff auf so vielen verschiedenen Wegen, um die Flamme liebender Hingabe in ihnen zu entfachen. So sollte keiner empfinden, dass er oder sie unentbehrlich sind und sich aufspielen, was andere übelnehmen und bekritteln mögen. Bedenkt, dass wir Seinen Ruhm weder vergrößern noch schmälern können. Wenn wir in Seinem Werk einen Dienst leisten können, mag das auf der anderen Seite als Vorrecht genommen werden, das uns durch Seine Gnade zufällt.

Zum Schluss hoffe ich, dass jeder von euch, welche Stellung im Leben er auch hat und welchen Platz er in der Hierarchie der Verwaltung zur Leitung des Heiligen Werkes auch immer einnimmt, sein Scherflein nach bestem Vermögen im Geiste liebevollen und selbstlosen Dienstes beitragen wird und versucht, sich selbst innerlich zu bereichern, indem er in seinem jeweiligen Wirkungskreis in Frieden und Freundschaft lebt und nur Wohlgeruch an alle, die um ihn sind, ausstrahlt, da wir alle Kinder in der einen großen Menschenfamilie sind.

Ein weiteres noch, das ich zum Nutzen aller Lieben auf dem Pfad mit Nachdruck betonen möchte. Wenn irgendeiner von euch durchaus glaubt, dass ihr am meisten begünstigt seid, was die Göttlichen Offenbarungen betrifft, dann solltet ihr eher Zurückhaltung üben und den Anstand in der Gemeinschaft wahren, statt euch von einer Flut von Gefühlen forttragen zu lassen, was euch von Seinen Füßen wegbringen wird. Bescheidenheit ist die erste und letzte Zierde, die eine edle Seele schmückt.

Meine besten Wünsche sind immer mit euch, und nichts wird mich mehr freuen, als zu sehen, dass ihr alle auf dem spirituellen Pfad gefestigt seid, einander anerkennt und Schulter an Schulter voranschreitet und eine spirituelle Truppe bildet, so dass jene, die euch sehen, euch bewundern und durch euch inspiriert werden.

Ich wünsche euch allen eine glückliche Reise auf dem Gottespfad.

Herzlich Euer,

Kirpal Singh


Fußnote 1) Brüder und Schwestern im Guru