Kirpal Singh

San Jose, 16. November 1972

Frage: Könntet Ihr bitte die Redewendung erklären: ‚Wir sind in der Probezeit, bis wir die Gestalt des Meisters im Innern sehen‘? 

Kirpal Singh: Die Gestalt des Meisters erscheint, wenn man nach Innen geht. Bis dahin braucht man die äußere Führung des ‚fleischgewordenen Wortes‘. Wenn man nach Innen gelangt, bekommt man eine direkte Verbindung und direkte Anweisungen. Das heißt, dann werden wir auf dem weiteren Weg von der Meister-Kraft im Innern geführt … natürlich in der gleichen Form. Das habe ich gestern schon erklärt. ‚In der Probezeit‘ bedeutet einfach, dass ihr in Seinen Händen seid, Seine Gebote und Seine weitere rechte Führung braucht. Er wird euch in dieser äußeren physischen Form begleiten. Diese Kraft wirkt auch in der physischen Form. Aber der physische Körper ist für die physische Welt da. Er gibt euch einen Anreiz, ins Jenseits zu gehen, bis Er dann kommt, um euch dort zu führen.

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 Frage: Warum tragt Ihr einen weißen Turban?

Kirpal Singh: Nun, die weiße Farbe umschließt alle anderen. Gleicherweise vereinen sich alle Klassen der ganzen Welt in diesem Weiß. Natürlich ist es auch eine Vorliebe. Spirituell gesinnte Menschen lieben Weiß, weiße Farben, höchstens noch Gelb, doch nur ganz leicht getönt, nicht mehr. Das ist die Farbe der Ausstrahlung eines Spirituellen Menschen. Also aus zwei Gründen.

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Frage: Ist es gut, mit dem Gesicht zur Sonne zu meditieren? 

Kirpal Singh: Das ist die Art der Yogis, versteht ihr? Gott ist überall – Er durchdringt alles. Ganz gleich, wohin ihr euer Gesicht auch wendet. Das haben alle Meister und selbst der Koran gesagt. Auch die Mohammedaner wenden ihr Gesicht gern der Sonne zu, wie es die Yogis tun. Sie denken vielleicht, die äußere Sonne ist die Quelle unserer Kraft – die Kraft der Sterne. Nun, damit haben wir nichts zu tun. 

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Frage: Was das Spielen von Musikinstrumenten betrifft – von unseren Spirituellen Übungen getrennt – behindert das nicht unseren Fortschritt auf dem Pfad? 

Kirpal Singh: Gewiss. Die äußere Musik, wie ich gestern und gestern Abend in meiner Ansprache erklärt habe, führt uns bis zum Ende der materiellen Welt, doch nicht darüber hinaus. Wenn ihr der Musik verfallen seid – entschuldigt, dass ich das Wort ‚verfallen‘ gebrauche, doch ich gebrauche es, weil ihr immer an äußeren Tönen hängt. Der Innere Ton in euch wird hörbar, wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt. Er wird euch dorthin bringen, wo Er seinen Ursprung hat. Und darüber hinaus, wie ich es gestern erklärt habe, müsst ihr sehr auf euren Charakter achten, wenn ihr der äußeren Musik ergeben seid. Jene Menschen fallen im Allgemeinen. Das hat mir meine Erfahrung gezeigt. Manche Meister haben sie benützt, um zu beginnen. Nun, da gab es einmal einen großen Prediger. Draußen vor den Stadtmauern fing er zu rufen an und schlug auf seine Brust. Die Leute strömten zusammen und er begann zu sprechen. Er gab zu, dass er das tat, um die Menschen anzuziehen. Das haben auch andere getan, wie ich schon sagte, um die Menschen zusammenzubringen. Doch das Wichtigste ist die Tatsache, dass euch äußere Töne nur zum Ende der materiellen Welt und nicht darüber hinaus bringen können. Der Ton, mit dem ihr verbunden worden seid, beginnt erst, wenn ihr euch über den physischen Körper erhebt. 

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Frage: Was ist die ‚Große Auflösung‘, auf die in vielen Schriften des Meisters hingewiesen wird? 

Kirpal Singh: Wie ihr wisst, wird euch zur Zeit der Initiation erklärt, was man unter ‚Auflösung‘ und ‚Großer Auflösung‘ versteht. Bis zur dritten Ebene unterliegt die Welt der ‚Auflösung‘; bis zur vierten, der ‚Großen Auflösung‘ – die Welt, versteht ihr? Dann beginnt Gott, die Welt von neuem zu gestalten.

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Frage: Meister, wenn sich uns zukünftige Ereignisse in Visionen offenbaren, können wir dieses Wissen dann mit anderen teilen?

Kirpal Singh: Wenn diese Visionen falsch sind, was dann? Wie willst du nachweisen, ob sie richtig sind? Du brauchst die Bestätigung von einem, der Inneren Zugang hat. Die Leute schrieben mir manchmal: ‚Die Vereinigten Staaten werden bald im Meer versinken‘, und sie kauften Boote, um die Bergspitzen zu erreichen. Ich schrieb ihnen: ‚Wenn die Zeit kommt, wird es sich zeigen.‘ Ich bekam keine Antwort. Im Allgemeinen könnt ihr sehen, dass solche Angaben falsch und nur ein Phantasieprodukt sind.

So etwas geschah auch einmal in Indien bei der Namdhari-Sekte. Ihr Führer sagte: Das Ende der Welt steht bevor. Eilt zu einem bestimmten Platz. All seine Anhänger gingen dorthin. Ein paar Leute fragten meinen Meister: Sie laufen alle dorthin. Nun, was sollen wir tun? Er sagte: Wenn es soweit ist, werden wir sehen, was geschieht.

Es wird sich selbst bestätigen. Doch nichts geschah. Wenn das geschieht, haben wir alle das gleiche Schicksal. Warum sorgt ihr euch um euch selbst, wenn das Ende der Welt naht? Wenn das Ende der Welt naht, nun, dann kehrt nach Hause zurück. Jene, die initiiert worden sind, brauchen keine Angst zu haben; sie sind unter dem Schutz einer Kraft. Andere mögen sich fürchten.

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Frage: Bitte sagt uns etwas über das Manav Kendra und welche Rolle, wenn überhaupt, eine weibliche Initiierte aus diesem Land dort übernehmen kann.

Kirpal Singh: Ich denke, ich habe euch dieser Tage schon einmal erklärt, dass das Manav Kendra so ist, wie wir nun sind: wir müssen den Dienst für die Menschen und für das Land (die Landwirtschaft) hinzufügen, um ihn zu einem Ganzen zu machen. Das beeinträchtigt nicht die Spirituelle Seite – sie ist das Wichtigste. Ich habe dort keinen äußeren Tempel errichtet – dort ist nur die Erde unten und der Himmel über uns. Der menschliche Körper ist der Wahre Tempel Gottes – und nicht ein äußeres Abbild von Menschenhand gemacht.

Wir geben einfach jenen, die in Not sind, es sich nicht leisten können, kostenlose medizinische Betreuung. Die Reichen können sich alles leisten, die Armen nicht. Aus diesem Grund gibt es das Manav Kendra; und es ist für die Alten da, die nichts besitzen, die niemand haben, der für sie sorgt, damit sie die letzten Tage ihres Lebens in Frieden verbringen können. Das ist der Dienst für den Menschen. Und Dienst für das Land1 (Landwirtschaft) bedeutet, dass wir jene, für die wir sorgen, auch ernähren müssen. Versteht ihr? Ob nun im Westen oder im Osten, das macht keinen Unterschied. Wer es sich gut leisten kann, mit all dem fertig zu werden, der kann das schriftlich festhalten.

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Frage: Manchmal erscheint mir in der Meditation Sawan Singh, bevor Ihr erscheint, Meister. Ist das in Ordnung?

Kirpal Singh: Schau, es heißt: Ich und der Vater sind Eins. Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Er wirkt – diese Kraft wirkt – die gleiche Kraft ist am Werk. Wenn dich ein Freund in anderen Kleidern besucht, glaubst du, dass du ihn dann nicht wiedererkennst? 

Ein Schüler: Wenn ein Freund in anderen Kleidern zu dir kommt, wirst du ihn bestimmt wiedererkennen. Es ist die gleiche Kraft.

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Frage: Hier in den USA macht man sich viele Gedanken über Katastrophen, die es in den nächsten Jahren geben soll – Erdbeben, Kriege, totaler wirtschaftlicher Zusammenbruch.

Kirpal Singh: Oh ja, das ist eine Tradition, die überall gepflegt wird. Die letzten vierzig Jahre habe ich gehört, dass das Ende der Welt gekommen ist: ‚Es ist soweit!‘ ‚Macht euch bereit!‘ Nun gut, wenn es kommt, dann trifft es uns alle, nicht nur einen Einzelnen. Wie ich euch gerade sagte, wird für jene gesorgt, die initiiert sind. Habt keine Angst.

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Frage: Meister, was geschieht mit der Seele eines Menschen, der Selbstmord begeht?

Kirpal Singh: Das ist eine schreckliche Sünde. Die Theosophie sagt, dass jene, die Selbstmord begehen, hundert Leben lang fortfahren, Selbstmord zu verüben. Denkt nicht an so etwas! Ihr könnt den Rückwirkungen nicht entgehen. Es ist das größte Opfer. Ihr könnt das nicht, versteht ihr? Ihr könnt alles opfern, doch nicht euch selbst. Das ist also eine schreckliche Sünde. Was die Initiierten betrifft: Einmal fragte ich meinen Meister über einen Mann, der Selbstmord beging und von ihm initiiert war: Was wird sein Schicksal sein? Er sagte: Die Rückwirkungen sind sehr stark; dennoch wird ihm ein Zugeständnis gemacht. Warum sich töten? Selbstmord ist kein Heilmittel. Wenn ihr das tut, setzen Rückwirkungen ein. Seht ihr, wenn ihr euch aus einem bestimmten Grund umbringt, wegen irgendjemand oder weil etwas nicht so verläuft, wie ihr es euch wünscht, dann entsteht eine Kette von Rückwirkungen zwischen den beiden – sie setzt sich über viele Geburten hin fort. Denkt also nicht an so etwas! Das ist kein Heilmittel für irgendetwas.

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Frage: Als ich zuerst auf die Lehren des Meisters stieß, wurde ich ganz berauscht. Wenn ich mich niederlege, durchzieht meinen Körper oft ein Summen, wie das einer Fliege. Was ist das –  dieses Summen wie von einer Fliege?

Kirpal Singh: Was empfindest du? Du wirst das nur erleben, wenn du an den Körper denkst.

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Frage: Nein, Meister, ich habe meinen Körper nicht beachtet. Es war wie ein elektrischer Strom und auf einmal summte es in meinem Hinterkopf.

Kirpal Singh: Du hörtest diesen Ton, natürlich. Hast du schon irgendwelche Yoga-Wege verfolgt? 

Der Schüler: Nein.

Kirpal Singh: Nun, dann ist es eine Rückwirkung aus deiner Vergangenheit. Bitte denke nicht an den Körper. Darum überschreitet ihn der Surat Shabd Yoga.

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Frage: Lieber Meister, was ist das Fegefeuer? Und was hat es mit der Wiederverkörperung und Sach Khand zu tun?

Kirpal Singh: Wer auf den Weg gestellt und initiiert worden ist, braucht sich davor nicht zu fürchten. Es gibt Höllen – Fegefeuer bedeutet Höllen. Die Menschen bringen ihr eigenes Leid dorthin, und es wirkt dort auf sie zurück. Das ist alles. Lord Vishnu wurde einmal gefragt: Ihr müsst umfangreiche Vorbereitungen getroffen haben, um jene Menschen dort zu bestrafen – das ‚Fegefeuer‘ bedeutet einen Ort, wo die Menschen gereinigt, von allen Taten geläutert werden – und für manche habt ihr wohl auch den Himmel bereitet? Er antwortete: Ich tue gar nichts. Die Menschen bringen ihr eigenes Feuer mit sich, das sie hier verbrennt; und auch ihre eigenen guten Gedanken, die sich hier auswirken. Das ist alles. Er sagte: Ich tue nichts. Die Menschen bringen alles mit – aus eigenem Antrieb. Das Fegefeuer ist nicht für jene, die auf dem Weg sind. Sie sind unter der Obhut eines Meisters.

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Frage: Der Fragende möchte wissen, auf welche Form des Meisters Ihr Euch bezieht, wenn Ihr die ‚Gestalt des Meisters‘ in der Meditation erwähnt. Er hat verschiedene gesehen, und er möchte gern wissen, ob es die goldene Form ist, auf die Ihr Euch bezieht oder ob alle Formen damit gemeint sind.

Kirpal Singh: Wiederhole die fünf Namen; und die Form, die bleibt, ist die Wahre. Das ist alles. Die anderen werden verschwinden. Wenn jemand vor der Wiederholung der fünf Namen besteht und bleibt, gehört er ganz sicher zu unserer ‚Abteilung‘. (Die Zuhörer lachen.)

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Frage: Was ist mit dem Geben und Nehmen von zwei Menschen, wenn ihre Augen sich treffen?

Kirpal Singh: Was soll das heißen? Wenn sich ihre Augen treffen, wird der Aggressive die Oberhand gewinnen. Darum heißt es: Schaut nicht in die Augen anderer – wenn ihr nicht innerlich erfüllt, wenn ihr nicht stärker seid, werdet ihr beeinflusst. Nun, 80 Prozent aller Eindrücke nehmen wir durch die Augen auf. Wenn der andere berauscht ist, werdet ihr genau diesen Eindruck aufnehmen. Wenn er – wie soll ich sagen – von Kopf bis Fuß von Begierde erfüllt ist, dann wird euch Begierde überwältigen. Unsere einzige Rettung liegt darin, die Wasserfluten aufzuhalten – wir müssen sehen, von welcher Seite die Wellen kommen und dann ans sichere Ufer des Flusses gehen. Wenn dort Felsen sind, wird das Wasser dagegenschlagen und zurückströmen. Wenn dort Sand ist, wird das Wasser im Sand versickern. Wenn ihr also stark seid – wenn ihr ganz in euch ruht – dann wird euch nichts beeinflussen. Wenn nicht, dann werdet ihr beeinflusst. Geht also ans sichere Ufer.

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Frage: Wenn wir die Vergangenheit auch hinter uns lassen, wenn wir initiiert werden, ist es dann möglich, dass Leute, die in der Vergangenheit verheiratet waren, in der Zukunft wieder heiraten werden, obwohl sie schon lange vor der Initiation geschieden waren?

Kirpal Singh: Nun, ich glaube, ihr könnt nur einen Menschen lieben – jene Liebe, die sich wandelt, ist keine Liebe. Ich denke, ich habe ein oder zwei Fälle erlebt, wo sich geschiedene Paare wieder zusammenfanden. Das ist nur eine Uneinigkeit: der eine will das, der andere will jenes. Seht ihr, in diesem Sinne müssen sie wieder zusammenfinden. Eheliches Leben bedeutet, einen Lebenskameraden zu erwählen, als Rückwirkung der Vergangenheit, um einander in Wohl und Weh beizustehen und zu helfen, Gott zu erkennen – und all eure Schulden zu begleichen. Sät keine neuen Saaten. Das ist alles.

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Frage: Ist das ‚Einzelauge‘ wirklich zwischen den Augenbrauen oder ein wenig über und zwischen den Augenbrauen? Bitte zeigt uns …

Kirpal Singh: Zeigen! Wie soll ich das!

Frage: … in welchem Teil der Stirne es liegt.

Kirpal Singh: Nein, nein – wenn wir an das Fleisch und die Knochen der Stirne denken, versteht ihr, dann werden wir es nirgends finden. Der Sitz der Seele ist im Innern, hinter den Augen. Wenn ihr einen Nagel etwa drei Zentimeter tief und etwas nach rechts einschlagt, findet ihr den Sitz der Seele. Aber wie soll ich Ihnen das zeigen? Durch eine Operation? Dann werden Sie sterben – und zwar bald! (Der Meister schmunzelt.)

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Frage: Wie können wir die Allgegenwärtigkeit von Schmerz und Leid, Unwissenheit und Verlangen mit Gottes liebenden Wesen in Einklang bringen?

Kirpal Singh: Die Seele ist ein Kind Gottes. Sie wird vom Gemüt, von Satan vom rechten Weg abgebracht – das Gemüt ist Satan, versteht ihr – es ist sein Kind, und seine Aufgabe besteht immer darin, uns von Gott wegzuführen – in die offenbarte Welt. Nun, Gott sendet Menschen, um euch von der Herrschaft des Gemüts zu befreien. Doch das Negative will das nicht, es wird sein Bestes tun, um euch niemals gehen zu lassen.

Doch Soami Ji sagt:

Wenn der Meister eine Seele wegführt, die unter der Herrschaft des Gemüts stand, beginnt sich die Negative Kraft auf die Brust zu schlagen und zu rufen: 'Oh, ein Mensch ist meiner Herrschaft entronnen!'

Es ist also die Kraft Gottes, die in den Heiligen wirkt. Jene, die unter der Herrschaft des Gemüts stehen, möchte Er davon befreien und dann in die Heimat zurückbringen, wenn sie Seine Gebote halten. Im Allgemeinen folgen die Initiierten den Geboten des Gemüts. Dann hören wir natürlich nicht auf den Meister.

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Frage: Als ich heute meine Augen zur Meditation schloss, habe ich, statt wie gewöhnlich die Namen zu wiederholen, um aufkommende Gedanken abzuwehren, mein Gemüt treiben lassen und schaute ohne jede Anspannung in die Mitte der Dunkelheit. Es war ein belebendes Gefühl, die Namen nicht wiederholen zu müssen, wenn nicht etwas Negatives auftaucht. Ist das falsch? Oder muss ich mit der Wiederholung der Namen fortfahren, wenn mir die Meditation auch so gefällt?

Ich habe auch bemerkt, dass bei der Wiederholung der Namen die Aufmerksamkeit die Kehle hinabsinkt. Das geschah nicht, wenn ich mich bei der Meditation einfach treiben ließ.

Kirpal Singh: Was dann? Hast du dich gut gefühlt? – Dann kannst du so weitermachen! (Er schmunzelt.) Warum wurden euch diese Dinge zur Zeit der Initiation so genau erklärt? Ihr sollt die Namen nicht wiederholen, indem ihr über die Bedeutung der Worte nachdenkt, sondern es sollte automatisch geschehen. Nur die Geladenheit der Worte hilft euch bei der Konzentration eures Blicks. Wenn du dich so konzentrierst, wie du es sagst, wird es sich dann nicht störend auswirken? Die Wiederholung geschieht mental, mit Zwischenpausen und ganz automatisch. Die ganze Aufmerksamkeit ist auf das Sehen oder Hören gerichtet. Beim Hören sollten die Worte nicht wiederholt werden, nur beim Sehen. Was du da machst, ist also nicht richtig.

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Ein Schüler: Dieses Gedicht ist eine verspätete Erntedank-Botschaft an Meister Kirpal Singh:

„Du hast mir so viel gegeben, doch gib’ mir bitte eines noch: ein Herz voll Dankbarkeit, das nicht nur in der Freude dankt, da nicht alle Tage gleich gesegnet sind, sondern ein Herz, das Dich mit jedem Schlage preist.“

Kirpal Singh: Wenn dein Gebet aufrichtig ist, wirst du das bekommen. (Der Meister lacht.) Das ist alles. 

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Frage: Sollten wir in unseren Tagebüchern Fehler vermerken, die wir nachts im Traum begehen?

Kirpal Singh: Ich denke, das habe ich gestern beantwortet. Das sind Rückwirkungen der Gedanken, die du tagsüber hattest. Sie sollten vermerkt werden.

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Frage: Wie lange soll man im Westen keusch bleiben? Im Osten sagt man 25 Jahre.

Kirpal Singh: Seht, das galt nur in alter Zeit. Damals wurde das Leben in vier Abschnitte geteilt: Zuerst kamen 25 Jahre des Lernens, dann 25 Jahre als Familienvater, dann 25 Jahre, um das, was man gelesen hatte, selbst zu erfahren. Und wenn man das erlangt hatte, galt es, umherzuwandern, um es den anderen zu verkünden, ihnen einen Beweis zu geben. Doch heute leben wir nicht mehr so lange. Die Keuschheit ist die Tugend, die euch retten wird. Je mehr ihr diese Kraft in euch bewahrt, desto stärker werdet ihr physisch und geistig sein. Wenn davon mehr als genug in eurem Körper ist, verwandelt sich dieses Lebenselement in eine Kraft, die Ojas genannt wird und euch hilft, ins Jenseits hinüberzugehen. Ihr seht, es ist gut, das ganze Leben lang keusch zu sein, sich selbst zu beherrschen. Auch Verheiratete müssen eine bestimmte Zeit ihres Lebens bewahren, um sich für den Weg bereit zu machen. Frauen und Männer werden als Rückwirkung aus der Vergangenheit miteinander verbunden, um ihre Schulden zu begleichen und einander zu helfen, Gott zu erkennen. Und wo steht ihr, wenn ihr ans Ende eures Lebens gekommen seid und nichts für euer Selbst getan habt? Schließlich müsst ihr die Welt einmal verlassen. Ihr müsst gehen.

In den alten Zeiten war eine Periode von 25 Jahren dafür reserviert – aber nicht nur das. Auch die Meister hatten Kinder, aber wenn Sie Ihre Aufgabe übernahmen, lebten Sie keusch. Doch selbst wenn Sie als Familienväter lebten, gaben Sie Sich niemals einem sinnlichen Leben hin. Sie waren selbstbeherrschte Menschen. Mein Meister wies mich einmal in einem Gespräch darauf hin. Er sagte: Ich traf einmal einen Mann, der sagte: ‚Ich hatte fünf Verbindungen weltlicher Art; daraus gingen fünf Söhne hervor; und danach hatte ich nie mehr eine Verbindung dieser Art.‘ Ist das nicht etwas Wünschenswertes? In der alten Zeit gab es keine Bücher. Man lernte alles auswendig. Heute müsst ihr euch alles aufschreiben. Wozu all diese Fragen? Weil das Öl aus der Lampe läuft. Gandhi sagte: Als mir bewusst wurde, von welchem Wert diese Flüssigkeit ist, bewahrte ich sie – und so wurde ich zu dem, was ihr vor euch seht. Hätte ich das früher erkannt und beachtet, wäre aus mir – Gott allein weiß was – etwas Höheres geworden.

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Frage: Er sagte, er hatte vor einigen Monaten einen Traum: ein Guru berührte ihn an der Stirn – am Augenzentrum. Und er fragt sich nun, ob das der Guru war, der ihn einmal initiieren wird?

Kirpal Singh: Seht ihr, manchmal haben wir eine Vorahnung künftiger Geschehnisse – jene von uns, die wirklich aufrichtig und ernst sind und auch ein gutes Leben führen. Ich sage es euch – so etwas geschieht! Aber diese Kraft wirkt auf verschiedenen Ebenen durch verschiedene Körper. Wenn sich diese Kraft offenbart – ob sie nun in diesem oder in anderen Kleidern kommt – dann kann er initiiert werden.

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Frage: Können wir im Satsang Artikel aus dem ‚Sat Sandesh‘ lesen, auch wenn sie nicht von Meister Kirpal Singh geschrieben sind? Sollte der, der das Treffen leitet, eigene Bemerkungen von seiner Ebene aus machen? Kann man ein Bild von Meister Kirpal Singh aufstellen?

Kirpal Singh: Die Artikel im Sat Sandesh werden vor ihrem Erscheinen von mir durchgesehen. Was Bemerkungen angeht: Wenn sie das Gesagte ehrlich verschönen, dann ist es etwas anderes; doch wenn sie die Dinge nur schlechter machen, dann sollte man es mir berichten, damit ich das, was auch immer gesagt wurde, erklären kann. Seht ihr, jene, die verantwortlich sind, stehen nicht über dem Meister.

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Frage: Was ist mit einem Bild? Sie möchten ein Bild aufstellen.

Kirpal Singh: Nun, hat hier irgendjemand ein Bild dabei? Denkt einmal nach. Wenn ihr irgendwelche Zweifel habt, dann wendet euch an mich. Wenn der verantwortliche Gruppenbeauftragte etwas getan hat, sollte er sich an mich wenden. Wenn er Zweifel hat, dann kann er zu mir kommen. Darüber habe ich ein Rundschreiben – vom 13. Juni 1969 – herausgegeben. Ich glaube, ihr habt es gelesen. Die Korrespondenz könnte auf ein Zehntel verringert werden, wenn danach gehandelt würde. Die meisten Fragen – 90 Prozent! – sind weltlicher Art. Ihr könnt euren verantwortlichen Gruppenbeauftragten um Rat fragen. Wenn auch er nicht helfen kann, dann geht zum Repräsentanten. Wenn auch sie sich nicht ganz sicher sind, dann könnt ihr euch an mich wenden. Die Post, die ich jetzt erhalte, könnte auf ein Zehntel reduziert werden.

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Ein Schüler: Ich möchte etwas wiederholen, das Meister Kirpal Singh sagte: ‚Die Gruppenbeauftragten stehen nicht über dem Meister.‘ Sie sollten sich nicht in die Beziehung der Satsangis zu ihrem Meister einmischen. 

Kirpal Singh: Nein, nein; weltliche Führung können sie geben – doch nicht in Spiritueller Hinsicht. Wenn sie sich hundertprozentig sicher sind, dann ist es etwas anderes; wenn sie in Verbindung mit dem Meister stehen und genau wissen, was der Meister dazu gesagt hat, dann ist es etwas anderes. ‚Ich habe den Meister gefragt und Er hat eben das gesagt …‘ Wenn sie sich nicht ganz sicher sind, dann sollten sie mir schreiben. Mehr kann ich nicht sagen. Statt einen Missklang zu erzeugen, ist es besser, sich an mich zu wenden.

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Frage: Könnt Ihr einen nützlichen Vorschlag machen, wie man es vermeidet, sich zu überessen? 

Kirpal Singh: Hört auf zu essen, wenn ihr noch hungrig seid: esst einen Bissen weniger. Der Prophet Mohammed hatte vierzig Schüler. Jemand schickte ihm einen Arzt, um ihnen zu helfen, wenn jemand krank würde. Der Arzt blieb sechs Monate, doch keiner wurde krank. So ging er zum Propheten Mohammed: 

Ich bin nun seit sechs Monaten hier, und niemand ist erkrankt – kann ich nun gehen? Denn mein Bleiben hat keinen Sinn. Er antwortete: Ja, solange sie meine Gebote beachten – und was besagen meine Gebote? Hört zu essen auf, esst einen Bissen weniger, als euer Hunger verlangt. Steht vom Tisch auf, wenn ihr noch hungrig seid. Wenn ihr das tut, wird sich niemand über euch beklagen. Ich bitte sie auch, körperlich hart zu arbeiten. Und ich bitte sie auch, zu meditieren. Solche Schüler brauchen keinen Arzt.

Wenn euch etwas fehlt, dann geht zum Arzt. Doch Überessen könnt ihr vermeiden: Das ist nur eine Gewohnheit. Ihr könnt euren Hunger mehr und mehr bezwingen – bis er durch ein bloßes Körnchen Reis gestillt wird. Die Yogis können das. Ihr könnt euch beherrschen – das ist nur eine Gewohnheit. Aber ihr müsst etwas essen – um euren Körper zu erhalten; denn er bietet euch eine einzigartige Gelegenheit. Das Pferd sollte kräftig genug sein, um den Reiter zu tragen.

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Frage: Wenn ich beim Bhajan sitze und meine Fesseln taub werden, neige ich dazu, vornüber zu fallen. Warum? 

Kirpal Singh: Warum? Der Körper ist leblos – versteht ihr –, wenn sich die Seele zurückgezogen hat. Darum werdet ihr gebeten, aufrecht zu sitzen. ‚Aufrecht‘ meint im rechten Winkel. Dann stürzt ihr nicht, auch wenn ihr euch zurückzieht. Wenn ihr euch nicht gerade hinsetzt, dann stürzt ihr dabei. Schließlich sind wir ein Klumpen Erde. Versucht also, in einer Ecke zu sitzen, wo zwei Wände zusammentreffen. Das ist alles. (Der Meister schmunzelt.) (Die Zuhörer lachen.) Nein, nein, das ist nichts zum Lachen, versteht doch! Ihr lächelt über diese Dinge. Doch genau diese Dinge können euch helfen. Warum ich diese Fragen so offen beantworte? – Weil euch diese Dinge später führen werden. Ihr könnt diese Dinge ohne Sorge immer wieder fragen. Dies wird euch ermutigen, ohne dass ihr irgendwelche Fragen stellen müsst. 

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Frage: Mein Sohn schrieb und berichtete mir, dass er von Meister Kirpal Singh in die Lehren des Surat Shabd Yoga initiiert wurde. Was bedeutet das? Er ist katholisch. Ändert das seine Religion?

Kirpal Singh: Der Surat Shabd Yoga bildet die grundlegende Lehre aller Religionen. Haben Sie das Buch ‚Naam oder das Wort‘ gelesen? Dort finden Sie Zitate aus den Schriften der Christen, Juden, Buddhisten, Sikhs, Mohammedaner und aus allen anderen. Das verändert also nicht die äußere Form der Religion, die eine soziale Gemeinschaft bildet, in der ihr lebt. Bleibt in ihr. Wenn ihr sie verlasst, dann müsst ihr eine neue Gemeinschaft bilden.

Als mich ein Mann fragte: Wir feiern gerade Hochzeit – bitte vollzieht die Trauung, habe ich darum geantwortet: Nein, ich habe keine Glaubensgemeinschaft gegründet. Weil die Gemeinschaften für solche Dinge da sind. Dies sind die Grundlehren aller Meister, von Christus und allen anderen. Sie ändern nicht eure äußere Erscheinung, eure Rituale oder Gemeinschaftszugehörigkeiten.

Mein Meister wurde gebeten, eine neue Religion zu gründen. Darauf sagte Er:

Es gibt schon so viele Brunnen. Warum holt ihr das Wasser nicht dort? Was für einen Sinn hat es, einen Brunnen zu graben, wenn schon einer da ist?

Die Grundlehren aller Meister sind genau die, in die ihr initiiert worden seid. Das führt manchmal zu einem Widerspruch. Einer, der auf den Weg gestellt wurde, glaubt, er sei nun etwas anderes geworden. Und die Leute daheim sagen: ‚Oh! Er geht in die Irre!‘ Sie mögen euch gern, glaubt mir! Versteht ihr? (Er schmunzelt.) Damit ihr nicht auf einen falschen Weg geratet. Aber wenn ihr euch den Heiligen Schriften zuwendet – denen ihr vertraut –, dann könnt ihr ihnen sagen: ‚Hier steht es! Das sagen auch unsere Schriften!‘ Das ist der Grund, warum jene, die auf den Weg gestellt wurden, manchmal in einen Widerspruch geraten – sie glauben, dass sie vielleicht Mitglied einer anderen Religion geworden sind. Nein, nein, das seid ihr nicht geworden. Die Glaubensgemeinschaft bleibt davon unberührt. In einer Glaubensgemeinschaft zu bleiben, ist natürlich ein Segen, wenn ihr euch nach den Geboten dieser Gemeinschaft richtet. In allen Gemeinschaften müsst ihr ehrlich und wahrhaftig sein und einen guten Charakter haben. Ist es nicht so? Wir müssen anderen helfen. Gibt es irgendeine Religion oder Gemeinschaft, die das nicht verlangt? Und alle sagen: Verbindet euch mit Gott. Auch im Äußeren. Seht ihr, nur diese Missverständnisse führen manchmal zu einem Konflikt. Seid euch also alle ganz gewiss, dass ihr keiner neuen Religion angehört. Euch wurde der Innere Weg gewiesen, der für die ganze Menschheit einer ist.

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Frage: Im letzten Monat haben sich meine Meditationen gebessert. Jedoch fällt es mir noch immer schwer, zwischen dem zu unterscheiden, was meine Augäpfel sehen und was das Dritte Auge sieht. Könnt ihr mir helfen, das schneller zu überwinden?

Kirpal Singh: Ich denke, wenn ihr Leute auf das geachtet hättet, was euch zur Zeit der Initiation gesagt worden ist, dann hätte sich diese Frage erübrigt. Ich sagte euch:

Wenn ihr die Augen schließt, dann wirken diese Augen aus Fleisch und Blut nicht mehr! Da ist dann etwas anderes, das ihnen nicht gleicht, das die Dunkelheit sieht.

Nicht wahr? Habt ihr das nicht schon so oft gehört? Die Augen aus Fleisch und Blut sehen die Dunkelheit nicht – wenn ihr sie schließt, hören sie zu arbeiten auf. Das Einzelauge oder das Dritte Auge in euch sieht die Dunkelheit. Und wenn ihr eure ganze Aufmerksamkeit sammelt, dann öffnet es sich.

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Frage: Ist es in Ordnung, wenn die Initiierten an Feiertagen für ausgedehnte Gruppenmeditationen zusammenkommen, vielleicht für ein paar Tage?

Kirpal Singh: Ja, das ist in Ordnung. Aber werdet nicht zu ‚Meistern‘. Der springende Punkt dabei ist: ihr beginnt damit, und dann geht einer umher und verlangt die Achtung der anderen – sie sollen ihm glauben. Und so steht er zwischen dem Meister und den Menschen. Wenn es nur dazu dient, in liebevoller Erinnerung an den Meister zusammenzukommen und miteinander zu meditieren, dann ist es gut. Darüber habe ich ein Rundschreiben gesandt. Vielleicht erinnert ihr euch:

Soweit es die Spirituellen Dinge betrifft, sollte niemand zwischen dem Meister und dem Initiierten stehen.

Manchmal mögt ihr recht handeln und manchmal erhebt das niedere Ich sein Haupt – dann steht ihr nirgendwo und jene, die euch folgen, stehen auch nirgendwo. Das geschieht oft. Um das zu vermeiden, schrieb ich euch: Wendet euch mit allen Spirituellen Dingen direkt an den Meister. Das heißt nicht, dass ich euch dieses Recht beschneiden will. Doch ihr müsst verstehen, dass da etwas gesagt werden mag, das falsch ist – dann bringt es euch vom rechten Weg ab. Und für den, dem ihr folgt, wird es zur Last – er verliert sein Kapital, es geht ihm schlecht und auch euch wird es nicht besser gehen. In dieser Hinsicht müsst ihr sehr vorsichtig sein. Wenn ihr ganz, ganz sicher seid, dass euch der Meister eine bestimmte Frage eindeutig beantwortet hat, dann könnt ihr sagen: ‚Ich habe den Meister gefragt – und das hat Er gesagt.‘ Das ist etwas anderes. Aber im Allgemeinen befehlen wir, beginnen wir die anderen zu beherrschen; wir werden zum ‚Chef‘ – das ist ein Problem, das durch die Initiierten geschaffen wird.

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Frage: Verstößt es gegen die Interessen eines Spirituellen Aspiranten, der vom Meister initiiert worden ist, wenn er sich von einem anderen Yoga-Lehrer unterweisen lässt?

Kirpal Singh: Nun, ich denke, der gesunde Menschenverstand gibt uns die Antwort darauf. Der Weg des Yoga ist anders als der, den uns der Meister weist. Das ist der Weg des Surat Shabd – der Yoga geht den Weg der Pranas. Wenn du ihm folgen willst, dann ist das etwas anderes. Wenn du, statt im Flugzeug zu fliegen, weiter mit einem Karren fahren willst, dann mach’ das nur. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

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Frage: Wie beurteilt Ihr die Geburtenkontrolle oder Abtreibung?

Kirpal Singh: Persönlich bin ich dagegen. Warum? Wenn früher jemand unkeusch lebte, wollte er nicht, dass das bekannt wurde. Er wählte einen verborgenen Weg, den selbst die Ärzte lieber vermieden. Die Menschen hatten Angst. Nun ist die Tür geöffnet. Man hat sich die Erlaubnis Gottes und der Familie geholt. Es gibt die Geburtenkontrolle – geht zum Arzt oder auch zur Behörde. Ab und zu geht man da hin. Aber das ist keine reine Lebensweise. Nur eine Frau für einen Mann – seht ihr, das ist das Ideal, wenn ihr den Weg gehen wollt. Diese anderen Dinge waren eine Krankheit des Westens, die nun auch den Osten ergreift.

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Frage: Wenn der Meister beim Darshan Seine Kinder mit Gnade überschüttet, empfangen jene Seinen Segen, die empfänglich sind. Sieht der Meister irgendeinen Wandel in ihrer Aura? Wie erkennt der Hirte seine Schafe?

Kirpal Singh: Werde selbst zum Hirten, dann weißt du es. Schau, es gibt das Yogische Auge, das dies erkennt.

Unser Meister sagte immer:

Seht ihr, wenn jemand kommt, dann ist das, wie wenn man ein Einmachglas vor sich hat – ist etwas Saures oder etwas Süßes drin?

Wenn ihr dieses Yogische Auge habt oder entwickelt, dann könnt ihr es auch sehen. Jeder Mensch hat seine persönliche Aura – eine Ausstrahlung – die von jedem ausgeht. Selbst der Schlechteste hat eine Ausstrahlung. Und diese Ausstrahlung hat verschiedene Farben und Gerüche. Jene, die dieses Auge haben, können sie sehen.

Wenn ihr das prüfen wollt, dann möchte ich Folgendes raten: Setzt euch in die Sonne und wendet euren Rücken der Sonne zu. Ihr werdet euren Schatten sehen; und achtet dabei ganz genau auf eure Schultern. Nach einer kleinen Weile werdet ihr dort einen Dunst herauskommen sehen, dessen Farbe euren innersten Gedanken entspricht. Aber wir müssen dieses Yogische Auge entwickeln. Das ist alles. 

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Frage: Sollen wir zurückkehren, um alte Schulden zu begleichen? Oder uns gleich von hier aus zu Gott aufmachen?

Kirpal Singh: Alle Schulden müssen zurückgezahlt werden. Wenn es etwas zu begleichen gilt und wir unter dem Schutz eines Kompetenten Meisters stehen, kann Er all das ordnen, was jene betrifft, die initiiert worden sind. 

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Frage: Was meinte Jesus, als Er sagte: ‚Ich bin der einzige Weg‘ und ‚Hütet euch vor den falschen Propheten‘?

Kirpal Singh: Ja, Er sagte natürlich: Ich bin der einzige Weg – doch lies weiter! Ich denke, das wird diese Frage klären. Er sagte: Ich bin der Weg. Ich bin die Wahrheit. Ich bin das Leben. Dann sagte Er: Ich wirke, solange es Tag ist. Wenn die Nacht kommt, kann keiner mehr wirken. Er sagte weiter: Ich bin das Licht der Welt, dieweil ich bin in der Welt.

Was die ‚falschen Propheten‘ betrifft – jene, die nur so tun, als ob – sie können euer Einzelauge nicht öffnen, um euch sehen zu lassen, – das sind die ‚falschen Propheten‘.

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Frage: Warum war Jesus berühmter als andere Lehrer?

Kirpal Singh: Nein, im Osten gab es auch andere, die berühmt waren. Im Westen hatten wir natürlich die griechischen Philosophen. Doch was den Westen betrifft, ist das natürlich richtig. Doch Er, Jesus, war einer aus dem Osten, bedenkt das! Er war Orientale! In einer Ansprache habe ich einmal gesagt, dass man die Lehren Christi nicht verstehen kann, bis man sie nicht durch die Augen eines Orientalen sieht. Und der Fragesteller sagte: Wieso? Und ich erklärte ihm: Weil Er ein Mann des Ostens war. Seine Lehren sind mit denen des Ostens verwandt – sie sind sich gleich. Die Grundlehren aller Meister sind gleich. Lest das Buch ‚Naam oder das Wort‘ – dort könnt ihr das alles lesen.

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Frage: Sind Sich die Meister von Geburt an bewusst, dass Sie Meister sind? Oder beginnen Sie Ihr Leben wie andere Menschen?

Kirpal Singh: Ja, Sie haben Ihren Hintergrund, die Erfahrung früherer Leben. Was wollt ihr mehr? Wenn ich sage: Ich bin Gott, wollt ihr dann, dass ich das sage? Nein, denn niemand kann Gott sein. Einer kann Gottes Sohn sein – das ist in Ordnung.

Zwischenbemerkung: Nicht Gott, aber ein Gottmensch!

Kirpal Singh: Wenn überhaupt, dann Gottes Sohn … wenn überhaupt!

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